„Super flotter Ritt, Witterung ausbaufähig“
Abfahrt kurz nach halb 7 Uhr. Temperatur bei Abfahrt ca. 7 °C, bewölkt, aber trocken. Eingestellt war ich auf viel Verkehr und mehr oder weniger heftige Staus. Um es kurz zu machen, so gut bin ich selten, wenn überhaupt, diese Strecke gefahren. In Limburg-Nord auf die Autobahn drauf, Tempomat auf 111 km/h eingestellt und laufen lassen. Erster Stopp war in Burg kurz vor Puttgarden. Bis dahin musste ich selten mal langsamer fahren oder gar bremsen. Wie geht das an einem Freitag? Dementsprechend auch einmalige Verbrauchswerte. 7,1 l/km an der Tankstelle in Burg. Bei Ankunft in Helsingør waren es 7,3 l/km.
Statt der geplanten Fähre um 15:45 Uhr habe ich die um 14:15 Uhr erreicht. Selbst um KH war der Verkehr eher moderat, keine Stockungen durch Feierabendverkehr. Lediglich ein anderer Kraftfahrer ist ausgerastet und mir lichthupend in den Kofferraum reingekrochen. Sonst war alles entspannt.
Krempel aufs Hotelzimmer bringen, den Wagen auf dem Hotelparkplatz logieren und ins Zentrum ein paar Straßen laufen. Die bestellte Pizza stand ca. 18 Uhr auf dem Tisch. Die sehr nette Bedienung hatte mir aus der nebenanliegenden Kneipe sogar noch ein Weihnachtsbier geholt, wie aufmerksam.
Aus der kleinen Pizzeria heraustretend stürmte es nun nicht mehr nur sondern fisselte auch noch unangenehm. Also einen Schritt schneller laufen und in das sehr gut geheizte „Skum“ eintreten. Es ist noch sehr mäßig besetzt, mehr oder weniger freie Platzwahl. Das Bierchen Nummer „5“ wird geordert, ein „IPA“, ja, das schmeckt.
Das Schreibgerät auspacken, schreiben. Jetzt ist es 19:30 Uhr. Die Musik ist ganz brauchbar, stilmäßig ziemlich quer durch den Garten.
Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, dann gibt es hier zwar freien Zugang zum WLAN, aber man muss sich zwingend per Facebook oder so anmelden. Nein Danke, da nutze ich lieber mein Mobilfunk im Notebook.
Mal sehen was die Wettervorhersagen so sprechen. Zu Hause morgen 14 °C, da kriegt man ja Frühlingsgefühle, <bäh>. Helsingør morgen 6 °C, Sunne 5 °C, Mora am Sonntag dann bei 3 °C und Sonnenschein, Östersund am Sonntag 1 °C ebenfalls Sonnenschein. Die folgenden Tage sollen dann immerhin leicht unter dem Gefrierpunkt liegen. Es könnte also doch noch besser werden. Für Longyearbyen soll es nur leicht unter Nullgrad werden, aber bis dahin ist ja noch etwas Zeit, vielleicht ist der Wettergott noch gnädig und schenkt mir schnucklige -20 °C, hoffen darf man ja.
Ich schaue gerade mal in die Runde hier, es ist doch ziemlich leer, noch keine 10 Gäste.
Nun das Bier Nummer „8“ (ein IPA, irgendwas „experimental“). Iiiiiiiigitt, was ist das denn, das schmeckt ja nach irgendeinem Saft, w-i-d-e-r-l-i-c-h. Ich storniere und ergattere ein dunkles Weihnachtsbier, damit kann man sich arrangieren. Die Musik mäandert immer noch quer durch alle mögliche Genre. Von ABBA bis Krautrock.
Also ich mag es ja schon wirklich kuschelig warm im Winter (in Innenräumen) aber hier hat es gefühlt Saunatemperaturen. Für die nächsten Tage werde ich meine speziellen Winterklamotten auf jeden Fall nicht benötigen, so viel ist sicher.
Es ist knapp 21 Uhr, die Musik wurde etwas lauter gedreht und wird deutlich gefälliger, coole Mucke.
Gerade wurde ich gefragt, ob es mich stört, dass die Musik lauter gestellt wurde, es würde später noch ein DJ kommen. Ich sage, nein, stört mich gar nicht, alles bestens. Irgendwie ein lustiges Gespräch, der junge Kerl wollte wohl den ollen Opa vorwarnen, dass es bald etwas lauter werden könnte. Aber, Junge, der Opa kann laute Musik schon ab. Es muss nur coole Mucke sein, dann passt das schon. Immerhin fährt der Opa ca. 8.500 km um einem Musikfestival beizuwohnen.
Auf der anderen Seite wird der Opa heute aber auch nicht mehr so arg alt, weil der Tag war lang und bald wird er sich zurückziehen. Und mit „bald“ ist „jetzt“ gemeint, nämlich 21:21 Uhr. Abmarsch.
„Durchwachsen bis hoffnungsvoll“
Die Heizung machte sich in der Nacht ein paar Mal über den Heizkörper sehr hörbar bemerkbar, erholsamer Schlaf geht anders.
Beim Frühstück habe ich mich nicht allzu lange aufgehalten, die gebuchte Fähre um 8 Uhr wollte ich nicht verpassen. Das gelang auch gut, genügend vor der Zeit reihte ich mich in die Schlange der Wartenden ein. Die erste Spur mit PKW war gefüllt und ich wurde auf die Pool-Position der zweiten Spur verwiesen. Spoiler: An der Pool-Position zu stehen bedeutet nicht zwangsläufig auch als Erster zu starten. Aber erst Mal ganz hoch aufs Außendeck. Noch liegt die Fähre fest am Kai, aber nur wenige Sekunden später legt sie schon ab. Wie nun schon erwartbar ohne Vibrationen, laute Motorengeräusche oder gar stinkende Abgase aus dem Schornstein. Sehr angenehm das.
Die Überfahrt dauert bekanntlich nicht lange. Wieder zurück zum Wägelchen, dieses Mal hatte ich auch dran gedacht die Alarmanlage zu deaktivieren. Die erste Spur PKW fährt los, zeitgleich mit der LKW-Spur, ich gedulde mich.
Am Zoll geht es flott, der junge Beamte will nur wissen wo ich hin will und ob es zum Skifahren sei. Ich antworte und frage ich mich dann selbst, wie lange man wohl heute fahren müsste, um Ski zu fahren.
Helsingborg wird ordnungsgemäß der Ausschilderung folgend umfahren, obwohl es sicherlich zu der Zeit kein Problem wäre die deutlich kürzere Strecke durch die Stadt zu nehmen.
Temperaturmäßig liegen wir bei ca. 5 °C, es ist durchgehend bewölkt, eigentlich so wie immer. Die Autobahn ist (noch) nicht sehr frequentiert. Wenn man wie vorgeschrieben fährt ist man aber wie gewohnt schon fast ein Hindernis und wird pausenlos mal mehr oder weniger schnell überholt, aber mehr als 100 km/h sollen es heute nicht mehr sein, bald wäre ja eh Schluss damit.
„Halmstad“ ist schnell erreicht und es geht ab auf den „Inlandsvägen“. Auch wenn ich es hier schon erlebt habe, dass man von der grünen Landschaft an der [E6] noch nicht weit entfernt ist und ruck-zuck im Schnee landet, heute war damit nicht zu rechnen und so war es auch. Kein Krümel Schnee zu sehen, auch keine Rest, nichts, rien, ingen ting. Auch gut.
Um erst gar nicht in die Gefahr zu geraten irgendwo geblitzt zu werden werden alle Geschwindigkeitsbeschränkungen peinlichst genau eingehalten, mit maximal 1 km/h „Aufschlag“. Die meisten folgenden Fahrzeuge fügen sich ihrem Schicksal, ein paar ziehen aber bei der erst besten oder auch zweitbesten Gelegenheit wie Pfeile vorbei.
Zur besten Mittagszeit wird am Roundabout Mullsjö angehalten. Heute gibt es kein Rekebrot, also nehme ich etwas von der Tageskarte. Da ich mir nicht ganz sicher war was im ersten Gericht die Hauptzutat war habe ich es mir erklären lassen. Eine Art Frikadelle. Dazu gab es Pellkartoffeln mit Schale, eine Sauce darüber, ein schöner Klecks - bei uns wären das wohl - Preiselbeeren und alibimäßig etwas Salat. Ja, das war ganz lecker, ein Tässchen Kaffee war sogar im Preis inbegriffen.
Direkt an das Schnellrestaurant angrenzend ist ja ein Supermarkt, dachte ich. Im Eingangsbereich war alles voll mit Süßigkeiten, es nahm gar kein Ende. Dann bog ich um eine Ecke und mich traf fast der Schlag, das war gar kein Supermarkt, der ganze Laden war voll mit Süßkram. So was habe ich im Leben noch nicht gesehen. Nun, dann nutze ich die Gelegenheit und schaue mal, ob hier was für die Daheimgebliebenen liegt.
Weiter geht es.
Am Götakanal anzuhalten kann man sich sparen, es ist dunkel bewölkt und ziemlich windig. Das taugt nicht für die Drohne.
In Karlstad nutze ich wieder die Gelegenheit noch mal 98er Saft zu tanken. Mit der Kreditkartenzahlung an den Automaten muss ich erst Mal wieder warm werden. An 10 unterschiedlichen Automaten hat man gefühlt 11 unterschiedliche Bedienungsweisen. Und die mit einem Zettel angebrachte Erklärung was man machen muss um auf die „Buttik“ zu tanken will ich erst gar nicht verstehen. Irgendwann rinnt der Kraftstoff und die Quittung kommt ohne weitere Bedienungsschritte einfach so nach dem man die Kreditkarte noch mal eingesteckt hat.
In der Landschaft sieht man nun vermehrt Schneereste, an geschützten Stellen. Teilweise sind blaue Streifen am Himmel zu sehen.
Der „Mellanfryken“ taucht rechter Hand auf, das ist der mittlere der drei Seen. Es ist kein Eis zu sehen, auch nicht am Rand. Ich hatte durchaus damit gerechnet, dass Eis zu sehen wäre. Auf den vielen kleineren Seen den Tag über war oft eine komplette Eisschicht zu sehen.
Auf dem Parkplatz des „Hotell Frykenstrand“ stehen so viele Autos wie noch nie. Hoppala, was ist denn hier los. Ich checke ein, Zeugs aufs Zimmer und flugs nach draußen, die Dämmerung dräut schon und die schönen blauen Stellen am Himmel waren auch wieder recht trüben Wolken gewichen. Dann habe ich mich verzettelt und stehe irgendwann endlich am Rande des „Övre Fryken“. Die Rotoren drehen sich, die Steuerung meldet schon zu wenig Licht, ich fliege trotzdem los.
Bei 3 °C braucht man die neuen Handschuhe gar nicht, mir fröstelt nicht. Obwohl ich vor ein paar Wochen einige Übungsflüge zu Hause hatte fliegt das Ding so absolut gar nicht so wie ich will. Schon nach kürzester Zeit sage ich „Return to home“. Dann steigt das Gerät erst Mal auf die maximale Flughöhe schwebt dann direkt über mir und sinkt. Da wo ich stehe sind aber jede Menge Bäume. Ich peile die Lage und zum Glück geht alles bestens aus.
Irgendwie dürstet es mich noch nach etwas Auslauf. Die kleinen Spikes hatte ich schon unter die Schuhe geschnallt und wechselte die Straßenseite. Durch die deutlich geringeren Schneemengen auf dem Weg war es nicht so schwer wie im letzten Jahr, wo man wirklich tief versank. Aber das Licht war nun echt nicht mehr arg doll. Rückmarsch.
Das ganze elektronische Geraffel auspacken, zwei Kameras, Drohne und GPS-Logger „entladen“, Kopie auf die externe Festplatte und per SFTP auf die Domain, also mehr Sicherung geht nicht.
Pünktlich 18 Uhr geht es ins Restaurant, einen Platz hatte ich mir schon beim CheckIn reserviert. Heute gibt es Essen am Buffet, nix von der Karte. Ist mir aber allemal lieber, als noch mal mit dem Auto nach Sunne rein zufahren. Zunächst nehme ich etwas von den Salatvariationen. Dann etwas aus der Fisch-Sektion. Das war zwar super lecker, aber leider nicht mehr wirklich heiß, schade. Dann noch etwas aus einer anderen Warmhalte-Vorrichtung. Ja, das dampfte noch, es war Braten, mit Brokkoli, dazu etwas Sauce. Lecker und heiß. Dazu gab es ein „Fryksdalens Bryggeri Lysvik Stout“ mit 6,5 % Alkohol. Hmm, sehr süffig.
Und als ob das noch nicht alles wäre folgen noch ein paar Schlückchen Kaffee mit einer Vanille-Creme bei der man das Gefühl hatte das da Unmengen an Sahne drin steckten. „Leider“ sehr sehr lecker.
Nun ist es fast 20:30 Uhr, ich glaube um 21 Uhr ist dann Ende hier im Restaurant.
Über Nacht soll es leicht unter Null werden und morgen für 9 und 10 Uhr ist ein volles Sonnenzeichen angekündigt, wie schön. Auch Mora ein volles Sonnenzeichen zwischen 9 und 14 Uhr, bei -1 °C. Östersund bei einer vermuteten Ankunft um 16 Uhr -1 °C bei leichter Bewölkung. Die Eisstraße wird unter den Bedingungen vermutlich nicht existent sein oder das Eis - falls welches da ist - nicht tragend. Weiter gucke ich noch nicht so ganz genau in die Zukunft, naja, gelinst habe ich schon, wirklich gut kalt wird es nicht. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
„So wie es sein soll“
So viel kann man schon mal verraten, das war heute ziemlich mein Geschmack. Was den echten Geschmackssinn angeht so war das Frühstücksbuffet mal wieder nicht zu toppen. Alleine die Auswahl an Müslisorten und weiterem Zubehör lies keine Wünsche offen. Heute darf es auch noch ein Brötchen sein, Käffchen dazu.
Die Wettervorhersage versprach nicht zu viel, der Blick sowohl aus dem Zimmer als auch aus dem Frühstücksraum zeigte nur blauen Himmel, das sieht vielversprechend aus.
Das Gepäck verstauen und die leicht vereiste Frontscheibe kratzen, Temperatur -1 °C. Abfahrt. In meiner Richtung ist der Verkehr recht überschaubar, aber auf der Gegenseite ist den ganzen Tag über eine wahre Karawane an Fahrzeugen unterwegs. Häufig mit einer Skibox oben drauf und halb Danmark scheint auf der Heimreise zu sein. Mich stört das Ganze nicht oder nur peripher. Zum Beispiel als mir auf meiner Spur ein Fahrzeug entgegen kommt, das ein anderes überholt und keinerlei Anstalten macht den Überholvorgang abzubrechen sondern einfach stur weiter fährt. Zum Glück war die Straße dort so breit, dass man in der Situation mit drei Autos aneinander vorbei kam. Also so was habe ich selten erlebt, wie dreist.
Temperaturmäßig ging es heute leicht um den Gefrierpunkt herum, kurzzeitig waren es mal -3 °C, jetzt nicht unbedingt arktische Temperaturen. In Mora durfte natürlich ein Halt nicht fehlen. Auf dem Eis war einiges los, kein Wunder, bei dem Wetterchen. Mit den kurzen Spikes an den Schuhen hatte man einen absolut sicheren Halt, auch auf blankem Eis. Das charakteristische Geräusch der Spikes hörte man bei vielen Leuten, einige gingen aber auch nur mit normalen Schuhen, aber dann doch deutlich vorsichtiger. Ein Bus mit holländischem Kennzeichen stand auf dem Parkplatz, die waren alle Schlittschuhlaufen, wie ich bei meiner Rückkehr feststellte. Alles Leute in eher meinem Alter und noch einen Tick älter, würde ich sagen. Cool.
So weit wie heute bin ich vorher noch nicht auf dem Eis gelaufen. Sehr lange verweilte ich aber nicht, die Tageskilometer wollen irgendwie gefahren werden. Nach Mora hatte ich es schon erlebt, dass es innerhalb weniger Kilometer von einer mit wenig Schnee ausgestatteten Landschaft in ein Schneeparadies überging. Das war heute nicht der Fall. Trotzdem wurde ab einem Punkt die schneelose Straße zunächst etwas unangenehm zu fahren, weil es Spurrinnen hatte. Aber das änderte sich bald und es hatte eine schöne festgefahrene Schneedecke.
Und auch in der Landschaft lag nun deutlich mehr Schnee, kurzzeitig waren auch die Bäume verschneit. Der Strom an Autos auf der Gegenseite nahm nicht ab. Die Streckenführung ist durchaus unterschiedlich, mal eine recht breite Straße die sich leicht geschwungen durch die Landschaft schlängelt, mal aber auch eine rechte Berg- und Talbahn auf eher schmalen Straßen die schon etwas mehr Konzentration erfordern. Teilweise kann man locker 100 km/h fahren. Genau der richtige Mix.
Die Abkürzungsstrecke vor Östersund fahre ich nicht und bleibe auf dem Inlandsvägen, durchaus etwas Umweg, aber man bleibt so auf der deutlich besser befahrbaren Straße. Als ich in Östersund in die City runter fahre ist es schon schwer am Dämmern. Ich versuche erst gar nicht das Auto in der Nähe des Hotels (unerlaubter Weise) mal kurz zu parken um das Gepäck aufs Zimmer zu bringen und parke gleich in einer Straße wo ich schon häufiger ein Plätzchen bekommen hatte. Mit 10-, SEK befriede ich den Parkraumbewirtschafter bis morgen früh 09:40 Uhr. Auch hier wieder gibt es keine gedruckte Quittung, man könnte sie sich per Mail zuschicken lassen, was ich ablehne. Wir werden sehen.
Die SMS mit den Zugangsdaten zum Hoteleingang und zur Wohnung hatte ich gestern empfangen und mir noch mal notiert. Ich habe das Zimmer 7, da war ich auch noch nicht. Es ist wie die anderen Zimmer sehr schön eingerichtet.
Die kurzen Spikes hatte ich mir schon am Auto angeschnallt, was sehr hilfreich war, es gab viele vereiste Stellen, die so mühelos zu bewältigen waren. So gegen 17 Uhr dann Abmarsch, runter zum See, mal etwas die Füße vertreten. Ich laufe bis zu der Stelle wo es auf die Vallsundsbron-Brücke geht.
Kurzer Zwischenstopp im Hotel, den Fotoapparat dort lassen, das Notebook einpacken und ab ins „Tre Rum“. Das andere Restaurant, dass mir der Hotelbetreiber mal empfohlen hatte („Republiken“ hieß es glaube ich), existiert nicht mehr, ein anderes Restaurant war nun darin.
Gestern hatte ich ja luxuriöser-weise zum Mittag- und Abendessen Fleisch, also darf es heute etwas vegetarisches sein. Was es auf den zweiten Blick genaugenommen gar nicht war, denn der Burger enthielt auch Käse, aber da bin ich nicht päpstlicher als der Papst.
Der Burger war sehr lecker, der Fleischersatz waren Champignons, dabei waren noch irgendwas-Zwiebeln, waren die nun kandiert oder glasiert, was weiß ich, ich bin nun mal kein Koch. Dazu gab es sehr feine Pommes aus Süßkartoffeln plus drei Dipps. Lecker, Fleisch habe ich keines vermisst.
Zum Trinken gab es von der „Jämtlands Bryggeri“ ein „Jämtland IPA, India Pale Ale, 5,5 % Alc“ und dann noch ein „Jämtland BALTIC, Imperial Stout, 7,0 % Alc“. Das IPA war süffiger. Kostenpunkt total: 407 SEK (35,46 €), der Burger 239 SEK (20,82 €), ein Öl je 84 SEK (7,32 €). Wer jetzt denkt, waaaas, ein Bier 0,33 l soooo teuer, der kennt die Preise in Norwegen noch nicht. Für das Geld darf man an einem norwegischen Bier nur mal schnuppern. Das Weihnachtsbier im „Solid“ letztes Jahr in Tromsø hatte meine ich über 12 € gekostet. War aber auch legendär lecker.
Nun ist es 19:45 Uhr. Der Abend ist noch jung. Ohne die Spikes unter den Hufen ist es wirklich gemeingefährlich, ganz vorsichtig taste ich mich die wenigen Meter vom Restaurant zum Hotel.
Der allerneuste Clou im Hotel ist ein kleiner aber feiner Kühlschrank im Zimmer. Wieso und warum ist das nun toll? Also ein paar kleine Geheimnisse müssen nun doch bleiben. <g>
Was sagt die Wettervorhersage für die nächsten Tage? Zu Hause morgen 12 °C, <bäh>. Östersund um 9 Uhr ca. -5 °C und leicht bewölkt, klingt superb. Storuman ca. -6 °C, bewölkt, naja, da fahre ich ja nur durch. Sorsele ca. -9 °C, bewölkt, Vuollerim bei Ankunft ca. -11 °C, bewölkt. Nun, da es um die Zeit eh schon längst stockdunkel ist spielt die Bewölkung keine so große Rolle mehr. Aber die Temperatur verspricht knirschtechnisch ein feinstes Konzert für die Öhrchen. Vor dem Abendessen sollte ich es mir nicht entgehen lassen einen kleinen Spaziergang zu machen und diesem einmaligen Sound zu frönen.
Karesuando am Dienstag im einstelligen Minusbereich und Schneefall. Kilpisjärvi, einstellig Minus, stark bewölkt. Nordkjosbotn um den Gefrierpunkt und bewölkt. Tromsø gegen 16 Uhr 0 °C, stark bewölkt, zur Nacht wird es eher etwas wärmer. Und jetzt Longyearbyen am Dienstag: Temperatur um 0 °C, leichter Schneefall und Windgeschwindigkeiten in der Spitze um 18 m/s. Das ist schon mehr als nur ein laues Lüftchen. Die weiteren Temperaturen auf Svalbard sind absolut niederschmetternd, +1 °C und Schneeregen. Eijeijeijeijei, was eine Grütze.
Da kann ich einige Klamotten direkt in Tromsø lassen, was soll ich bei so einer „Hitze“ mit meinen arktistauglichen dicken Klamotten. Da macht es mehr Sinn meine Spikes einzupacken, damit ich mich bei Eis nicht auf die Waffel lege.
Themenwechsel. Beim Durchschnittsverbrauch bin ich derzeit noch auf einem Rekordwert, nämlich 7,3 l/100km. In 2024 lag ich bei meiner Rückkehr bei 7,5 l/100km.
Es ist 22:41:32 Uhr und draußen wird es laut, es ruckelt und schruppt und piept. Ein großes Schneeräumfahrzeug kratzt Eis und Schnee von der Straße. Auf der einen Seite schön, aber auch schon reichlich spät, jeder der jetzt bereits sein Öhrchen auf dem Kopfkissen hat wird doch ziemlich unsanft aus den schönsten Träumen gerissen.
Sehen wir es mal positiv, ich will ja morgen früh auch von meinem Parkplatz einige Höhenmeter nach oben zurück auf den Inlandsvägen, da bin ich ja auch froh, wenn das gut präpariert ist.
Ende für heute.
„Im Winterwunderland — Abkürzungsstrecke heute nix für mich“
Mehrmals in der Nacht wurde auf der Straße schwer gearbeitet, Räumfahrzeuge waren im Einsatz, wirklich Schnee in Mengen lag ja keiner mehr, aber es war schon heftig glatt, vielleicht wurde daran ja gearbeitet. Zeitig aus den Federn. Frühstück, wie immer sehr ausgefallen und reichhaltig. Die nächtlichen Arbeiten zeigten Wirkung, man konnte nun vorsichtigen Schrittes wieder vorwärts kommen.
Abfahrt dürfte ziemlich genau 8 Uhr gewesen sein. Es war nicht ganz einfach die vorgeschlagene Straße zu nehmen, denn da stand gerade ein Laster und eine Schneefräse, beide bewegten sich aber nicht groß. Also so fahren wie ich dachte diese Stelle umfahren zu können, nur um dann genau wieder vor dem Laster und der Schneefräse zu stehen die noch keinen Millimeter weiter gekommen waren. Neuer Anlauf, eine andere Seitenstraße die mich eine Ebene nach oben bringt. Ja, das klappt, ich bin mitten drin im Berufsverkehr.
Langsam schlängelt man sich aus der Stadt raus, es dauert nicht wirklich lange und man ist schon in der Wildnis. Von blauem Himmel ist nicht viel zu sehen. Das Pensum heute also knapp 600 km, das ist schon ein schönes Pfädchen, zumal es ja noch etwas früher dunkel wird. Schnee hat es nun ordentlich in der Landschaft, auf der Straße liegt mal mehr oder weniger, aber immer in einer gut fahrbaren Variante. Die Temperaturen bewegten sich zwischen -3 °C und -16 °C.
An bekannten Orten (Olsta und Fiandberg) habe ich angehalten. Die Drohnenflüge liefen etwas flüssiger, panische automatische Rückflüge musste ich keine einleiten. Mal sehen was daraus geworden ist.
Ob der noch bevorstehenden Strecke gab es keine sonstigen Halte mehr. Da das Navi wieder mal Wege vorschlug die völliger Käse waren konnte ich auch nicht einschätzen wie lange ich denn nun wirklich noch brauchen werde. Nach Arvidsjaur hatte ich noch mal eine alternative Strecke berechnen lassen, das sah schon mal etwas besser aus, aber irgendwie trotzdem insgesamt noch zu lange. Tja, irgendwann wollte ich dann ja auch mal auf die Abkürzungsstrecke abbiegen. Da kam eine Straße, die war schmal, kurvig, das müsste sie sein, aber sie war nicht in so einem guten Zustand wie die letzten Male. Aber, erst mal fahren. Auf dem Navi mal auf geringer Zoomstufe gucken ob irgendwann der Abzweig kommt der dann nach Vuollerim führt. Aber der gesuchte Ortsname tauchte nicht auf.
Nee, also das war mir nicht geheuer. Nur, wo drehen, bei der schmalen Straße. Da, es ist minimal breiter, unter sehr viel Kurbelei wenden, sich dabei nur nicht in eine Situation bringen wo die Reifen durchdrehen und nichts mehr geht. Ich war nicht weit auf der schmalen Straße gefahren, wieder 3 km zurück auf den Inlandsvägen. Dort kann man problemlos (und erlaubt) 90 oder 100 km/h fahren, es ist mittlerweile stockdunkel. Noch 50 km bis Jokkmokk und von dort noch mal 40 km bis Vuollerim. Die Abkürzungsstrecke hätte mir zwar meines Wissens nach ca. 40 km erspart aber bei den Straßenverhältnissen geht die Rechnung zum Schluss nicht auf.
Meine Prognose um 17 Uhr am Hotel anzukommen ging auf die Minute auf. Jetzt war aber genug mit Autofahren für heute. Zeugs aufs Zimmer schleppen, die dicken Klamotten anziehen, die, obwohl sie den ganzen Tag im warmen Auto lagerten, immer noch ziemlich frisch sind. <brrrrf>
Raus, -16 °C, der Schnee spricht, also knirscht, ein Genuss.
So, nun ist es aber auch Zeit für das Abendessen, beim Einchecken hatte ich gefragt ob es eines gibt, ja, ab 18 Uhr. Ich platziere mich im Restaurantteil. Nach kurzer Verwirrung stellt sich heraus, dass um die Ecke ein Buffet aufgebaut ist. Ahh, ok, nun. Es gibt ein paar Salate und ein Hauptgericht, ich identifiziere es als Geschnetzeltes, Beilage Reis. Zum Abschluss gibt es noch ein Dessert und Kaffee. Wasser, O- und A-Saft sind inbegriffen. Aber ein Bierchen darf es schon sein. Ein Juleöl ist noch zu haben, das kann man wohl trinken.
Die Zeit schreitet voran, fast 20 Uhr. Zeit zu gehen. Mir deucht das Hotel steht unter neuer Leitung, denn die sehr nette Dame am Empfang und die auch gleichzeitig in der Küche wirkte, ist nicht mehr da. Beim Bezahlen der Rechnung frage ich noch nach dem WLAN-Passwort, die junge Servicekraft notiert es mir auf einem Post-It. Ich lese das ultra geheime Passwort erst auf dem Zimmer und lache mich weg. Es lautet, „23456789“, das kann man sich nicht ausdenken und ist garantiert weltweit einzigartig. Wer sich jetzt fragt, wo ist da das Problem, es ist schließlich nur das Passwort für das WLAN des Hotels. Es geht hier ums Prinzip, wer so Kennwörter vergibt nutzt vermutlich auch da wo es wirklich drauf ankommt so ähnlich schlaue Passwörter. Naja, muss jeder „selbärn“ wissen.
Das GPS-Log zeigt sehr schön, dass ich nach der vergeigten Abkürzungsstrecke den restlichen Weg quasi free-style gefahren bin, ohne Tempomat.
Zu allem Übel wird das Kennwort zwar angenommen, aber ins Internet komme ich damit auch nicht. Selbst meine Telekom-SIM bringt mich nicht ins Internet. Zefix noch mal.
Nach einem Windows-Neustart klappt nun auch das Internet. Ja, die Strecke die ich fuhr, war doch die richtige. Aber die Entscheidung umzudrehen war doch vernünftig, das hat sich einfach nicht gut angefühlt. Man kann es nicht zwingen. Dann halt ein andermal wieder.
In Vuollerim morgen früh um 8 Uhr -5 °C und Schneefall. Karesuando leichter Schneefall bei -4 °C, Kilpisjärvi bewölkt bei -5 °C, Nordkjosbotn bewölkt bei 0 °C, Tromsø +2 °C. Longyearbyen am Mittwoch Nachmittag Schneefall bei 0 °C, Windgeschwindigkeiten in der Spitze bei 16 m/s.
Da stellt sich jetzt die Frage, ob ich bei Schneefall nicht lieber doch die große Straße nach Jokkmokk fahre und dort weiter auf dem Inlandsvägen, statt auf der Nebenstrecke über Nattavaara.
„Warm — tatüütataa — Norge“
Der Reihe nach. Die Monteure die hier mehrheitlich Gäste waren sind früh auf den Beinen, da fiel die eine oder andere Tür unsanft ins Schloss. Da durchaus mit ungemütlichem Wetter zu rechnen war wollte ich aber auch durchaus nicht all zu spät aufbrechen. Das Frühstück war meiner Meinung nach deutlich übersichtlicher als früher.
Es hatte nun doch leicht angefangen zu schneien, sehr fein. Die Temperatur lag gerade mal bei -4 °C, dementsprechend startete das Wägelchen auch ohne zu zucken. Der Weg über Nattavaara war mir bei den Verhältnissen nicht geheuer, es ist immerhin nur eine Nebenstraße.
Die Straße von Vuollerim nach Jokkmokk verlief problemlos, die Straße ließ sich gut fahren. Ab Jokkmokk lief es auf dem Inlandsvägen noch mal deutlich besser. So ging es bis Gällivare, es schneite ab und an, aber nichts Wildes. In Gällivare dann 98er Saft. Dabei sah ich wie das Heck komplett zugeschneit war, in dem Zustand hatte ich es noch nicht gesehen, krass.
Auf den Straßen war wirklich extrem wenig los. In Suomi gab es durchaus Abschnitte mit recht guter Sicht, aber zwischendurch auch leichter Schneefall. Angehalten habe ich nicht noch mal, zum Drohnefliegen fehlte mir etwas die Muse. Direkt nach der Grenze von Suomi nach Norge war es ziemlich garstig, an ein paar wenigen Stellen waren ein paar kleine Schneeverwehungen. Das legte sich aber nach wenigen Kilometer wieder.
Nun war die Frage, wann fängt der Matsch an. An der höchsten Stelle lag die Temperatur bei -6 °C. Aber, kein Matsch in Sicht, wenigstens das blieb mir erspart. Selbst auf Meereshöhe waren es noch -1 °C. Letztes Jahr war auf der [E8] der Teufel los, heute absolut tote Hose.
Tromsø konnte ich fast schon riechen auf einmal direkt hinter mir wie aus dem Nichts Blaulicht. Nach einer Gedenksekunde deuchte mir, dass wohl ich gemeinte war. Die wollen mich doch jetzt nicht verknacken weil ich statt 50 km/h vielleicht 55 km/h gefahren bin. Ich halte an, Fenster runter. Norsk? Nein lieber Englisch. Die Papiere bitte. Ich reiche meinen Führerschein. Die junge Dame geht, kommt wieder und lotst mich runter von der kleinen Parkbucht auf einen kleinen Parkplatz 100 m weiter.
Ich halte an, steige aus. Der Kollege stellt sich vor als „Norwegian Customs“. Aha, daher weht der Wind. Sie wollten sich mal umgucken. Ob ich Alkohol und Tabak hätte. Nein. Woher ich komme, wohin ich fahre, was ich morgen mache, ich antworte kurz und knapp. Aha, wieso Svalbard. Musik-Festival. Ob ich Musiker sei, nein, ich bin nur Zuschauer. Wie viel PS hat das Auto. Kann man damit überhaupt auf Eis fahren. Das Gespräch mit dem Kollegen ist sehr nett. Die Kollegin guckt sich auf dem Fahrersitz um, ich öffne den Kofferraum. Alle Taschen werden geöffnet und vorsichtig inspiziert, bald steht alles draußen.
Ob da noch was unter der Matte (im Kofferraum) wäre. Ich sage, ja, da liegen zwei Stahlplatten. Kann man die raus nehmen, nee, die sind fest verkeilt. Dass man die hätte mit einem Schraubendreher so zerteilen können, dass man sie logischerweise hätte raus heben können behalte ich für mich. Ja, was ist denn nun unter den Platten, ich sage, da ist kein Stauraum mehr, da ist nur noch was vom BOSE-Audiosystem. Beides entspricht der Wahrheit.
Ich packe mein Geraffel wieder ein. Der Kollege verabschiedet sich mit Handschlag und einem Lächeln. Er und seine Kollegin hatten vorher untereinander noch kurz ein Wort gewechselt was ich nicht wirklich verstand aber deutete als, du hast das ja überprüft, ja, ja. Das Ganze hat nicht wirklich lange gedauert.
Ich fahre direkt in das Felsenparkhaus. So viel Gepäck wie möglich mitnehmen. Auf Nachfrage an der Rezeption erhalte ich ein Zimmer zum Berg, statt zur lauten Straße. Noch sind die Geschäfte auf, direkt noch etwas erledigen, Haken dran.
Einige Touristen sind meilenweit erkennbar. Es sind die die eingepackt sind, als ob sie hier am Südpol wären. Einige haben michelinmäßige Jacken an, super dicke Handschuhe, Mütze und Schals umgeschlungen, man fragt sich wo da nun die Augen rausgucken. Mir reichen mein dicker Pullover, die dünne Regenjacke und eine normale Mütze.
Es dürfte so gegen 18 Uhr sein, Zeit etwas zu essen, heute Mittag gab es nichts. Im „Walter & Leonard“ bekomme ich auch ohne Reservierung noch ein Plätzchen, aber wie es später scheint wirklich gerade so. Ich entscheide mich für das Reinsdyrfilet, dazu einen Cabernet Sauvignon aus Südafrika. Das Restaurant war gut besucht, es hat etwas gedauert bis das Essen kam. Es war ein Gedicht, da blieb nichts auf dem Teller zurück. Dem Nachtisch wurde eine Abfuhr erteilt.
Zeit mein Gepäck für morgen zu sortieren. Noch eine Tasche aus dem Auto ins Hotel schlüren. Alle Taschen mal kräftig schütteln und rühren, dann hat sich alles in die richtige Tasche sortiert. Die wirklich super dicken Sachen nehme ich nicht mit, was will ich mit Zeugs das man braucht wenn es -20 °C hat. Es soll aber gerade mal -6 °C werden, nachts, tagsüber am Sonntag sogar +2 °C, P-l-u-s-g-r-a-d-e, WTF. Aber so weit kommt es noch, einen Schirm nehme ich nicht mit, kommt ja gar nicht in die Tüte/Tasche.
Die Fußgängerzone in Tromsø ist immer noch nicht fertig. Da bauen die jetzt schon ein Jahr lang dran rum. Das passt gar nicht zu den flotten Norwegern.
Das „Solid“ ist durchaus gut besucht, aber ich finde mein Stammplätzchen noch frei. Weihnachtsbier gibt es keines mehr, auch gut.
Die Wettervorhersage für Longyearbyen für morgen sagt nur noch 11 m/s bei Ankunft des Fliegers an. Es ist also etwas weniger geworden, aber am Vormittag ist es in den Spitzen immer noch 20 m/s. Ich habe allerdings keine Ahnung bei welchen Bedingungen ein Flieger erst gar nicht mehr nach Svalbard fliegen würde, er muss ja auch noch sicher wieder das norwegische Festland erreichen. Und dabei in Tromsø wieder landen können oder auch erst in Oslo. Naja, da zerbreche ich mir jetzt meinen Kopf nicht drüber.
„Ankunft am Ende der Welt“
Das Zimmer nach hinten zum Berg raus lohnt sich, es ist deutlich ruhiger. Nun gilt es alles final zu verstauen.
Es könnte leicht über null Grad haben, es ist etwas matschig auf den Gehwegen und der Straße. Das Felsenparkhaus schlägt mit über 400 NOK zu, heftig. Ein paar Minuten vor meiner gebuchten Zeit komme ich am Flughafen an und versuche auf den Parkplatz zu fahren, der am Kreisel zum Flughafen liegt. Aber das ist alles komplett vereist. Alleine das Wendemanöver wird schon eine kleine Herausforderung. Pünktlich parkiere ich das Schüsselchen auf dem gebuchten Außenparkplatz „P7“.
Boarding am Automaten, check, aber wo ist der self-bag-drop? Bin ich blind, ich sehe einige CheckIn-Schalter, aber die nutzen mir ja eigentlich nix. Es ist aber auch nix explizit ausgeschildert. Das dumme Landei blickt sich fragend um und geht ein paar Meter weiter. Ah, zwischen den besetzten Schaltern hat es die self-bag-drop Schalter. Und schon verschwindet das Täschlein im Schlund der Maschinerie.
Jetzt bin ich mir nicht sicher, wo gehe ich nun nach dem Umbau durch die Security, so wie früher, die Rolltreppe hoch oder doch wo anders. Das Landei fragt und bekommt Antwort, ja, so wie früher. Das Übliche bei der Security, Geraffel aufs Band, durch den Detektor, alles OK. Schauen wieder alles einzusammeln, noch zwei Mal gucken auch nix vergessen zu haben.
Nun ist es um 10 Uhr, Zeit einen Happen zu frühstücken und in Ruhe Zeitung zu lesen.
Im Prinzip ist es egal wo man sitzt, aber ich gehe schon mal in den Auslandsbereich. Das Gate für den Longyearbyen-Flug ist immer noch F18.
Ein weiterer Laden öffnet seine Tore und es fängt überall an heftig zu piepen, das nervt wie die Hölle. Ich schlürfe meinen Kaffee zu Ende, mein Gate hat mittlerweile geöffnet, da ziehe ich jetzt um, da sollte es etwas ruhiger zugehen.
Einschub. Ich sitze in der „Svalbar“ und entdecke ein Stöffchen von dem ich bisher noch keine Kenntnis hatte. „Reinsdyr-Bokk“, ausgestattet mit 10 %, es ist ein Traum. Einschub Ende.
Die Beamtin am Zoll mustert mich mehrfach und bitte mich sie noch mal gerade anzugucken. Das gibt mir jetzt doch zu denken, ist der Unterschied zwischen Photo und Wirklichkeit so weit auseinander gedriftet.
Ich hätte mir doch die Kamera an den Sitzplatz holen sollen, das Wetter während der Flieger zur Startposition fuhr war ziemlich gut, nun dann eben keine Fotos. Der Flug war ruhig, auch die angekündigte holprige Landung blieb aus. Wenn ich es richtig verstanden hatte waren wir sogar ein paar Minuten vor der Zeit gelandet, aber was spielt das hier noch für eine Rolle. Ich fühle mich jetzt schon von der restlichen Welt zeitlich entkoppelt, wie auf einem anderen Planeten. Man sieht, dass es ziemlich stürmt, loser Schnee flitzt in irrwitziger Geschwindigkeit über das Rollfeld. Es dauert etwas bis die Treppe angelegt wurde und die Passagiere aussteigen können.
Meine Tasche kommt recht zeitig, ich steige in einen der beiden Busse ein und warte bis auch die letzten Passagiere ihr Gepäck erhalten haben und im Bus sitzen. Komisch, man kann nur noch eine einfache Fahrt buchen, kein Return-Ticket mehr. Erster Halt ist das „Svalbard Hotell | Polfareren“. Ich steige als Erster aus und bin auch gleich an der Rezeption. Es ist das - mal nachrechnen, „Coal Miners’ Cabins“, „Mary-Ann’s Polarrigg“, „Radisson Blu Polar Hotel“, „Svalbard Hotell | The Vault“ - das fünfte Hotel das ich habe. Und, wow, was ein schönes Zimmer, mit einem großen Zweier-Sofa, großes Badezimmer mit Badewanne. Ich bin wirklich positiv und sehr angenehm überrascht.
Da meldet sich nun der Magen, das „Kroa“ liegt direkt nebenan. Ich Dussel habe vergessen wo der Eingang ist und entere vermeintlich das Gebäude durch den Eingang des im gleichen Gebäude liegenden Hotels. Ja, wie jetzt, wo war noch mal der Eingang zum Kroa. Langsam kommt die Erinnerung zurück, ich war schlicht dran vorbei gelaufen.
Die Tagessuppe konveniert mir nicht, es darf stattdessen ein Burger sein und ein IPA. Die erste Gerstensaft-Kaltschale zischt. Der Burger ist ein Mordsdrumm, lecker. Ohne Hektik zurück ins Hotel. Als ob ich es doch irgendwie geahnt hätte greife ich richtigerweise zu den richtigen Klamotten. Ich ging fälschlicherweise davon aus, dass das Warten auf die Polarlichter in einer Hütte im Adventdalen stattfindet, so hatte ich es in einer Beschreibung gelesen, aber das war von einem anderen Anbieter. Gut vor der Zeit stelle ich mich in voller Montur vor das Hotel, genieße die Kälte, auch auf der windabgewandten Seite des Hotels kommt ab und zu eine Bö vorbei. In kleinen Schneeverwehungen kann man schon mal etwas spielen.
Es fährt ein Kleinbus vor, ich laufe hin, kurzer Schnack mit der Fahrerin, ob ich Markus wäre. Ja, bin ich. OK, ich bin der einzige Teilnehmer heute. Ah, cool, denke ich mir, dieser Anbieter cancelt eine Tour also nicht wenn nur ein Teilnehmer dabei ist. Sie meint die Wahrscheinlichkeit heute Polarlichter zu sehen sei nicht all zu hoch. Ich denke mir, ob das mal nicht zu optimistisch ist, ich erwarte eigentlich keine.
Wir fahren los, in einem Mercedes Transporter, ich sitze auf dem Beifahrersitz. Hinten würden vermutlich sechs weitere Leute Platz haben. Es geht zunächst ins „Adventdalen“. Es weht ein heftiges Lüftchen, Schnee stöbert mehr oder weniger waagrecht. Auf der Straße hat es teilweise schöne Schneeverwehungen. Wie war jetzt noch ihr Name, war es Alexandra oder Beatrice, ich kann mir Namen einfach nur schlecht merken, auf jeden Fall stammt sie aus Spanien, hat hier studiert und ist nach Studienende hier geblieben.
Sie will etwas rechts ran fahren, um die Straße nicht zu blockieren und <pengf> die rechten Räder stecken tief im Schnee fest, da geht nix mehr. Ich bleibe völlig entspannt, das hier ist nicht mein Auto, es wird nicht gleich ein Eisbär kommen und das Fahrzeug in Stück reißen. Was soll schon passieren. Ich steige aus und gucke mal. Ich versinke bis weit über die Knöchel im Schnee, also hier ist nix zu machen mit mal zurück und vor-juckeln, von alleine kommt man hier nicht raus. Sie ruft einen Kollegen an der uns entweder ein anderes Fahrzeug bringt oder uns raus zieht. Sie meint am Telefon, dass in unserem Wagen noch nicht mal eine Schaufel wäre. Sie schaut doch nach und findet eine Schaufel.
Es kommt ein Fahrzeug aus Richtung Longyearbyen, mit super hellen Scheinwerfern. Es ist der Schneepflug, der fährt ungerührt vorbei. Ich denke die haben nicht den Auftrag stecken gebliebene Fahrzeuge wieder flott zu machen. Wenig später kommt der herbeigerufene Kollege. Er bringt sein Fahrzeug in Position und hängt letztlich einen Festspanngurt an unserem gestrandeten Fahrzeug an und an der Anhängekupplung seines Fahrzeuges. Gleich der erste Versuch funktioniert, wir stehen wieder auf der Straße. Wir danken dem Helfer und setzen unsere Fahrt fort. Sie meint, mit dieser Sache wird man sie wohl noch ein Jahr lang aufziehen. Ich versichere ihr mehrfach, dass das Ganze für mich absolut überhaupt kein Problem sei, was absolut 100%ig zutrifft.
Der Sturm fetzt immer noch heftig. Wolkenfreie Stellen am Himmel sieht man wirklich nur wenige und dort ist nicht der Hauch eines Nordlichtes zu sehen. Als klar war, dass ich nicht zum ersten Mal auf Svalbard bin wird es etwas enger für sie. Denn nun schränkt sich natürlich der Rahmen ein über den sie etwas Informatives erzählen könnte.
Spoiler: Es gibt natürlich eine Menge was sie erzählen kann was mir noch nicht bekannt war, was wirklich absolut faszinierend war und ich im Leben vorher noch nie in Echt gesehen habe.
Sie fragt was ich noch nicht von Svalbard wüsste, wo sie also noch etwas Neues erzählen könnte. Eine süße Frage. Ich erzähle von der Snowcat-Tour auf der ich zum ersten Mal von den „Pingus“ erfuhr. Sie frischte dann noch mal etwas mein Wissen darüber auf.
Wir fuhren zurück in Richtung Longyearbyen, weiter Richtung Flughafen und bogen ab zum „Svalbard globale frøhvelv“. Schon wenige Meter auf der Straße sah das gar nicht gut aus, zu viel Schnee auf der Straße, nein hier ist für uns Schluss. Wieder zurück. Hmm, also, es ging gut, keine weitere Rettungsaktion war nötig. Weiter Richtung Flughafen, dort stürmt es nicht, der Himmel ist teilweise frei, keine Nordlichter zu sehen.
Thema ist mittlerweile die Situation zwischen Russland und Norwegen. Dann gibt es einen tiefen Einblick in die norwegische Politik auf Svalbard bezüglich territorialer Angelegenheiten. Sehr interessant hier die Sicht einer Ausländerin zu hören. Sie erzählt von der Managerin des „Kroa“, einer gebürtigen Schwedin, die seit einiger Zeit nicht mehr an den lokalen Wahlen teilnehmen darf. Da staunt man nicht schlecht.
Der Kontakt zu den Leuten aus Barentsburg sei mittlerweile komplett abgebrochen, mehr oder weniger von oben (norwegische Seite) verordnet. Sie sagt, die Leute aus Longyearbyen und Barentsburg waren Freunde. Ja, es gäbe unter den Barentsburgern auch Leute die den Krieg richtig fänden, was sie natürlich verstört.
Themenwechsel. Es gäbe noch etwas davon hätten Viele vorher noch nicht gehört. Fluoreszierende Meeresbewohner. Sie hatte damit während ihres Studiums entfernt zu tun. Wenn man Glück hätte könnte man sich das live am Strand in Longyearbyen angucken. Ich muss zugeben, wirklich verstanden hatte ich das aus ihrer Beschreibung nicht was man denn nun genau wo beobachten konnte. Wir fuhren also von der 100%ig stillen Nordlichtfront wieder zurück nach Longyearbyen. Wir gehen ein paar Schritte zum Strand runter, sie gibt mir noch eine kurze Einweisung was zu tun ist wenn doch ein Eisbär auftaucht. Soll mich das jetzt verunsichern, nein.
Ich kann die Situation am Strand nicht wirklich einschätzen, ist das da unten nun Eis oder was? Sie weiß es und stellt fest, dass ist einfach nur Strand auf dem etwas Schnee liegt, völlig sicher da zu laufen. Und dann, jetzt verstehe ich was sie vorher erzählt hat. Diese Tierchen kommen wenn es keinen Mond hat aus der Tiefe noch oben an die Wasseroberfläche und werden dann von den Wellen an den Strand gespült. Sehen wird man sie dann aber trotzdem nicht. Man muss dann einfach mit den Schuhen etwas den Sand weg schieben und siehe da, es funkelt blau, in Stecknadelgröße. Das ist doch tausend Mal interessanter als Nordlichter. Alleine dafür hat sich der Ausflug schon gelohnt. Fotos habe ich davon keine geschossen, wie ich auf der ganzen Tour keine Fotos geschossen habe, keine Zeit für so nebensächliche Sachen.
Ich erzähle vom alten Krankenhaus kurz bevor man auf den Weg nach Nybyen hochgeht. Sie referiert die ganze Geschichte dazu, nur ein Bruchteil davon wusste ich aus Artikeln der Svaldbard Posten. Was ich wusste war, dass das Gebäude nicht wie üblich in der Arktis auf entsprechenden Stelzen stand. Was ich nicht wusste war, dass das nur funktionierte weil es eine extra Kühlung hatte die dafür sorgte, dass durch den direkten Kontakt des Gebäudes mit dem Untergrund der Permafrost nicht auftaut. Wie verrückt ist das denn? Weil die Kühlung irgendwann abgeschaltet wurde, nach dem Verkauf des Gebäudes, ist es unbewohnbar und versinkt langsam und stetig im Boden und zerbröselt dabei.
Wir fahren weiter hoch nach Nybyen. Ich erzähle, dass ich gelesen hatte, dass ein paar alte Gebäude auf der linken Seite wohl renoviert wurden. So richtig bestätigen lässt sich das von außen nicht. Weiter geht es zum Wendeplatz am Ende von Nybyen. Der Himmel ist dort durchaus zu sehen, leider keine Nordlichter. Thema nun, was macht das Leben mit einem wenn man auf Svalbard lebt. Sie sagt, sie sei Wissenschaftlerin, eine künstlerische Ader habe sie keine. Im Gegensatz zu einigen Leuten die hier leben. Sie sagt, sie hätte nach einem Jahreszyklus angefangen Gedichte zu schreiben, über die faszinierenden Dinge die im Laufe eines Jahres passieren. Die Natur hat im Prinzip gut zwei Monate (Juli/August) Zeit zu explodieren, sich zu reproduzieren und dann wieder schlafen zu legen, um einfach 10 Monate zu warten, bis alles wieder anfängt.
Einschub: Das Licht in der Svalbvar geht an, kurz vor Mitternacht, Zeit zu gehen. Einschub Ende.
Sie fragt, ob wir zurückkehren sollen, ich sage, ja.
Wir kommen am Hotel an, ich bedanke mich sehr für die spannende Tour und die vielen Dinge die ich noch nicht wusste, dass wir keine Nordlichter gesehen hatten, who cares.
Blick auf die Uhr, es ist 21:45 Uhr, die Tour ging eigentlich nur bis 21:00 Uhr. Das ist ja nett, eine dreiviertel Stunde überzogen.
Kurz aufs Zimmer. Abmarsch in die Svalbard. Blick in die Getränkekarte. Was lesen wir denn da? Es gibt ein „Reinsdyr-Bokk“, davon habe ich ja noch nie gehört. Das spricht mich an. Nun schließt sich der Kreis.
Zurück im Hotel kurz nach Mitternacht. Was liegt morgen an? Das liegt an: „Hiorthhamn - Dark Season: Hike to Frozen Fjord / 10:00 / 15:00“. Also ein recht entspannter Einstieg.
Es ist 00:43 Uhr, Ende für heute.
„Klasse Tour“
Heute ist also ein autofreier Tag, keine Eile beim Aufstehen und Frühstück. Zu Letzterem war alles vorhanden was man so braucht. Mir genügt eine gut sortiere Müslisektion und noch ein leckeres Brot. Die Tour startet heute um 10 Uhr, da ist genügend Zeit zu überlegen was ich denn nun anziehen soll. Es ist damit zu rechnen, dass wir wirklich den ganzen Tag den Elementen ausgesetzt sein werden. Auf der anderen Seite die Temperaturen sind extrem moderat, gerade mal kurz unter dem Gefrierpunkt, dabei aber durchaus ein teilweise heftiges Lüftchen, wo noch nicht klar ist wie das Lüftchen sein wird, wenn man außerhalb der Siedlung ist.
Ich entscheide mich alles ins Rennen zu werfen was ich dabei habe. Lange Unterwäsche, allerdings die leichtere Variante, dann aber doch noch die Jeans und darüber die Skihose. Die Gefahr besteht, dass das evtl. zu viel des Guten wird. Besser Haben als Brauchen.
Ich stelle mich zeitig vor dem Hotel auf, es windet moderat, aktuell schneit es nicht. Es kommt ein kleiner Bus, die Wahrscheinlichkeit dass das nicht das richtige Fahrzeug ist ist erhöht. Ja, ich bin nicht auf der Liste, ich warte weiter. Dann biegt ein Fahrzeug des Anbieters „SVALBARD WILDLIFE EXPEDITIONS“ auf. Eine Person ist schon an Bord, wenn ich es recht in Erinnerung habe, dann saß er in Tromsø am Flughafen, Italiener. Wir fahren weiter. Es steigen insgesamt noch weitere fünf Personen zu, also zusammen mit mir sieben Gäste plus Guide, eine kleine Gruppe.
Wir fahren erst Mal zu deren Basis. Kurzer Blick auf die Karte wo wir heute laufen werden. Alle stellen sich kurz vor, drei Italiener, drei Chinesen und meine Wenigkeit. Der Guide stammt ursprünglich aus Dänemark. Die Anderen bekommen Spikes, ich habe meine eigenen dabei. Es war allerdings überflüssig die Spikes schon anzuziehen, damit sollen wir nicht wieder ins Auto einsteigen, eigentlich verständlich.
Es geht ein wenig ins Adventdalen rein, nicht weit. Das Auto wird geparkt, alle steigen aus, schnallen die Spikes an. Der Guide erklärt noch kurz seine beiden Waffen zur Verteidigung, falls uns ein Eisbär begegnen würde, was unwahrscheinlich wäre, aber letzten Oktober trieb sich einer in der Gegend von Hiorthhamn rum.
Wir brechen auf, es ist noch ziemlich düster, Schneeflocken fliegen quer, sie kommen aus östlicher Richtung, treffen uns also von rechts hinten, das ist auszuhalten.
Letztlich laufen wir querfeldein. Es haben sich einige Schneeverwehungen gebildet. Man bricht eigentlich dauerhaft etwas ein, selbst wenn wir auf Scooter-Spuren laufen. Ja, das könnte schon etwas anstrengend werden so zu laufen. Wir werden sehen.
Ich unterhalte mich mit dem Guide über dieses und jenes. Es wird langsam etwas heller.
Das Ziel liegt im Prinzip von Anfang an im Blick und sieht gar nicht so weit aus. Aber wie anzunehmen, es zieht sich. Wir laufen schon flott aber es artet auch in kein Gerenne aus. Langsam ändert sich die Perspektive auf Longyearbyen. So wie heute habe ich es ja bisher noch nicht gesehen, nur auf Bildern.
Der Schneefall wird weniger und der Wind lässt etwas nach. Wir laufen letztlich über ein Flussdelta, wobei hier das Wort Fluss nicht all zu hoch gehängt werden sollte. Je nach Menge des Schmelzwassers im Sommer reicht es einem bis zu den Knöcheln oder auch mal zur Hüfte. Aber jetzt ist alles sicher gefroren, naja fast, dazu später mehr.
Hiorthhamn kommt immer näher. Die Gebäude sind alle schon sehr alt, mehr oder weniger 100 Jahre alt, die Zeit in der hier Kohle abgebaut wurde war nur sehr kurz. Und alles was älter als 1946 ist wird so gelassen wie es ist. Wohingegen die eher neuzeitliche Kohlegrube SVEA vor wenigen Jahren komplett zurück gebaut wurde.
Am Beginn der Tour hatte der Guide eine Andeutung gemacht, auf eine Frage eines anderen Gastes, ob wir in eines der Gebäude gehen werden. Ahh, dachte ich, also gibt es doch eine Art Schutzmöglichkeit.
Wir nähern uns der alten Endstation der Seilbahn und genau die werden wir betreten. Dazu schnallen wir die Spikes ab, das würde nur massiv das Holz beschädigen. Wir steigen eine recht schmale und sehr steile Holztreppe hoch. Es wird an zwei Stellen recht eng, man muss sich schon ziemlich ducken. Es geht so ca. 10 Meter nach oben.
Der obere Teil ist nicht komplett geschützt, die Fenster sind ohne Glas, vermutlich war da auch früher kein Glas drin, aber man ist schon deutlich geschützter als einfach so in der Pampa zu stehen. In der Zwischenzeit hat der Wind wieder zugenommen und es beginnt zu schneien. Keine guten Aussichten für den Rückweg, denn dann würden uns eine lange Zeit der Wind und der Schnee direkt frontal treffen. Aber warum sich jetzt Gedanken um später machen, es kann ja auch besser werden.
Es gibt drei heiße Getränke zur Auswahl, Kaffee, Tee und das legendäre Getränk mit einem Sirup dessen Namen ich mir nicht merken kann. Ein paar Kekse gibt es dazu. Ich nehme ein Becher des Sirupgetränks.
Nun da man geschützt ist und erhöht, hätte man natürlich die beste Gelegenheit super Fotos zu schießen, aber es ist trüb und Schneeflocken fliegen quer. Zefix.
Nach einer Weile brechen wir wieder auf, vorsichtig rückwärts wieder runter kraxeln. Dann die Spikes wieder anwerfen. Wir gehen noch ein paar Meter weiter in Richtung Westen. Es gibt noch Informationen zu der früheren Grube. Man mag sich gar nicht ausmalen wie vor hundert Jahren hier gearbeitet und gelebt wurde.
Das Wetter hat sich etwas beruhigt, kein Schneefall mehr, prima.
Wir beginnen den Rückweg. Man sieht plötzlich blauen Himmel, wie großartig. Der Guide ist richtig aus dem Häuschen. Heute sei der erste Tag seit Monaten an dem es wieder hell werden würde. Die letzten Tage hat es wohl extrem viel geschneit und von Helligkeit war nicht viel zu sehen.
Der Guide und ich gehen an der Spitze und plötzlich sinken wir beide bis weit über die Knöchel ein, aber nicht einfach nur in losem Schnee sondern in sehr matschigen Schnee. Man denkt natürlich zuerst man sei doch irgendwie im Eis eingebrochen. Aber nein, Wasser hat sich nach oben gedrückt und den Schnee durchnässt, kein Anlass zur Sorge.
Langsam kommt die Straße ins Adventdalen wieder in Sicht.
Die einzelne junge Frau war eigentlich die ganze Zeit nur mit ihrem Smartphone, das am Stick hing, am Filmen, sie drehte sich und war so voll der Freude. In echt hat sie eigentlich kaum was gesehen sondern mehr oder weniger nur auf das Display geschaut. Andere mussten dringende Videotelefonate führen. Herr, lass Hirn regnen. Ich muss mich da deutlich zurück halten um keinen spitzen Kommentar abzugeben.
Einschub: Es geht nun los zum Vorspiel, das erste Konzert des Festivals.
Tja, da war ich doch nicht früh genug dort im Kulturhuset. Alle Tische waren schon längst besetzt, die Stehtische auch. Ich blicke zurück auf die Empore, hmm, da stehen aber irgendwie Leute die ich mal als normale Zuschauer deute. Darf man da nun einfach so rauf gehen? Das mache ich jetzt einfach. Da sind noch drei Kinositze frei, dachte ich, aber sie sind trotzdem besetzt. Dann gehe ich in die letzte Reihe und stelle mich hin und schaue dem Treiben zu.
Plötzlich deucht mir rechts ein paar deutsche Sprachfetzen vernommen zu haben. Eigentlich sehr unwahrscheinlich. Ich höre noch mal hin, ja das muss Deutsch sein. Ich frage einfach mal nach. Das ist ja irre, zwei deutsche Landsfrauen und nun der Hit, sie sind extra wegen des Festivals hier, ja ist es denn die Möglichkeit.
Wir kommen ins Gespräch, A. und A. kommen aus H. (oder der Nähe). Mit meinen dürftigen Norwegisch-Kenntnissen versuche ich wenigstens ein paar Sachen zu übersetzen.
Das Vorspiel verläuft in bekannten Bahnen, jeder Künstler, jede Künstlerin oder jede Gruppe gibt ein Stück zum Besten. Zwei Damen führen durch das Programm. Es geht quer durch alle Genres, ich denke es ist für jeden etwas dabei.
A. und A. sind auch an den folgenden Tagen auf Konzerten, man wird sich also sicherlich wieder begegnen.
Zurück im Hotel checke ich noch mal Mails und das ist ja nett. Ich habe eine Mail von Beatriz erhalten. Das was wir da am Strand gesehen haben waren „Copepod“ sogenannte „Metridia longa“.
„Phantastisch“
Für den 9 Uhr Ausflug muss ich heute etwas schneller in die Puschen kommen, aber hetzen muss man nicht. Blick aus dem Fenster, es schneit fein, aber nix wildes. Die Vorhersage sagt durchgehende Bewölkung für heute voraus und nachlassenden Wind, bis runter auf 8 m/s. Das klingt ziemlich gut. Temperatur nur leicht unter Null. Trotzdem ziehe ich mal den dicken Pullover an und die dicke Jacke, was weglassen kann ich immer noch. Fünf Personen nehmen am Ausflug teil. Guide ist Johannes, ein gebürtiger Norweger, stammt aus Oslo.
Nun erinnere ich mich, meine erste Tour mit einem Schneescooter war auch bei Hurtigruten Svalbard, die Räume kamen mir gleich bekannt vor. Die anderen Teilnehmer haben noch keine Erfahrungen mit einem Schneescooter, bei mir ist es heute die dritte Fahrt, also letztlich auch noch ein Frischling, wie sich später herausstellen wird.
Formalitäten müssen auch noch erledigt werden, der Führerschein wird geprüft und man muss was unterschreiben, wegen Versicherung und so. Dann wird die Ausrüstung verteilt. Der Anzug ist wirklich super groß und schwer. Ich entscheide mich meinen dicken Pullover auszuziehen und nur die dicke Jacke anzuziehen. Nun sollte alles schnell gehen, die Räume sind eh schon gut geheizt. Das Blut kommt trotzdem in Wallung. Nix wie raus, zum Abkühlen, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt gar nicht so einfach.
Aufsitzen und los geht es. Der Guide an der Spitze, logisch, dann kommen zwei Damen die auf einem Schneescooter gemeinsam sitzen, dann meine Wenigkeit und dann ein Paar, jeder fährt selbst. Es geht zunächst das lange Adventdalen in Richtung Osten, die Straße ist hier vergleichsweise breit und flach wie eine Scheibe. So richtig in Wallung kommen wir nicht. Mehr als 20 km/h sind kaum drin. Na das wird ja ein Schneckenrennen werden.
Wir halten an einem Punkt zwischen Gruve 5 und 6, die Gruve 7 kann man sehen, ebenfalls mehrere Hundefarmen. Wir würden jetzt das Tempo erhöhen meint Johannes. Aber der zweite Scooter fällt nach noch nicht mal 200 m wieder zurück, die Lücke wird immer größer. Was war jetzt nicht daran zu verstehen, dass der Abstand so 2-3 Sekunden betragen sollte. Spoiler, das wird sich den ganzen Tag nicht ändern.
Nächster Halt. Der kommende Abschnitt würde etwas rauer werden, es könnten Stellen auftreten wo Overwater steht. Also Flusswasser, das sich durch eine kleine Spalte nach oben drückt und dann auf dem Eis den Schnee schmilzt. Eine solche Stelle passieren wir, ist aber unkritisch, weil man drumherum fahren kann.
Dann wird es etwas hügeliger. Wir biegen in eine Linkskurve, die Scooter der beiden Damen steigt vorne wie ein Schiff im Sturm aus den Wellen, das sieht grenzwertig aus. Der Schnee ist auf der rechten Seite der Kufen sehr lose. Ich komme an die Stelle und meine Kiste kippt nach rechts, da ist nichts zu machen, zu versuchen das Gefährt mit dem Bein zu stützen ist illusorisch. Ich liege im Schnee, aber der Scooter klemmt mich nicht ein. Ich kann ohne Hilfe raus krabbeln, freilich alleine das Gefährt wieder aufrichten kann ich nicht. Johannes kommt an, zusammen bekommen wir es beim zweiten Anlauf hin. Hier ist nicht die rohe Kraft gefragt sondern der richtige Hebel am richtigen Ort. Nein, nein, mir ist absolut nichts passiert, versichere ich eindringlich.
Es geht weiter. Kaum fünf Stunden später fällt es schon schwer die einzelnen Details zusammen zu bekommen. Irgendwann erreichen wir dann einen Punkt wo man das Ziel schon zu erahnen glaubt, aber das täuscht.
Einschub: Ich sitze in der Svalbar, habe was gegessen, Zeit aufzubrechen, das Notebook noch im Hotel deponieren. Einschub Ende.
Einschub: Es ist schon Samstag, heute ist ein Ruhetag, es liegen keine Ausflüge an. Einschub Ende.
Weiter geht es auf der „Snøscootertur til Elveneset“. Es klart immer mehr auf, an einem der Stopps haben wir etwas klare Sicht in Richtung Süden, die Sonne wirft rötliche Strahlen von unten in den Himmel, faszinierend.
Wir setzen an zum letzten Abschnitt. Das Tal hat sich schon geweitet, irgendwann kommt dann das Wasser in Sicht, es liegt ziemlich dunkel in der Ferne. Berge sind schemenhaft zu erkennen, die Entfernungen sind sehr schwer einzuschätzen. Der Wind frischt erheblich auf, Schnee fällt aber keiner mehr. Es wird zunehmend heller, also relativ gesehen.
Der Guide verlangsamt das Tempo und wir erreichen unser Ziel, das Panorama über Sassenfjorden und Tempelfjorden ist beeindruckend. In den Billefjorden kann man etwas rein sehen, bei besserer Sicht kann man Pyramiden sehen, also nicht die Siedlung die hinter einem Berg liegt, dafür aber den Berg der der ehemaligen russischen Siedlung den Namen gab.
Es weht eine ziemlich steife Brise, hier die Drohne steigen zu lassen ist illusorisch. Wir stehen recht erhöht auf einem Plateau, bis auf Meereshöhe könnten es sicher locker 100 m sein, aber das ist wie gesagt sehr schwer auszumachen. Auf jeden Fall warnt uns der Guide davor einen bestimmten Punkt vor uns zu überschreiten, denn das sei nur ein Schneeüberhang und es geht dort senkrecht 50 m nach unten.
Es gibt die üblichen drei heißen Getränke zur Auswahl und ein paar Schokokekse zum Mümmeln. Obwohl es nun wirklich nicht kalt ist, es dürfte auch hier kaum wesentlich unter Null sein, ist durch den scharfen Wind die gefühlte Temperatur natürlich doch deutlich niedriger. Es liegt auf der Hand das heiße Getränk innert weniger Minuten zu konsumieren, bevor es nur noch lau warm ist.
Der Guide gibt eine Geschichte zum Besten in der er und ein paar Freunde in einer Hütte hier in der Nähe das Wochenende verbracht hatten und mit einem etwas renitenten Eisbären konfrontiert waren, der drauf und dran war eine Fensterscheibe zu zerschmettern. Er schildert alles genau und mir kommt das nicht übertrieben vor. Letztlich hat selbst das Abfeuern der Flaregun nichts gebracht. Nun wurde guter Rat schon teuer. Der Bär hat sich in einigem Abstand vor der Eingangstür einfach auf den Boden gelegt und gewartet, seine „Häppchen“ würden kaum weg laufen.
Dann kam einer auf die Idee mit Kochtopfdeckeln Krach zu schlagen. Sie schnappten sich entsprechendes Equipment und schlugen es dann vor der Haustür gegeneinander, außer ein leises pling-pling war nichts zu hören, es waren Plastikdeckel. Der Eisbär war also auch davon nicht gerührt.
Nun wurde die Wunderwaffe gezückt, die Gruppe stimmte die norwegische Nationalhymne an und schrie sie mehr als das es gesungen wurde. Das zeigte dann recht schnell Wirkung, der Eisbär verkrümelte sich und ward nicht mehr gesehen.
Wenn man die Story so hört, hinterher, ja ja, alles sehr lustig. Aber dabei gewesen sein wollte ich ehrlich gesagt nicht.
Es gibt noch jede Menge andere Details zu hören, man könnte noch lang schreiben. Die Zeit schreitet wie im Flug voran, höchste Zeit aufzubrechen. Wie nicht anders zu erwarten fahren wir die gleiche Strecke zurück, so viel ich bisher gesehen habe verlaufen alle Touren nach dem Prinzip, denn letztlich entscheidet man sich für die Fahrt durch irgendein Tal und wenn man am Ende angekommen ist, dann steht man am Wasser. Große Alternativen für einen komplett anderen Rückweg gibt es eher nicht.
Und dann wie aus dem Nichts kippt das vor mir fahrende Schneemobil nach links, eigentlich auf total ebener Strecke. Die Fahrerin krabbelt direkt unter den Scooter hervor, aber die Beifahrerin kommt nicht los, ihr linkes Bein hat sich irgendwie verheddert. Ich fahre so dicht heran wie möglich, sitze ab und versuche vom Weg her das Gerät hochzuziehen, was natürlich aussichtslos ist, auch wenn die Fahrerin von der anderen Seite unterstützend schiebt. Ohne die richtigen Kniffe und Technik kommen wir hier nicht weit. Der Guide kommt langsam dazu. Ich sehe das Bein der Beifahrerin und denke mir, das sieht aber gar nicht gut aus, sie schreit. Zusammen mit Johannes können wir das Gefährt dann aufstellen.
Die Beifahrerin steht von selbst auf, das stimmt doch schon mal etwas froh, wenn etwas gebrochen wäre ging das wohl kaum. Johannes zieht ihr den Schuh aus und versucht heraus zu bekommen was los ist, nein Schmerzen hätte sie keine. Mal davon abgesehen, dass man in so einer Situation evtl. noch so viel Adrenalin in sich hat, dass man heftigere Verletzungen noch gar nicht spürt sieht die Situation aber doch längst nicht mehr so dramatisch aus.
Wir sammeln uns alle wieder und setzen unsere Tour fort.
Dann kommt wieder eine Stelle die auf der Hinfahrt schon etwas knifflig war. Auch die Alternative die wir jetzt nehmen wollen, quasi links um einen Hügel herum wo wie vorher rechts herum gefahren waren hat eine Schwachstelle. Hier ist die Schwachstelle das oben schon genannt Oberwasser. Johannes hält an, er will die Lage erst mal peilen und entscheiden was wir machen. Er kommt zurück und schlägt vor er bringt die Scooter alle alleine über die kritische Situation, wir sollen so lange zusammen bleiben. Er beginnt das Manöver. Letztlich bringt er nur zwei der Gefährte so rüber, was schon ein Weilchen dauert.
Er meint die anderen zwei Scooter sollten doch selbst fahren. Die vorher eingeklemmte Beifahrerin saß mittlerweile eh als Sozius bei Johannes auf dem Scooter. Wir meistern also doch entweder die knifflige Stelle mit dem Scooter oder zu Fuß.
Und weiter geht es. Mittlerweile ist es schon wieder stockdunkel.
Der zweite Scooter fällt immer weiter hinter Johannes zurück, teilweise verschwindet er hinter kleineren Biegungen. Wir erreichen so selten mal Geschwindigkeiten von 30 km/h und dümpeln meistens bei eher gut 20 km/h herum. Dabei ist die Strecke mittlerweile wieder komplett flach, es gibt keine wirklichen Langsamfahrstellen mehr. Beim nächsten Halt bittet Johannes noch mal sehr sehr freundlich den zweiten Scooter etwas dichter dran zu bleiben. Wirklich fruchten wird das nicht.
Wenn ich es recht in Erinnerung habe kommen wir dann mit fast einer Stunde Verspätung wieder am Ausgangspunkt an.
Keine Frage, das war alles in allem ein phantastischer Ausflug, man sollte ihn nicht vergleichen mit dem von 2024 der wirklich wettermäßig nicht zu toppen war. So tolle Bedingungen hat man nicht alle Tage.
Jetzt schließe ich zum Zeitpunkt auf wo ich aus der „Svalbar“ aufbreche und noch kurz das Notebook zurück bringe. A. und A. waren auch in der „Svalbar“ und wir werden uns wohl später im Kulturhuset treffen. Dort ist es derweil längst nicht so voll im Foyer wie gestern. Die Eingangstür ist auch noch geschlossen, noch ist kein Einlass.
Als ich mir meinen Festivalspass an der Kasse geholt hatte sah ich ein paar T-Shirts die zum Verkauf angeboten wurden und fragte wie man sie bezahlen kann, obwohl ich die Antwort ja schon wusste, nur mit VIPPS - und letztes Jahr auch noch mit cash - andere Möglichkeiten gibt es nicht. Die Dame an der Kasse fragt noch eine Kollegin, die überlegt kurz, nein, es gibt keine Alternative, ja, sie wüssten, dass mit VIPPS nur Norweger zahlen können, sie sind sich des Problems bewusst und arbeiten daran. Ich werde gefragt, ob ich öfter hier gewesene wäre, ich antworte, ja zum achten Mal. Ein T-Shirt gehört darauf hin mir. Nice.
So gegen 17:45 Uhr kann man eintreten. Es stehen wieder Tische im Zuschauerraum. Ich kann noch einen in der ersten Reihe ergattern und verteidige natürlich zwei Sitze für A. und A. <g>
Es starten „Frode Alnæs og Arild Andersen“, sie werden als Urgesteine angekündigt. Ja, das ist was man mit Jazzmusik verbindet. Die beiden älteren Herren spielen sich gegenseitig die Bälle zu, es ist einfach herrlich ihnen zuzuhören. Es folgt das „Mathias Eick Quintet“. Ebenfalls Spitzenklasse. Dann folgt eine Umbauphase, die Bühne wird komplett abgeräumt und neu eingerichtet, selbst der Hintergrund wird mit einer riesigen Stoffbahn versehen. Der dritte Act hier im Kulturhuset sind „Bel Canto“. Die Sängerin ist mir nicht unbekannt, sie trat vor ein paar Jahren schon mal hier auf, Annelie Drecker. Tja, ob einem das nun gefällt, die Musik selbst geht durchaus in meine Richtung, aber ich erinnere mich, die Stimme hatte mich schon damals nicht ganz überzeugt, das ist mir einfach zu schrill.
Es gibt noch eine Zugabe und dann nix wie raus, der Bus der hoch zum „Huset“ fährt, wartet sicherlich schon. Dort spielen „John Pål Inderberg Trio og Longyearbyen Storband“. Es hat etwas gedauert meine Jacke zu finden, die sehen ja irgendwie doch alle gleich aus. Ich trete nach draußen und da fährt der Bus direkt vor meiner Nase los. Ja so ein Mist aber auch. Aber schon wenige Sekunden später taucht um die Ecke ein weiterer Bus auf. Ich steige ein. Ein paar Minuten später tauchen A. und A. auch noch auf, sie wollen nun doch dabei sein. Es dauert ein wenig, bis sich der Bus in Bewegung setzt, aber wir kommen rechtzeitig an und nehmen im oberen Zuschauerraum Platz.
Auf der Bühne sitzen schon alle Musiker, es wird wohl bald losgehen. Das Trio zusammen mit der Bigband gibt natürlich eine Menge her, da kann man es auch mal krachen lassen. Es werden ein paar auch mir bekannte Stück gespielt, was ja schon etwas heißen soll.
Eine junge Frau die vor ein paar Jahren beim Vorspiel schon als ziemlich stimmgewaltig in Erinnerung geblieben war gab heute auch ein paar Gesangseinlagen und wurde zu einem Scat animiert. Das ganze Konzert war sehr ausgelassen, auf der großen Fläche unten wurde meisterhaft das Tanzbein geschwungen. Aber alles hat mal ein Ende und es geht zu Fuß zurück ins Städtchen. Es hat viele wolkenfreie Stellen am Himmel, wenn es Nordlichter geben würde, man könnte sie sehen. Aber da spielte sich nichts ab. So ist es nun mal.
Das war ein langer Tag, lange nach Mitternacht geht er zu Ende.
„Musikalisch e-x-t-r-a-o-r-d-i-n-ä-r“
Klingelt mich doch tatsächlich erst der Wecker um Acht aus den Federn. Gemütlich Frühstücken. Dann nehme ich wieder in der Lobby Platz, nicht direkt vor dem Kaminofen, da wäre es sicherlich nur mit Badehose auszuhalten, aber zwei Sitze neben dran ist es perfekt. Die Gedanken zu Papier bringen. Im Hintergrund spielt sehr dezent angenehme Musik, leichte Barmusik, ganz meine Kragenweite. Tja, nun kann ich ja heute nicht einfach den ganzen Tag drinnen rum hängen. Also, Klamotten anwerfen und raus. Wie sich hinterher herausstellt trug ich einen Layer zu viel, dafür hatte ich keine Handschuhe dabei. Aber jetzt noch mal in voller Montur ins Zimmer nur um die Handschuhe zu holen, nein. Und mit Temperaturen nur sehr leicht unter dem Gefrierpunkt und quasi windstill geht das auch ohne.
Einschub: Zwei Britten, älteres Ehepaar, sitzen drei Sitze neben dran in der Lobby und zerlegen das Konzert von „Yan Kok“. WTF sind die da am rummäkeln. Das war das herzergreifendste was ich seit langer Zeit gehört habe. Zum Teufel mit solchen Krittelern. Einschub Ende.
Der Himmel ist in Richtung Osten und Süden wolkenlos, farblich bewegt es sich im lila Farbspektrum. Allzu viel Zeit habe ich nicht, wenn ich nicht trödel müsste ich die Runde um das „Huset“ schaffen. Dann rasch zurück ins Hotel, noch mal die Klamotten wechseln und ab zum ersten Konzert des Tages, ins Stationen. Es spielt die „Arild Andersen Group“.
Welch ein Zufall, ich ergattere genau den gleichen Platz den ich vor ein paar Jahren hier schon mal hatte, ein sehr schöner Ledersessel, ich muss mir allerdings ein Kissen unterlegen, damit ich nicht ganz zu tief sitze, also kein Platz für kleinere Leute. Ich bestelle Essen und Getränk an der Theke und platze mich. Das Konzert beginnt mit ein paar Minuten Verspätung, das bestellte Essen kommt flott, es mundet perfekt, das Getränk sowieso.
Und was soll man sagen, die vier Leute spielen grandios. Bei den richtig fetzigen Stücken hebt das Dach förmlich ab. Das Publikum ist entzückt, es gibt eine Zugabe, die höre ich aber nur noch mit halbem Ohr, das nächste Konzert wartet ja schon, direkt über die Straße, es ist also nur ein Katzensprung. Ich bin sehr gespannt was mich erwartet.
Styreleder Frode W. Thorstad kündigt „Yan Kok“ an als Entdeckung auf Instagram, dass hätten sie auch noch nicht gehabt, und um sich zu versichern, ob auch die anderen Organisatoren des Festivals seine Begeisterung teilen wurden sie um ihr Urteil gebeten und stimmten zu.
At the age of seven, Yan’s journey led her through prestigious institutions such as Barratt Due, the Norwegian Academy of Music, Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf and the Hochschule für Musik und Tanz in Köln. Her dedication to the craft has earned her over ten major awards in international competitions, including 1st prizes at the Hong Kong International Guitar Competition, Uppsala International Young Talents Competition, Twents Guitar Competition, and Villa-Lobos Competition.
Beyond interpretation, YΛN is an artist who creates. Her passion extends beyond classical performance into writing original pieces, arrangements, and collaborating with artists across genres. Her work explores the interplay between tradition and innovation, bridging classical music with contemporary influences, soundscapes, and storytelling.
Her music has resonated at festivals such as Festspillene i Bergen, Ultima Contemporary Festival, Viva la Guitarra, Uppsala International Guitar Festival and Polarjazz, and she has been featured in live performances on Sweden’s Radio P1. As an artist, she believes in the power of collaboration, working with musicians and creatives to push the boundaries of the classical music repertoire while embracing songwriting as an integral part of her artistic evolution.
YΛN’s artistry is not just about performance—it’s about transformation. Whether through solo recitals, chamber collaborations, or original compositions, she continues to carve a distinct path, shaping the future of classical and contemporary guitar. Quelle
Bereits nach wenigen Takten geht einem die Musik unter die Haut. Wie göttlich ist das denn. Ich bin einfach nur hin und weg. Die eine Stunde vergeht wie im Flug. Wie zu erwarten war, von ihr gibt es keine old-school-mäßigen CDs zu kaufen. Lediglich auf AMA_ON oder Spot_fy kann man sie hören und kaufen, beides ist für mich keine Option, solche Halsabschneider unterstütze ich nicht.
Nun hat es eine Pause bis es um 16:30 Uhr mit „PUST“ weitergeht. Im Anschluss muss es dann flotten Schrittes zum „Huset“ gehen, zum besonderen Konzert mit Bugge Wesseltoft. Ich hege allerdings die leise Hoffnung, dass ein Bus zum „Huset“ fährt, sofern der auf das Ende des Konzertes von „PUST“ wartet. So oder so, warme Klamotten werden gebraucht, vom „Huset“ zurück fährt garantiert kein Bus.
Vor Beginn des Konzerts wird darauf aufmerksam gemacht, dass ob des straffen Zeitplans nach dem Konzert Busse hoch zum „Huset“ fahren. Das ist schon mal gut zu hören. „PUST“ treten auf, drei Damen, drei Männer. Die Darbietung begeistert ebenfalls. Es gibt eine Zugabe. Nach dem Konzert weht draußen ein lustiges Windchen. Auf dem Querweg zum „Huset“ sieht man bereits ein paar kleinere Schneeverwehungen auf den Straßen, der Bus muss sein Tempo schon ziemlich drosseln als ein anderes Fahrzeug entgegen kommt.
Im Eingangsbereich ist der Fußboden übersät mit Schuhen, es steht ein kleines Schild dort, dass man sie ausziehen soll. Ich linse mal auf die Füße der Leute die auf der Treppe stehen, ich sehe da fast nur Schuhe. Hmm, also da folge ich mal der Mehrheit wie ein Schaf und behalte meine Schuhe auch an. Es ist noch kein Einlass, die verspätete Ankunft war also gar kein Problem. Dann geht es los, zügig verteilt sich die Menge, auch im unteren Auditorium ist alles bestuhlt, es hat noch viele freie Plätze. Da sichere ich mir erst mal einen von. Noch habe ich die dicke Jacke und den dicken Pullover an, das die ganze Zeit hier am Hals zu haben wäre blöd. Also, ausnahmsweise die Garderobe nutzen, noch mal raus. Da treten A. und A. in den Saal, sie haben sich doch entschlossen dieses Konzert zu besuchen.
Ich bin schon sehr gespannt was geboten werden wird. Aus dem Programm war nur zu entnehmen, dass Buge mit anderen auftritt, wer das genau sein wird war nicht klar.
Der Festivalchef tritt auf die Bühne und gibt dann einen kurzen Abriss was nun folgt und wie alles entstand und sich das Ganze dann über die Zeit Stück um Stück zusammen setzte, mit Bugge an zentraler Stelle, was den musikalischen Part betrifft. 2025 markiert nicht nur das hundertjährige Jubiläum des Spitzenbergen-Vertrages sondern auch - im Juni - das Ende des norwegischen Kohleabbaus, des einzigen übrigens in ganz Norwegen.
Auch Bugge gibt noch mal einen kurzen Überblick, es werden auch eine Menge anderen Künstler auftreten. Es gibt drei Abschnitte in je drei weitere Teile aufgesplittet. Die schon verblasste Erinnerung sagt es beginnt mit den Anfängen hier in Longyearbyen, was logischerweise bedeutet, Kohle. Teilweise sehr alte Aufnahmen tauchen auf. Hier hat man es plastisch vor Augen, die damaligen Arbeits- und Lebensbedingungen dürften sehr hart gewesen sein. Nein, vor der Kohle kommt zunächst die Natur. Wie nicht anders zu erwarten in dramatischer Schönheit, unberührt, endlos.
Schon am Tag vorher konnte man ja den großen Beamer sehen, aber nun war klar, da wurde nicht nur eine wirklich große Leinwand auf der Bühne genutzt sondern auch ein Großteil der Decke wurde mit anderen Inhalten angestrahlt, das war schon mal visuell sehr beeindruckend, in Kombination mit der Musik.
Nach den einzelnen Sektionen gibt es großen Applaus. Mir gefällt es sehr gut.
Es treten zwei Chöre auf die Bühne, Männer und Frauen. Zum Schluss kommen noch mal alle auf die Bühne. Es gibt standing ovations, zu Recht. Das war wirklich ein Gesamtkunstwerk. Am Ende sah man sogar einen richtigen Abspann. Evtl. kann man das auch irgendwo online schauen oder wird sogar im Fernsehen ausgestrahlt. Ahh, da sehe ich einen Artikel in der Svalbard Posten: „Bestillingsverk begeistret“.
Einschub, ich sitze in der Lobby des Hotels, 12 Uhr. Man bekommt da einige Dinge mit, da sträuben sich einem wirklich die Nackenhaare. Einschub Ende.
Das Konzert ist zu Ende, ab zur Garderobe und die Klamotten holen. Ui, da kann man kurz einen Blick durch die Tür nach draußen werfen, da fliegt der Schnee in einem Affenzahn quer, holla die Waldfee. Ich ziehe mal besser Pullover und Jacke an. Ich trete nach draußen, kein Bus zu sehen. Ich blicke nach rechts, da steht ein Auto am Nächsten, da scheint es wohl einen kleinen Unfall gegeben zu haben. Ich höre jemanden zufällig sagen, dass der Bus links stünde. Ich linse mal um die Ecke, die Straße ist mächtig mit Schnee voll, auch hier steht alles dicht an dicht mit Fahrzeugen. Und wirklich, in einiger Entfernung steht der Bus, ich schlage mich mal dahin durch.
In wenigen Sekunden ist die Hose nass vom eher pappigen Schnee. Der Bus ist gut gefüllt. Wir warten. Plötzlich löst sich der Stau auf, jede Menge Fahrzeuge sind zu sehen. Wir treffen am Kulturhuset ein. Die Verspätung sorgt dafür, dass die guten Sitzplätze unten alle schon mehr oder weniger belegt sind. Nun, ganz oben auf den Rängen finden sich noch ein paar freie Sitzgelegenheiten.
Mit einiger Verspätung startet dann „Harr og Hartberg med Lars Saabye Christensen“. Die angekündigte Lesung von Gedichten erfolgt erst gegen Ende. Naturgemäß verstehe ich nur Bahnhof, Sprachwitz zu entziffern, wenn man mit normaler Sprache schon seine Schwierigkeiten hat, ist einfach zu knifflig. Wenn man mal die Lesungen ausblendet, dann war die musikalische Darbietung sehr gelungen. Es folgt eine Umbauphase, Zeit für den traditionsgemäßen Anruf in der Heimat.
Es folgt „Beady Belle“. Wirklich „funky“ würde ich das jetzt nicht bezeichnen, aber das tut der Sache keinen Abbruch, flockige Musik, gefällt mir.
Dann kommt eine Ansage deren Hauptinhalt ich nicht verstanden hatte. Wir werden aber separat gebeten den oberen Bereich zu verlassen, wegen norwegischer Alkoholbeschränkungen der unter 18-jährigen. Durch die Verspätung würde das letzte offizielle Konzert wohl nach Mitternacht enden.
Das Konzert mit „Ella Marie“ scheint also mal wieder eher für das junge Publikum zu sein. Im Eingangsbereich des Kulturhuset sind schon einige Musikinstrumente aufgebaut, für den abschließenden „Natt-jam med artister og lokale“.
Einschub: Ich sitze immer noch in der Lobby des Hotels, es ist bald 13 Uhr. Zwischendurch habe ich immer mal wieder nach draußen geblickt, selbst um 12 Uhr war es noch ziemlich düster und bei den erwarteten Temperaturen, das macht doch keinen Spaß bei der „Hitze“. Aber langsam meldet sich der Magen, Zeit einen Happen zu essen. Einschub Ende.
Irgendwann öffnen sich die Tore des Zuschauerraums, jede Menge junges „Volk“ strömt heraus. Der Eingangsbereich des Kulturhuset gleicht einem Bienenhaus, aber nicht sonderlich lange. Zeitlich liegen wir jetzt so um Mitternacht. Irgendwann sitzen ein paar Künstler an den aufgebauten Instrumenten im Eingangsbereich und der Jam geht los. Mit dabei auch zwei Leute die im Huset Drum-Computer und solches Equipment bedient hatten. Für fette Beats ist also schon mal gesorgt.
Mit fortschreitender Zeit lichtet sich die Menge etwas, dafür sind die die geblieben ausgelassen für zwei. Alkoholische Getränke könnten hier sicherlich eine Rolle spielen. Der Sänger von Harr og Hartberg ist bei den Jammenden, ebenso der Schlagzeuger, der Kontrabassist kommt auch noch dazu. Kongas werden von zwei anderen Willigen und Könnenden freudig bedient. So stellt man sich einen Jam vor.
Dann entert Bugge das verwaiste E-Piano und sofort fliegt die Kuh richtig. Innerhalb weniger Sekunden geht die Sache hier durch die Decke. Es gibt kein Halten mehr. Das ganze nun normal zu filmen fand ich jetzt irgendwie ein wenig peinlich, also habe ich einfach die Kamera auf dem Tisch liegen lassen und mit Deckel vor dem Objektiv die Aufnahme gestartet, Bild ist ja wurscht. Als ich mir das anhöre ist der Ton völlig im Eimer, was zur Hölle ist da nun schief gegangen. Kann man nix machen.
Es gibt noch einen Nachschlag von Mia Ekeblad Eggenfellner, die anderen Musiker steigen in wenigen Sekunden ein. Mir ist das ein völliges Rätsel wie die das machen. Dann ist doch so langsam die Luft heraus, ist auch schon spät geworden, es geht bald auf 2 Uhr zu.
Rückkehr ins Hotel um 2 Uhr.
„Letzter Tag im Paradies“
Einschub: Die Wetteraussichten heute sind ja wirklich deprimierend, Tageshöchsttemperaturen von bis zu 3 °C und zwar durchgehend, begleitet von Windgeschwindigkeiten bis zu 19 m/s, in Spitzen bis zu 27 m/s, das würde ich mal sagen ist schon mehr als nur ein heftiges Stürmchen. Einschub Ende.
Man kommt sich vor wie wenn man für Wochen nichts anderes gemacht hätte. Naja, Routine lässt sich das sicherlich doch noch nicht nennen. Heute steht also das letzte Konzert an. Das hatte ich bisher auch noch nicht, das erste und letzte Konzert auf dem Festival. Nach dem Frühstück steht dann die lange Schreibstunde an.
Aber das kann man ja nun nicht wirklich machen, den ganzen Tag im Hotel rum hocken. Also, die Hufen schwingen. Ja, das ist wirklich ziemlich warm draußen, man merkt es am Schnee, er ist „stumpf“, stellenweise sieht das spiegelglatt aus, aber ich habe mir prophylaktisch die kleinen Spikes unter geschnallt und das gibt einen super sicheren Grip.
Ich gehe runter zur UNIS, dort steht eine digitale Anzeige mit der aktuellen Wettersituation an unterschiedlichen Orten. Die lokale Temperatur beträgt +3 °C. PLUS. Selbst an Ecken wo man es normalerweise noch deutlich kälter als in Longyearbyen hat liegen die Temperaturen über dem Gefrierpunkt.
Einschub: Ich sitze in der „Svalbar“ und drei Leute haben sich neben mich gesetzt, einer spricht native English, eine Frau sitzt dabei und ein anderer Mann spricht. Dann sagt eben dieser Mann, dass er bald eine Platte raus bringt. Ich schaue zur Seite, wer sitzt da: Bugge Wesseltoft himself. Dann schaue ich mir den anderen Mann noch mal an, das müsste der gewesen sein, der bei der Show für die Bilder zuständig war. Wenige Minuten später gucke ich aus dem Fenster der „Svalbar“ und meine schemenhaft die Pfarrerin zu erkennen, sie hat einen markanten Haarschnitt. Ein paar Sekunden später stehen sie am Nebentisch und gesellen sich dazu. Klar, da sitzen die drei Männer zusammen die maßgeblich an diesem Konzert beteiligt waren. Einschub Ende. Nein, ich setze noch mal fort. Man müsste sich ja die Ohren mit Wachs verschließen, um nichts mehr zu hören was gesprochen wird, es ist definitiv nicht möglich. Da kommen Dinge zur Sprache die sicherlich nur wenige erfahren. Irgendwie gab es am Tag des großen Konzerts Probleme mit dem „Grand Piano“, es war wohl kein Kran vor Ort, ihn auf die Bühne zu heben. Die Frage steht im Raum, ob es bei den drei Herren schlaflose Nächte gab, ja, gab es. Auch in Norwegen soll der Kulturetat zusammengestrichen werden, obwohl die Ausgaben darin verschwindend gering sind, man damit aber Stimmung bei den (dummen) Wählern machen kann. Irgendwie fast schon „beruhigend“, dass es dumme Leute auch in anderen Ländern gibt. Naja, natürlich nicht beruhigend, sondern erschreckend. Und Bugge fügt hinzu, dass die Kulturschaffenden auch einen Teil der „Kohle“ in ein Land bringen.
Gerade machen sie sich über die verschiedenen Fotografen lustig, die sich wohl nicht alle ganz so „smart“ angestellt haben. Ich hatte mir heute auf Empfehlung von A. mal versucht den Instagram-Kanal des Festivals anzuschauen. WTF, das klappt nur, wenn man dort einen Account hat. Dreckding. Auf Facebook hatte ich mal vorbei geschaut, da gab es pro Konzert 3-4 Bilder, naja, was will ich damit, das ist doch lachhaft. Und meiner bescheidenen Meinung nach waren die Bilder von Johannes (Nachnahme fällt mir gerade nicht ein), der die Bilder früher vom Festival auf Flickr veröffentlichte deutlich professioneller. Einschub wirklich beendet. Es ist einfach herrlich immer wieder ein Gedankenfetzen aufzuschnappen und mitzubekommen wie diese Leute (Künstler) so ticken.
Ich kehre zurück ins Hotel, oder, nein, ich bin gleich ins „Kroa“. Es ist noch etwas Zeit bis das letzte Konzert beginnt. Aber ich muss die Uhr im Blick behalten, zur Kirche zu laufen dauert ein wenig. Ich breche auf, draußen ist es gefühlt immer noch sehr warm, der Schnee hat sich weiter verdichtet und selbst mit meinen neuen Schuhen habe ich null Grip. Also heißt es flotten Schrittes dahin zu gleiten und trotzdem nicht auf die Waffel zu fallen. Aber ich komme gute in der Zeit an, jede Menge Leute stehen noch im Eingangsbereich. Vorausschauend habe ich mir meine eigenen neuen (hier gekauften) Tøfler (Hausschuhe) mitgebracht. Nach ein paar Minuten geht es dann los, es ist Einlass. Ganz unten steht die „Schuhkontrolle“, drei junge Mädchen halten Ausschau nach Leuten die noch ihre Straßenschuhe anhaben.
Wow, die Bestuhlung reicht bis in den hintersten Bereich. Das Konzert ist wohl ausverkauft. Die Pastorin spricht noch ein paar einleitende technische Worte. Allen muss aus brandschutztechnischen Gründen klar sein, dass sie ihren Fahrzeugschlüssel einstecken haben müssen, nicht evtl. in der Jacke die an der Garderobe hängt. Und das im Falle eines Brandes die Autos in Richtung Süden fahren müssen, damit die Feuerwehr vom Norden anrücken kann. Solche Auflagen gibt es sicherlich nicht in vielen Kirchen.
Auftritt „Eva Weel Skram“. Genau bedeutet das sie und ihr Ehemann treten auf. Er spielt Gitarre, sie spielt am E-Piano oder auch an der Gitarre und singt.
Alle Lieder wurden auf Norwegisch vorgetragen, außer einem. Sie fragte sogar explizit ob im Publikum Leute dabei wären die kein Norwegisch sprechen. Es gingen wohl ein paar wenige Hände hoch. Hier erzählte sie auch die Vorgeschichte zum Lied in English. Sie hat ja einen sehr kurzen Vornamen und als Kind wünschte sie sich immer einen anderen Namen, Johanna.
Es war ein wirklich schönes Konzert und das Publikum war sehr begeistert. Es gab dann zwei Zugaben oder waren es sogar drei.
Die Zeit war nun doch schon fortgeschritten. Da ich aber keine Spikes untergeschnallt hatte, war es angesagt vorsichtigen Schrittes den Rückweg anzutreten, die Wärme sorgte dafür dass Wege und Straßen teilweise ziemlich glatt waren. Kurz zurück ins Hotel, Notebook schnappen und stante pede in die Svalbar.
Damit schließt sich die Berichtserstattung für heute.
Krass, zu Hause soll es morgen früh etwas kälter werden als hier.
„Svalbard verabschiedet sich in lila / Tromsø sucks“
Einschub: Also ich bin ja echt ein toleranter Mensch, was andere Leute machen, wie sie aussehen, ist mir so egal wie wenn in China ein Reiskorn platzt. Aber am Nebentisch sitzt ein Mensch (Lobby Hotel Longyearbyen) der die Erfindung des Taschentuchs noch nicht mitbekommen hat. Das Geschnuffel geht in einer Tour, weg setzen ist auch keine Option, das ist so laut und die Lobby dann doch so klein. <hmpf> Einschub Ende.
Heute also der Abreisetag. Irgendwie bin ich froh keine Tour mehr gebucht zu haben. Nach dem Frühstück noch mal raus. Es ist immer noch warm, wie viel Grad es genau hat weiß ich nicht. Mit den kleinen Spikes kommt man sicheren Schrittes vorwärts. Manchmal ist es windstill, dann kommt mal eine Bö, aber insgesamt ist es eher ruhig.
Richtung Osten sieht man ganz zart und an einer kleinen Stelle einen lila Schein am Himmel. Während des Spaziergangs wird das immer intensiver. Habe ich so, farblich, auch noch nicht so häufig gesehen.
Wie wäre das diesjährige Fazit? Alle drei Ausflüge waren toll, selbst der bei dem es keine Nordlichter zu sehen gab, dafür war das Gespräch mit Beatriz höchst informativ, angenehm und als Nicht-Norwegerin sieht man mal eine Seite die Norweger so gar nicht selbst erfahren. Die Tour „Hiorthhamn - Dark Season: Hike to Frozen Fjord“ war die erste für mich wo man mal selbst die Hufe schwingen musste, aber das Terrain war wirklich für alle geeignet. „Snøscootertur til Elveneset“ war jetzt nicht so spektakulär wie die Tour im letzten Jahr, aus verschiedenen Gründen. Aber trotzdem ist das einfach eine grandiose Sache als einfaches Menschlein so weit ins „Nichts“ vorzudringen. Wirklich bedauerlich war, dass gerade am Zielpunkt die Wetterverhältnisse es nicht zugelassen haben, die Drohne mal steigen zu lassen. Von der erhöhten Position wären da sicherlich einmalige Aufnahmen möglich gewesen. Aber wie gesagt, das ist Jammern auf sehr hohem Niveau.
Die Konzerte waren überdurchschnittlich gut, am wenigsten gefallen hatte mir „Bel Canto“, die Stimme der Sängerin ist einfach definitiv nicht mein Geschmack. Der Geheimtipp war meiner Meinung nach „Yan Kok“, absolute Gänsehaut garantiert. „Bestillingsverk Bugge Wesseltoft m.fl. 2025“ war ein einmaliges Gesamtkunstwerk, das live gesehen zu haben war eine große Sache, eine „once in a lifetime experience“. Nicht zu vergessen die vielen anderen Konzerte mit richtig gutem Jazz.
Die Zeit schreitet voran, und langsam gilt es, sich das gesamte Gepäck zu schnappen und sich an die Bushaltestelle direkt am Hotel zu platzieren, durchaus gut vor der Zeit, die frische Luft tut ja nicht weh.
Letzte Eindrücke von Longyearbyen werden eingesaugt. <seufz>
Boarding-Karte ziehen, Gepäck am self-bag-drop Schalter aufgeben, sich an der Security anstellen, läuft. Gang durch den Detektor, <driiiiiinngggg>. Es sei wohl sicherlich die Uhr. Nee, ganz sicher nicht, ich habe keine Uhr. Gürtel?, Ja, habe ich. Bitte ausziehen. Noch mal durch den Apparat. <driiiiiinngggg> - Es sei ein „random test“. Ich werde an den Händen und um die Hüfte mit einer Art Pinsel „bewedelt“. Dann soll ich mich rechts ran stellen und warten. Mach ick. Der nächste Prüfling geht durch den Detektor, <driiiiiinngggg>. Nach ein paar wenigen Sekunden bekomme ich ein „go“, ich bin wohl „sauber“. Das ganze Geraffel wieder einsammeln, sortieren, verstauen und nix vergessen.
Noch ist der Bereich im Gate brechend voll, die Passagiere für den Direktflug nach Oslo sitzen auch noch da, viele Leute stehen rum. Ich finde trotzdem noch ein freies Plätzchen. Ganz wichtige Dinge werden erstanden: Postkarten, eine „Svalbard Posten“, eine 100% ungesunde Pølse und, ähm <räusper>, eine letzte „Gerstenkaltschale“, frisch gezapft.
So, der Direktflug nach Oslo ist geboarded, die Abflughalle ist deutlich ruhiger und ich habe jetzt auch ein Plätzchen gefunden mit Strom-Anschluss. Es ist 15 Uhr und der Flug soll planmäßig um 16:15 Uhr losgehen, aber der ankommende Flug hat eine gemeldete Verspätung von 10 Minuten, ob sich das auch auf den Abflug auswirkt steht noch in den Sternen.
Laut Anzeige soll es draußen -1 °C sein. Wie schön, Svalbard verabschiedet mich nicht auch noch mit Plusgraden.
Im Gate gibt es bauliche Veränderungen. Es gibt eine Empore mit weiteren Sitzmöglichkeiten, aber sie sind derzeit noch abgesperrt. Ahh, nee, jetzt ist das Abstandsband weg. Aber meinen „Stromplatz“ will ich jetzt nicht mehr räumen.
Bei Ankunft in Tromsø soll es später -6 °C haben, das wäre fein. In Bodø soll morgen allerdings der Bär steppen, heftiger Schneefall und auch Winde um die 22 m/s. Für Bognes gilt das gleiche. Also die geplante Alternative ist definitiv gestrichen. Die Fahrt über das Saltfjellet wird dieses Mal auch anders verlaufen, es ist zwar eine halbe Sonne zu sehen, aber auch den ganzen Tag Schneefall, zumindest die ganze Zeit leicht unter Null. Und dann die weiteren Tage, eijeijei, teilweise heftige Plusgrade, +8 °C und Regen.
Es ist 15:40, der Flieger landet schon, also der der mich gleich zurück zum Festland bringt.
Einschub: Ich sitze endlich im „Solid“ und bin etwas überrascht, dazu später mehr.
Das Boarding beginnt frühzeitig, es stehen nicht wirklich viele Leute an, ruck-zuck ist das Gate leer. Der Flieger ist gefühlt nur zur Hälfte besetzt. Einsteigen, sich in eine Ölsardine verwandeln, etwas warten, zum Enteisen rollen, Enteisung, auf die Startbahn rollen, gaaaaaanz ans andere Ende im Westen rollen. Nein, Flugzeuge sind wirklich nicht für den Boden gemacht. Am Ende der Startbahn 180° wenden, Schub und ab geht es. Wir starten in Richtung Osten, ich hatte letztes Jahr instinktiv den richtigen Sitz auf der richtigen Seite gebucht. Longyearbyen gleitet bilderbuchmäßig an mir vorbei, die Kamera habe ich nicht griffbereit, aber es ist schon stockdunkel, das würde eh nix werden.
Sonst passiert nix wirklich spannendes während des Fluges. Der Blick nach Südwesten zeigt am Himmel eine unheimlich helle Lichtquelle, was soll das nur sein? Leider habe ich von Sternen und Planeten nicht den geringsten Schimmer, das einzige was ich identifizieren kann ist der Mond, dann ist Ende. Nun, das Rätsel werde ich wohl nicht lösen.
Landung in Tromsø, wir werden mit dem Bus ans Gebäude gefahren, dann durch den Zoll. Der junge Beamte meint, so einen Reisepass hätte er noch nicht gesehen, so ein riesiges Monster mit jede Menge Papierseiten drin. Er fragt seine ebenfalls junge Kollegin, nein, so was hätte sie auch noch nicht gesehen. Nun, im September ist das Teil eh abgelaufen.
Am Gepäckband ist die Hasenhirndichte mal wieder extrem hoch, dutzende solcher Kreaturen stehen quasi schon fast auf dem Band. Herr, lass Hirn regnen. Mein Täschchen ist flott da, zum Parkplatz, es ist spiegelglatt. Die Temperatur beträgt -5 °C. Ab ins „Fjellet p-hus“, Hotel.
Plötzlich fängt der Feuermelder im Zimmer an zu piepen. Boa ey, was soll das nun für ein Mist. Jacke, Mütze, Handschuhe, „Papiere“ schnappen, die Treppe runter. Es laufen schon einige andere Leute im Treppenhaus oder im Flur. In der Lobby stehen ein paar Leute. Erstaunlicherweise kommt niemand aus dem Fahrstuhl, immerhin. Es wird gemunkelt ein Föhn habe den Alarm ausgelöst. Nun, da warte ich doch lieber auf offizielle Verlautbarungen. Wenige Minuten später verkündet die Servicekraft - die vorhin an der Rezeption war - dass ein Föhn den Alarm ausgelöst hat und alles OK sei. Wieder hoch aufs Zimmer.
Und weiter zum „Walter & Leonard“. Und nun fängt die Odyssee an. Schon von außen durch die schmalen Fenster denke ich, auha, da ist ja gar kein freier Platz zu sehen. So wird mir dann auch beschieden, alles belegt, ohne Reservierung nix zu machen. Nun gut (nein, natürlich nicht gut, hier zu essen ist immer ein Genuss).
Vor vielen Jahren hatte ich mal was von Emmas Drömmedings gelesen, direkt an der Kirche. Aber da ist nix in der Richtung. „EGON“? Nein, nicht wirklich. Wieder zurück in die Fußgängerzone. Mal hier gucken, mal dort gucken. Runter an die Kais, auf dem Weg liegt ein „Peppes Pizza“, nee, jetzt echt? Weiter runter zum Hafen. Mal hier gucken, mal da gucken. „Fiskekompaniet“, ich glaube das war was edleres, da fühle ich mich im Moment totaly underdressed. Weiter, wieder zurück Richtung Zentrum. Ähh, jetzt doch „EGON“, so langsam habe ich einfach Kohldampf und der Laden ist groß. Was ist das, da stehen Leute im Eingangsbereich und warten darauf dass sie „gesetzt“ werden. In was für einem Film bin ich denn nun hier gelandet, warten auf einen Tisch im „EGON“?
Zurück in die Fußgängerzone, auch mal kurz in die kleinen Nebengassen gucken. Kurz vor dem Solid geht es zu ein paar Kneipen ab. Da scheint was dabei zu sein was passen könnte. Und jetzt kommt der Knaller, ich gehe rein, sieht irgendwie doch nicht wie ein Restaurant aus, keiner hat was zu essen auf dem Tisch. Ich frage die Servicekraft hinter der Theke ob ich auch was zu essen bekommen kann. Ja, kein Problem. Ich soll mich setzen, den QR-Code am Tisch scannen und dann darüber bestellen. Ich könnte aber auch an die Theke kommen um zu bestellen. Ich habe schon leichte Reizungen überall und frage, wo denn die Menükarte wäre. Ja, die sähe man wenn man den QR-Code scannt. Über den Rest hülle ich den Mantel der Verschwiegenheit.
Ich probiere es in der „Mathallen“, das liegt ja direkt an der Einfahrt in das „Fjellet p-hus“ und machte immer einen guten Eindruck. Nein, alles ausgebucht.
To make a long story short. Ich lande wirklich in „Peppes Pizza“. Danke auch. Bisher war Tromsø immer ein (doppeltes) Highlight, aber so richtig der Brüller ist es nicht mehr. Absolut unverschämte Preise für eine Hotelübernachtung bei „sparsamstem“ Luxus, vom fehlenden Frühstück bei den Preisen mal abgesehen. Und nun auch noch „Notstand“ beim Auffinden eines schönen Restaurants. Wenn Tromsø nicht so strategisch wichtig wäre hätten die mich definitiv das letzte Mal gesehen. Zumindest mache ich mir definitiv die Mühe mal zu gucken, wo man in der Nähe nächtigen kann. Denn am Tag des Abfluges nach Longyearbyen habe ich locker vorher noch Zeit 2-3 Stunden zu fahren. Und bei der Rückkehr könnte es ja irgendwann mal wieder klappen, dass ich direkt auf ein Hurtigruten-Schiff komme und dann, adé Tromsø.
Nach „Peppes Pizza“ noch mal ins Hotel, Notebook schnappen, ins Solid. Das ist auch gut besetzt, aber ich finde ein Platzerl. Wenn man in das Sprachenwirrwarr ab und zu mal eintaucht: Französisch, Spanisch, Italienisch, Chinesisch, Japanisch, amerikanisches Englisch, britisches Englisch, Deutsch. Manchmal verirren sich auch ein paar norwegische Sprachfetzen ins Ohr. Ja, ja, ich bin ja auch ein „elender“ Tourist, bin ja schon still.
Fun-Fact. Vor ein paar Jahren saß ich im „EGON“ in Tromsø und der Feueralarm schrillte. Ich wüsste nicht wo in meinem Leben schon mal ein Feueralarm losgegangen war. Tromsø scheint da ja ganz besonders was drauf zu haben.
Der Wecker klingelt morgen um 06:15 Uhr.
„Heftig, super heftig“
So früh bin ich aus Tromsø glaube ich auch noch nicht aufgebrochen, Punkt 7 Uhr geht es los. Die Straßen sind noch fast wie ausgestorben. Temperatur leicht unter Null. Der Himmel scheint mehr oder weniger klar zu sein. Richtung Osten nimmt man ein ganz leichtes lila Leuchten wahr.
Es ist ziemlich windig, eher stürmisch kann man sagen. Die Drohne steigen zu lassen ist völlig illusorisch. Die Straßen sind frei, man kann überall locker so schnell fahren wie erlaubt. Die Frage ist, wie lange dauert das so an.
Einschub: Innenarchitekten, man müsste sie wirklich alle, absolut alle, auf den Mond „hufen“. Was die in den Hotelzimmern immer wieder verbrechen, das ist einfach krank. Auf dem kleinen Schreibtisch steht eine Lampe, direkt auf dem Tisch, Oberkante ca. 10 cm. Sie leuchtet einem direkt ins Gesicht und blendet wie Hölle, wirklich irgendwas Brauchbares erhellen kann sie nicht. Ja, ja, doch, doch, Innenarchitekten, ab damit auf den Mond, ohne Rückfahrschein.
Die Erinnerungen verblassen schon langsam, es ist schon Mittwoch.
Keine Ahnung mehr wann der Schnee einsetzte, so nach 2-3 Stunden. Der Schneefall war mehr oder weniger stark, aber nie bedrohlich. Die Straßenverhältnisse meistens gut und man konnte letztlich schon flott fahren, also alles andere als eine Schleichfahrt.
Trotzdem sind gut 500 km unter den Bedingungen natürlich kein Zuckerschlecken, die Augen bleiben permanent auf der Straße, große Blicke in die Landschaft sind nicht drin. Die Hände beide ständig sicher und fest am Steuer.
Der Wind ist teilweise sehr heftig, das habe ich selten so erlebt, wenn überhaupt. Dass man die Hålogalandsbrua befahren durfte wunderte mich, ich war fest davon ausgegangen, dass sie bei den Bedingungen gesperrt sei. Ich meine mich daran zu erinnern, dass auf der Anzeige mit der Windgeschwindigkeit 17 m/s zu lesen war. Und ehrlich gesagt auf der Brücke hat es meine Kiste deutlich weniger geschüttelt wie an anderen Stellen einfach so auf der Straße an Land.
In Narvik lag vergleichsweise wenig Schnee, was letztes Jahr ganz anders war.
Dann stellt sich die Frage, wie wird nun später die Fährüberfahrt von Skarberget nach Bognes. Ist da der Betrieb evtl. eingestellt, muss ich die andere Fähre nehmen oder ist die dann erst Recht gesperrt. Ich muss sagen, mit dieser Problematik hatte ich mich hier noch nie auseinanderzusetzen. Ich fahre am Abzweig, wo man hätte nach Drag fahren können, einfach gerade aus, nach Skarberget, wird schon klappen.
Ein Schneepflug fährt voraus, nach kurzer Zeit lässt er mich passieren, sehr nett. Wie immer habe ich die (fein säuberlich notierten) Abfahrtszeiten nicht im Kopf. Die Sicht ist nicht wirklich gut auf das Wasser raus, einmal denke ich, ahh, da, eine Fähre, dann wieder, nein, das ist ein normales Schiff. Am Anleger stehen zwei Autos, kaum bin ich zum Stillstand gekommen erkenne ich, ja, das ist ja echt die Fähre, sie hat schon fast angelegt. Na, dass passt ja super.
Bereits ein paar Minuten später rollen ein paar Fahrzeuge runter, es fahren drei PKW auf die Fähre, nach ein paar Minuten kommt noch ein LKW. Und dann geht es auch schon los. Ich steige gar nicht aus, bei dem Wetter gibt es nix zu gucken. Die Überfahrt ist sehr geschmeidig, es schaukelt nicht wirklich, ab und zu ruckelt es mal ein wenig, aber nichts was einem auf den Magen schlägt.
In Bognes angekommen befreie ich erst Mal die Radkästen vom ganzen Schnee der sich darin angesammelt hat. Das Wetter ist weiter durchwachsen, aber es hilft ja nix. Immerhin wird mich heute Abend ein leckeres Bierchen im „Hundholmen Brygghus“ entschädigen. Wird es doch, oder? Ich weiß kurz vor Fauske kommen noch mal ein paar ziemlich bergige Abschnitte. Aber wenn ich erst mal Fauske erreicht habe, dann ist der Rest nach Bodø ein Klacks. So direkt auf Meereshöhe schlängelt sich die Straße da so lang und ehe man es sich versieht ist man angekommen. Dachte ich.
Es geht aus Fauske raus und es stürmt und es hat dabei ein Schneegestöber dass es sich gewaschen hat, viel Verkehr hat es dazu auch noch. Heidernei. War da nicht irgendwann vor Bodø ein ziemlich langer (recht neuer) Tunnel? Na der wird mir doch etwas Entspannung bringen. Tjaha, aber der Tunnel liegt trotzdem erst in Bodø und da muss man erst Mal hinkommen. Und ganz so geschmeidig fährt es sich auf der Straße dann doch nicht mehr wie ich glaubte das in Erinnerung zu haben. Zumindest nicht unter diesen Bedingungen.
Auf der Strecke liegen einige kleinere Ortschaften, dort hat es häufig Kreisel, prinzipiell eine gute Sache, aber gerade da liegt viel loser Schnee rum und dort in die Kurve zu gehen erfordert bei meiner Schüssel schon ganz besondere Vorsicht, sonst geht das Heck sofort auf Reisen. Gaspedal und Bremse wollen jetzt ganz besonders sanft behandelt werden.
Zum Glück fahren die anderen Verkehrsteilnehmer ziemlich rücksichtsvoll, überlegt, vorausschauend und man fühlt sich nie gedrängt, die folgenden Fahrzeuge halten immer guten Abstand. Aber auch hier gibt es eine Ausnahme. So ein Sprinter hängt mir fast im Kofferraum, man merkt, der ist durchaus gewillt sogar zu überholen, selbst bei der schlechten Sicht.
Kurz vor einem weiteren Kreisel, wo eh das Tempo gedrosselt werden muss, lasse ich die Scheibe auf der Fahrerseite runter und zeige ihm den Stinkefinger, der Fahrer gibt sofort Fernlicht. Was ein HASENHIRN, den schließe ich heute Abend nicht in mein Nachtgebet ein, das hadder nun davon.
Irgendwann naht der rettende Tunnel. Man träumt regelrecht auf der andere Seite raus zu fahren und das Schneegestöber ist zu Ende. Nein, ist es nicht. Im Zentrum hat man den Eindruck da war lange kein Räumfahrzeug mehr unterwegs. An einigen Stellen haben sich ganz schöne Schneewehen gebildet, locker 1 Meter hoch. Und auch hier in den Straßen fegt ein heftiger Wind. Dann, kurz vor dem Ziel, die Straße ist komplett gesperrt. Ich kann zum Glück auf einem frei geschobenen Parkplatz einfach drehen, wieder zurück auf die stark verschneite Straße.
Da, am Straßenrand ist ein Parkplatz, aber hier drehen, keine Chance. Ich fahre weiter, drehe mitten auf der Straße, das ist schon recht gemeingefährlich, aber kurze Zeit später steht das Wägelchen in der Parklücke. Nun, dann laufe ich halt zum Hotel. Da es ja nicht wirklich super kalt ist, ziehe ich den dicken Pullover nicht an, sondern nur die dicke Jacke, Handschuhe, Mütze auch. Ich nehme nur mal die Klamottentasche mit, nicht das Technikgeraffel, das ist viel schwerer. Ja, irgendwo hier muss das Hotel doch sein. Aber in Bodø scheint es keine Straßennamen-Schilder zu geben, nirgendwo. <hmpf>
Die Gehwege sind meistens unpassierbar, die Schneewehen türmen sich hüfthoch und mehr. Man muss auf die Straße ausweichen, zum Glück ist hier unten nicht wirklich was los. Aber auf der Straße liegt auch viel Schnee, ich habe nur die halb hohen Schuhe an. Wo ist das Hotel, ich irre durch einige Seitenstraßen, gucke zufällig mal nach oben in den Himmel. Ahh, guck, da ist ein Hochhaus, das sieht genauso aus wie das Bild auf meiner Buchungsbestätigung des Hotels. Nur, wo ist da der Eingang.
Endlich stehe ich am Hoteleingang. Die Eingangstür ist defekt, man wird durch den Noteingang rein gelassen. In den wenigen Sekunden in der die Tür offen ist weht es jede Menge Schnee in den Eingangsbereich.
Geschafft!
Kurzer Schwatz mit der Dame an der Rezeption, sie meint was für ein „tolles“ Wetter das doch sei, natürlich mit ironischem Unterton. Ich sage, ich startete heute in Tromsø. Und wie war da das Wetter. Ich berichte wahrheitsgemäß, dass es fantastisch war. Keine Ahnung, ob sie mir das geglaubt hat.
Zurück zum Auto, das Technikgeraffel holen. Ich denke so bei mir, also die paar Øre sollte ich in ein (unterirdisches) Parkhaus investieren und meine Karre nicht über Nacht am Straßenrand einschneien lassen. Nun denn, noch mal mutig ins Auto gesetzt und durch die mit Einbahnstraßen gespickte City von Bodø wühlen und sich einen Weg zur vorher gemachten Einfahrt des Parkhauses suchen. Direkt an der Einfahrt liegt ziemlich viel Schnee, Augen zu und drübber. Es schlürft etwas unter mir, aber das ist nur Schnee, nix wildes. Püh, ich stehe in Sicherheit.
Wie geht das hier mit dem Bezahlen, eine Schranke mit Parkschein gab es nicht. Ich lese APCOA, auh, denke ich, die sind mir irgendwo schon mal ganz sauer aufgestoßen, das sollen so richtig fiese Möppe sein. Ich lese das Schild wie man bezahlen kann. Entweder per App oder hinterher per Internet oder per Kreditkarte. Nun, mit Karte kann ich ja zahlen. Ich ziehe von dannen.
Jetzt aber auf zum „Hundholmen Brygghus“. Es ist noch ziemlich früh, nur wenige Leute sitzen da. Ich bestelle mir ein 0,2 l, ahh, was war das noch, ein Bokk, 7,7%. Man, ist das lecker. Die georderte Fiskesuppe kommt rasch, eine sehr große Portion, die kommt gerade recht und mundet bestens. Dann noch ein 0,4 l Bokk.
So ultra lange bleibe ich nicht. Kämpfe mich wieder zurück ins Hotel. Der Blick auf dem Hotelzimmer aus dem Fenster zeitigt ein Bild wie ich es selten gesehen habe. Ein Schneegestöber ist im Gange, heftig. Die Vorhersage für morgen sagt Linderung bei der Windgeschwindigkeit, sowohl hier in Bodø, als auch auf dem Saltfjellet und in Mosjøen. Aber auch steigende Temperaturen. In Mosjøen soll es am Donnerstag sogar regnen, weiter gucke ich noch gar nicht mit den Vorhersagen.
„Glück muss man haben“
Schon bevor der Wecker klingelt unruhiger Blick aus dem Fenster im sechsten Stockwerk. Ja, das ist nicht mehr ganz so heftig wie gestern Abend, aber wirklich viel weniger ist der Schneesturm auch nicht geworden. Wenn das nun die ganze Nacht so geschneit hat, „Prost Mahlzeit“, wie sieht das dann später nur auf den Straßen aus.
Runter zum Frühstück. Das ist bestens bestückt, da kann man wirklich nicht meckern. Der Blick aus den sehr großen Fensterscheiben auf das Treiben auf der Straße, hier ist das Schneetreiben gemeint, lässt mich schon etwas grübeln.
Zeugs zusammen packen und auf in den Kampf. Spoiler, alles wird gut.
Gesperrte Straßen, Schneeverwehungen, kleine steile Anstiege, das sind alles nicht meine Freunde in Bodø. Aber man kann sich arrangieren. Navi mal Navi sein lassen und durch in Augenscheinnahme der Straßenverhältnisse kleine Änderungen einbauen. Das stellt sich als gute Entscheidung heraus. Der Tunnel ist gleich mein Freund aber wir trennen uns auch schnell wieder. Die Fahrt nach Fauske ist kein Zuckerschlecken. Aber meine These geht auf, danach sind die Straßenverhältnisse doch etwas angenehmer.
Kaum biege ich in das Saltdalen ein klart es auf, es schneit nicht mehr und es sieht gleich viel angenehmer aus. Dauert nur nicht lange und in der Ferne sieht man schon wieder Schneegestöber. Die Straße steigt langsam an, ich bin gespannt was die Anzeige sagt bzgl. offen oder gesperrt des Saltfjelltes. Es ist grün, offen, sehr gut. Und, es wird heller, der Schneefall stoppt wieder und sobald man die Hochebene erreicht sieht das gar nicht mal so übel aus. Am nördlichen „bom“ halte ich kurz auf dem kleinen Parkplatz an, obwohl, das ist glaube ich nicht wirklich ein Parkplatz. Die Sicht ist gut, aber es ist schon etwas luftig um die Nase.
Weiter geht es. Auf der Straße sieht man den losen Schnee lustig umherwirbeln. Links und rechts der Straße liegt quasi kein aufgehäufter Schnee. Ich luge auf alle kommenden Parkplätze, die meisten sind prinzipiell geräumt, behagen mir trotzdem nicht. Erstens sieht man nicht wo doch irgendwo tiefe Schneewehen dräuen und dann ist es eh zu windig, um die Drohne steigen zu lassen.
Am Polarkreiszentrum halte ich an. Dort hat es sogar eine kleine Bucht, vielleicht 30 m, die schön frei geräumt ist. Kurze Zeit später hält ein weiteres Fahrzeug an. Ein junger Kerl steigt aus, telefoniert, Franzose. Der andere Kollege bleibt im Auto sitzen. Ich schieße währenddessen meine Fotos. Der andere Kerl steigt auch aus, und dann stapfen sie beide durch den Tiefschnee in Richtung Polarkreiszentrum. Auf so eine Schnappsidee kann man auch nur kommen wenn man noch Flausen im Kopp hat. Denn wirklich gut ausgerüstet waren die (schuhtechnisch) nicht.
Ich fahre weiter und halte zum Spaß mal auf dem kleinen Parkplatz am südlichen „bom“ an. Dass da ein Warteraum ist wusste ich gar nicht, wenn man so vorbei fährt nimmt man das Gebäude gar nicht als solches wahr.
Weiter geht es. Da wo es zur Haltestation Bolna geht parkiere ich meine Schlüssel möglichst unauffällig. Ich marschiere den Weg hoch, es ist perfekt geräumt, aber unter der minimalen Schicht Neuschnee liegt Eis. Da gilt höchste Vorsicht nicht auf die Waffel zu fliegen.
Ich komme an der Haltestelle an, gucke mich so um und höre ein Brummen, recht laut und stetig. Hmm, sollte das ein LKW sein, dafür ist die Straße aber doch recht weit weg und das Geräusch schon recht heftig. Naja, surprise, surprise, es rauscht ein Zug an, ein langsamfahrender Güterzug. Ich zücke sofort die Kamera, Klappe, Ton, Aufnahme läuft. Plötzlich, hinter mir vernehme ich eine Tür die sich öffnet. Ich drehe mich nicht um und filme den einfahrenden und passierenden Zug. Als ich nach links schwenke sehe ich eine grüne Fahne auf einem Ständer montiert.
Der Zug ist vorbei, die Aufnahme ist im Kasten. Nun sehe ich, dass da ein junger Mann steht. Wir kommen kurz ins Gespräch. Da hätte ich aber mächtig Glück gehabt. Aber sowas von, zumal ich ja einfach nur hier hoch gelaufen bin um mal zu gucken. Ich bin ja kein „Pufferküsser“, der alle Fahrpläne im Kopf hat und so eine Aktion minutiös plant.
Wir unterhalten uns angeregt und sehr nett weiter. Er wohnt in Oslo und fliegt zur Arbeit hierher, arbeitet eine Woche und fliegt wieder zurück, weil hier in der Gegend keine Leute sind die das machen wollen/können. Klar, hier hängt man ziemlich tot überm Zaun. Ich habe ihn jetzt nicht gefragt, aber vermutlich wohnt er hier die ganze Zeit im Bahnhof. Es ist immerhin ein zweistöckiges größeres Haus. Aber am _rsch der Welt.
Tja, er müsste dann mal wieder an die Arbeit. Danke für das erfrischende Gespräch.
Am Saltfjellet war es denke ich heute am kältesten. Püh, waren es -4 °C oder waren es -5 °C. Also nix wildes, wirklich nicht.
Weiter nach Mosjøen. Es wird wärmer, was aber so gestern angekündigt wurde. Und dann, ja, das war kein Schnee mehr, das war Regen. <schnief>
Zumindest bleiben die Straßenverhältnisse für mich im Rahmen. Einfahrt in Mosjøen. Der Parkplatz am Hotel ist fein säuberlich geräumt, das freut mich.
Heute geht es nicht mehr in die Stadt.
Zum Abendessen kommen Vegetarier voll auf ihre Kosten. Es gibt „Haxe“ mit einer Art KaPü und kleinen ungeschälten Pellkartöffelchen. Eigentlich ist so eine „Sauerei“ nicht wirklich meine Sache, aber ich stelle mich der Herausforderung. Ja, das schmeckt ordentlich. Aber als Nachschlag wähle ich doch lieber noch ein Brot mit Lachs. Und nun, als Nachtisch, eine Premiere. Ich habe im Leben noch nie selbst eine Waffel gebacken, ich schwöre bei allem was mir heilig ist. Also, Teig in das Eisen, warten. Tja, wie funktioniert das nun. Eigentlich ist das Waffeleisen schon für so absolute Hasenhirne wie mich gemacht, aber ich kann es natürlich nicht „derwarten“ und lupfe das Eisen vor der Zeit. Ei, das war zu früh. Also noch mal schließen und drauf hoffen, dass kein anwesender Norweger solch einen Dilettantismus miterleben musste, ich entschuldige mich schon mal dafür.
Ich lupfe erneut, ja, das sieht doch gut aus. Das Erstlingswerk ist nicht verbrannt und nicht noch im Rohzustand. Etwas Himbeer-Konfitüre drauf. Das schmeckt lecker.
Die Wetteraussichten für morgen sind echt hart zu ertragen. Bei Abfahrt Regen bei Plusgraden. In Trondheim erscheint eine halbe Sonne, aber auch deutliche Plusgrade.
Na dann, gute Nacht auch.
„Trondheim zeigt sich von seiner besten Seite“
Vor der Weckzeit aufstehen, Frühstück. Draußen ist es spiegelglatt, ich komme Millimeter um Millimeter vorwärts zum Auto. Nicht zu erwähnen, dass es schüttet. Abfahrt. Ist das nicht deprimierend. Die Straße ist OK. Mehr oder weniger alle Möglichkeiten anzuhalten lasse ich links oder rechts liegen. Entweder es regnet, es ist zu windig oder überhaupt, das ist doch nicht wirklich Winter, so wie es sein sollte, in Norwegen. Ich würde mir liebend gerne am Laksforsen wieder die Griffel abfrieren, statt dieses Elend.
Einschub. Ich sitze nun seit einer Stunde oder länger in der Kneipe „Öx“, ein heftiges Stimmengewirr ist im Gange. Wieso habe ich Eumel diese Kneipe noch nicht früher entdeckt. Das Bier habe ich im Frati (obendrüber) schon häufiger getrunken. Einschub Ende.
Ich schlängel so durch die Gegend, plötzlich <pling>. Ach du dickes Ei, ich wollte doch gestern noch in Mosjøen tanken. Ja, ja, wollte ich, habe ich aber nicht. Plötzlich verschieben sich die Prioritäten, die Wetter- und Straßenverhältnisse sind eigentlich nebensächlich, die Frage stellt sich, reicht das noch bis zur nächsten Tankstelle, die natürlich nicht gerade in 10 Kilometern kommt, sondern erst in 50! Mein Adrenalinpegel ist gesättigt. Ja, es hat gereicht, keine Ahnung wie viele Tropfen noch im Tank waren.
In Mo I Rana dürstet es mich nach einer Pølse, klassisch, an der Tanke. Kaum fahre ich wieder los, fängt es an zu schütten, es ist die wahre Pracht. Dauert aber nicht lange. Dann müsste ich mich entscheiden, ob ich über den Goldenen Umweg fahren will oder nicht, will ich nicht, mein Abenteuerdurst ist gestillt. Auch wenn mir bewusst ist, dass es vor Trondheim auf der [E6] ziemlich eintönig wird. Und mit „vorher“ ist gemeint ca. 100 km vorher. Es hat ein paar Baustellen, an der [E6] wird immer irgendwo irgendwie gewerkelt und zwar häufig im großen Stil, also Tunnel bauen, Brücken, halbe Berge wegsprengen.
Das Wetter ist mittlerweile ziemlich passabel geworden, blauer Himmel ist noch keiner zu sehen, aber die Sonne hängt nur noch leicht hinter Wolken gefangen am Himmel. So habe ich sie jetzt seit weit über einer Woche nicht gesehen.
Wenn man nach Verdalsøra kommt sieht man manchmal Bohrinseln im Wasser liegen. Dieses Mal nicht, trotzdem liegt dort Zeugs rum, dass mal eine Bohrinseln werden könnte. Ich habe genug Zeit, mal gucken wie nahe man da ran kommt. Nicht sehr nah. Irgendwann ist Ende, da ist eine Schranke, Schade. Noch einen anderen Weg probieren, aber da sieht man auch nicht mehr. Weiter nach Trondheim.
So ungefähr wusste ich zwar wo das Hotel ist, aber ich lasse mich doch lieber vom Navi leiten, in Trondheim hat es viele Einbahnstraßen, außerdem sind einige Straßen mittlerweile komplett für den Individualverkehr gesperrt, dort fahren nur noch Busse und Taxis. Zum Glück gibt es keine Umleitungen die mich aus dem Tritt bringen.
Ich fahre in das Areal des Hotels ein. Bis 15 Uhr ist die Rezeption noch besetzt, das passt gut. Das ganze Haus ist schon älter. Das Zimmer einfach aber alles ist da was man braucht, kein „fancy stuff“. In der Dusche hängt sogar noch ein Duschvorhang und ein „Flitscher“, das habe ich auch schon lange nicht mehr gesehen, früher war das Standard.
Nicht lange rum trödeln, das Wetter ist traumhaft. Das Hotel liegt direkt am Nidelva, dahinter steht der Nidarosdom. Was eine Lage, unbezahlbar. Ich muss gestehen, dass ich rechts der alten Brücke noch nie war, es nur von Bildern kenne. Es ist eine interessante Mischung aus alten Häusern und neuem Stil. Die Eislauffläche im Gebiet vom „TMV-kaia“ ist in Betrieb, eine Eislaufprinzessin dreht ein Paar Pirouetten, sehr elegant. Wie die das Eis nur hinbekommen, eine tragfähige Eisfläche bei den vielen Plustemperaturen, magic.
„Hunger“, meldet der Magen. Wo er gestillt werden soll steht schon fest. Das „Frati“ soll es ein. Bisher habe ich immer einen Platz bekommen, so auch heute, aber es war nicht der aller schönste, direkt am Eingang. Wurscht, das Ambiente ist einfach toll. Und es herrscht ein Treiben wie im Bahnhof, ein ständiges Kommen und Gehen. Alle Rädchen greifen ineinander. Mein Risotto steht flugs vor mir, begleitet von einem „Öx“.
Was mir auffällt, eine große Gruppe von Leuten geht, aber nicht nach draußen, alle haben ihr Getränk in der Hand und marschieren Richtung Toiletten. Ähh, was steckt denn da dahinter. So richtig hat das bei mir aber nix ausgelöst. Ich zahle und gehe und bin gedanklich auf der Suche nach einer reinen Kneipe wo man noch eine leckere Gerstensaft-Kaltschale bekommt. Ich biege um das Gebäude in dem das Frati drin ist rum und stehe vor einem Schild mit „Öx tap room“. Davor habe ich schon öfter gestanden, aber warum auch immer hat es mich da nicht rein gezogen.
Das soll sich ändern. Ja, jetzt klärt sich alles auf, das Frati und diese Kneipe gehören zusammen und haben eine direkte Verbindung. Hier unten sieht es aus wie in einer klassischen Gasthaus-Brauerei. Und um das zu unterstreichen werkelt da noch einer rum an den Gerätschaften und hantiert mit Schläuchen etc.
Es darf noch ein „Öx IPA“ sein. Jetzt gibt es viel zu berichten…
Die Wettervorhersage für morgen ist traumhaft…
„T-r-a-u-m-h-a-f-t“
Das Hotel liegt zwar mitten in der Stadt, aber es ist total ruhig hier. Selbst der Glockenschlag des Doms ist nicht zu hören.
Das Frühstück ist klein aber fein. Das Interieur des Frühstücksraums passt eigentlich gar nicht zu einem Pilgerort. Also zumindest nicht in meiner Vorstellung. Das müsste hier ja eher karg und pragmatisch sein. Stattdessen sieht das eher fürstlich aus, die Stühle sind massiv, mit Polster und Schnitzereien. Alles passt zusammen und ist fast schon prunkvoll. Der Preis war ebenfalls sehr moderat, mit Frühstück und noch einem Parkplatz direkt am Hotel, eine unschlagbare Kombination.
Die heutige Tour ist wieder kurz (336 km), es ist keine Eile geboten. Der Verkehr in Trondheim ist sehr moderat, flugs ist man aus der Stadt draußen.
Die Temperaturen schwanken im Laufe der Fahrt von -10° C und +2° C, das ist doch schon mal ein sehr großer Fortschritt in die richtige Richtung. Nicht davon zu reden, dass es viel blauen Himmel hat und bereits in Trondheim sieht man im Osten die Sonne aufblitzen. Ja, ich gebe zu, die Kombination blauer Himmel und Sonne ist schon eine feine Sache, natürlich nur eisgekühlt.
Am Dovrefjell angekommen halte ich an üblicher Stelle, es hat -7° C, für einen kleinen Spaziergang sollte man da schon richtig präpariert sein. Die dicken Schuhe werden angeschnallt, die schon seit der Abfahrt in Trondheim im Fußraum des Beifahrersitzes liegen und damit etwas vorgewärmt sind, denn alles was hinten im Kofferraum liegt ist auch nach Stunden noch mehr oder weniger eisgekühlt.
Und die großen Spikes werden untergeschnallt, sicher ist sicher. Es geht über die [E6], der Weg ist gangbar, ein paar Mal steckt man dann aber doch bis zum Knie im Schnee. Direkt wo ich laufe sieht man eine Spur von einem Tier. Da ich von so was absolut keine Ahnung habe bleibt es eher ungewiss was das wohl war. An einer Stelle liegt sehr viel verwehter Schnee, das bringt nix, kein Fortkommen mehr. Ich drehe um. Zurück am Parkplatz gehe ich ein Stück in die andere Richtung. Aber auch hier ist das Stapfen durch den tieferen Schnee eher anstrengend.
Weitere Zwischenhalte werden eingelegt, das Wetter ist umwerfend, windstill, die Sonne scheint, Wolken hat es auch, aber alles spielt famos zusammen. Dann entdecke ich die Stelle die wohl als Moschusochsen Aussichtspunkt fungiert. Man sieht das eigentlich ziemlich klar von der [E6] aus, ist mir früher noch nie aufgefallen. Nun, dann will ich mal versuchen dahin zu fahren. Nee, jetzt wirklich, schon wieder diese APCOA-Mafia-Brüder. Nein Danke.
Jetzt habe ich mich etwas verheddert, die Abfahrt zur [29] habe ich verpasst, direkt auf der [E6] wollte ich nicht drehen, fahre also in die Einfahrt zum „Gautåsætre“ rein, passe nun aber peinlichst darauf auf hier an der richtigen Stelle zu drehen. Das Wetter ist so genial.
Das kurze Stück zurück auf der [E6] und rein auf die [29], da wird die Straße doch schon gleich anders, komplett mit einer festen Schneedecke versehen. Wenn man weiß was einen erwartet fährt man nicht mehr ganz so frisch von der Leber weg drauf los. Die 12% Steigung im letzten Jahr sind bei mir lebhaft in Erinnerung geblieben. Ich fahre zu und die 12% stehen förmlich auf meiner Stirn geschrieben. Im Prinzip gilt als letzte Maßnahme einfach wieder umzudrehen, auch wenn das dann ein mega Umweg wäre. Zeitlich wäre es egal, mich drängt nichts. Am Sohlbergplassen halte ich trotzdem an. Der Blick ist einfach grandios, die Stille, das muss man eine Weile auf sich einwirken lassen.
Die 12% warten. Die ersten Meter sind nicht die steilsten, da darf man sich nicht in Sicherheit wiegen. Aber, es liegt viel Split, der hilft gewaltig. Meter um Meter geht es nach oben. Den „Sportmodus“ im Wägelchen hatte ich auch vorher wieder deaktiviert. Die Reifen drehen nicht durch, nicht ein Quäntchen. Ja, den heftigsten Abschnitt habe ich tatsächlich geschafft. Yeah! Und dann dieser Blick, das ist in Worte nicht zu fassen. Aber wo mal anhalten um das bildlich festzuhalten. Guck da, eine kleine geräumte Einbuchtung an einem großen Parkplatz, das reicht um die Schüssel sicher zu parkieren und nicht im Weg zu stehen.
Was für ein Blick, die Freude ist nicht zu beschreiben. Die Temperatur liegt auf ca. 1.000 m auch hier wieder höher als in tieferen Lagen, verrückt. Es ist absolut windstill. Es hat gefühlt deutlich mehr Verkehr als im letzten Jahr, ständig fahren Autos vorbei. Was mich nicht davon abhält auch noch mal auf offener Strecke anzuhalten.
Am Spidsbergsæter halte ich an. Wirklich was anfangen kann man da als Fußgänger nicht. Das ist die Welt der Langläufer. Noch bin ich auf der Hochebene, die Blicke in Richtung Südwesten sind klar und deutlich und reichen sehr weit, die Sonne spielt schon mit leicht rötlichen Farben.
Ein allerletzter Halt auf einem völlig freien Parkplatz der super geräumt ist. Die Eindrücke aufsaugen, abspeichern.
Nun beginnt der Abstieg, von ca. 1.000 m auf 200 m runter, bei gemäßigten 8% und einmal 9% Gefälle. Auch hier hilft viel Split. Es ist keiner hinter mir, ich fahre sehr schaumgebremst, „better safe than sorry“. Die letzten Kilometer nach Lillehammer fahre ich eigentlich mehr oder weniger per Autopilot. Der heutige Tag war einfach einmalig.
Und wir wollen ja morgen nicht wieder auf den letzten Tropfen im Tank fahren. Tanken, auch wenn er längst noch nicht leer ist, auch das ist erledigt. Einchecken im Hotel. Bilder runter laden. Auf in den „Heim Gastropub“. Dort sitze ich nun seit ca. 18 Uhr, jetzt ist es 20:30 Uhr. Lecker Essen, lecker Øl, es gab in der Tat noch Juleøl und ein IPA.
Mal so ein allgemeiner Einschub. Da lernt man mehrere tausend Kilometer von zu Hause Leute aus der Heimat kennen, die das gleiche Ereignis dort hingespült hat. Man (ich) gibt seine Adresse der Homepage bekannt auf der man die aktuelle Reise verfolgen kann. Eine Sache die ich nicht leichtfertig jedem Hansel gebe und dann kommt da irgendwie kein Feedback. Stattdessen sind vermutlich tausend Kanäle auf Facebook, Whatsapp, Instagram und diesem ganzen anderen asozialen Gedöns viel wichtiger. Obwohl man dort Menschen folgt mit denen man noch nie persönlich, über mehrere Tage, ein Wort gewechselt hat. Das gibt mir irgendwie sehr zu denken und ich denke mir nur, WTF. Wieso laufen alle Leute diesen asozialen Medien hinter her. Ich verstehe es einfach nicht. Einschub Ende.
Die Wettervorhersage für morgen ist schon wieder durchmischt, leichter Schneefall, bewölkt, aber nur sehr schwacher Wind. Erst am Sonntag wieder Sonne pur.
„Ganz passabel und dann noch sehr gut“
Heute hat es keine Eile. Die zu fahrende Strecke ist sehr kurz und meine am Straßenrand geparkte Schüssel darf noch bis 9 Uhr da stehen. Ich schlendere also zum Frühstücksraum und staune nicht schlecht, dass ich im „EGON“ stehe. Die sind in der Tat durch eine Tür miteinander verbunden. Nun, auch hier mangelt es an nichts am Frühstücksbuffet.
Der gemeldete leichte Schneefall hat schon eingesetzt als ich los fahre. Temperatur lag glaube ich bei -5° C, also weit von den -26° C in 2024 entfernt. Die [250] fahre ich nicht und nehme die etwas unkompliziertere [4]. Die Straße ist gut befahrbar.
Es ist sehr trüb, es schneit leicht oder hört auch mal für eine Weile auf. Wirklich dazu animiert irgendwo anzuhalten wird man nicht. Im Prinzip hätte ich gegen 13 Uhr am Ziel sein können, aber das macht ja keinen Sinn. Ich beschließe in Geilo noch mal eine Runde um den See zu gehen.
Aber erst werde ich endlich mal mein Pfand los, das seit einem Jahr bei mir zu Hause lagert. Einige Büchsen sind von Svalbard zu mir nach Hause gereist, dann wieder nach Tromsø und von Tromsø nach Lillehammer um dann im Pfand-Automaten zu landen. Den Erlös von 22 NOK habe ich dem Roten Kreuz gespendet.
Dann also die Loipe entlang in Richtung „Tuftebru“. Es schneit, nicht wirklich unangenehm, es ist dabei fast windstill. Deutlich vor der Brücke kehre ich wieder um. Dann also die letzten Kilometer zur Unterkunft, es gilt dabei gleich drei Steigungen in kurzer Folge zu nehmen, sie sind aber moderat, in Steigung (max. 7%) und auch was die Kurven angeht.
Mein Super-Navi kannte die Adresse des Hotels nicht. Ich hatte dann heute früh erst Mal irgendeine Straße eingetragen, für die erste Peilung reichte das. Dann komme ich nach Dagali (was im Prinzip nur ein Weiler ist und nicht wirklich ein Dorf) und es steht völlig in den Sternen wo ich nun hin muss. Ich frage einen Mann der gerade zum „Joker“ läuft. Ja, das ist Straße weiter und dann oben am Pass. „Tusen takk“. Nun klärt sich auch, dass ich ja vorher schon ermittelt hatte, dass ich vom Hotel aus nicht mehr groß nach oben fahren muss sondern es von dort quasi nur noch bergab geht.
Ich komme an und checke ein. Die Unterkunft ist sehr einfach, das Zimmer geräumig, zwei Stühle, kleiner Tisch, Fernseher, Schrank, kein Firlefanz, kein chichi.
Ich werde gefragt, ob ich abends was essen will. Ja, unbedingt. Es gibt ein 3-Gänge-Menü, Vorspeise mit Lachs, Hauptspeise mit Rentier und noch ein Nachtisch. Da bin ich dabei.
Es ist noch hell, da gilt es keine Zeit zu verlieren und wenigstens zu schauen, ob hier doch ein wenig in der Gegend herum gelaufen werden kann. Kaum bin ich draußen sehe ich auf der anderen Straßenseite ein paar Langläufer auf die Straße zu laufen. Nun, da wo Langläufer entlang kommen, da sollte ich auch einen Pfad finden.
Ja, da sind zwei Routen ausgeschildert, eine links, eine rechts. Ich nehme die nach links, es ist vermutlich eh Jacke wie Hose. Die vier Leute eben waren die letzten die ich in freier Wildbahn heute sehen werde, so viel sei verraten.
Es liegt hier keine wirklich präparierte Langlaufloipe vor. Aber die Hauptsache, ich versinke nicht bei jedem Schritt im Schnee. Man erahnt, dass hier im Talkessel ein See liegt, die Fläche ist einfach zu gleichmäßig mit Schnee bedeckt. So oder so, einfach auf der Spur der Langläufer bleiben, da kann nicht viel schief gehen.
Es schneit immer noch, nicht wirklich wild, man kann noch weit schauen, dabei wird es ganz langsam dunkler.
Wie weit gehen? Für den Rundkurs ist die Distanz zu groß. Um morgen nicht auf der Titelseite eines Boulevard-Blattes als dümmster Tourist zu landen der sich in der Dunkelheit verirrt hat kehre ich zeitig wieder sehr gemäßigten Schrittes um.
Nun bin ich sehr gespannt auf das Abendessen, es ist noch Zeit und Bilder etc. werden runter geladen und schon mal gesichtet.
Zum Speisesaal geht es einen Stock runter, direkt vor mir gehen vier Leute, es sind Landsleute. Im relativ großen Raum sitzen zwei Paare, dann die vier eben genannten und ich. Mehr werden an diesem Abend nicht auftauchen. Ich denke, wer hier nicht übernachtet wird sich alleine zum Essen nicht her verirren.
Die Bedienung kommt und fragt nach einem Getränk, ich frage explizit nach einem mørk øl, also auf Norwegisch, ja, da hätten sie was, ein lokales Bier. Prima, so etwas bevorzuge ich eh. Das Getränk kommt und ich denke mir was ist jetzt an „mørk“ so schwer zu verstehen, ich setze das gleich mit „dunkel“, also schwarz. Ich sehe hier aber ein bestenfalls goldgelbes Bier. Sei es drum, man kann es trinken. Die Vorspeise kommt flott, geräucherter Lachs auf Salatbett und einer Vinaigrette, sagt jetzt mal der Nicht-Koch. Der Lachs schmeckt hervorragend, richtig saftig.
Der nächste Gang lässt nicht lange auf sich warten. Ein großer Teller mit Rentier-Fleisch, Champignons, Brokkoli, Blumenkohl und Kartoffelspalten, plus Preiselbeeren. Hmm lecker, egal was das kosten wird, über Preise wurde vorher nicht gesprochen, es ist sein Geld auf jeden Fall Wert. Als Nachtisch gibt es irgendwelche Beeren, farblich im hell-orange angesiedelt, nichts was mir bekannt ist. Darauf ist etwas Sahniges. Köstlich.
Klugerweise werde ich auf das Thema Frühstück angesprochen. Zufällig hatte ich gesehen, dass es erst ab 8 Uhr gereicht wird, das ist mir zu spät, spätestens um 7:30 Uhr will ich starten. Gar kein Problem sie macht mir ein mat pakke. Das ist ja genial, ja, gerne, das wäre sehr nett.
Auf dem Rückweg zum Zimmer treffe ich noch den Mann von der Rezeption, der spricht mich auf das gleiche Thema an. Da er morgen früh so zeitig nicht an der Rezeption ist regel ich das mit dem Bezahlen des Abendessens lieber jetzt. Preis für das Menü plus Bier 675 NOK, wie schon vermutet, ein angemessener Preis.
Ob es noch schneit kann man aus dem Zimmerfenster nicht mehr sehen, ich gehe noch mal raus, nein, es hat aufgehört. Morgen soll es ein sonniger Tag werden, ohne Wolken. Ich bin gespannt.
„Versöhnliches Ende“
Abfahrt pünktlich um 7:30 Uhr. Es ist nicht eine Wolke am Himmel zu sehen, die Sonne ist noch nicht aufgegangen, verströmt aber schon ein zartes Rot im Osten. Es ist ein Traum. Die Kupplung ist schon recht schwergängig, aber der Motor startet gut. Uiui, -17° C hat es. Ausnahmsweise lasse ich meine Jacke an, und die Mütze bleibt auf dem Kopf, das mache ich normalerweise nur sehr selten. Auf der Straße ist niemand zu sehen. Ich lasse es sehr langsam angehen.
Am Hotel „Vasstulan 1100“ halte ich an, diesen Blick darf man sich nicht entgehen lassen. Es ist der höchste Punkt, auf 1.100 m. Man kann glasklar in die Weite schauen, in alle Richtungen. A-t-e-m-b-e-r-a-u-b-e-n-d.
Die Straße ist so wie ich sie in Erinnerung habe, kurvig, nicht wirklich breit, es gibt ne Menge Stellen wo man runter muss auf 40 km/h und das auf jeden Fall tun sollte, denn da lauern tückische „Hügel“. Aber zeitlich liege ich von Anfang an sehr gut im Rahmen, wenn das Navi schon sagt ich käme pünktlich an, dann schaffe ich das locker. Obwohl es ja gleich nach dem höchsten Punkt auf kurzer Strecke höhenmäßig recht heftig nach unten geht, bleibt es konstant kalt.
Bis sich das Wägelchen mal aufgewärmt hat dauert wirklich lange, aber dann ist es muckelig warm, Jacke, Mütze und Handschuhe haben ausgedient. Das ist doch gleich viel bequemer.
Es hat viel Schnee, die Sonne kommt dann auch irgendwann über die Berge, es ist eine konzentrierte Augenweide.
Das geschnürte mat pakke wird verspeist und Käffchen getrunken.
In Kongsberg halte ich an und mache ein paar Aufnahmen der kleinen - aber nicht minder imposanten - „Stromschnellen“. Ich weiß gar nicht, ob die mir beim letzten Mal überhaupt aufgefallen waren. Ich dachte ich muss nicht weit laufen um einen passablen Platz zum Fotografieren zu finden, dem war nicht so. Ich hätte doch besser die Jacke angezogen, man, war das frisch um die Nase.
Die Straße windet sich weiter wie ein Wurm gen Meer. Erst kurz vor Larvik fällt die Temperatur deutlich, kurz vorm Hafen lande ich bei -2° C. Ich muss nicht lange warten, bis ich meine Bordkarte bekomme, ich reihe mich in die wartenden Autos ein. Dann heißt es warten. Bald trifft die Fähre ein und es beginnt das was auch beim letzten Mal geschah. Ein nicht enden wollender Strom an Fahrzeugen ergoss sich aus dem Bauch der Fähre. Dann, die Fähre spuckte nichts mehr aus, dann müsste das Beladen ja bald beginnen.
Pustekuchen, schon wenige Sekunden später gebiert die Fähre weitere Fahrzeuge, es ist nicht zu fassen wie viele Fahrzeuge auf so ein Gefährt passen und ich möchte nicht wissen, ob sie wirklich voll war, was ich mir nicht vorstellen kann.
Dann rollen die ersten beiden Spuren los, ich stehe in der dritten.
Sofort auf das Außendeck. Beim letzten Mal konnte ich noch ein paar Bilder schießen, bevor es zu dunkel war und die Fähre schon am Losfahren war. Heute ist es sonnig und es bleibt genügend Zeit.
Bereits wenige Minuten vor der offiziellen Zeit werden die Schotten dicht gemacht, also auch hier, auf den aller letzten Drücker sollte man nicht kommen. Leinen los.
Den Sitzplatz in der Business Class aufsuchen, dort ist es durchaus gut besucht, auch im anderen Bereich des Schiffs ist mächtig was los. Zeit zu schreiben.
Nun habe ich seit der Zeit meiner Abfahrt zu Hause keine Nachrichten verfolgt, ich bin absolut nicht auf dem neusten Stand. Auf den Monitoren erscheinen Werbung und ein paar Headlines von „VG“. Trump habe mit Putin gesprochen, kann man lesen. Wer weiß was in den gut zwei Wochen alles passiert ist.
Kurzer Blick nach draußen, da ist schon Land zu sehen, der Monitor zeigt, die Fähre fährt gleich in den Hafen von Hirtshals ein. Wenige Minuten später kommt schon die Ansage, dass man sich auf das Autodeck begeben soll.
Runter von der Fähre, raus aus Hirtshals, Tempomat auf 100 km/h. Damit komme ich fast bis Aarhus.
Dieses Mal kann ich am Hotel den Parkplatz auf dem Dach benutzen, erreichbar über einen Fahrstuhl. Das ist definitiv nix für Leute mit Platzangst.
Wo bekomme ich noch etwas zu essen, frage ich die freundliche junge Frau an der Rezeption, ja, gerade um die Ecke, da ist das „Street Food“. Ich marschiere los, sehe es auch schon, komme aber gar nicht bis dahin, sondern gucke schon vorher in ein anderes Restaurant. Man kann durch mehrere Fenster von der Straße rein schauen, fast alle Tische sind besetzt. Das kann nix schlechtes sein. Also direkt rein da, die Speisekarte habe ich gar nicht lange studiert, sofern draußen überhaupt eine gewesen wäre. Ahh, es gibt hier nur Buffet, noch ca. eine Stunde lang. Nun, da bin ich doch dabei.
Es hat zig Salate und andere kleinere Leckereien als Vorspeise, das war ein ziemlich guter Einstieg. Dann schauen wir mal bei den Hauptgerichten. Schilder an den einzelnen Speisen stehen keine, würde mir eh nicht allzu viel helfen. Also wähle ich nach Augenschein, auch hier gab es keine Nieten. Dann habe ich mich noch mal beim Fleisch angestellt das von einer Fachkraft gezielt angeboten wurde. Drei kleinere Scheibchen von diesem und jenem, noch mal garniert mit ein paar Beilagen. Köstlich.
Nun dürstete es mich noch nach einer Gerstensaft-Kaltschale, also doch noch weiter zum „Street Food“. Dort hat es in einer großen Halle zig unterschiedliche kleinste Stände, sicherlich 20 an der Zahl. Einige bieten Essen an, andere nur Getränke. Ich lasse mir ein fruchtiges IPA empfehlen, ein „Lagunitas IPA“. Dort noch ein wenig in die Tasten hauen. Und so geht der letzte volle Urlaubstag zu Ende.
Ab heute kann ich mir sparen die Wettervorhersagen anzuschauen. Das was ich in der letzten Woche erlebt habe wird sich für mal mindestens ein Jahr nicht wiederholen.
„Wieder zu Hause“
Mit Tempomat 111 km/h bin ich gut zu Hause angekommen.
Die Erlebnisse als Hörbuch