Unterkunft
SunriseSunset
Über das Dovrefjell bin ich schon häufiger gefahren. Ernsthafte Schwierigkeiten gab es bisher noch nie, maximal wehte ein heftiges Stürmchen, aber eine Sperrung habe ich bisher noch nicht erlebt.
In 2023 wollte ich als Alternative über das „Venabygdsfjellet“ fahren, aber das war gesperrt. Leider hat es da keine WebCam von Vegvesen. Immerhin geht es da auf über 1.000 Meter ü.d.M. hoch. Vielleicht klappt es ja dieses Mal. Die Strecke entlang der [27] verläuft an einer „Landschaftsroute“. Zu sehen gibt es:
| Nr | Name | Motto | Kommentar | Länge (km) | Höhenbereich (m) | ||||||||
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| 10 | Rondane | Entlang blauer Berge | Eine Fahrt in engem Kontakt mit der norwegischen Natur durch leicht zugängliches Grenzland zwischen Hochgebirge und alter Kulturlandschaft. | 75 | 700 – 1.060 | ||||||||
| Sollia kirke | Die Holzkirche wurde in Blockbauweise errichtet und 1738 fertiggestellt. | ||||||||||||
| Atnbrufossen Vannbruksmuseum | Das Gebiet um Atnbru ist eine der erhaltenswertesten Kulturlandschaften in der Hedmark. | ||||||||||||
| Sohlbergplassen | Am See Atnsjøen befindet sich die Aussichtsplattform Sohlbergplassen, die sich an schlanken Kiefern vorbeischlängelt. | ||||||||||||
| Strømbu | Strømbu ist ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen durch Norwegens ersten Nationalpark. | ||||||||||||
| Folldal gruver | Die Folldal-Gruben zählen zu den wichtigsten technisch-industriellen Kulturdenkmälern Norwegens mit ca. 70 gut erhaltenen Gebäuden. |
Kurz vor 8 Uhr hole ich mir im besten Brotladen von Trondheim, wenn nicht von ganz Norge zwei belegte Brote und einen Coffee-ToGo, mit kleinem Rabatt vom Hotel, weil dort ja kein Frühstück angeboten wird. Aus Trondheim finde ich mittlerweile auch ohne Navi raus. Es ist durchaus was los, aber Stau kann man das alles nicht wirklich nennen. Auf dem letzten Abschnitt der [E6] darf man unglaubliche 110 km/h fahren. Dem verweigere ich mich energisch, warum sollte ich hier mit „Warp-Geschwindigkeit“ fahren? Auch hier schneit es ein wenig. Aber es dauert nicht lange dann sieht man in der Ferne es ein ganz klein wenig, minimalst, heller werden.
Nach einer Weile, der Wagen ist nun gut temperiert, Halt auf einem Supermarktparkplatz, das erste Brot des besten Brotladens von Norge wird verspeist. Ist das köstlich, saftig, man hat ordentlich was im Mund zu kauen, gut belegt. Noch das Käffchen dazu. Der Schneefall lässt langsam nach. Und weiter geht es.
Na sowas, das Wischwasser ist alle. In Opddal wird getankt, hier gibt es köstlichen 98er Saft für das Schüsselchen. Aber es ist nur eine Tanke, kein Shop, kein Nix. Also noch mal ein paar Meter zurück zur anderen Tankstelle und dort fertig gemischtes Wischwasser erstanden. Es stand draußen, sah aber komplett flüssig aus. Ich verfrachte es in den Wischwasserstutzen und das Zeug fliest nur sehr zäh aus dem Beutel. Ja ist es möglich, das ist halb gefroren. Erst mal so viel, dass ich wieder wischen kann. Zwischeninfo, in Oppdal sind es -20 °C.
Nun geht es das Dovrefjell hinauf. Und was passiert, das Thermometer steigt und zwar heftig. Obwohl ich noch nicht viele Höhenmeter geschafft habe stehen plötzlich nur noch -11 °C in der Anzeige. Aber zumindest kommt es nicht dazu, dass man fast auf den Gefrierpunkt kommt, obwohl man auf gut 1.000 Meter ü.d.M. fährt, so wie im letzten Jahr. Und der Himmel sieht gut aus, schön blau. Langsam wird die Hochebene erreicht. Angestrebt wird, auf dem gleichen Parkplatz wie im letzten Jahr zu parkieren und ein paar Meter in die Botanik zu laufen. Selbstredend mit einem bestimmten Gedanken. Vom Parkplatz aus geht es über die Straße aber dieses Mal liegt kein so schön präparierter Weg vor der Nase. Egal, vorsichtig testen, ob man hier sofort metertief im Schnee versinkt oder ob das „hebt“? Ja super, da bricht man gar nicht viel ein. Also, weiter. Und, da ist ja gar keine Langlaufspur sondern eine Spur von einem Schneescooter. Wenn man darauf läuft sinkt man jeden Schritt nur minimal ein. Außer zwei oder drei Mal wo man unvermittelt bis zur Hüfte mit einem Bein im Tiefschnee steckt. Krass. Aber alles kein Problem.
Das Wetter ist sehr fein, es geht kein Lüftchen, die Sonne kommt ab und zu durch die Wolken. Nichtsdestotrotz sind es ca. -20 °C. Es war also angeraten sich wirklich gut anzuziehen.
Zeit das Fluggerät an den Start zu bringen. Ein Rundflug bitte. Den gleichen Weg wieder zurück laufen.
Und weiter geht die Fahrt. Schon kurze Zeit später steht die Entscheidung an, fahre ich nun die Alternative oder nicht. Aber das Wetter war so fantastisch, es wäre ein Frevel gewesen die Gelegenheit nicht zu nutzen. Zunächst geht es eine ganze Weile auf der [29]. In Folldal geht es dann ab auf die [27] und da steht ein Schild mit dem Hinweis auf eine Steigung von 12%. Heidernei, das ist eine Hausnummer. Und natürlich geht es nicht nur einfach so 12% bergauf, sondern die Straße ist auch noch extrem kurvig und sehr schmal. Der Puls geht nach oben. Aber es ist niemand hinter mir, niemand vor mir, es kommt keiner entgegen. Zwei drei Mal drehen die Reifen ganz kurz durch, aber alles geht gut.
Dann steht (fährt) man unvermittelt auf einer Hochebene. Vorher fuhr man noch durch Wald durch aber nun waren kein Baum und kein Strauch mehr zu sehen. Nur noch weiß, in allen Richtungen, die Sonne knallte herunter. Einfach atemberaubend. Eine völlig neue Erfahrung, so etwas hatte ich in Norge noch nicht gesehen. Wirklich wo mal anhalten war nicht möglich, alle Parkmöglichkeiten waren komplett verschneit und nicht geräumt. Ich gleite langsam durch die völlig fremde Welt. Irgendwo wird man da doch mal wo anhalten können. Ohne Foto, das geht ja gar nicht. Blick in den Rückspiegel, nee, da ist keiner, Blick nach vorne, da kommt keiner. Anhalten, raus aus der Karre. klick, klick, klick. Ist das frisch hier, die Sonne brettert zwar und macht auch bestimmt etwas warm, aber gegen zweistellige Minusgrade kommt so schnell nix an. Gut, wenigstens ist das mal festgehalten. Wieder einsteigen.
Es geht weiter auf gut 1.000 m. Die Frage steht natürlich im Raum, wie geht es eigentlich auf der anderen Seite wieder runter, auch mit 12% oder gar mehr? Ich muss sagen, da hatte ich bei der Recherche geschlampt und nicht genau drauf geachtet. Aber da wo man rauf kommt, da kommt man auch wieder runter, oder so. Ahh, da ein Schild, 8% Gefälle auf 4 km. Das sollte wohl zu machen sein. Erste Devise, nicht hetzen lassen, vor allen Dingen nicht von mir selbst (Norweger drängeln sowieso nicht). Maximal 50 km/h, Fuß immer über der Bremse, langsamer ist sicherer. Es geht Kurve um Kurve und Meter um Meter nach unten. Es läuft perfekt. Die letzten Meter zur [E6] zurück will mich das Navi zwar auf eine kurze Strecke schicken, aber das sieht mir nicht geheuer aus. Ich fahre einen minimalen Umweg und lande super smooth wieder auf der [E6]. Was für eine Fahrt. Adrenalin pur und Landschaft satt. Aber diese Fahrt ist für meine Karre definitiv nur bei den allerbesten Möglichkeiten zu machen. Und ich würde sagen auch nur von Norden nach Süden und nicht umgekehrt. Die 12% wollte ich nicht bergab fahren wollen, in den extremen Kurven auch noch.
Der restliche Weg nach Lillehammer läuft mehr oder weniger im Autopilot, die Gedanken hängen noch beim vorherigen Erlebnis.
Einschub. Gerade sitze ich in Lillehamer im „Heim Gastropub“ und schaue mal welche Strecke ich morgen so fahren kann. Ich denke die Hardangervidda kann ich wohl nehmen, von 8 bis 15 Uhr ist ein volles Sonnensymbol zu sehen und Temperaturen zwischen -29 °C und -22 °C. In Lillehammer sollen es heute Nacht auch -20 °C werden. Also morgen auf jeden Fall sehr warm anziehen, nur die wattierte Hose ist evtl. deutlich zu wenig. Also noch was Passendes drunter, auch wenn es dann im Auto warm wird. Einschub Ende.
Einchecken im Hotel. Das sieht sehr nett aus, es liegt zentral, hat aber eigene Parkplätze, sehr praktisch.
Aufbruch zum Vinmonopolet. Mal schauen was die so zu bieten haben. Ja, cool, „Gruve 3“ steht im Regal, das wird in den Einkaufskorb gepackt. Und noch was zum Probieren. Für 8 Büchsen Bier habe ich ca. 43 € an der Backe. Das muss man sofort ausblenden. Die Schätze des Orients werden ins Hotel gebracht, es im Auto zu lagern wäre keine gute Idee. Mir blitzt kurz der Gedanke auf, so viel Alkohol habe ich bisher noch nie von Norge mit nach Hause gebracht. Ist das zu viel für den Zoll von Norge nach Sverige oder Sverige nach Danmark? Egal. Quatsch, ich komme ja gar nicht mehr nach Sverige.
Außer den beiden super leckeren Sandwiches habe ich heute noch nix gegessen. Gegen 17 Uhr meldet sich dann der Hunger. Naja, das ist noch zu früh, wenigstens noch etwas warten. Abmarsch. Püh, ist das kühl draußen. Die wattierte Hose habe ich nicht mehr an, sondern nur noch eine Jeans, nach wenigen Metern meinte man die Beine frieren ab. Aber der Rest ist gut gewärmt. Und da, ja, da ist auch schon ein EGON. Bestellt wird „Cod“. Es dauert etwas. Aber es hat sich gelohnt. Hmmmm, das ist wirklich ein Gedicht, sehr lecker. Und keine Ahnung was mich da gebissen hat, ich bestelle mir noch einen Irish Coffee, ohne Sahne wohlgemerkt. Ich möchte nicht wissen, was mich die Sahne noch gekostet hätte, da wäre ich vermutlich dann doch noch, ach lassen wir das. <grins>
Dann kurz zurück ins Hotel. Boah ist das frisch draußen (warum wundere ich mich eigentlich). Das klingt jetzt so also beschwere ich mich. Nein, nein, es ist eher ein, „wie cool ist dann denn“.
Es stellt sich heraus, dass in der Kneipe hausgebrautes Bier angeboten wird. Ja, wie super ist das denn. Ein dunkles Bier wird kredenzt. Leckerst. Während dieser Zeit entsteht der heutige Bericht (und der von gestern). Ganz klar, dass das sehr durstig macht, und man soll ja viel trinken. Also, en Øl till.
Auf Nachfrage, ob man das Bier hier auch zum Mitnehmen kaufen kann, lautet die Antwort, leider nein. Logisch. Das bekommt man nur im Vinmonopolet.
Dann spricht mich eine Frau an, logischerweise auf Norwegisch, ob ich ihr helfen kann ihre Uhr (scheint mir eine Smartwatch zu sein) einzurichten. Sie hat eine Uhr als Gimmick geschenkt bekommen. Ich gucke mir das an. Ich würde sagen, das ist ein übliches Super-Drecksgeraffel aus China was keine fünf Euro wert ist. Ich habe keinen Weg gefunden das Ding auf der Rückseite überhaupt zu öffnen, um die Batterie einzusetzen. Nee, da muss ich leider passen.
Der Rückweg zum Hotel ist nicht wirklich weit, aber kalt, wirklich kalt, obwohl ich aussehe wie ein Michelin-Männchen. Die Beine fühlen sich an wie abgestorben. Morgen werde ich auf jeden Fall zu der wattierten Hose auch noch lange Unterwäsche tragen und zwar die dicke Variante, viel hilft viel.
Für morgen früh hat es -20 °C voraus gesagt. Das wichtigste ist, dass mein Wägelchen anspringt und dann keine Mucken macht.