Unterkunft
SunriseSunset
Heute also nicht in einem Rutsch durch bis nach Trondheim, sondern nur bis Mosjøen. 800 km sind einfach zu viel an einem Tag und dann auch noch auf diesem Abschnitt mit dem Saltfjellet. Meine Erfahrung in 2020 von Süden kommend 4 Stunden auf die Überfahrt zu warten (wegen Schneesturm) ist mir noch lebhaft in Erinnerung. Hinterher ist es zwar eine lustige Episode aber wenn man so wartet und nicht weiß ob und wann es weiter geht, alles nicht so prickelnd.
Ob ich mich mal an Lena Knutli wenden soll? Sie hatte mich ja 2020 nördlich von Mosjøen am Rande eines Verkehrsunfalls auf der [E6] angesprochen. Der Artikel erschien in der „Helgelendingen“. In Mosjøen hatte ich auch auf meiner ersten Norge-Reise übernachtet. Das Hotel damals ist das gleiche in dem ich jetzt auch wieder übernachte, aber es muss wohl komplett saniert worden sein. Das wäre sehr zuträglich, denn damals war mein Eindruck sehr bescheiden. Das Zimmer klein und total verwohnt und auch noch komplett verqualmt. Ansonsten schien mir so bei den anderen Durchfahrten Mosjøen also nicht gerade „the-place-to-be“. Mit seinen Industrieanlagen (Aluminiumwerke) eher hässlich. Aber nun lese ich:
In Mosjøen befindet sich die Dolstad kirke, eine Holzkirche aus dem Jahr 1735 mit achteckigem Grundriss. Zudem liegt dort das Vefsn Museum, eine Abteilung des Helgeland-Museums. Es ist ein Freilichtmuseum mit einer Ausstellung alter Gebäude und Gegenstände der Gegend. Die Stadt ist ein Anziehungspunkt für Touristen, da es dort mehrere Kulturtreffpunkte gibt, vor allem die Sjøgata („Seestraße“), die von einer der längsten alten Holzhäuserreihen Europas gesäumt wird. Mit seinen 100 Holzhäusern stellt dieses um 1866 entstandene Hausensemble eine der Sehenswürdigkeiten Nordnorwegens dar.
Über das Saltfjellet
E6 Saltfjellet (Fjelloverganger)
Unterhalb des Polarkreises
Oberhalb des Polarkreises
Bah, das waren üble Aussichten heute früh beim Start, Regen, zwar gemäßigt, aber trotzdem unangenehm, stark bewölkt. Man fährt so vor sich hin, heute wieder eine sehr kurze Tagesetappe, nur 395 km. Die Temperaturen schwankten leicht über dem Gefrierpunkt.
In Fauske habe ich mir an der Shell-Tankstelle, die mit der WebCam, nicht nur einen Kaffee geholt sondern auch zwei Kanelboller (Zimtschnecken). Eine davon wurde gleich genossen, köstlichst.
Nach einer ganzen Weile geht es dann das Saltdal entlang, es ist breit und zieht sich, bis die Straße irgendwann langsam an Höhe gewinnt. Die Straßensituation an der Abfahrt auf die [77] (nach Graddis) ist nun fertig, von der [E6] sieht man schon den Eingang zu einem Straßentunnel. Die [E6] auf der Nordseite des Saltfjellets bleibt aber weiterhin schmal und kurvig. Und während man so stetig an Höhe gewinnt, wird es wärmer draußen, ja wie verrückt ist das denn. Das Thermometer zeigt +5 °C.
Bald ist der nördliche „bom“ (Straßenbalken) erreicht, also da wo man sich im Falle des Falles für das Kolonnekjøring gedulden muss, die Gebäude von Statens vegvesen liegen direkt an der Straße (siehe Bild 2 oben im Abschnitt „WebCams“). Heute ist davon bei den Bedingungen natürlich nicht die Rede. Es sind hier trotzdem noch +3 °C, die Sonne scheint grell, der Himmel ist aber nicht komplett blau, es hat ganz leichten Dunst. Aber hey, nicht das das jetzt klingt als wollte ich mich beschweren. Auf einer Skala von 0 (ganz übel) bis 10 (extra ordinär gut) war das eine 7,5.
Weiter geht es. Teilweise liegt doch noch etwas festgefahrener Schnee auf der Straße, der bei den Temperaturen aber nicht gut zu fahren ist, im Gegenteil, man muss höllisch aufpassen, gibt es Spurrinnen hat man mit breiten „Schlappen“ nicht viel zu lachen. LKW die einem entgegen kommen pusten einem mit einer Ladung die Scheibe voll Matsch dass man im Blindflug fährt.
Es gibt entlang der Strecke durchaus ein paar Möglichkeiten wo man ein paar Meter auf kleine geräumte Parkplätze fahren könnte. Aber ich traue dem Frieden nicht und fahre weiter. Da im sulzigen Schnee stecken zu bleiben, nein danke.
Der Parkplatz am Polarkreis ist nicht befahrbar. Aber da an der Stelle die Straße wegen einer Abbiegespur quasi dreispurig ist, kann man sich doch an die Seite stellen ohne den Verkehr zu behindern. Da platziere ich mich mal hin. Es ist vergleichsweise warm, in der Sonne, und bei fast keinem Wind, Pullover reicht als Kleidung. Das Licht ist gleißend, alles ist weiß, es gibt nahezu keine Kontraste. Ich war fast schon am Einsteigen, da kommt der Güterzug den ich schon hinter Fauske gesehen hatte. Glück muss man haben.
Die Fahrt geht weiter. Auf der Straße rinnt eine Menge Wasser runter, tiefe Pfützen haben sich gebildet, es lässt sich manchmal nicht vermeiden mehr oder weniger durch zu fahren, bei Gegenverkehr. Dann überholt mich ein LKW, ich fahre mit gut 80 km/h nicht gerade langsam, 90 km/h sind erlaubt. Im Vorbeifahren schüttet der Eumel mich mit Matsch heftig zu, langer Blindflug. Verrückter Kerl.
Dann sieht man schon von weitem eine lange Wasserfläche die jeweils vom Straßenrand bis fast ganz in die Mitte reicht, sofort die Geschwindigkeit stark runter aber doch zügig durchfahren. Alter Schwede, was eine Fontäne links und rechts. Das Abenteuer Saltfjellet geht dem Ende entgegen. Klasse Sache, das.
Dann lese ich, Korgfjellet (643 moh), ah, denke ich mir, da wollte ich ja schon mal lang fahren und hatte aber den Abzweig nicht gefunden, dann mache ich das halt heute, Zeit habe ich ja genug. Die Strecke ist dann doch gut ausgeschildert. Dann steigt die Straße schon heftig an, aber sie ist noch komplett schneefrei. Das ändert sich aber bald. Uiuiui, das ist auch so eine teilweise sulzige Mischung aus Schnee und Eis, sehr schmale Spurrinnen in denen die Schüssel rumeiert wie besoffen. Nee, da hab' ich ein ungutes Gefühl, an einer Stelle mit einer kleinen Haltebucht drehe ich bequem, mache noch ein paar Photos und fahre wieder zurück und dann doch lieber durch den Tunnel, besser ist das.
Im weiteren Verlauf der [E6], je näher ich Mosjøen komme, biege ich von der neuen [E6] ab und fahre auf der alten Strecke. Da kann man in Ruhe herum gondeln. Das Wetter ist immer noch phantastisch.
Das Hotel in Mosjøen sieht aus der Nähe (von außen) immer noch etwas herunter gekommen aus, aber es ist teilweise schon renoviert, die Rezeption, der Frühstücksbereich und einige Zimmer. Mein Zimmer liegt nicht zur Straßenseite (der [E6]), was sicher kein Fehler ist. Fahre noch mal mit dem Auto ins Zentrum, zu Fuß ist mir das zu weit. Laufe durch die Sjøgata, siehe die Routenplanung. Suche noch ein paar Geschäfte auf, um Dinge zu kaufen. In einem Laden gibt es mehr Selbstbezahlkassen, oder wie sich das nun genau nennt, als noch mit Menschen besetzte Kassen. AMA_ON lässt grüßen. Wieder ein paar Arbeitsplätze weniger und mehr Profit für so Aasgeier wie Bezos und Co. Man könnte im Strahl kotzen wenn man das sieht.
Zurück im Hotel, es ist immer noch früh am Tag. Bilder sichten, Notizen machen. Ab 19:30 Uhr soll es ein im Übernachtungspreis inkludiertes Essen geben, so wie auch 2004 schon, da war ich nämlich auf meiner ersten Norge-Reise auch hier. Der Frühstücksraum, in dem wohl auch das Abendessen eingenommen werden kann, ist komplett leer. In einem anderen Raum tobt aber der Bär, scheint aber eine geschlossene Gesellschaft zu sein. Ich kann eine Bedienung fragen wie das mit dem Essen funktioniert, sie ist etwas in Eile, ja sie wären spät dran, meint sie, ich solle mich bedienen, so hatte ich sie zumindest verstanden.
Im Frühstücksraum steht ein Warmhalte-Dings, neben dran ein paar belegte Sandwiches, mit Klarsichtfolie abgedeckt, daneben ein paar Nachtischportionen, eine Schlüssel mit Kartoffelsalat, es gibt unterschiedliche Sorten Brot, man kann sich O-Saft nehmen, Milch, Kaffee gibt es auch. Ich lupfe den Deckel des Warmhalte-Dings, leer, da ist nix. Also nehme ich mir zwei belegte Sandwiches, etwas Kartoffelsalat, für den Anfang.
Dann kommt eine andere Servicekraft. Mit hoppelnder Kommunikation verständigen wir uns darauf, dass es wohl auch was Warmes zu essen gibt, allerdings nur Pizza. Es gibt drei verschiedene Belagsmöglichkeiten, ich wähle Salami. Es würde aber so ca. 10 Minuten dauern, meint sie entschuldigend, ich sage, dass das völlig OK ist. Ich werde ihr ja jetzt nicht aufs Auge drücken, dass ich zu Hause meistens schon um 18 Uhr fertig mit Abendbrot bin. 😎
Aus den 10 Minuten sind glaube ich ein paar mehr geworden, aber hey, ich bin nicht auf der Flucht. Die Pizza kommt und ich denke, aha, das rote, das sind die Salamistreifen, aber, was ist all das Gelbe? Das wird doch nicht? Ich brauche es gar nicht in den Mund zu verfrachten, die Nase meldet schon vorher, das sind Ananas, es sind A-n-a-n-a-s! Ich fasse es nicht. Nur um die ganze Absurdität zu verstehen hier meine Beschreibung zum 2004er Abendessen: „Das Essen am Abend war gar nicht schlecht, am Buffet konnte man sich bedienen. Die warme Speise war zwar etwas abenteuerlich zusammengestellt, Würstchen klein geschnitten, Zwiebel, Kapern und Oliven, hat aber gut geschmeckt.“ Also essenstechnisch ist das hier wirklich sehr speziell. Nee nee, die Ananas-Pizza (denn das war es was man geschmeckt hat) war schon OK, aber wer kreiert denn bitte so was? Ich glaube davon träume ich heute Nacht.
Morgen auch wieder nur eine kurze Tour von 388 km. Ende für heute.