Unterkunft
SunriseSunset
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Die kürzeste Tagesetappe der gesamten Tour. Aber hier gibt es einige Steigungen zu überwinden. Kaum ist man von der [E6] auf die [250] nach Westen abgebogen geht es von ca. 100 Meter ü.d.M. auf über 800 Meter ü.d.M. hoch. Dann geht es wieder nach Dokka runter auf 150 Meter ü.d.M. Auf das Golsfjellet geht es auf ca. 850 Meter ü.d.M. hoch, bis Gol wieder auf gut 200 Meter ü.d.M. runter. Bis Geilo steigt es auf knapp 800 Meter ü.d.M. und auf dem letzten Abschnitt überschreitet man die 1.000 Meter ü.d.M.
Heute hat es keine Eile. Die zu fahrende Strecke ist sehr kurz und meine am Straßenrand geparkte Schüssel darf noch bis 9 Uhr da stehen. Ich schlendere also zum Frühstücksraum und staune nicht schlecht, dass ich im „EGON“ stehe. Die sind in der Tat durch eine Tür miteinander verbunden. Nun, auch hier mangelt es an nichts am Frühstücksbuffet.
Der gemeldete leichte Schneefall hat schon eingesetzt als ich los fahre. Temperatur lag glaube ich bei -5° C, also weit von den -26° C in 2024 entfernt. Die [250] fahre ich nicht und nehme die etwas unkompliziertere [4]. Die Straße ist gut befahrbar.
Es ist sehr trüb, es schneit leicht oder hört auch mal für eine Weile auf. Wirklich dazu animiert irgendwo anzuhalten wird man nicht. Im Prinzip hätte ich gegen 13 Uhr am Ziel sein können, aber das macht ja keinen Sinn. Ich beschließe in Geilo noch mal eine Runde um den See zu gehen.
Aber erst werde ich endlich mal mein Pfand los, das seit einem Jahr bei mir zu Hause lagert. Einige Büchsen sind von Svalbard zu mir nach Hause gereist, dann wieder nach Tromsø und von Tromsø nach Lillehammer um dann im Pfand-Automaten zu landen. Den Erlös von 22 NOK habe ich dem Roten Kreuz gespendet.
Dann also die Loipe entlang in Richtung „Tuftebru“. Es schneit, nicht wirklich unangenehm, es ist dabei fast windstill. Deutlich vor der Brücke kehre ich wieder um. Dann also die letzten Kilometer zur Unterkunft, es gilt dabei gleich drei Steigungen in kurzer Folge zu nehmen, sie sind aber moderat, in Steigung (max. 7%) und auch was die Kurven angeht.
Mein Super-Navi kannte die Adresse des Hotels nicht. Ich hatte dann heute früh erst Mal irgendeine Straße eingetragen, für die erste Peilung reichte das. Dann komme ich nach Dagali (was im Prinzip nur ein Weiler ist und nicht wirklich ein Dorf) und es steht völlig in den Sternen wo ich nun hin muss. Ich frage einen Mann der gerade zum „Joker“ läuft. Ja, das ist Straße weiter und dann oben am Pass. „Tusen takk“. Nun klärt sich auch, dass ich ja vorher schon ermittelt hatte, dass ich vom Hotel aus nicht mehr groß nach oben fahren muss sondern es von dort quasi nur noch bergab geht.
Ich komme an und checke ein. Die Unterkunft ist sehr einfach, das Zimmer geräumig, zwei Stühle, kleiner Tisch, Fernseher, Schrank, kein Firlefanz, kein chichi.
Ich werde gefragt, ob ich abends was essen will. Ja, unbedingt. Es gibt ein 3-Gänge-Menü, Vorspeise mit Lachs, Hauptspeise mit Rentier und noch ein Nachtisch. Da bin ich dabei.
Es ist noch hell, da gilt es keine Zeit zu verlieren und wenigstens zu schauen, ob hier doch ein wenig in der Gegend herum gelaufen werden kann. Kaum bin ich draußen sehe ich auf der anderen Straßenseite ein paar Langläufer auf die Straße zu laufen. Nun, da wo Langläufer entlang kommen, da sollte ich auch einen Pfad finden.
Ja, da sind zwei Routen ausgeschildert, eine links, eine rechts. Ich nehme die nach links, es ist vermutlich eh Jacke wie Hose. Die vier Leute eben waren die letzten die ich in freier Wildbahn heute sehen werde, so viel sei verraten.
Es liegt hier keine wirklich präparierte Langlaufloipe vor. Aber die Hauptsache, ich versinke nicht bei jedem Schritt im Schnee. Man erahnt, dass hier im Talkessel ein See liegt, die Fläche ist einfach zu gleichmäßig mit Schnee bedeckt. So oder so, einfach auf der Spur der Langläufer bleiben, da kann nicht viel schief gehen.
Es schneit immer noch, nicht wirklich wild, man kann noch weit schauen, dabei wird es ganz langsam dunkler.
Wie weit gehen? Für den Rundkurs ist die Distanz zu groß. Um morgen nicht auf der Titelseite eines Boulevard-Blattes als dümmster Tourist zu landen der sich in der Dunkelheit verirrt hat kehre ich zeitig wieder sehr gemäßigten Schrittes um.
Nun bin ich sehr gespannt auf das Abendessen, es ist noch Zeit und Bilder etc. werden runter geladen und schon mal gesichtet.
Zum Speisesaal geht es einen Stock runter, direkt vor mir gehen vier Leute, es sind Landsleute. Im relativ großen Raum sitzen zwei Paare, dann die vier eben genannten und ich. Mehr werden an diesem Abend nicht auftauchen. Ich denke, wer hier nicht übernachtet wird sich alleine zum Essen nicht her verirren.
Die Bedienung kommt und fragt nach einem Getränk, ich frage explizit nach einem mørk øl, also auf Norwegisch, ja, da hätten sie was, ein lokales Bier. Prima, so etwas bevorzuge ich eh. Das Getränk kommt und ich denke mir was ist jetzt an „mørk“ so schwer zu verstehen, ich setze das gleich mit „dunkel“, also schwarz. Ich sehe hier aber ein bestenfalls goldgelbes Bier. Sei es drum, man kann es trinken. Die Vorspeise kommt flott, geräucherter Lachs auf Salatbett und einer Vinaigrette, sagt jetzt mal der Nicht-Koch. Der Lachs schmeckt hervorragend, richtig saftig.
Der nächste Gang lässt nicht lange auf sich warten. Ein großer Teller mit Rentier-Fleisch, Champignons, Brokkoli, Blumenkohl und Kartoffelspalten, plus Preiselbeeren. Hmm lecker, egal was das kosten wird, über Preise wurde vorher nicht gesprochen, es ist sein Geld auf jeden Fall Wert. Als Nachtisch gibt es irgendwelche Beeren, farblich im hell-orange angesiedelt, nichts was mir bekannt ist. Darauf ist etwas Sahniges. Köstlich.
Klugerweise werde ich auf das Thema Frühstück angesprochen. Zufällig hatte ich gesehen, dass es erst ab 8 Uhr gereicht wird, das ist mir zu spät, spätestens um 7:30 Uhr will ich starten. Gar kein Problem sie macht mir ein mat pakke. Das ist ja genial, ja, gerne, das wäre sehr nett.
Auf dem Rückweg zum Zimmer treffe ich noch den Mann von der Rezeption, der spricht mich auf das gleiche Thema an. Da er morgen früh so zeitig nicht an der Rezeption ist regel ich das mit dem Bezahlen des Abendessens lieber jetzt. Preis für das Menü plus Bier 675 NOK, wie schon vermutet, ein angemessener Preis.
Ob es noch schneit kann man aus dem Zimmerfenster nicht mehr sehen, ich gehe noch mal raus, nein, es hat aufgehört. Morgen soll es ein sonniger Tag werden, ohne Wolken. Ich bin gespannt.