Die Erlebnisse als Hörbuch



Gegen 4 Uhr bin ich kurz wach geworden. Ursprünglich hatte ich den Wecker für 5 Uhr gestellt und wollte um halb sechs los. Aber die Unruhe trieb mich raus aus den Federn und kurz vor halb fünf ging es auf die Piste. Die 3-spurige Autobahn lag fast komplett ausgestorben da, man hätte voll auf die Tube drücken können (und dürfen), aber der Tempomat wurde wieder auf 110 km/h eingestellt. In der Ruhe liegt die Kraft.

Gerade habe ich mir in der Bibliothek der MS Norröna einen Kaffee geholt, mich ans Notebook gesetzt und da rattern die Maschinen los. Es ist 15 Uhr (dänischer Zeit, also 14 Uhr färöischer Zeit). Nun stellt sich die Frage, schlürfe ich den Kaffee schnell wech und spurte wieder zurück in die Kabine, werfe passende Kleidung an, schnappe die Kamera und mache ein paar Bilder von der auslaufenden Fähre oder bleibe ich auf meinen vier Buchstaben sitzen. Ich meine, es ist nur eine auslaufende Fähre und kein Weltwunder. Man muss ja nicht alles knipsen. Also schaue ich aus dem Fenster, sitze im Trockenen und stimme mich ein auf eine völlig unbekannte Sprache. Ein paar Tische weiter sitzt eine kleine Gruppe älterer Herrschaften, ist lustig am erzählen und laut lachen, aber ich verstehe nichts, kein Wort. Letztens hatte ich mir ja einen isländischen Film im Original angeschaut (mit Untertiteln natürlich) und würde sagen, das was die Leute da sprechen ist auf jeden Fall kein isländisch. Das Schiff verlässt gerade den Hafen und geht schwer in eine Rechtskurve, das Schiff vibriert kurz, die Gläser in den Halterungen scheppern etwas. Nun folgt eine scharfe Linkskurve. Die See ist recht ruhig, so könnte es von mir aus bleiben.

Auf einem Monitor hatte ich vorhin eine Linie auf einer Seekarte gesehen die wohl die Route der Fähre zeigt, wo ich aber nicht erkennen konnte, ob das die Route der vergangenen Tour war oder der kommenden. Auf jeden Fall führte sie unmittelbar an der norwegischen Küstenspitze vorbei. Nun wird die Fahrt etwas verlangsamt, so scheint es mir.

Gerade ertönt eine Durchsage im Bordlautsprecher, es könnte auch chinesisch sein. Ich warte auf die englische Ansage. Ein paar Stichworte: „Moderate“, „13-18 m/s“, „comfortable sailing“. Und es gibt auch noch eine ganz kurze Ansage auf Deutsch. Am Montag um 7:30 Uhr laufen wir in Tórshavn ein. Die Wetterbedingungen sollen moderat sein. Die Uhrzeit wird heute Nacht um eine Stunde zurück gestellt. Das ist ja gleich eine doppelte Herausforderung, denn auf meiner „Superuhr“ des Mobilgerätes kann ich die Uhrzeit gar nicht um- oder einstellen. Nun, dann orientiere ich mich eben an den Borduhren. Der Bon für meinen Kaffee zeigt übrigens in der Tat die Uhrzeit der Føroyar. Macht ja auch keinen Sinn die Uhr an Bord mehrmals auf einer Überfahrt umzustellen.

Wo ich doch erstaunt war, es sind vorhin schon etliche Fahrzeuge auf die Fähre gefahren. Insgesamt sollen ja 800 Fahrzeuge drauf passen. Einen Eidgenossen habe ich gesehen, einen Franzosen, ein paar Polen, Litauer und neben Isländern und Färörern sonst nur noch Landsleute.

Das Schiff fährt im Moment nicht sehr schnell ist mein subjektiver Eindruck, aber ich bin ja nur eine Landratte.

In Hirtshals hatte ich die Zeit genutzt und habe mir eine Regenhose und -Jacke gekauft. Und es blieb noch Zeit eine sehr leckere Kürbiscremesuppe zu essen. Als ich aus dem Café raus ging hatte ich eine nette und witzige Begegnung. Ein Pärchen ging gerade über die Straße und die Frau sprach mich treffsicher auf Englisch an und wollte wissen, ob ich da gerade was gegessen habe, ich bejahte und sagte „The soup was good“, sie verstand „… was super good“, ich korrigierte noch mal. Dann hob sie den einen Arm in die Luft und fragte ob ich das auch machen kann, ich dachte, ok, die ist irgendwie nett, das Spiel mache ich mit, stellte meine Tüte mit den Klamotten ab und fragte was ich mit dem anderen Arm machen soll und sie hob ihren auch in die Höhe, ich nahm meinen auch hoch und dann kam sie langsam auf mich zu und umarmte mich. Die Welt ist doch irgendwie nicht so böse. Dann fragte sie, was ich hier so mache und ich sagte ich fahre gleich mit der Fähre nach Ísland. „Nein!?“, nach Ísland, hier kann man mit der Fähre nach Ísland fahren? Und dann der Knaller, es stellte sich heraus die beiden sind Norweger und sind mit der Fähre von Kristiansand nach Hirtshals gefahren. Die Smyril Line kannten sie auch nicht. Verrückt.

Also das Schiff fährt wirklich nicht schnell. Auf meinem Bon für den Kaffee steht bei VAT „0,00“, hmm, keine Steuer auf den Kaffee. Warum das jetzt?

Beim Kauf des Wifi-Coupons habe ich einen Fehler gemacht, obwohl ich extra noch mal nachgefragt hatte ob denn meine Annahme stimmt und wenn man den 7-Tagepass nimmt dann 3,5 Tage auf der Hinfahrt und 3,5 Tage auf der Rückfahrt hat. Ja, ja, so war die Ansage. Als ich dann den Coupon an einem anderen Schalter wirklich kaufte und meine Annahme noch mal wiederholte kamen dann doch Zweifel bei der Servicekraft auf, ob das wirklich stimmt. Es stimmte nicht, die 7 Tage laufen sobald man den Code aktiviert hat. Aber mein Kauf wurde flugs storniert und ich nahm dann den passenden Coupon. Naja, nicht wirklich passend, denn der läuft nur 55 Stunden und das reicht nicht bis Ísland. Also irgendwie sind die Tarife nicht wirklich auf die konkreten Reisezeiten angepasst. Nun, sei es drum. Ausprobiert habe ich die Verbindung noch nicht. Es kam der Hinweis es gäbe auch „schwarze“ Zonen, wo es gar keinen Empfang gäbe. Ich wollte da jetzt nicht den Schlaumeier raushängen und sagen, dass es „weisse“ Flecken seien. Wer weiß, vielleicht werden solche Orte länderspezifisch mal schwarz und mal weiss benannt.

Eben poppte eine Meldung auf meinem Mobiltelefon auf, dass ich jetzt im „Maritim“-Netz wäre. Ich glaube das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich den Flugmodus einschalte. Ein älterer Herr am Tisch neben mir hat gerade sein Smartphone gezückt (und hält es so hoch in die Luft, dass ich den Text lesen kann) und ist in den „Einstellungen“ zugange, vermutlich macht er das gleiche. Über dieses Netz zu telefonieren soll angeblich sündhaft teuer sein.

Ich merke an, die Fähre schippert immer noch recht gemütlich vor sich hin. Vermutlich wird das sehr gute Gründe haben, vllt. laufen wir so nicht unbedingt in schwerere See. Die übrigens derzeit immer noch vergleichsweise ruhig ist, man sieht fast keine Schaumkronen, geschweige denn etwas was man ernsthaft Wellen nennen könnte.

Die Kabine ist übrigens recht nett, so hatte ich es mir auch vorgestellt bzw. die Bilder im Katalog sehen ähnlich aus und spiegeln nicht etwas vor was nicht real wäre. Nur hatte ich anfangs vergeblich nach einer Temperaturregelung gesucht, weil mir deuchte, dass es zum Schlafen zu warm sein könnte. Dann hatte ich mich mal für ein paar Minuten aufs Bett gelegt und die Äuglein geschlossen, als ich sie öffnete sah ich an der Decke einen großen Regler für die Temperatur. Na, siehe da, auch das ist geklärt.

Hier in der Bibliothek/Cafeteria ist ein ständiges Kommen und Gehen. Alle Durchsagen erfolgen übrigens auch auf Deutsch, bemerkenswert, das hätte ich nicht erwartet. Gerade wurde angekündigt, dass man ab jetzt einen Tisch im Restaurant „Munkestova“ buchen kann. So richtig weiß ich noch nicht, was ich heute Abend essen soll. Hängt auch ein wenig davon ab, wie das Wetter so wird, also wellenmäßig gesehen. Ein wenig mehr Wind und Wellen sind ja schon noch angekündigt. Noch ist etwas Zeit bis ich eine Entscheidung treffen muss. Jetzt lege ich erst mal eine Pause ein.


Nach Schiffszeit (16:50 Uhr) wäre es jetzt noch nicht unbedingt Zeit für das Abendessen, aber was weiß mein Magen schon von der (kommenden) Zeitverschiebung. Also Aufbruch ins „Nóatún“. Dort hat es verschiedene Dinge zur Auswahl, Burger, Pizzen, Salate, so steht es an Tafeln an der Wand. Das ist mir zu abstrakt. Ich schaue in die Auslage. Aha, ah so, das sieht ja appetitlich aus. Eine Kombination aus Lachsbrot und Rekebrot, üppigst belegt. Da wird gar nicht lange gefackelt, das ist gebongt. Dazu noch ein dunkles Färöisches Bier. Hmm, das Brot ist wirklich sehr lecker. Das Bier, leider einen Tick zu warm, deshalb gebe ich hier noch keine endgültige Bewertung ab. Nachdem ich zu Ende gegessen habe kommt eine Servicekraft und deckt jede Menge Deckel von dampfenden Schüsseln ab. Ja Sackzement, da hätte ich etwas geduldiger sein müssen, es wurde das Buffet eröffnet. Nun, es gibt ja noch zwei Abende wo man sich drauf einstellen kann, wenngleich das Brot schon ein Genuss war.

Nun, der Abend ist lang. Zeit ein Buch zu lesen, was für ein Luxus, so was habe ich ja schon eine Ewigkeit nicht mehr gemacht. Der Titel „Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück“, von François Lelord. In Nullkommanix habe ich die Hälfte durch, sehr kurzweilig.

Davon hatte ich im Internet schon gelesen, es gibt Themenreisen der Smyril Line, z. B. die „Crime Cruise“. Und wie unschwer zu sehen war sind hier heute Abend welche unterwegs. Während ich in der Bibliothek saß und mir noch ein Bierchen genehmigte fand wohl die Eröffnungsveranstaltung statt. In hörweite des Moderators bekam ich einiges mit. Der Schiffs-Host sprach auch ein paar Worte, in deutsch. Er erwähnte z. B. dass wir auf dem Weg zu den Føroyar 4xx Passagiere wären, aber dann auf dem Weg nach Ísland nur noch 2xx (die genauen Zahlen habe ich schon wieder vergessen). Und alleine auf der jetzigen Fahrt seien 1xx Passagiere der „Crime Cruise“ zuzurechnen. Demnach ist das Schiff wohl fest in deutscher Hand.

Das Schiff läuft derweil, toi-toi-toi, sehr ruhig. Ich bin begeistert und hatte es mir deutlich schlimmer vorgestellt, aber wir haben ja auch erst einen Bruchteil der Strecke zurück gelegt. Als ich nach dem Essen auf einem Monitor schaute waren wir in der Nähe des Lindesnes fyr, also dem südlichsten Punkt von Norge.

Den neuen GPS-Logger habe ich in der Kabine direkt am Fenster liegen, aber es blinkt nicht (blau). Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, dann loggt er so auch nicht. Das wäre natürlich eine herbe Enttäuschung, denn genau in dem Punkt habe ich mir doch ganz andere Qualitäten erwartet. Ich überlege noch wann ich den GPS-Logger wirklich auf die Zeitzone der Føroyar umstelle. Macht wohl Sinn wenn ich das morgen mache, dann wenn auch die Zeitumstellung statt fand. Darf ich nur nicht vergessen auch die Kamera umzustellen, damit alles zusammen passt. Da sind die Fahrten in Skandinavien doch deutlich einfacher, da gibt es diesbezüglich nichts umzustellen.

So richtig müde bin ich noch nicht, aber die letzten beiden Tage waren schon fordernd, also ab in die Koje. Die See ist übrigens immer noch sehr ruhig, das Schiff schwankt fast gar nicht.

Gegen 3 Uhr war ich mal wach geworden, das Schiff lief weiterhin ruhig vor sich hin.

Die Matratze ist nur mit einem losen Tuch bespannt, wenn man nicht gerade wie ein Sack Zement im Bett liegt verrutscht das natürlich, das ist lästig aber ansonsten gab und gibt es nichts zu meckern. Alles in allem habe ich gut geschlafen. Der Tag ist klar, nach Süden hat es schon einen blauen Himmel, der Vollmond sinkt langsam aber sicher gen Meeresoberfläche. Viel besser könnte es nicht sein. Bisher geht der Blick aus der Kabine ziemlich genau nach Süden, vermute ich mal. Manchmal sieht man ein Schiff in der weiten Ferne oder es läuft eines in unmittelbarer Nähe an uns vorbei. Ich habe keine Ahnung ob und zu welcher Zeit man die nördlichen Shetland-Inseln sehen könnte. Vermutlich liegt es aber viel zu weit entfernt.

Heute also der ganze Tag auf See. So viel Zeit. Genügend Lesematerial habe ich dabei.

Da hatte ich doch eigentlich genau geprüft, dass ich mir auf dem Notebook und am Mobiltelefon (wo man natürlich doch manuell die Uhrzeit einstellen kann) die richtige Zeit konfiguriere und gucke heute früh im Frühstücksraum auf die Uhr und denke, Zement was habe ich da nun wieder falsch gemacht. Wieder später stelle ich fest, dass ich ausgerechnet an einer Uhr des Schiffes Zeit nahm, die nicht richtig ging. Naja, ist ja egal. Also in Ruhe das Frühstück einnehmen. Die Fensterplätze waren schon alle belegt, die Sonne flutet den Raum, die See liegt recht still da, es ist fast 360° wolkenfrei nur ganz entfernt sieht man ein paar Wolken direkt über dem Horizont. Dann mache ich in nordöstlicher Richtung in weiter Ferne etwas aus, dass wie Land aussieht oder sind es doch kontrastreiche Wolken. Nein, das können keine Wolken sein, aber welches Land soll das sein, wenn es die Shetland-Inseln gewesen sein sollten, dann hätten sie südlicher liegen müssen (außerdem waren wir noch längst nicht auf der Höhe der Shetland-Inseln angekommen, das passierte erst am Abend). So richtig weiß ich es letztlich nicht was es war, aber eigentlich kann es nur Norge gewesen sein. Vielleicht ist da ja doch mein GPS-Track hilfreich.

Das Frühstücks-Buffet, um noch mal darauf zurück zu kommen, bot alles was das Herz begehrte. Aber erstens ist der Magen nun mal nur begrenzt aufnahmefähig und zweitens sind einige der angebotenen Speisen so in der Früh dann doch überhaupt nicht meine Sache. Gebratene Eier, gerührte Eier, Spiegeleier, Speck, Würstchen und all so zentnerschweres Zeugs.

Nun kommt der phantastische Teil des Tages. Gut eingepackt, denn da sollte man sich nicht täuschen lassen von der tollen Sonne, ging es los auf Deck. Je nach dem wo man sich aufhielt war es windstill und in der Sonne angenehm warm oder es blies einem eine heftige Brise um die Öhrchen. Nun könnte man denken hier draußen auf hoher See gäbe es außer Wasser ja nun gerade mal gar nie nix zu sehen. Weit gefehlt, hier ragten gerade die Bohrinseln wie Pilze aus dem Boden. Zwei Stück haben wir in relativ naher Entfernung passiert, wenngleich sie sicher trotzdem noch einige Kilometer entfernt waren. Selbst mit meinem Zoom an der Kamera konnte ich ihnen nicht so richtig zu Leibe rücken.

Nachdem alles mehrfach aus unterschiedlichen Blickwinkeln abgelichtet war stieg ich auf Deck 10 in die „Laterna Magica“.

Einschub: Ich sitze in der Bibliothek und schreibe so vor mich hin und seit einer Stunde oder länger liest im Rahmen der „Crime Cruise“ eine Schriftstellerin aus ihrem Buch vor. Man ist die Frau eine Nervensäge, f-u-r-c-h-t-b-a-r. Zitat von der Homepage. Die Fährreise in die Welt der Verbrechen.

Kommen Sie mit uns an Bord der MS Norröna und erleben Sie unser 8-tägiges Krimi-Festival auf dem Nordatlantik, den Färöern und Ísland.

Vom 26.10. bis zum 02.11.2024

es erwartet Sie ein Programm mit preisgekrönten Bestseller-Autoren, Krimi-Theater und Livemusik, mehrere begehbare Live-Tatorte, Erfahrungsberichten eines ehemaligen Kripobeamten, eines Rechtsanwaltes und eines Strafverteidigers – oder nehmen Sie an einem Schreib-Workshop teil, bei dem Sie Ihren eigenen Krimi verfassen können.
Ende Einschub.

So gegen 12:30 Uhr dachte ich ich könnte mal langsam zum Mittagessen gehen, das hatte ich ja schon vorgebucht. Dann komme ich in das „Nóatún“ und da ist überhaupt noch nichts aufgebaut, ja was ist denn nun schon wieder los. Also diese Zeitumstellerei ist ja wirklich zum Mäusemelken. Hatte ich irgendwo noch mal eine falsche Uhrzeit erhascht, anders lässt sich das nicht erklären. Also noch mal in die Bibliothek und etwas warten, was genau ich gemacht hatte habe ich heute Abend schon wieder vergessen.

Einschub: Jetzt singt die Frau auch noch. Boah, das gehört ja verboten wie schräg und falsch. Aber es war ihre letzte Aktion, das Drama ist vorbei, Halleluja. Ende Einschub.

Während des Mittagessens fingen immer mehr Passagiere die sich einfanden an zu schwanken. Ja, die See war etwas aufgewühlter, Schaumkronen waren zu sehen, der Himmel war aber immer noch blau. Es schaukelte jetzt aber noch nicht so doll das man sich hätte sorgen müssen, um das nette Mittagessen. Als ich aufstand war der Schwankometer aber noch mal etwas stärker geworden. Auf dem Weg in die Kabine beschloss ich mich mal hinzulegen. Das Schiff bockte teilweise schon ganz schön rum, lief aber zwischendurch auch wieder recht ruhig. Wirklich geschlafen habe ich nicht, gedöst trifft es eher. Dann plärrt der Lautsprecher los, zuerst kommt die unverständliche Variante wo man wirklich nichts versteht, mit einer Ausnahme, das Wort „Bingo“.

Gegen ca. 18 Uhr schnarrt der Lautsprecher schon wieder los, der Kapitän erzählt einen halben Roman und kommt gar nicht zum Ende. Es folgt dann aber nur noch die Englische Übersetzung. Die Wetterbedingungen werden etwas besser, es wäre eine „calm crossing“ zu erwarten, das hört man gerne. Kurze Zeit später noch mal eine Ansage, nun geht es um die Ankunft morgen früh in Tórshavn. Sie erfolgt um 07:30 Uhr. Für die Passagiere die dort das Schiff verlassen gilt dann die Kabinen zu verlassen. Hier macht man also nicht so eine Hetze wie auf der Fähre nach Genova. Passagiere die weiter nach Ísland fahren und an Land gehen, müssen spätestens um 12 Uhr wieder an Bord sein, warum auch immer. Denn das Schiff legt erst um 13 Uhr wieder ab. Es bleibt also genügend Zeit in Ruhe zu Frühstücken und die Stadt ein wenig zu erkunden. Die Wettervorhersage sagt es wird bewölkt bei ca. 7 °C und einer Windgeschwindigkeit bei ca. 8.8 m/s. Nun, wir werden sehen.

Teilweise hatte man den Eindruck, dass das Geschaukel minimalst weniger werden würde, nur um dann wieder eine Sekunde später wie ein Cocktail geschüttelt und gerührt zu werden. Aber letztlich wurde es in der Tendenz doch ruhiger, fein. Abendessenstechnisch entschied ich mich dazu meinem Magen nur einen Apfel anzubieten, so richtig traute ich dem Frieden nicht. Dann packte ich das Notebook und setzte mich in die Bibliothek. Da sitze ich nun seit 2,5 Stunden, schreibe, sortiere Bilder und beschrifte sie, überstehe die grausige Lesung der Schriftstellerin und überlege ob ich noch ein Bierchen trinken soll. Aber letztlich war das besser gekühlte Bier das ich gestern Abend noch getrunken hatte irgendwie doch nicht so die Offenbarung. Es hat einfach der Wumms gefehlt. Da war das Stöffchen das ich letztens auf Sardegna getrunken hatte von einem ganz anderen Kaliber, von der Süffigkeit eines „Gruve 3 Håvar“ mal ganz abgesehen.

Auf Windy.com sieht es im Moment so aus, dass wie angekündigt, der Wind in Richtung Tórshavn leicht abnimmt.

Was ganz nett ist, hier in der Bibliothek dudelt keine Musik. Da habe ich z. B. auf Hurtigruten-Schiffen schon super grauseliges Zeug serviert bekommen.

Um nun zum Tagesabschluss zu kommen (es ist 21:30 Uhr). Zusammenfassend kann man sagen, es war ein phantastischer Tag, mit einer durchwachsenen Phase zwischendurch, die hat etwas durchblicken lassen wie es schon seit der Abfahrt in Danmark hätte durchgehend sein können.

Die Nacht verlief sehr ruhig, kein Schaukeln oder gar Bocksprünge.

Heute kommen wir also in Tórshavn an, planmäßig um 7:30 Uhr. Gegen 6 Uhr ertönt eine Durchsage die das ankündigte. Um kurz nach 7 Uhr lugte ich aus dem Fenster und sah, dass wir bereits in den Hafen einlaufen. Wenige Minuten vor der planmäßigen Ankunft wurde das Schiff vertäut. Ja, so geht Pünktlichkeit (kleiner Wink mit dem Zaunpfahl an Mobi Lines). Das Wetter war recht durchwachsen, ziemlich bewölkt, teilweise düster aber schon im nächsten Moment bahnt sich die Sonne spektakulär ihren Weg. Die Entfernungen lassen sich für mich nur schwer einschätzen, ich vermute mal, dass Dinge deutlich weiter entfernt sind als sie scheinen. Beim Frühstück waren heute sichtbar weniger Leute zu sehen.

Dann gab es aber auch nicht viel Zeit zu verlieren und los geht es auf Stadterkundung. Zunächst bin ich zur „Skansin“, also der Festung. Ich würde mal sagen, kleiner hätte sie nicht ausfallen dürfen, ein überschaubares Gelände. Es gab zwei größere Kanonen zu sehen und vier kleinere. Das Wetter war im Moment ziemlich gut. Temperatur, naja, schon recht frisch, ganz sicher einstellig im Plusbereich und natürlich immer Wind, Wind, Wind. Dann ging es weiter zu „Tinganes“, der Altstadt. Liegt auf einem hügeligen Gelände direkt am Rande des Hafens. Kleine Gässchen durchziehen es, die Häuser sind, so kann man es wohl sagen, malerisch, pittoresk, teilweise mit Gras bewachsen. In ihnen befinden sich, so weit ich es mitbekommen habe, Büros, kleine Geschäfte. Alles in allem wirklich sehr schön, nicht künstlich oder museumshaft, sondern das echte Leben.

Einschub: Ich sitze erneut an Bord in der Bibliothek und es spricht wieder eine Autorin. Diesmal das komplette Gegenteil. Man hört sie kaum, plärrt nicht durch die Gegend, das gefällt mir. Ende Einschub.

Es geht weiter am alten Hafen entlang, es beginnt zu fisseln und dann regnet es, nicht wirklich wild und nach wenigen Minuten ist schon wieder alles vorbei. Den Weg den ich mir vorgenommen hatte war ich schon virtuell (auf G__gle Street View) zu Hause abgeschritten, ich wollte hoch zu einem Punkt wo eine Webcam steht (siehe unten bei „Tórshavn live“). Eine Strecke von 3,7 km, also schon ein Weilchen zu laufen. An einer Stelle hatte ich mich dann doch verheddert und bin kein Schleichweg gegangen sondern die normale Straße entlang. Auf dem Weg regnete es mehrmals kurz, aber davon wollte ich mich nicht schrecken lassen. Meine neue Regenjacke kam so schon mal zum Einsatz. An einem Punkt weit vor der Kamera, die ich vermutlich eh nicht gefunden hätte, worum es ja auch gar nicht ging, hatte ich einen guten Blick auf den Hafen und das Schiff. Und wie bestellt hörte es auch gerade mal wieder auf zu Regnen und mit ein wenig blauem Himmel gelangen gute Aufnahmen. Den Rückweg konnte ich dann auch auf dem kürzeren Weg nehmen und flugs war ich wieder in der Stadt angekommen.

Letzter Zeitpunkt aufs Schiff zu kommen war ja 12 Uhr, es war irgendwas kurz vor 11 Uhr, also noch gut in der Zeit. Ein wenig bin ich dann auch noch in Richtung Zentrum marschiert, aber so richtig zog es mich auch nicht mehr weiter nach Norden, etwa zum „Viðarlundin“, einem Park. Dann also wieder in Ruhe zurück zum Schiff.

Schnell den Akku der Kamera wechseln und wieder an Deck. Das Wetter zeigte sich erneut von seiner besten Seite die Sonne strahlte auf die ganze Stadt, ein Traum. So, nun sind aber wirklich mal genug Bilder geschossen. Wieder in die Kabine, mal kurz durchatmen.

Blick auf die Uhr, kurz vor 13 Uhr, die Maschinen werden angeworfen. Die Abfahrt erfolgt sehr pünktlich. Also schnell wieder alle notwendigen Klamotten anwerfen und an Deck. Es ist hell, das Wetter prächtig, das sollte man sich also nicht entgehen lassen. Jeder Blick ein Motiv, klick klick klick. Positionswechsel, klick klick klick. Und da, ein Regenbogen, der mitten in der See zu entspringen scheint, er wird immer größer und auf der gegenüberliegenden Seite streckt sich auch schon ein Bogen in den Himmel. Wenige Minuten später treffen sie sich, Sekunden später deutet sich ein zweiter kleiner Bogen an. Klick klick klick. Dann rauscht mal ein Regenschauer aus der Ferne an, man sieht ihn genau auf das Schiff zulaufen. Tröpfel, tröpfel, tröpfel.

Die Landschaft die man sieht erinnert einen ein wenig an norwegische Fjorde, mit dem Unterschied, dass hier nichts so schroff ist. Die Berge sind meistens komplett grün mit Gras, bis zur Spitze. Das Schiff gleitet an ihnen vorbei, die Sonne strahlt immer mal wieder einige durch Wolkenlücken wie einen Scheinwerfer an, phantastisch. Der Wind ist, je nach dem wo man sich aufhält, sehr frisch um die Nase. Dann biegen wir unvermittelt nach Nordosten ab, es geht in eine Art Fjord, die Berge links und rechts sind zum Greifen nah. Es tauchen immer wieder kleine Ortschaften auf die mehr oder weniger direkt am Meer liegen. Einmal kann man sogar etwas Schnee auf den ganz hohen Gipfeln erhaschen. Wie hoch die Berge hier sind, ich habe keine Ahnung, ich tippe mal vorsichtig, nein, ich tippe nicht, habe gleich auf OSM geschaut. Also 700 m werden erreicht und die Berge die mit Schnee bedeckt waren 830 m.

Die Uhr in der Bibliothek zeigt immer noch die falsche Zeit, sie sagt es wäre 18:30 Uhr, es ist aber erst 17:30 Uhr.

Das Mittagessen hatte ich ganz vergessen zu erwähnen. Das hatte ich heute nicht vorgebucht, weil ich annahm, dass ich evtl. etwas in der Stadt esse, aber da wusste ich noch nicht, dass man schon wieder so früh an Bord sein muss. Also wieder ans Buffet im „Nóatún“. Heute lachten mich die Fischfrikadellen an. Dazu gab es Kartoffel und eine leckere helle Sauce mit Spargelstückchen. Da habe ich mir auch noch mal einen Nachschlag geholt. Das Bier das ich mir dazu ausgesucht hatte war dann eines ohne „Umdrehungen“. Da hätte ich mal vorher besser studieren sollen was auf der Büchse drauf stand, denn das Wort hätte ich nämlich durchaus verstanden. Es war aber gar nicht ganz ohne Alkohol sondern 0,5%, kenne mich da jetzt gar nicht so aus, aber zu Hause hat das „alkoholfreie“ Bier doch in der Regel wirklich 0,0%. Sei es drum.

Draußen ist es mittlerweile stockdunkel, das Schiff gleitet mehr oder wenig ruhig durch die See. So langsam geht die Uhr auf 18 Uhr, die Zeit für das Abendessen rückt näher.

Leider habe ich Dösel vergessen die Zeit in meiner Kamera umzustellen, auf dem GPS-Logger schon. Also habe ich die ersten Bilder nachträglich angepasst, aber irgendwas stimmt da immer noch was nicht, auch die Bilder nach der Umstellung tragen die falsche Uhrzeit, Mist.

Zum Abendessen konnte ich mich wieder für das üppige Kombi-Lachs-reke-Brot erwärmen. Und dann stand da noch ein Nachtisch der lecker aussah in der Vitrine, ich aber sicherheitshalber doch um eine kurze Inhaltsbeschreibung gebeten hatte. Meine Vermutung hatte sich bestätigt, es waren Äpfel, genauer gesagt ein dänischer apple crumble, gekrönt von einer Sahnehaube. Und dieses Mal Augen auf bei der Wahl der Gerstensaftkaltschale, da schauen wir lieber mal auf das Etikett, ja, der hat Stromstärke und ist auch dunkler Natur. Das Brot war sowieso lecker und der apple crumple ausgezeichnet. Das Bier war leider wieder nicht wirklich anständig gekühlt, aber man merkte, das hat Potential.

Von so anstrengender Tätigkeit muss man sich natürlich erst mal etwas erholen, also noch mal kurz in die Kabine. Aber so konnte man den letzten Abend natürlich nicht ausklingen lassen. Also auf in die Bibliothek und ein „Lundi“ bestellt. Nee, das hätten sie nicht, aber oben gäbe es das, es sei da sogar Happy Hour. Also gut, einen Stock nach oben, aber da ist ja nur das noble Restaurant und das „Nóatún“ hatte schon geschlossen. Und nun? Ja klar, der meinte das „Laterna Magica“ auf Deck 10. Also von Deck 5 flugs auf Deck 10, natürlich per Treppe und schon zwei Stockwerke drunter hörte man einen Barden an seiner Klampfe zupfen. Da muss man (nein ich) jetzt durch. Was nimmt man nicht alles für ein leckeres Bierchen auf sich. Ich meine das Liedgut was er da sang war nicht mal schlecht, Simon & Garfunkel, aber die Ausführung konnte mit dem Original nicht wirklich mithalten.

Und Happy Hour sei Dank standen da nun zwei Bierchen auf dem Tresen, wenn auch nicht wirklich fachmännisch eingeschenkt (also quasi null Schaumkrone) aber doch gut gekühlt. Für die doch eher überschaubare Menge an Leuten die hier sitzt ist der Tresen ständig umringt.

Irgendwie verrückt, man schippert hier mitten im Nichts zwischen zwei Inseln, seit drei Tagen keine Nachrichten mehr gehört oder gesehen und denkt sich warum schießen sie sich andernorts nur über den Haufen.

Ehrlich gesagt habe ich immer noch nicht den leisesten Schimmer wer denn nun wann und wo auf dem Festival auftritt. Mails hatte ich eigentlich im Blick aber da stand diesbzgl. noch nix dabei. So oder so, es bleibt hier nur sich überraschen zu lassen. Auch wenn die Veranstaltungsorte recht nah beieinander liegen werde ich jetzt nicht wild hin und herspringen.

Unter https://www.vesselfinder.com/vessels/details/9227390 ist zu lesen das:

The current position of NORROENA is at North East Atlantic Ocean reported 6 hours ago by AIS. The vessel is en route to SEYDISFJORD, sailing at a speed of 14.8 knots and expected to arrive there on Oct 31, 09:00. The vessel NORROENA (IMO 9227390, MMSI 231200000) is a Passenger/Ro-Ro Cargo Ship built in 2003 (20 years old) and currently sailing under the flag of Faeroe Islands.

Einschub: Der Barde ist von einer kurzen Pause zurück. Das Publikum hat sich schon etwas gelichtet. Es ist 22:27 Uhr.

Die Bedingungen auf windy.com sehen sehr gut aus. Kurz vor Seyðisfjörður hat es gerade nur 5 Knoten. Das ist sehr wenig. Für Mývatn hat es die nächsten Tage durchgehend knappe Minustemperaturen. Morgen soll es dort sogar Sonne geben. Das wäre ja nicht auszudenken, welch ein Glück. Für Varmahlíð sind für Mittwoch auch Sonne und Temperaturen gut unter dem Gefrierpunkt angesagt. Länger mag ich derzeit noch nicht in die Zukunft gucken. Die Prognose für meine Rückfahrt (mit der Fähre) will ich jetzt auf jeden Fall noch gar nicht wissen.

Da schneit gerade eine Mail herein. Na endlich.

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Das ganze ist natürlich abgestimmt auf die Smartphone-Jünger. Und ich Neandertaler guck da in die Röhre, grummel. Noch habe ich ein paar Tage Zeit das irgendwie auszubaldowern.

Jetzt ist aber mal Ende hier. 23:22 Uhr.

Ab heute werden die Tagesberichte wieder deutlich kürzer werden. So viel Zeit wie in den letzten Tagen habe ich nicht mehr.

Sehr pünktliche Ankunft in Seyðisfjörður. Mein Auto stand auf einem Deck welches hoch geklappt war, es dauerte dann doch ein Weilchen bis wir losfahren konnten. Der isländische Zoll hat sich bei jedem Fahrzeug Zeit gelassen. Es standen, so mutmaße ich mal, auch zwei kleinere Hallen zur „inquisitorischen“ Untersuchung bereit. Aber meine Kontrolle fiel recht kurz aus, ein paar übliche Fragen, woher ich komme, was der Zweck meines Aufenthalts ist, ob ich was zu verzollen habe. Das wurde alles ordnungsgemäß und sachlich beantwortet, der Zöllner warf dann noch einen kurzen Blick in meinen Kofferraum und „Guten Tag“. Das war also auch erledigt. Das Wetter war noch etwas durchwachsen, stark bewölkt. Die Gipfel der umliegenden Berge waren alle gut verschneit, aber auf Seehöhe und einige Höhenmeter mehr war alles grün, bzw. grau und braun. Dann wurde noch ein Gespräch mit zu Hause initiiert und ich bin Teil einer WebCam-Aufnahme geworden. Es wird auch gewunken.

Und dann ging es auch schon in den Ort Seyðisfjörður rein. Zumindest die „Blue Church, Bláa Kirkjan, Seyðisfjarðarkirkja“ sollte abgebildet werden. Gleichzeitig tummelten sich dort auch eine Gruppe von Leuten die eigentlich genau das taten was sie immer tun. Eine Million Bilder von sich selbst schießen und jeder macht irgendwelche (aber immer die gleichen) bedeutungsschwangeren Handbewegungen. Ob die auch nur ein Foto nach Hause bringen wo keine Menschen drauf sind? Mein Ziel ist ja genau das Gegenteil, keine Menschen auf dem Bild. So hat jeder seine Präferenzen.

Temperaturmäßig war es schon noch mal eine Nummer frischer geworden, aber es wehte kein Lüftchen und ich hatte mir nach dem Frühstück gleich meine wattierte Hose angezogen. Wie sich dann im Laufe des Tages herausstellte eine sehr gute Entscheidung. Dann ging es aus Seyðisfjörður und schon wenige Kilometer hinter dem Dörfchen kam der erste Wasserfall in Sichtweite, der „Gufufoss“. Jetzt nichts super spektakuläres aber immerhin ein prächtig sprudelnder Wasserfall. Da der Boden schön gefroren war konnte man auch ohne im Matsch zu versinken recht nah heran. Ab einem Punkt war für mich dann aber Schluss, ab da ging es dann nur noch über ziemlich große Steine weiter, die mit abnehmendem Abstand zum Wasserfall natürlich nass und glitschig waren. Nee, also das muss nicht sein, sich gleich schon in den ersten Minuten auf Ísland auf die Waffel zu legen wäre ziemlich ömmelig.

Dann geht es weiter auf der Straße, die wie recherchiert 10% Steigung hat. Und anders also ich auf Meereshöhe vermutete, war in den Höhenlagen sehr wohl Schnee auf der Straße. Aber man konnte gut fahren, keine Probleme. Auf der Hochebene ging es eine ganze Weile durch eine wunderbare Landschaft, also alles weiß, kein Baum, kein Strauch. Dann geht es bald auch schon wieder runter, nach Egilsstaðir. Und was sich da bot war der Hammer, was ein Blick. Es hatte mittlerweile aufgeklart, im Tal von Egilsstaðir lag noch ein Streifen Nebel, der Blick schien endlos zu gehen. Man konnte sich gar nicht satt sehen. Also dann weiter, dieses Mal mit 10% Gefälle. Auf meiner Rückreise werde ich diese Strecke, als einzige überhaupt, erneut passieren und es ist sicherlich eine der spannendsten und kritischsten überhaupt, sie ist berüchtigt.

Egilsstaðir hat man schnell passiert und ab da kam dann eigentlich nur noch, nichts. Kilometer um Kilometer nichts, nur die Straße. Dann sieht man rechterhand, gülden von der Sonne beschienen, einen Wasserfall über eine Kante stürzen und kurze Zeit später kommt dann auch ein kleiner Parkplatz. Es ist der „Rjúkandifoss“. Das Wetter und die Umstände sind zu schön um wahr zu sein. Man steigt einen schmalen Weg hoch, der Boden ist hier ebenfalls gut gefroren und lässt sich so ohne Rutschpartie bewältigen. Man möchte 1.000 Fotos schießen. Ich begnüge mich mit 999. 😎

Wieder ins Auto und weiter geht es. Die Straße steigt auf einigen Kilometern wieder stetig an, man kommt auf über 500 Meter ü.d.M. und alles ist weiß, so weit das Auge reicht und das Auge reicht weit, sehr weit, man kann es gar nicht fassen. Welche Weite und darin nur die Straße, sonst ist nichts zu erkennen. Da vorne biegt eine Straße ab, eine Möglichkeit sich offiziell mal wo hin zu stellen. Alles wird festgehalten, zig Bilder für ein Panoramafoto werden geschossen. Die werden aber erst zu Hause am PC mit großem Monitor zusammen gebaut. Wieder ins Auto…

Man kommt aus dem Staunen nicht heraus und dann kommt ein Ausblick der übertrifft einfach alles was ich bisher gesehen habe. Was man da nun eigentlich alles so genau sehen konnte, ich weiß es nicht. Selbst nach einem Blick in ein paar Onlinekarten zeigen die da nichts besonderes. Diese Drohnenaufnahme vermittelt einen gewissen Eindruck.

Eigentlich ist der Speicher im Hirn mit neuen Eindrücken schon längst voll und gefühlt noch nicht mal die halbe Strecke von heute geschafft.

Die grenzenlose Weite ist definitiv die beeindruckendste Erfahrung heute.

Ohne Navi komme ich bisher ganz gut klar, aber es gibt ja auch nicht wirklich viele Entscheidungen zu treffen wo es lang geht. Seit Egilsstaðir fahre ich auf der [1], diese Straße ist heute Trumpf. Alleine zum Dettifoss verlasse ich sie noch mal und fahre auf der [862] in Richtung Norden, für ca. 22 Kilometer und dann geht es noch mal rechts ab auf einen kleinen Zubringer. Nach weiteren 3 km kommt dann ein Parkplatz, es stehen noch ein paar Autos dort, die Sonne ist schon im Sinkflug aber noch deutlich über dem Horizont. Es ist knapp 15 Uhr. Vom Parkplatz läuft man noch mal gut einen Kilometer quer durch die Landschaft, ein breiterer Trampelpfad, hier auch wieder gut zu laufen weil die Erde gefroren ist und nicht matschig. Einige Stellen sind verschneit und wenn sie abschüssig sind muss man schon etwas aufpassen, dass man sich nicht auf die Waffel legt. Hätte ich das gewusst, im Kofferraum lagen meine Eisdingens, also die Dinger die man sich unter die Schuhe schnallt, mit denen hätte ich einen bombenfesten Tritt gehabt. Aber noch mal zurück gehen wollte ich nicht, mir schien die Zeit sonst zu knapp.

Wie zu lesen, ist der Fall von der Westseite in der Tat nicht ganz so gut zu sehen, zumal nun auch noch bestimmte Abschnitte gesperrt waren, dort hatte sich die Gischt schon zu einer Eisschicht manifestiert. Letztlich war ab einem bestimmten Punkt auch für mich Schluss, der Weg war teilweise leicht vereist, uneben, steinig und auf der einen Seite ging es steil abwärts ins Wasser. Nee, da gibt es dann auch gar nichts weiter zu überlegen, hier ist Ende für mich, das Risiko ist es mir nicht Wert. Also wieder zurück zum Parkplatz.

Zurück zur [1]. Die Sonne sinkt weiter und strahlte einige Berge schon leicht rötlich an. Dann taucht in der Ferne etwas auf, dass wie Dampf aussieht. Ich erinnerte mich, dass kurz bevor man nach Mývatn südlich abbiegt heiße blubbernde Schlammpfützen zu sehen sein sollen. Das was ich dann aber sah war noch kurz davor, auf der anderen Bergseite, nämlich Námafjall, Hverir. Allerdings war ich da schon mit dem Auto an der sehr unscheinbaren Abfahrt vorbei gefahren. Und plötzlich stieg ein olfaktorischer „Duft“ in meine Nase der das was man zu Jugendzeiten als „Stinkbombe“ kannte um mehrere Faktoren übertraf. Trotzdem wendete ich bei nächster Gelegenheit und schaute mir das genauer an. Schon wieder ein Erlebnis das ich so noch nicht kannte. Je nach dem wo man auf dem Gelände stand stiegen ganz unterschiedliche Geruchsnoten in der Nase bis in die letzten Gehirnverästelungen rein.

Die Sonne lag auf der anderen Seite des Berges, hier im Schatten war es gleich schon einen Tick kühler. Wieder ins Auto, kurz über den Berg und dann lag da schon der Mývatn in der Ferne. Und die Sonne ging glutrot unter den Horizont und beleuchtete die Szenerie in einer üppigen und vollen Art wie man es nur selten sieht. Ein absolutes Spektakel. Und genau zum richtigen Zeitpunkt, nur 5 Minuten später war es vorbei.

Nun aber weiter zum heutigen Etappenziel, dem „Sel - Hótel Mývatn“. Wenn man in Reykjahlíð auf die [848] abbiegt dauert es doch länger wie gedacht bis das Hotel auftaucht. Die weiteren Attraktionen „Dimmuborgir“ und „Höfði“ lasse ich liegen, es ist schon zu düster.

Einchecken im Hotel. Das Zimmer ist toll, sehr geräumig, großer Schreibtisch, zwei Sessel, kleiner Couchtisch, Wasserkocher, Tee und Kaffee. In der Lobby hätte es sogar noch einen Kaffeeautomaten an dem man sich kostenlos bedienen kann. Ich schließe erst Mal mein ganzes elektronisches Geraffel an, lade Akkus, übertrage die Bilder von der Kamera, über 400 heute, davon gefühlt mehr als 100 für die Erstellung von mehreren Panoramen.

Heute Mittag gab es nur zwei Äpfel, also hatte ich schon etwas Hunger. Das Hotel verfügt auch über ein Restaurant. In 2022 haben sie hier begonnen selbst Bier zu brauen, derzeit haben sie ganze zwei Sorten, nur hier am Zapfhahn zu erwerben. Heute ist sogar nur ein Bier vorrätig. Da wird nicht lange gefackelt, es ist ein IPA. Ja, das kann man trinken. Der bestellte Burger war auch lecker. Heute hat wirklich alles gepasst, nein, mehr als das, das war ganz großes Kino.

Man wird sehen was die nächsten Tage bringen.

Blick aus dem Fenster am frühen Morgen, es gibt ein paar Wolken in Horizontnähe, aber warten wir erst mal ab wie es sich entwickelt. Das Zimmer ist einwandfrei, obwohl ich ein kleines Oberfenster leicht auf Kipp stehen hatte bin ich durch den Straßenverkehr kein einziges Mal gestört worden. Was wohl daran liegen kann, dass da einfach zu so (Nacht-)Zeiten kein Mensch unterwegs ist. Das Frühstücksbuffet lässt keine Wünsche offen, man kann sich sogar selbst Waffeln zubereiten, es hat ein Geysirbrot, die Müsliecke ist üppig bestückt, es hat sogar Fisch, aber nur in einer Essig-Öl-Sauce, die ist nicht so mein Favorit. Langsam wird es hell draußen, im Frühstücksraum herrscht ein geschäftiges Treiben. Da es draußen vermutlich gut kalt ist schleppe ich einen Teil meines Zeugs erst mal runter in die Lobby, hole dann den Rest und ziehe dann erst Pullover I, Pullover II, Jacke, Schal, Handschuhe und Mütze an.

Ja, draußen ist es gut frisch und immer noch schattig, Sonne ist noch keine zu sehen. Das Auto wird gepackt, aber die Scheiben werden noch nicht vom Reif befreit. Erst mal steht eine Runde zu den direkt gegenüber vom Hotel liegenden Kratern an. Wüsste nicht so etwas in der Art schon mal gesehen zu haben. Ein paar der Krater kann man hoch laufen, nur ein paar Meter, aber gleich verändert sich noch mal die Übersicht. Auch hier bietet sich wieder ein Blick wie man ihn in unseren Breitengraden vergeblich suchen wird. Er reicht ewig und zwar 360°, es steht absolut nichts im Weg. Langsam steigt die Sonne höher und die ersten hohen Berge werden in ein rötliches Licht getaucht.

Es verspricht ein guter Tag zu werden, die Vorhersage gestern deutete das ja auch schon an. Dann also endlich das Eis gekratzt, es lässt sich leicht entfernen. Die Jacke ziehe ich aus, der Rest bleibt am Mann, Handschuhe und Mütze sind noch nicht überflüssig im Kühlschrank. Die Gangschaltung ist durchaus etwas zäh, aber längst nicht so krass wie bei unter -30 °C in Sverige. Hier liegt die Temperatur bei schwankenden -8 °C bis maximal -11 °C. Erster Punkt heute ist „Dimmuborgir“ (Lavafeld und die Überreste eines Lavasees). Man denkt unweigerlich an „Herr der Ringe“, noch scheint die Sonne hier nicht her, es ist fast alles mit Schnee und Reif bedeckt, eine wirklich mystische Stimmung macht sich breit. Jeden Moment erwartet man Gollum um die Ecke oder einen Ork. Stattdessen erhascht man ein paar Schneehühner die teilweise nur wenige Schritte entfernt auf dem Boden laufen, dann aber doch meistens schnell flatternd entschweben. Zum Schluss des kurzen Rundgangs schwappt dann die Sonne in das Gelände, das ergibt Bilder wie man sie sich nicht ausdenken könnte.

Wenn man sich Reykjahlíð nähert steigt einem wieder dieser Schwefelgeruch in die Nase der es wirklich in sich hat. Das muss man wirklich mögen um dort zu leben.

Einschub: Um gedanklich den üblen Geschmack des Schwefels von der Zunge zu bekommen, ich sitze im Hotel und tippe gerade den Bericht und lasse mir dabei eine wunderbar gekühlte „2015er Kerner Auslese“ des Weinguts Niebelungenhof munden. Ja ja, nein nein, der kippt sich da jetzt nicht 'ne ganze Flasche Wein in den Kopp, bzw. ja, doch schon, aber es ist nur ein halber Liter und die Köstlichkeit kommt mit vergleichsweise niedriger „Stromstärke“ von nur 10,5% daher. Ende Einschub.

An einem Abzweig wenig später entscheide ich mich spontan doch den Umweg über Húsavík zu machen. Dort lasse ich mich wieder von zu Hause aus über eine WebCam ablichten. Kurzer Blick auf die Uhr, huch, schon 12 Uhr, da könnte man ja dem Magen etwas anbieten. Direkt unten am Hafen hat es ein kleines Restaurant, dort nehme ich die Suppe des Tages, gefragt was es ist habe ich nicht. Eine sehr gut gewürzte Fischsuppe landet auf meinem Tisch, schön heiß, sie mundet gar köstlichst.

Es liegt wieder eine WebCam-Aufnahme vor in dem ich am Ende das Patschehändchen winke.

Dann wieder zurück ins Auto und zurück zur [1]. Man fährt so durch die Gegend und plötzlich sieht man schon von weitem ein orangefarbenes großes Schild. Da wird ja wohl was wichtiges drauf stehen, also Fuß vom Gas und lesen was da steht. Sinngemäß, die Straße die da nach rechts (Westen) abbiegt ist für LKW und Busse gesperrt, diese mögen die Alternative über Mývatn nehmen. Da halte ich lieber doch mal kurz an und peile die Lage in meiner Landkarte. Aha, so so, verstehe. Die knifflige Strecke ist die die ich schon gerne fahren wollte um wieder auf die [1] zu kommen, so weit klar. Aber warum dürfen da nun keine LKW und Busse fahren. Ist die Strecke so „kriminell“ (aus welchem Grund auch immer), dass sie dort nicht fahren dürfen. Und was genau ist eigentlich das Problem? Egal, ich fahre da nun entlang, schließlich bin ich ein leichtgewichtiger PKW. Schon nach einer kurzen Weile klärt sich das ganze auf, da ist eine einspurige Brücke, was prinzipiell nichts ungewöhnliches für Ísland ist, aber diese Brücke hier ist extrem schmal, da passt physikalisch einfach kein LKW oder Bus drauf, völlig egal vom Gewicht. Das beruhigt mich nun doch etwas. Der weitere Streckenverlauf zur [1] ist dann auch völlig unkritisch.

Wieder auf der [1] angekommen muss ich aber doch erst anhalten um zu prüfen, ob ich nicht doch noch mal etwas gen Osten fahren muss, um zum „Goðafoss“ zu gelangen. Und so war es, ein paar Kilometer in Richtung Osten. Der Wasserfall liegt quasi unmittelbar an der [1], der Parkplatz nur wenige Meter entfernt. Nach wenigen Minuten erreicht man den Wasserfall. Es gibt auch hier die Möglichkeit ihn von beiden Ufern aus zu betrachten. Ich hatte behalten, dass es von der westlichen Seite aus etwas besser sein soll, wenn auch nur minimal. Und klar, ein Wasserfall ist immer ein Hingucker, auch wenn die Lichtverhältnisse hier eher betrübt sind, das tut dem Spektakel keinen Abbruch. Über zwei „Klippen“ stürzt der Wasserfall am oberen Ende in die Tiefe. Man kann viele Eisschollen in den Fluten erkennen. Das war auf jeden Fall ein Erlebnis.

Dann also weiter nach Akureyri. Schon zu Hause hatte ich mir ja einen Account bei der Betreibergesellschaft des Tunnels (Vaðlaheiðargöng) eingerichtet, damit ich mich nicht um die Bezahlung kümmern muss. Rein theoretisch hätte ich ihn nicht nehmen müssen, die alternative Strecke wäre genauso gut befahrbar gewesen. Aber ich bin dann doch durch den Tunnel gefahren. Vermutlich unbewusst wieder eine richtig Entscheidung, denn der Umweg hätte mich auf jeden Fall Zeit gekostet die mir an den restlichen Punkten des Tages gefehlt hätte. Durch Akureyri bin ich achtlos durchgefahren. Vermutlich auch die völlig richtige Entscheidung. Bereits kurze Zeit später gab es wieder diese Kombination an Landschaft und Sonne die atemberaubend war. Es galt also eine Stelle zu finden die Reisschüssel sicher zu parkieren. Ahh, da biegt eine kleine Straße ab, da kann man sich gefahrlos hinstellen und stellt kein Verkehrshindernis dar. Und dann der Blick, man kann das nicht in Worte fassen. Da spielt es auch keine Rolle wenn trotz Sonne der scharf um die Nase wehende Wind einem durch und durch geht. Wenn alles abgelichtet ist husch-husch wieder in die gut gewärmte Fahrgastzelle. Und weiter geht es zur „Öxnadalsheiði“ (Hochebene, auf 14 km Länge).

Und obwohl ich gelesen hatte, dass auf Ísland Schneeketten verboten wären stand da ein kleines Schild an der Straße mit einem Schneeketten-Symbol und 150 m später kam ein kleiner Platz an dem man Schneeketten anlegen konnte. Aber heute war alles völlig entspannt. Selbst wenn der Wind eisig war, von einer Gefahr bei der Überquerung der „Öxnadalsheiði“ konnte nicht die Rede sein.

Erneut wurde jede Gelegenheit genutzt offiziell anzuhalten und ein paar Bilder zu schießen. Die Sonne war nun schon schwer im Sinkflug und in die Täler kam sie schon gar nicht mehr rein. Aber die hohen Gipfel erreichte sie immer noch gut und das sah phantastisch aus.

Eigentlich hatte ich längst Varmahlíð erwartet, aber man fährt durch ein endloses super breites Tal. In der Mitte mäandert ein Fluss, der mehr aus Geröll besteht denn aus tosenden Fluten. So wie man es aus den Alpen kennt, Flüsse die nur im Frühjahr größere Mengen Schmelzwasser führen. Das eh schon weite Tal wird noch breiter, es ist topfeben, links und rechts ragen aber schon recht hohe Berge empor die oben mehr oder wenig gut verschneit sind. So ohne Navi ist man etwas aufgeschmissen. Habe ich mich nun verfahren, einen Abzweig verpasst? Aber das war unwahrscheinlich. Also, immer weiter.

Und dann plötzlich taucht in der Ferne an der linken Talseite eine Siedlung auf die die Gestalt von Varmahlíð hat, die ich mir so auf ja.is angeschaut hatte. Aber man muss noch weiter und weiter fahren, damit man letztlich mehr erkennt. Und dann, da, ja, genau an der erwarteten Stelle steht ein Gebäude, das müsste das Hotel sein. Letztlich klärt dann ein Hinweisschild darüber auf, dass alles im Lot ist. Am Hotel angekommen sieht es ziemlich verlassen aus, auf dem Parkplatz der dazu gehört steht kein einziges Fahrzeug. Parken, Taschen ausladen, ins Hotel gehen. Da hängt ein Zettel an der Rezeptionstür, dass derzeit keiner da ist und man die Nummer XY anrufen soll. Also, rufe ich da an, gucke mich so im Foyer um und in dem Moment wo jemand abhebt sehe ich einen kleinen Korb mit einem Zettel drin, kurz drauf gelugt, aha, der ist für mich, der Zimmerschlüssel liegt dabei. Also der Anruf war fast umsonst. Aber es hat sich so noch klären lassen, dass es im Ort kein Restaurant gibt, sondern nur eine Einkehrmöglichkeit an der örtlichen Tanke direkt unterhalb des Hotels. Das nächste Restaurant wäre 15 Minuten Fahrweg entfernt. <Hmpf>, also Auto fahren wollte ich heute keines mehr, dann wird es wohl die Tanke werden. Das Frühstück für morgen früh konnte ich noch von 08:30 Uhr auf 08:00 Uhr runter handeln. Immerhin sind morgen fast 300 km zu absolvieren, der absolute Höchstwert hier auf Ísland.

Den gewünschten vegetarischen Burger konnte ich nicht bekommen, der Ofen wäre defekt mit dem man ihn zubereiten kann. Die anderen Burger waren aber sehr wohl erhältlich. Mir war das jetzt zu viel nachzufragen, warum der eine Burger nicht klappt aber die anderen schon. Also wurde eben einer bestellt den sie produzieren können. Und dazu gab es ein Bier. Hätte ich jetzt nicht gedacht, dass die das hier im Ausschank haben. Der Burger mit Pommes war nun nicht das lukullische Feuerwerk, wäre auch verwunderlich gewesen. Er war sättigend, das ist wohl das positivste was man sagen kann. Das Bier war ok, aber nichts was man noch mal probieren muss.

Damit war der offizielle Tag beendet. Rückzug ins Hotel. Die Kerner Auslese ist mittlerweile getrunken, wieder etwas mehr Platz im Kofferraum. Schon 22:30 Uhr, Zeit das Nachtlager aufzusuchen. Die kommenden Nächte könnten bedeutend länger werden.

Um 18:40 Uhr erreichte mich eine Mail: Trip processed: XXXYYNN - 01.11.2023 14:17 / Your trip at 01.11.2023 14:17 for the vehicle XXXYYNN has been processed. You can download your receipt by loggin into your account at mitt.veggjald.is. Thanks for using the tunnel! Im Benutzerportal steht dann aber Westbound 01.11.2023 / 15:17, warum da nun ein Zeitunterschied ist, keine Ahnung. Auf der ausdruckbaren Quittung steht wieder 01.11.2023 / 14:17.

Jetzt ist es Freitag 03.11.2023 23:27 Uhr, ich versuche mal den Tag gestern zu rekonstruieren, bevor er völlig aus dem Speicher gleitet. Das Frühstück im Hótel Varmahlíð war trotz der geringen Gästezahl (vermutet waren nur noch zwei andere Gäste im Haus) bestens bestückt. Bei der Abfahrt war es noch ein wenig düster, die Temperatur mit irgendwas um die -5 °C nicht übermäßig kalt aber trotzdem war das Auto wieder komplett zugefroren, mit dem Eiskratzer aber zack-wisch wech. Es folgte gleich hinter Varmahlíð eine Anzeige über eine Passstraße, aber es war nichts kritisches zu erkennen. Erstes Highlight war in Blönduós die kleine Insel Hrútey. Man kann sie gleich über zwei Brücken, eine alte und eine neue, betreten. Langsam stieg auch die Sonne immer höher und allein das Schauspiel war ein Genuss. Es ging dann immer weiter und eigentlich erwartete ich irgendwann eine WebCam die einen markanten Berg zeigt, aber das hatte ich wohl versemmelt.

Kurz vor der Einfahrt in den Hvalfjarðargöng hatte ich angehalten. Es wehte eine sehr steife Brise, das Wetter war aber immer noch toll, blauer Himmel, die Sonne war schon im Sinkflug. Heute wurde es dann ja mal richtig spannend, denn in einer Stadt eine bestimmte Adresse ohne Navi finden ist doch nicht ganz so trivial wie in den kleinen Siedlungen die letzten Tage. Aber ich fühlte mich mit meinen Erkundigungen bestens gerüstet. Zunächst verlief alles wie ausgekundschaftet, aber dann war klar, ich war über das Ziel hinaus geschossen. Nun folgte ein Blindflug, ich hatte keinen Plan wo ich war oder wo ich raus kommen würde. Aber irgendwie war ich wohl im Kreis gefahren und ich fädelte mich wieder da ein, wo ich schon mal war, auf die [49]. Dieses Mal fuhr ich früher ab, aber nein, das muss deutlich zu früh gewesen sein. Nun, welch Glück, die Kirchenspitze ragte in der Ferne aus dem Häusermeer. Was ein Segen, daran kann ich mich orientieren. Da wo ich lang fuhr waren viele 30er Zonen mit ziemlich bösen „Huppeln“, wenn man (oder ich) da mit 30 km/h drüber semmelt, dann ist das Auto Schrott, also langsam(er) fahren. Aber ich war nicht langsam genug und das der Spoiler vorne mal schrammt, geschenkt. Aber dann schrubbte ich in der Mitte über den Huppel, aua.

Direkt am Hotel wurde gebaut, die kleine Hotelvorfahrt war gesperrt, plus Baustelle davor. Ich habe trotzdem meine Schüssel da am Straßenrand geparkt und bin an die Rezeption. Das Einchecken ging flott, parken darf man kostenlos um die Kirche. Und ich finde sofort einen freien Platz. Dann das ganze Geraffel ins Hotel schlüren, war zum Glück nicht weit. Das Zimmer ist nicht der Brüller, Dachschräge und zwar heftig, ohne mich zwei Mal zu falten würde ich glaube nicht an das Heizkörper-Thermostat kommen, aber ich brauche es nicht.

Nun ist es schon Samstag früh, ich beende das mal hier. Morgen lege ich wohl einen Tag Pause ein und gondel nicht noch mal den ganzen Tag in der Gegend rum.

Was ist mit dem Motto „Zwei Universen prallen aufeinander“ gemeint? Nun, heute morgen bin ich in einer Welt aufgebrochen die aus viel, sehr viel „Nichts“ bestand, so wie die Tage vorher auch. Dann näherte ich mich Reykjavík und es war deutlich größer als ich es mir vorgestellt hatte. Von meiner Unterkunft ins Zentrum ist es nur ein Katzensprung, man ist sofort mitten im Leben, in der Laugavegur, einer Fußgängerzone, ist es lebhaft. Ein Geschäft, Kneipe, Restaurant reiht sich an das andere. Erst mal einen Überblick verschaffen und bis ans Ende der Laugavegur gehen und etwas darüber hinaus, zum kleinen Busbahnhof. Dort hat es eine Art Markthalle mit verschiedenen offenen Küchen. Man kann am Tresen sitzen oder sich an langen Bänken und Tischen hinsetzen. Ich entscheide mich für einen Lachs, mit einer Art Kartoffelpüree und etwas ungewöhnlich, Kapern. Aber das harmonierte alles wunderbar, dazu ein IPA, das war ebenfalls trinkfähig.

Jetzt kommt mal wieder eine Hasenhirn-Episode der allerbesten Güte. Mittlerweile hat es auf der Internetseite des Festivals doch einen genauen Plan wer wann wo spielt. Ich gucke mir das so an und entscheide mich für das „KEX“, gleichzeitig auch ein Hotel (vermutlich eher Hostel). Die Veranstaltungen dort klangen nach elektronischer Musik nach meinem Geschmack, das ganze sollte im „First Floor“ stattfinden. Den Straßennamen hatte ich mir rausgesucht und in meinen Stadtplan (ja, ja, so auf Papier) eingezeichnet und bin dann frei Schnauze los marschiert. Die Richtung war gar nicht mal schlecht, wie sich hinterher heraus stellte. Aber dann bin ich intuitiv in die falsche Richtung der Straße gelaufen, es war eine Häuserflucht mit lauter Hochhäusern, für hiesige Verhältnisse sicher schon Wolkenkratzer, aber es waren keine Hausnummern zu sehen, nix, nada. Irgendwann deuchte mir, dass ich da auf dem Holzweg bin, also kehrt Marsch. Da war es dann auch, das KEX, am Kontrolleur vorbei und in den (vermeintlich) ersten Stock. Noch mal Gesichtskontrolle, besser gesagt, man musste das Festival-Bändchen vorzeigen. Es dudelte etwas Hintergrundmusik, es war noch nicht wirklich voll. Der erste Gig sollte bald losgehen, dazu orderte ich noch ein „Úlfrún“, auch ein IPA. Dann kam „Jazzygold“ und spielte großartig. Es folgte „Caleb Kunle“, die ersten beiden Titel hatten etwas von Reggae, was ja nicht so mein Ding ist, aber dann wurde es deutlich besser. Super groovige Songs, Klasse. Wieder nach einer entsprechenden Umbaupause folgte „Monikaze“. Hölle, was legte dieses zarte Geschöpf für ein Set ab. Das gesamte Equipment war so groß wie drei oder vier DIN-A4 Blätter, irgendwelche - keine Ahnung was das wirklich war. Plus noch ein Notebook, fertig war die Höllen-Maschinerie. Die Bude bebte. Das Mädel hüpfte wie ein Flummi umher.

Zwischendurch dachte ich, wann kommt den endlich Árstíðir, aber da kam schon wieder ne andere Band, „SKAAR“, eine Band aus Norge. Und in den Pausen, in denen wieder Hintergrundmusik dudelte wummerten trotzdem spürbar Bässe, aber wo kamen die her? Das wird sich später alles auflösen. Aber es war ja so alles bestens, super Musik, lecker Bierchen. Nach dem der letzte Act des Abends gegen Mitternacht verklang zog ich ab, ging wieder die Treppe runter und dachte, aha, da kamen also die anderen wummernden Bässe her, da war auch was los. Öhm, war das evtl. der erste Stock und ich war im zweiten? Um es kurz zu machen, ja so war es. Aber damit nicht genug, ich war mit meinem Plan auch noch am falschen Tag unterwegs, es passte also absolut nichts zusammen. Trotzdem war der erste Abend des Festivals gelungen. So what?

Das Frühstück habe ich im „Eiskeller“ des Hotels eingenommen, der Raum war wirklich nicht überhitzt, um es mal so auszudrücken. Das Wetter sah ganz viel versprechend aus, es war noch nicht wirklich ganz hell, die Sonne verbarg sich hinter hohen Bergen. Heute sollte es also sehr touristisch werden, der „Goldene Zirkel“, der Dreiklang aus „Þingvellir“, „Geysir“ und „Gullfoss“. Dazu fährt man aus Reykjavík raus, in Richtung Nordwesten auf der [1], irgendwann geht es dann ab, gut ausgeschildert nach „Þingvellir“. Man kommt also auch ohne Navi klar. Auf der Straße ist einiges los, und die Tatsache, dass es alles Autos mit isländischem Kennzeichen sind sollte nicht darüber hinweg täuschen, dass es vermutlich ne Menge Touris sind. Und da wo ich die Tage zuvor überall alleine stand um mir etwas anzuschauen standen hier bei fast jeder Gelegenheit zig Autos an den Parkplätzen.

Erster Stopp also „Þingvellir“. Der Parkplatz mit großem Besucherzentrum ist zu bezahlen, es waren glaube ich 750 ISK. Zu einer Aussichtsplattform ist es nicht weit zu laufen. Es war dort schon ganz schön was los. Die Sonne war zwar bereits gut über dem Horizont, aber hing in leichten Wolken fest. So schlenderte ich weiter, von Station zu Station, bis zum „Öxarárfoss“, dann zurück zur kleinen „Þingvallakirkja“. Die Sonne zeigte sich immer mal wieder sehr schön für eine Weile. Genug gesehen, weiter zum „Geysir“. Dazu hatte ich vorher schon gelesen, dass der große Geysir (Stóri Geysir) schon eine Weile nicht mehr sprudelt, nur noch eine kleinere Variante („Strokkur“). Die Sonne schien flott, aber der Wind zog scharf um die Nase. Alle 8-10 Minuten bricht der Strokkur aus, eine lange Zeit wenn man drauf wartet und für den sehr kurzen Moment des Ausbruchs am gespannten Auslöser hängt. Der erste Ausbruch ist auf Video festgehalten. Man hätte noch einen nicht niedrigen Berg erklimmen sollen, aber das machte ich nicht. Welche Aussicht sollte ich da haben die ich nicht schon viel besser die letzten Tage hatte. Also weiter zum vermutlichen Highlight des Tages, dem „Gullfoss“.

Das Auto kann hier gratis parkiert werden. Es ist nicht weit zum Fall zu laufen. Es weht ein schönes Windchen, wenn man die Stahltreppe runter geht wird man teilweise von der Gischt erwischt die durch die Gegend fliegt. Und ja, der Anblick ist wirklich grandios, die Sonne steht ziemlich gut und beleuchtet die Szenerie entsprechend. Ein Weg ist gesperrt, da wo man ganz dicht an den Fall ran gehen kann. Das scheint wohl im Winter zu gefährlich zu sein, der nicht befestigte Weg ist leicht vereist und an einigen Stellen abschüssig. Trotzdem kann man einen höher gelegenen langen Weg entlang marschieren und hat immer wieder unterschiedliche Blickwinkel auf den Fall. Die Gischt setzt sich auf der gegenüberliegenden Talseite als riesige Eisschicht fest, das wirkt in der ansonsten unverschneiten Landschaft entsprechend. Man kann sich wirklich nicht satt sehen.

Tja, wie fahre ich nun zurück, die exakt gleiche Strecke? Blick in die Straßenkarte. Es sieht so aus, als ob man bis nach Selfoss fährt (auf der [35]), ein Teil der gleichen Strecke die ich gekommen bin, aber auch ein neuer Abschnitt. Von Selfoss aus fährt man dann ein ganzes Stück auf der [1] in Richtung Reykjavík. Sie verläuft hier meist vier- oder abwechselnd dreispurig. Auf einer Anzeige steht, dass es teilweise Windgeschwindigkeiten von bis zu 25 m/s hat. So ganz leicht merke ich das auch, aber es rüttelt nicht wirklich an der flachen Flunder. Die Strecke nach Reykjavík ist doch weiter als ich dachte, man kommt auch hier durch völlig leere Gegenden. Ja, in Reykjavík habe ich mich wieder verhaspelt und bin eher zwei als eine Abfahrt zu früh ab. Egal, nun wusste ich ja wo es lang ging und wo man ganz ganz ganz besonders langsam fahren musste. Die Parkplatzsuche war nicht sofort von Erfolg gekrönt aber schon beim zweiten Anlauf wurde ein Platzerl frei.

Heute Abend sollte das mit dem Festivalbesuch etwa besser organisiert ablaufen, also Augen auf. Location heute das Gaukurinn, eine nicht gerade große Kneipe, bereits gut besucht. Der erste Gig war dann auch wirklich der den ich erwartete, zwei Franzosen (SUPERJAVA) mit flockigen Grooves. Dann folgte noch mal das Energiebündel Monikaze von gestern, das kann man sich durchaus noch Mal anhören. Dann folgten Donkey Kid, vier Milchbärte aus Berlin. Ja, war auch nicht schlecht. Dann folgte eine Band (Rock Paper Sisters) wo man schon vom Äußeren der Mitglieder auf den Musikstil schließen konnte. Das würde kein Schmusepop werden. So war es auch, heftiges „Geschrammel“ setzte ein. Ein Lied habe ich mir gegeben, in der Hälfte des zweiten Liedes habe ich aufgegeben, einfach nur laut und Gekreische muss nicht sein. Die nächsten beiden Gigs (Lime Garden und Kneecap) des Abends hier im Gaukurinn habe ich mir geschenkt. Der nächste Abend wird ja spät werden, trentemøller tritt erst um 00:20 Uhr im „Art museum“ auf.

Es war 23:30 Uhr und auf den Straßen pulsierte das Leben. Vor einigen Kneipen standen riesige Trauben von Menschen draußen, keine Ahnung ob die auf Einlass warteten oder einfach so da waren. Ein Bierchen könnte man noch trinken, also Eintritt in eine recht kleine Kneipe (Ægir) mit 10 lokalen Bieren vom Fass. Aber auch hier gibt es kein dunkles Bier, scheint es wohl in Ísland nicht so häufig zu geben. Also noch Mal ein IPA, was ebenfalls gut zu trinken war.

Ende des zweiten Festival-Abends.

Heute war ein Ruhetag fällig. Noch mal den ganzen Tag auf Achse sein wollte ich jetzt nicht unbedingt. Also bin ich nach dem Frühstück etwas durch die Stadt getigert. Es war noch sehr ruhig, die ganzen Party-People waren wohl noch nicht wieder erwacht. Im Prinzip war mein Ziel irgendwo einzukehren, vllt. einen Kaffee zu trinken und dann in Ruhe meinen Bericht zu schreiben. Aber mir sagte da keine Location zu. Letztlich bin ich dann zur Mittagszeit wieder am Busbahnhof gelandet, habe das angenehme mit dem nützlichen verbunden und was gegessen und dann in Ruhe notiert, Platz gab es genug, ich störte den Betriebsablauf nicht. Dann war es Zeit aufzubrechen, noch mal kurz ins Hotel und wieder ins gleiche Lokal wie gestern Abend, dort hatte es mir gut gefallen und das Essen war lecker. Heute gab es Fish & Chips, was jetzt nicht so doll schmeckt, wenn man dabei an Fish & Chips denkt wie es das in GB gibt. Oder zumindest wie ich es in Erinnerung habe von vor ewigen Zeiten. Nein, hier das kam kultiviert rüber und nicht in Essig ertränkter Fisch. Zeitmäßig war ich noch etwas zu früh, als ich am „Art museum“ angekommen war war ich genau eine Stunde zu früh.

Also noch ein wenig durch die Straßen schlendern, auch wenn das eigentlich nicht so meine Sache ist. Zumal teilweise eine echt steife Brise um die Nase wehte. Dann stand ich vor einem Buchladen und bin rein marschiert. Nicht das ich vor hatte einige gedruckte Werk auf Isländisch zu erwerben, aber man darf ja wohl noch etwas stöbern. Und dann stehe ich vor dem Zeitschriften-Regal, gucke so drüber und <peng> sehe ich ein Cover mit einem Künstler, leider schon ein paar Jahre verstorben, und ich dachte mir, ja das wäre doch was. Nicht das ich alle Zeitschriften die ich mitgenommen hatte, mit dem festen Entschluss sie alle auf dem Schiff zu lesen, schon gelesen hätte, besser gesagt noch keine einzige. Also schleppe ich mir jetzt noch mehr Lesematerial nach Hause, auweija. Aber so habe ich etwas Zeit tot geschlagen und als ich wieder vor dem Eingang des „Art museum“ stand hatte sich dort schon eine kleine Schlange wartender Leute gebildet. Da reihte ich mich ein. Zum Glück war es auf der Gebäudeseite ziemlich ruhig was den Wind angeht, man musste nicht bibbern. Nach einer Weile öffneten sich die Tore und es wurde Einlass gewährt. Diese Location hier war nun etwas ganz anderes als die beiden Tage zuvor. Alleine die Bühne war hier so groß wie Bühne und Zuschauerraum vorher. Ich habe mich gleich ganz nach vorne gestellt, so zu sagen zweite Reihe.

Es trafen immer mehr Leute ein und die Halle füllte sich. Es startete „Árný Margrét“, eine sehr junge Frau (geboren 7 Mai 2001), hatte erst im Oktober 2022 ihr Debutalbum veröffentlicht. Begleitet wurde sie von einer Band. Das war ein sehr ruhiger Einstieg, begleitet von einer technischen Panne. Gleich von Beginn an waren sehr hohe und laute Störgeräusche zu hören, wo ich mir dachte, das muss doch einer von den Technikern am Mischpult mitbekommen. Dann plötzlich kam der ganze Sound nur noch durch die paar kleinen Monitorlautsprecher der Musiker. Wie peinlich ist das denn? Kurze Pause. Dann geht es weiter, alles läuft.

Dann folgte „Mugison“, mit einer zehnköpfigen Band. Die rockten die Hütte, das Publikum sang oft mit. Eigentlich nicht so ganz meine Stilrichtung, aber in dem Fall live, das hatte mir sehr gut gefallen. Es folgte „Squid“, fünf junge Männer die elektronischen Pop mit ziemlich beeindruckenden Elementen boten. Das war genau mein Ding. Während der dann folgenden Umbauphase wurde es deutlich voller im Publikum, so wirklich kontaktlos für sich stehen war nicht mehr drin, nun, dann muss das wohl so sein. Es folgte „Daði Freyr“, ein Isländer, geschätzt deutlich über zwei Meter groß, rank und schlank wie sonstwas. Was dann folgte war wie ein Vulkanausbruch, also zumindest wie ich ihn mir vorstellte. Die Bude bebte, sowohl was die druckvolle Musik anging aber auch die Atmosphäre zwischen Künstler und Publikum. Hat mir auch sehr gut gefallen.

Die Beine hatte ich mir da schon längst in den Bauch gestanden, aber ich hatte die Zeit ja bestens verbracht. Der letzte Gig am Abend war „trentemøller“. Die Bässe schlugen einem in die Magengrube, holla die Waldfee. Das war die einzige Band des Festivals die ich schon kannte. Schwer zu sagen wer nun besser war an diesem Abend. Auf ihre Art waren alle top.

Die letzten Klänge von „trentemøller“ waren verklungen, ich schob mich langsam durch ein Gewühl von Leuten zum Ausgang und die Menge skandierte das was bei uns wohl „Zugabe“ heißt. Aber hier war keine zu erwarten. Es hatte nie an den Abenden zuvor eine Zugabe gegeben, jeder Act hat sein Zeitfenster und dann ist Schluss, aus die Maus. Der Applaus versiegte nicht und bevor ich am Ende der Halle ankam folgte die erste Zugabe. Es gab noch mal drei Stücke. Es muss so gegen 01:30 Uhr gewesen sein wo dann die letzten Klänge zu vernehmen waren.

Und wer jetzt denkt, na, draußen sind aber nun schon die Bürgersteige hochgeklappt, der irrt. Die halbe Stadt ist unterwegs, es tobt der Bär, alle paar Meter hämmern aus einer anderen Kneipe die Songs. Ich gehe forschen Schrittes zum Hotel zurück, überlegend noch eine Gerstensaftkaltschale zu nehmen, während der Konzerte war ich heute enthaltsam geblieben. Aber nee, die Nacht ist spät und überhaupt, aber durstig war ich schon, man soll ja auch immer schön viel trinken. Also orderte ich mir noch ein Bierchen im Hotel, und potzblitz, es gab hier sogar welches aus dem Zapfhahn und nicht aus der profanen Dose.

Fazit Festival: Der H-A-M-M-E-R

Auch wenn das Wetter heute durchwachsen war, viele Wolken, mehr oder weniger keine Sonne, war das trotzdem ein toller Tag. Es hätte ja schütten können wie aus Eimern oder sonst was Arglistiges. Bis zum heutigen Abend hat sich eine schlechte und eine gute Tatsache ergeben. Die schlechte ist, die (isländischen) Biersorten die ich bisher probiert habe waren alle nicht übel, aber ein wirklicher Überflieger war leider nicht dabei. Dabei hatte ich mir heute Abend im „Smiðjan Brugghús“ durchaus versprochen echte Handwerkskunst anzutreffen. Aber leider wurde ich da enttäuscht. Wie gesagt, die beiden Sorten waren nicht schlecht, aber es fehlte auch hier wieder deutlich der Wumms an der ganzen Sache. Somit kommen wir zur guten Nachricht, die Biere der „Svalbard Bryggeri“ sind immer noch die unangefochtenen Champions. Das „Spitsbergen Ipa“ spielt in einer anderen Liga als alle IPAs die ich hier hatte und das „Gruve 3 Autopilot“ oder „Gruve 3 Håvar“ sind sogar in einer anderen Galaxie angesiedelt.

Zwar hätte ich auch die heutige Fahrt noch fast komplett mit der restlichen Tankfüllung bestreiten können, aber ich wollte die Gelegenheit nutzen und an einer Tankstelle in Reykjavík endlich mal 98er Sprit zu tanken. Aber da ist nix zu machen, das gibt es hier nicht. Mein Durchschnittsverbrauch liegt noch bei 7,7 l/100 km. Ich fahre selten 90 km/h, eher maximal 85 km/h.

Wie gesagt, so richtig doll war das Wetter heute nicht, Temperatur auch deutlich über dem Gefrierpunkt, teilweise wurden +8 °C angezeigt. Selbstredend lag hier natürlich auch kein Schnee in der Landschaft, der sonst immer etwas Würze abgibt. Aber so konnte man das Gelände auch mal im ursprünglichen Zustand sehen.

Was das mit der Dummheit des Homo Sapiens angeht konnte man am Black Beach erleben. Das aktuelle Titelbild zeigt wie ein solches Exemplar in die kalte Brühe gefallen ist und dabei vermutlich gut nass geworden ist. Mit solchen Hasenhirnen habe ich kein Mitleid, es stand an zig Warntafeln am Strand, dass hier mit gefährlichen Wellen zu rechnen ist und man sich nicht mit dem Rücken zum Strand aufhalten solle und bei einer bestimmten Wetterlage, die durch eine gelbe Leuchte angezeigt wurde, nicht unterhalb einer gestrichelten Linie am Strand aufhalten sollte. Und was macht die Frau, und ihr Begleiter auch, stellt sich mit dem Rücken zum Ozean und ist deutlich unterhalb dieser Linie. Dann kommt die Welle und huppa schon liegt sie in der kalten Suppe.

Dann eine junge Familie mit Kind (vllt. gerade mal so schulfähig) hat nix besseres zu tun als bis an die Wasserkante zu stürmen und lustig Fang-Mich-Spiele mit den Wellen zu treiben. Man glaubt es echt nicht so viel brutale Dummheit zu sehen, also bei den Eltern, das Kind hat ja keine Ahnung. Und es kommt wie es kommen musste, Frau und Kind wurden erwischt und beide sind in die Brühe gefallen und haben sich auf jeden Fall die Schuhe mit Wasser gefüllt und die Unterschenkel waren auch drin. Dann kam ein Mann auf die drei zugelaufen und sprach die Frau energisch und durchaus eindringlich an, dass das gefährlich sei und sie zurück gehen sollten. Die Frau hat sich aber nicht weiter stören lassen und alle drei stromerten weiter direkt am Wasser rum. Der Mann kam dann bei mir vorbei und meinte so zum Schluss, solche Eltern sollten keine Kinder haben. Recht hat er.

Den Leuchtturm „Dyrhólaeyjarviti“ hatte ich nicht angesteuert, das Wetter war nicht so super prickelnd und die Fernsicht eher mäßig, also da großartig zum Mýrdalsjökull blicken wäre eh nicht möglich gewesen.

Nun war es nicht mehr weit bis nach Vík. Über einen Bergkamm fahrend kommt man in den Ort runter. Alles findet sich wie vorher ausgekundschaftet. Es ist noch gut hell, ich packe das Zeugs aus dem Auto und marschiere los zur allseits präsenten Kirche auf dem Hügel. Ja, die Sicht ist auch hier etwas trüb, aber ich will mich wahrlich nicht beschweren.

Dann geht es ab, eine Straße weiter, zum „Smiðjan Brugghús“. Im Eingangsbereich gibt es an der Wand eine übergroße Menükarte, dort kann man sich was aussuchen, oder am Tisch einen QR-Code mit seinem Smartphone scannen und dann direkt seine Bestellung aufgeben. Ich schmunzle und blicke auf die übergroße Menükarte. Ich nehme einen Burger und habe mir ein dunkles Bier geordert. Ich muss sagen, ich konnte die Enttäuschung nach dem ersten Schluck nicht verbergen. Da hatte ich mehr erwartet. Etwas später relativiere ich allerdings mein Urteil ein wenig. So für sich getrunken war das schon recht ordentlich. Man kann das Bräu auch in Dosen direkt an der Theke erwerben, da greife ich dann auch zu.

Gestern war eher der Tag der Wasserfälle, heute dagegen der Tag der Gletscher. Wettermäßig war es wieder ebenfalls stark durchwachsen, mehr oder weniger kein blauer Himmel zu sehen, mit sehr wenigen Ausnahmen. Aber ich will nicht meckern, es hat nicht geschüttet wie aus Eimern oder so gestürmt, dass man sich hätte nicht aus dem Auto trauen können. Ganz zu schweigen davon, dass Straßen evtl. wegen widriger Bedingungen gesperrt gewesen wären, jetzt weniger wegen Schnee bedeckter Pässe die es heute nicht zu bewältigen gab, aber wegen Sturm könnte hier der eine oder andere Abschnitt schon gesperrt werden.

In Vík habe ich noch einen ausgedehnten Spaziergang gemacht, am ebenfalls „Black Beach“ benannten Strand, dabei war ich fast ganz alleine unterwegs. Drei Reiter sind gemütlich mit ihren Pferden dort entlang geschlurft. Bei genauem Hinsehen konnte man unzählbare Vögel am Himmel sehen, die alle irgendwie an die Felsen wollten. So bin ich erst gegen 10 Uhr wirklich los gekommen. Man fährt dann so durch die Gegend, die Dimensionen sind völlig atypisch für das was das europäische Auge so kennt. Bei fast jeder Gelegenheit muss man zwangsweise anhalten und versuchen in Bildern festzuhalten was man da eigentlich alles sieht. Aber ich kann jetzt schon sagen, die Bilder fangen das nicht ein, das ist nicht möglich, man muss es mit eigenen Augen gesehen haben.

Schon früh hatte ich die ersten Gletscher gesehen, genauer gesagt, konnte man vom Strand in Vík auch schon auf irgendeinen blicken. Frage man mich nicht welcher es war, ich habe keinen Plan. Dann irgendwann manifestieren sich die Gletscher immer mehr, sie tauchen in weiter weiter Entfernung auf und man braucht eine halbe Ewigkeit um sie bei durchschnittlich 85 km/h zu erreichen. Irgendwann kam dann ein klitzekleiner Parkplatz von dem ich dachte man könnte einen der beiden Gletscher die man in der Ferne sah in ansprechender Zeit erreichen. Spoileralarm: Das war ein Trugschluss. Egal, ich schwang die Hufe und folgte einer sehr breiten Schotterstraße, die aber für den Verkehr gesperrt war. Es wehte zunächst ein lustiges Lüftchen. Ich schritt voran und der Gletscher wollte und wollte nicht näher kommen. Aber nun war die „Expedition“ nun mal gestartet und es gab kein Zurück mehr. Also immer weiter.

Die ganze Mühe hat sich aber gelohnt. Der Blick der sich dann bot war umwerfend, nichts vergleichbares habe ich bisher gesehen. Es wurde alles mannigfaltig abgelichtet, dann die Kamera mal vom Auge genommen, bevor sie da noch anklebt und wirklich alles mit eigenen Sinnen aufgesaugt. Und dann der Rückmarsch, er wollte nicht enden, das Auto in der Ferne war maximal ein Pixel groß. Noch habe ich es nicht ausgerechnet wie viele Kilometer ich hier gelaufen war, aber zeitlich waren es wohl gut und gerne zwei Stunden. Das das alles gar nicht notwendig gewesen wäre und ich es hätte viel „billiger“ haben können, weil nicht unweit von meinem winzigen Parkplatz der offizielle Parkplatz des Gletschers war wo man hätte deutlich näher ran kommen können. Aber hey, dafür hatte ich den ultimativen, langen, staubigen und genialsten Weg zum Gletscher gewählt der zu bekommen war. Vermutlich hätte ich den offiziellen Parkplatz wieder für 1.000 ISK käuflich erwerben müssen.

Es war klar, das folgende Programm wird nun eng. Was mich nicht davon abgehalten hat stur weiter nur mit 85 km/h zu fahren und damit wohl den einen oder anderen Fahrer aus dem Konzept gebracht zu haben.

Der „Fjallsárlón“ wurde denn doch erreicht, da war die Sonne schon deutlich im Sinkflug. Wow, das war beeindruckend, wobei es das Wort wirklich nur unzureichend trifft. Der Gletscher war extrem zerklüftet, selbst auf Bildern habe ich das in der Art vorher noch nicht gesehen. Im Gletschersee schwommen einige große Brocken Eis herum, alles nicht von dieser Welt. Auch hier wieder, Kamera beiseite und die Szenerie aufnehmen. Es wehte ein raues Lüftchen um die Nase, also zurück zum Auto.

Weiter zum „Jökulsárlón“. Bereits vorher kann man auf kleineren Parkplätzen anhalten und den Gletschersee von der östlichen Seite aus in Augenschein nehmen. Dort lagen auch jede Menge Eisberge am Strand. Der Zugang auf Strandhöhe war aber etwas umständlich, so weit wollte ich nicht gehen, blieb also auf einer höheren Ebene. Es wurden hier mehrere Drohnen in die Luft entlassen, ich war mir nicht sicher, aber dort sah ich in der Tat keine Verbotsschilder diesbzgl. Der Gletscher selbst ist schon ein ganz schönes Stück weiter weg, auf einer Schautafel war zu sehen, dass er vor knapp 200 Jahren noch da war wo ich stand. Tja, so ist das.

Die Sonne, die eh nicht zu sehen war, wurde langsam immer kraftloser, also wieder zurück zum Wagen und weiter zum Hauptparkplatz des „Jökulsárlón“, dort wieder 1.000 ISK löhnen und die restliche Zeit genießen in der es noch gut hell ist. Hier waren auf jeden Fall deutlich mehr Leute unterwegs, aber jetzt nicht so, dass man vor lauter Menschen den See nicht mehr gesehen hätte. An einem Bereich konnte man direkt an den Strand vordringen. Dort hatte es jede Menge kleinere Eisbrocken die alle in unterschiedlichsten Schattierungen glitzerten, je nach dem wie das Restlicht in die ganze Szenerie eintauchte. Auch hier habe ich mein Glück versucht ein paar Aufnahmen zu schießen, ob das was geworden ist lässt sich aber eh erst zu Hause an größeren Monitoren beurteilen.

Damit war der letzte Programmpunkt heute keine Sekunde zu spät in Augenschein genommen worden. Im immer weniger werdenden Restlicht dann weiter nach „Höfn í Hornafirði“. Das Hotel war schnell gefunden. Die Kunde, dass man ein Abendessen im Haus einnehmen kann, vernahm ich mit großem Wohlwollen, denn heute Mittag gab es wenn ich mich recht entsinne nichts. Also schnell schon mal rasch die ersten Akkus der Kameras laden und ab zum Abendessen. Es gab Fisch und Karotten und dazu eine Art geröstete Zwiebel. Klang erstmal etwas wild, harmonierte aber bestens. Dazu das dunkelste Bier was der nette Ober anzubieten hatte, es war eher ein dunkles Blondes, aber geschmacklich völlig ok. Und weil es kein Mittagessen gab gönnte ich mir noch einen Nachtisch. „Lime cake with ice“, ja, sehr lecker.

Auch wenn die Bedingungen draußen nicht optimal waren, die Temperaturen lagen über dem Gefrierpunkt, wurde heute die zweite Flasche „2015er Kerner Auslese“ genossen. Die weitere Kühlkette wurde dadurch hergestellt, dass die Flasche in einem Spalt des geöffneten Fensterrahmens platziert wurde. Denn, ein angewärmter Weißwein, dazu noch eine Auslese, das geht gar nicht.

So kann man einen sehr erlebnisreichen Tag ausklingen lassen.

Heute lag das Spektakuläre nicht im Speziellen sondern im Allgemeinen. Ein großer Teil der Strecke verläuft so, dass man linker Hand hohe Berge hat und rechter Hand das Meer liegt. Manchmal muss man einen Fjord umrunden in dem man lange ins Landesinnere fährt um dann wieder auf der anderen Fjordseite Richtung Meer zu fahren. Eine Situation die man durchaus auch häufig in Norge hat. Aber hier sind die Dimensionen deutlich größer, die Fjorde sind länger und breiter, es gibt am Fjordende meistens mindestens eine Brücke, wenn gleichwohl oft einspurig, die dann über die sanften Flussbetten ragen. Solche Kombinationen kommen immer wieder, in neuen Variationen und Geschmacksrichtungen.

Die Berge sind zunächst nur in den höchsten Lagen verschneit aber das ändert sich zusehends. Dabei ist das Wetter grau und trüb, dichte, teilweise dunkle Wolken dräuen über der Szenerie. Manchmal sprüht auch ein wenig Regen herab, aber wirklich zum dauerhaften Regen kommt es nicht. Wäre auch egal, die Karre ist verdreckt und mehr braun gefärbt als blau.

Es gibt immer Gelegenheiten kurz mal anzuhalten, den Blick in Ruhe schweifen zu lassen. Der geht meistens in die Berge, auf der Seeseite ist es heute weniger interessant. Die Berge liegen an einigen Stellen sehr nahe an der See. Die Straße schmiegt sich in unterschiedlicher Höhe entlang, links geht es steil die Berge hoch, unendlich, weil die Wolken die Bergspitzen verbergen, und rechts geht es steil ins Meer runter. Die Kontraste sind gewaltig. Irgendwann biegt dann erstmals seit ewigen Zeiten eine nennenswerte Straße ins Landesinnere ab, sie führt bereits nach „Egilsstaðir“, aber sie ist für mich nicht wirklich geeignet. Ich folge der [1].

Wieder nach einer Fahrt an einem Fjord entlang fährt man dieses Mal nicht wieder auf der andere Seite in Richtung See sondern fährt in Richtung Berge. Dort geht es dann in den „Fáskrúðsfjarðargön“, offen seit dem 11.11.2017 und Ersatz für die [96] die entlang der Küste geht.

„Reyðarfjörður“ lässt man dann rechts liegen und fährt nach „Egilsstaðir“ über eine Hochebene. Hier waren die Berge komplett verschneit, auch auf der Straße lag teilweise etwas festgefahrener Schnee. Die Temperatur lag bei -2 °C. Die Anfahrt ans Hotel hatte ich mir gar nicht so genau angeschaut, aber ich hatte Glück, kurzer Blick in die Unterlagen, ein paar Meter weiter gefahren und dann sah ich es schon in kurzer Entfernung.

Einchecken, Bericht schreiben und dann ist auch schon Zeit mal zu schauen was es im Restaurant des Hotels so zu essen gibt.

Im Zimmer und auch in der Lobby ist es angenehm warm. Betritt man aber den Zugangsbereich für das Restaurant und dann das Restaurant selbst glaubt man in einen Kühlschrank zu steigen. Gut dass ich meinen dicken Pullover angezogen habe, der normalerweise in Innenräumen unangebracht ist, hier aber bestens seine Dienste erbringt. Jetzt am Ende des Aufenthalts auf Ísland kann man sagen, es gibt einen großen Unterschied zwischen Norge/Sverige und Ísland. In NO/SE sind Zimmer, Restaurants und Kneipen immer sehr gut gewärmt. Das Gegenteil trifft auf fast alle Orte hier auf Ísland zu. Wenn ich an das kleine Restaurant in Húsavík denke, da fror man sich den H__tern ab, im Frühstücksraum im Hotel in Reykjavík ebenfalls, die dritte Location des Festivals, und hier im Restaurant auch.

Artig habe ich darauf gewartet, dass ich platziert wurde. Die Karte wurde gereicht und wenige Sekunden später brachte eine andere Bedienung noch zwei weitere Karten, ohne ein Wort was es damit auf sich hat. Boa ey, sind die hier maulfaul. Ein Blick in die erste Karte, die Speisekarte. Ja, da wäre was für mich drauf. Blick in die zweite Karte, aha, Wein, nee, brauche ich nicht. Dritte Karte, Pizzen, Pasta und dergleichen. Ja, warum nicht mal eine original isländische Pizza. Ich ordere eine dunkle Gerstensaftkaltschale und eine Pizza. Gefühlt drei Atemzüge später steht die Pizza auf meinem Tisch. Prüfender Blick, sieht das heiß aus? Nee, nicht wirklich, probehalber mal testen, nee, das ist bestenfalls lauwarm, der Käse war noch nicht mal geschmolzen. Keine Ahnung ob ich in meinem Leben schon mal was habe zurück gehen lassen oder beanstandet, aber das hier, no way. Also freundlich der Bedienung die Situation geschildert, er räumte den Teller und zog von dannen. Da ich nahe der offenen Küche und des Pizzaofens saß konnte ich hören was der Pizzabäcker erfahren hat, es wurde nämlich auf Englisch kommuniziert. „Es wäre nur warm“, so in dem Sinn. Ich habe die Zeit nicht gemessen, aber keine 3 Minuten später stand die Pizza schon wieder auf dem Tisch. Ja, minimalst heiß, aber eigentlich hätte man das Ding noch mal zurück gehen lassen müssen. Dabei hat das wirklich gut geschmeckt, mit frischem Basilikum, gut belegt, der Teig bestens. Nee, also das Restaurant des Hotels ist ein „fail“ was Service, Ambiente und Zubereitung angehen.

Zeit sich mal anzusehen wie es bei der Fähre so aussieht. Laut Homepage alles im grünen Bereich.

Nächste Abfahrt und Abreise

Abfahrt (Ortszeit)
Seyðisfjörður 08. November 20:00

Ankunft (Ortszeit)
Tórshavn 09. November 16:00

Abfahrt (Ortszeit)
Tórshavn 09. November 20:00

Ankunft (Ortszeit)
Hirtshals 11. November 11:00

Auf windy.com sieht es so aus, als ob die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag schaukelig werden könnte, je nach dem wo genau die Route verläuft und wie flexibel man ist minimal auszuweichen.

Das Frühstück war gut. Die Temperatur nicht ganz so gekühlt als gestern. Tja was tun heute. Gestern Abend hatte ich mal in die Karte geschaut. Vopnafjörður käme prinzipiell in Frage, die Strecke ist geteert. Beim Start ist das Wetter etwas garstig, Schneeregen. Abfahrt, in Richtung Mývatn. Der erste Wegweiser zeigt bis nach Vopnafjörður 130 km an. Uha, das hatte ich nicht erwartet. Aber egal, der Tag ist lange, das Schiff legt 20 Uhr ab, wenn ich um 18 Uhr in Seyðisfjörður bin reicht das. Es geht etwas im Gelände aufwärts, die Temperatur sinkt noch mal um eins zwei Grad. Dann kommt eine Abfahrt nach Vopnafjörður, aber da steht ein rotes Schild, mit sonst nicht viel drauf, aber intuitiv denke ich mir, das ist nicht die Strecke die ich fahren will. Also wieder zurück zur [1] und weiter. Wie weit muss ich nur fahren, ich habe keinen Plan. Dann kommt der Rjúkandifoss. Ich halte an und laufe los, aber der Weg ist verschneit und mein Schuhwerk nicht an die Verhältnisse angepasst. Bergan würde es wohl gehen, aber bergab, eine Schlitterpartie. Sich noch auf die Waffel legen muss nicht sein, also umdrehen, ich habe den Fall ja schon zu besten Bedingungen im Kasten. Die Karte sagt, ich bin völlig richtig unterwegs, es geht noch eine Weile weiter auf der [1].

Dann geht es wieder bergauf, der Schnee in der Landschaft wird mehr, bis man außer weiß gar nichts mehr sieht. Dabei weht ein veritables Lüftchen, was man im gut gewärmten Auto aber gut ertragen kann. Dann kommt die Stelle, wo ich vor gut einer Woche auch schon angehalten hatte. Und fast einem Wunder gleich hatte man hier wieder eine großartige Sicht, aber unter verschärften Bedingungen, der Wind pfiff einem um die Ohren, das war schon recht ungemütlich, aber der Ausblick unbezahlbar. Wieder ins muckelich gewärmte Auto zurück und weiter. Nur wenige Kilometer kommt ein Abzweig auf eine kleine Straße, mit einer Möglichkeit sicher anzuhalten. Die abzweigende Straße war gesperrt. Auf dem Schild steht, falls man doch weiter fährt und in Schwierigkeiten gerät müsse man mit substanziellen Kosten rechnen. Nach allem was ich vor ein paar Tagen am Black Beach erlebt habe möchte ich nicht wissen wie viele Hasenhirne diese substanziellen Kosten immer mal wieder zu blechen haben. Gepaart vermutlich mit einem zu Schund gefahrenen Auto.

Wer hätte gedacht, dass das heute noch mal so ein großartiger Tag werden würde. Die Straße schlängelt sich leicht auf der Hochebene entlang, die Ausblicke sind fantastisch. Ah, und dann kommt der Abzweig nach Vopnafjörður. Vor einer Woche war der kleine Parkplatz an dieser Stelle noch befahrbar, jetzt ist da nichts mehr zu machen, alles voll mit Schnee. Ich halte kurz am Straßenrand an und überlege, umdrehen, weiter fahren, wie oder was. Jetzt bin ich schon so weit gefahren, die Straße sieht einladend verschneit aus, warum sollte ich mir das entgehen lassen. Also, einsteigen und weiter geht es nach Vopnafjörður. Dann taucht vor mir ein anderer PKW auf, dem ich mich recht schnell nähere. Mir scheint es so, also ob der Fahrer mit der geschlossenen Schneedecke noch keine Freundschaft geschlossen hat. Ich halte gebührenden Abstand und will nicht drängen. Der Fahrer geht runter bis auf 60 km/h, obwohl hier die Bedingungen ganz locker für 80 km/h taugen. Dann kommt rechts eine Einbuchtung, gut vom Schnee befreit, der PKW fährt rechts ran. Die Sicht liegt teilweise bei wenigen Meter und kurze Zeit später kann man wieder gut in die Landschaft blicken.

Es geht dann irgendwann stetig bergab. Es war also eine Frage der Zeit bis der Schnee auf der Straße wieder in Matsch übergeht. Diese Phase ist tückisch, dann lieber Regen und die Straße ist frei. Ah, da vorne biegt eine Straße ab, Gelegenheit zu drehen. Da steht ein Wegweiser, Vopnafjörður: 19 Kilometer. Eijeijei, nur noch so ein kurzes Stück, also das nehme ich jetzt auch noch. Was soll ich sagen, ohne jetzt Vopnafjörður zu nahe treten zu wollen, aber ich hätte auch vorher umdrehen können. Hier hängt man wirklich tot überm Zaun. Als ich wieder auf die [1] kam dachte ich noch, hm, da liegt ja fast gar kein Schnee mehr auf der Straße, aber der Wind trieb ihn noch heftiger, im Prinzip waagrecht fegte er von einer Seite zur anderen. Am Abzweig wo ich heute früh gehalten hatte fahre ich noch mal ran. Ich bekomme kaum die Tür auf, der Schneeregen peitscht ins Gesicht, wirklich ungemütlich. Ab ins Auto und weiter. Deutlich schneller hat man die Schneeregion verlassen. Aber ich hatte definitiv meinen Spaß und gleite selig durch den Regen.

In Egilsstaðir angekommen ist es ca. 14 Uhr. Der Magen könnte was vertragen, also einen Happen essen. Dann noch in einen Supermarkt, Mitbringsel für die Daheimgebliebenen.

Und dann, folgte das Abenteuer, der Adrenalinkick bis in die letzte Haarspitze. Was aber zunächst nicht danach aussah. Am Ortsausgang von Egilsstaðir zeigte die Tafel -3 °C an und sonst nichts gravierendes. OK dachte ich, dann ist ja alles im grünen Bereich. Vor mir fuhr ein LKW und dahinter ein PKW. Die Straße war frei von Schnee oder Matsch. Es kommen die ersten Kehren, alles läuft prima. Dann kommt der erste Matsch, auch noch alles gut. Der Matsch geht in Schnee über, alles OK. Dann kommen ein paar Schneeverwehungen, da muss man schon gucken wo man lang fährt. Die linke Fahrspur, wo keiner fährt, ist fast komplett frei. Der PKW vor mir fährt dort, also mache ich das auch. Alles läuft.

Dort wo sich Schneeverwehungen aufgebaut haben wird es schon kritischer, sich durch den vielen sulzigen Schnee zu manövrieren. Man schlittert mit dem Hinterteil auch mal leicht etwas hin und her. Da beginnt der Puls schon etwas zu steigen. Auch die Straße steigt immer noch an, zwar etwas sanfter, nicht mehr die vollen 12%, aber trotzdem. Der LKW zieht unbeirrt seine Bahn, der PKW auch, noch. Die Sicht ist mager, der Schnee fliegt senkrecht über die Straße. In der Ferne sieht man etwas aus der weißen Masse auftauchen, zwei Fahrzeuge scheinen da zu stehen, wie genau, also rechts am Straßenrand oder quer auf der Straße lässt sich noch nicht erkennen. Unbeirrt weiter fahren. Es stehen da ein PKW und ein Fahrzeug mit einem Anhänger, beide Fahrzeuge hatte ich die Tage schon gesehen. Am PKW machte sich die Frau, eingepackt wie ein Schneemensch, am Vorderrad zu schaffen, vermutlich Schneeketten aufziehen. Das andere Fahrzeug stand einfach nur so da. Der LKW, der PKW vor mir und ich ziehen ungerührt vorbei.

Dann habe ich die genauen Details und Reihenfolge schon wieder vergessen, alles ging Schlag auf Schlag. Der LKW fuhr weiter unbeirrt, aber was macht der PKW vor mir, der wird immer langsamer und langsamer, was um Himmelswillen hat den denn gebissen. Wie kann man hier nun einfach langsamer fahren, es ging ja immer noch Berg auf. In genügend Abstand kommt uns ein einzelnes Fahrzeug entgegen, der PKW vor mir kommt zum Stillstand, ich ziehe in Ruhe nach links und passiere ihn. Also das mit der Ruhe ist jetzt nicht so wörtlich zu nehmen, wie gesagt, der Puls wummert. Der Schneesturm fegt weiterhin unbekümmert über die Szenerie. Aber, die Passhöhe von ca. 600 Meter ü.d.M. ist erreicht. Das stimmte mich schon mal etwas froh.

Denn in der Ferne sind schon wieder Fahrzeug die angehalten haben. Drei Pickup-artige Fahrzeuge die ich heute auch schon mal sah und mich fragte wo die wohl herkommen, das Nationalkennzeichen war mir nicht geläufig. Tja, was soll man sagen, einer der drei Pickups hatte sich doch tatsächlich mit der kompletten rechten Seite in eine Schneewand am Straßenrand reingefressen. Wie kriegt man nur so was hin. Ein Pickup mit einer endlosen Bodenfreiheit, garantiert Allradantrieb und was sonst noch für ein Schnick-Schnack und dann setzt der sich auf gerader Strecke in die Schneewand. <kopfschüttel>

Sorry Jungs, aber ihr werdet da wohl alleine wieder raus schaffen. Ich ziehe weiter meine Bahn, langsam und vorsichtig. Denn obwohl es noch so früh ist verdunkelt der Schneesturm die Lage doch schon ein wenig und man kann nur schwer sagen, wo irgendwo eine Schneeverwehung liegt und wenn man da ungünstig rein brettern würde ist schnell Schluss mit lustig. Ein kleiner Geländewagen kommt hinter mir ran, ich blinke rechts und lasse ihn ziehen. Die Strecke auf der Hochebene ist nicht so lange und bald beginnt der langsame und stetige Abstieg. Der Schnee geht flott noch mal kurz in Matsch über der aber bald verschwindet und die Straße ist frei. Nicht nur ich fahre weiter nach unten sondern auch der Puls geht langsam wieder runter. Was für ein Erlebnis. Damit hatte ich absolut nicht gerechnet. Am Mjósund, auf der Hochebene, stehen ein paar WebCams, die habe ich ja die ganze Zeit von zu Hause „mitgeschossen“, da dürfte zumindest zu sehen sein, dass nichts zu sehen war, wegen Sturm, ich bin gespannt.

In Seyðisfjörður gucke ich mir noch die „Hvernig gengur?“ an, also die verrostete Telefonzelle am Ende von Seyðisfjörður.

Die Prognose für die kommende Überfahrt nach Tórshavn ist nicht so prickelnd. Windstärke 7-8, 15-20 m/s. Das Schiff legt deutlich zu früh ab, irgendwas um 19:30 Uhr, statt 20 Uhr. Nun denn, mir ist es egal. Bei der Bestellung meines Abendessens sehe ich im Getränkeregal eine Büchse Bier die alleine schon von der Aufmachung auf Weihnachten hindeutet. Ich frage die Servicekraft, ob das ein Weichnachtsbier ist, ja das ist es. Man kann die Hoffnung ja nicht wirklich aufgeben. Die schlechte Nachricht, das war wieder nicht gut genug gekühlt, aber die gute Nachricht ist, das ist endlich ein Bier mit Substanz, welches nicht einfach die Kehle runter gleitet und ein großes Nichts hinterlässt. Das Essen am Buffet war auch wieder sehr lecker, da klingt der Tag doch schon mal schön aus. Dachte ich zumindest.

Es war ja noch früh am Abend und da das „Undirhúsið“ komplett für die „Board Game Cruise“ reserviert war ging ich in die „Laterna Magica“. Dort wurde meine Frage allerdings abschlägig beantwortet ob sie hier auch das Weihnachtsbier „Lundi á jólanátt, 5,8%“ hätten. Aber der sehr nette Barkeeper hat mich nach ein paar Fragen was ich denn für ein Bier suche einfach mal einen großen Schluck zum Probieren eingeschenkt, und ja, das war auch gut. So ausgerüstet konnte man gut den Bericht schreiben.

Zu dem Zeitpunkt, man hatte schon längst die offene See erreicht, schaukelte das Schiff doch schon recht hippelig hin und her. Aber soweit noch alles gut. Die Schaukelei nahm aber langsam und stetig zu. Irgendwann war mir das dann zu viel und ich bin in die Kabine.

Der Seegang hielt die ganze Nacht an, wirklich gut schlafen konnte ich da nicht. Nein, Fische wurden keine gefüttert. <g>

Nee, die Nacht war wirklich nicht gut. Flaues Gefühl in der Magengegend. Frühstück lasse ich ausfallen. Wozu habe ich mir die Reisetabletten eigentlich besorgt. Eine einnehmen und schon kurze Zeit später sieht die Welt doch ganz anders aus. Derweil tanzt das Schiff einen Tango auf den Wellen, der Weg zum Mittagessen ist eine Herausforderung, man torkelt von einer Seite auf die andere. Dieses Mal wieder ein Lachs- und Krabbenbrot, lecker. Dazu nur ein Softgetränk, Alkohol verkneife ich mir mal. Noch ca. 3 Stunden bis wir in Tórshavn ankommen, bis dahin, oder zumindest bis man von Norden her in ein paar Fjorde fährt, geht das Geschaukel weiter.

Dann verschwindet die Schaukelei stetig, kurzer Blick aus dem Fester, ja, wir haben die Fjorde erreicht. Es regnet, mal mehr mal weniger, aber an geschützten Stellen draußen steht man wind- und regengeschützt. Dieses Mal beobachte ich wie das Schiff anlegt. Mein lieber Herr Gesangsverein, da geht es um wenige Meter sonst würde das Heck (ach was weiß ich wie das beim Schiff heißt) auf die Felsen auflaufen. Den ganzen Vorgang unterstützt ein kleines Schiff, dass uns sanft an den Pier drückt. Habe ich so auch noch nicht gesehen.

An Land zu gehen lohnt irgendwie nicht, es wird gleich dunkel, das Wetter ist garstig, dann lieber auf dem Schiff rumlungern.

Die Zeit verfliegt.

Wir sind mit ein paar Minuten Verspätung aus dem Hafen von Tórshavn ausgelaufen. Wie üblich kommen dann ein paar Worte vom Kapitän, auch in Englisch. Jemand von der Crew spricht dann auch noch mal in Deutsch. Die Wetteraussichten seien moderat, von Windstärke 5-6 ist die Rede. Das klingt doch schon mal viel besser als gestern. Mittlerweile hat hier auf Deck 10 in der Laterna Magica auch wieder der Barde von gestern sein Programm begonnen. Gestern war ich mal so frei und habe den ersten Applaus spendiert weil sich sonst keiner erbarmte. Ganz ehrlich, es klingt kurz vom Davonlaufen, mein Geschmack ist es definitiv nicht. Aber was will man machen das „Undirhúsið“ ist ja komplett gesperrt und dann bleibt zum gemütlichen sitzen nur noch das Deck 10, alles andere macht glaube ich eh um 22 Uhr die Schotten dicht.

Das Schreiben macht durstig, Blick in die Karte, weil Bier, hammer nun genug probiert. So ein Mojito, das wäre doch was. Die beiden jungen Burschen die bisher die Bar geschmissen haben wurden nun von einer jungen Frau abgelöst. Die hat den Drink in Nullkommanix gemixt, schmeckt lecker.

Bis jetzt, 22 Uhr, schaukelt es nur sehr schwach, so kann es von mir aus bleiben bis Hirtshals.

Was hat es mit dem heutigen Motto „Einfach nur hier sitzen“ auf sich? Dazu später mehr.

Die Nacht war sehr angenehm, keine Schaukelei, nicht im geringsten. Entspanntes Frühstück und dann, den ganzen Tag vor sich, nichts steht (zumindest für mich) auf dem Programm. Endlich ZEIT etwas zu lesen. Dann kommt eine Durchsage, auch wenn der Geräuschpegel auf Deck 10 in der „Laterna Magica“ nur sehr niedrig ist, habe ich nicht viel verstanden, nur die Worte „helicopter“, „scotish“ und „drill“ sind hängen geblieben. Ich bleibe entspannt sitzen und folge der Lektüre, die leider teilweise nicht sehr erbauend ist, wenn man so ein paar Tage von den Nachrichten der Welt abgekoppelt ist verdrängt man das schnell. Irgendwo wird ein Stock tiefer eine Außentür geöffnet, es dringen Hubschrauber-Geräusche herein. Neben mir sitzen Landsleute und es schießen sofort wilde Gerüchte ins Kraut. „Ein Hubschrauber, ein Notfall, es wird ein Mann abgeseilt“. Ich halte an mich und verkneife mir Kommentare. Weiter lesen. Irgendwann mache ich mir kurz selbst ein Bild, ein Hubschrauber kreist auf der Stelle, noch über dem Meer, es passiert nichts weiter, abgeseilt wird niemand. Draußen auf Deck stehen einige Leute mit Kamera und Smartphone und halten die Szene fest. Der Gedanke jetzt fünf Stockwerke tiefer zu stürmen, den Fotoapparat zu holen und wieder fünf Stockwerke nach oben zu hechten finde ich übertrieben, ich setze mich wieder.

Die Gerüchte am Nachbartisch werden durch neu hinzugekommene Teilnehmer weiter angeheizt und mit Fakten und Vermutungen garniert. Ich schlucke runter und denke mir meinen Teil. Dann kommen die „Erheller“, ein Mann berichtet nüchtern von den Tatsachen, es war eine Übung und es wurde eine leere Kiste abgeseilt. Nicht auszuschließen, dass auf den üblichen medialen Kanälen schon weltweit zu lesen war, dass es auf einem Schiff unterwegs von Tórshavn nach Hirtshals zu einem medizinischen Notfall kam und ein Hubschrauber die Schwerverletzten (Achtung Plural!) unter schwierigsten Bedingungen abtransportieren musste. Das ist natürlich nur meine unmaßgeblich (leicht) übertriebene Meinung zu diesem Vorfall und der Sarkasmus ist kostenlos. <g>

Das Zeitgefühl ist etwas aus dem Takt gekommen, verstohlener Blick auf die Uhr, denn heute habe ich auch ein Mittagessen gebucht, es ist 12 Uhr. Noch ist etwas Lesestoff übrig, aber ich packe zusammen, noch mal kurz zurück in die Kabine und zum Glück ein Blick auf meine Reisebestätigung. Das ganze hatte ich ja schon vor Monaten getätigt. Für heute hatte ich nämlich ein Mittagessen im „Munkastova“ gebucht. Sozusagen die etwas noblere Variante des „Nóatún“. Das „Munkastova“ war nur mäßig besucht, es stand also massig Platz zur Auswahl, ich platziere mich am Fenster.

Ehrlich gesagt hatte ich nicht mehr auf dem Schirm was mein vorgebuchtes Essen überhaupt beinhaltet. Es waren zwei „Sandwiches“, dazu ein Dessert, plus Kaffee und ein färingischer Schnaps. Klingt jetzt erst Mal nicht so super prickelnd, zum dazu ausgerufenen Preis. Aber mein abschließendes Urteil kommt durchaus zu einem positiven Urteil. Die beiden Sandwiches waren auf einer Art Pumpernickel angerichtete Brote, durchaus reichhaltig belegt, sehr schmackhaft. Vielleicht fehlte der allerletzte Schliff, wenn man das als Kritikpunkt anbringen wollte. Als begleitendes Getränk wollte ich es heute nicht bei einem schnöden Bier bewenden lassen und orderte ein Glas Rotwein. So was kann böse ins Auge gehen, aber hier war mir das Glück hold, ein leckeres Stöffchen. Dann wurde das Dessert gereicht, ein dunkles Stück Kuchen, plus - was war das noch mal genau, ich habe es schon wieder vergessen, auf jeden Fall keine Sahne und Rosinen. Aber nicht einfach so wie man sie kennt, sondern irgendwie karamellisiert, ein Traum. Und eine kleine Kanne Kaffee dazu.

Nun zur Auflösung, mit einem weiteren Glas Rotwein kann man einfach so da sitzen, schaut auf die nun noch mehr beruhigte See, lugt in die Ferne, gen Osten, und fragt sich immer wieder ist das da hinten nur eine Wolkenformation oder ist das norwegisches Festland. Wirklich abschließend konnte ich das für mich zu diesem Zeitpunkt nicht klären, im Zweifelsfall waren es nur Wolken. Den abschließenden Schnaps habe ich auch noch mitgenommen, es standen zwei zur Auswahl, der mildere war gar nicht mal so übel. Fast zwei Stunden mit dem Mittagessen verbringen, der wahre Luxus. „Munkastova“ bedeutet übrigens „Mönchshaus“.

Die restliche Lektüre zu Ende lesen. Draußen klart es soweit auf, dass die nun langsam gen Meer strebende Sonne durch die Wolken bricht und alles hell erstrahlt. Auch das wird nur auf der internen Festplatte gespeichert und nicht der Fotoapparat geholt. Das Schiff schaukelt im Prinzip lediglich im nicht wahrnehmbaren Bereich, die See zwar nicht gerade spiegelglatt aber Wellen sind keine auszumachen. Einen Internetzugang habe ich mir für die Rückfahrt keinen zugelegt. Außer Mails und stockendes Surfen ist eh nicht drin. Die Homepage mit ein paar 100 MB an neuem Material zu versorgen ist illusorisch.

16:15 Uhr, es ist fast ganz dunkel. Im Prinzip ist man hier aber auch schon eher wieder in deutscher zeitlicher Dimension angekommen, also 17:15 Uhr. Das Deck 10 ist ganz gut besucht, das Publikum ist tendenziell eher älteren Semesters.

Beim Gang zurück in die Kabine kurzer Blick auf einen Monitor mit Informationen zur aktuellen Position des Schiffs. Nein, das was ich vermeintlich heute Mittag gesehen habe war unmöglich norwegisches Festland, dazu waren wir zu dem Zeitpunkt noch viel zu weit weg, bzw. selbst später näherten wir uns dem nicht so nahe an wie auf der Hinreise. Der Blick auf den GPX-Track wird das sicher bestätigen.

Eine kleine Pause ist angesagt.

Das „Nóatún“ ist heute Abend gut besetzt. Liegt auch daran, dass sicher die Hälfte der Kapazität dauerhaft für die „Board Game Cruise“-Leute reserviert war/ist. Aber außer am ersten Abend herrscht da eher gähnende Leere.

Das Lachs/Shrimpsbrot ist einfach zu lecker und ich wähle es noch mal, das üppige Buffet zu nehmen wäre zu viel des Guten, das Mittagessen war üppig genug. Irgendwie hatte ich das Gefühl das Schiff fängt wieder ganz leicht an zu schaukeln, kann aber auch täuschen. Der letzter Abend auf Deck 10 ist angesagt.

Um 20 Uhr findet ein Quiz statt, 30 Fragen rund um die Welt, die Teilnehmerzahl ist nicht sehr hoch aber der Quizmaster macht das wohl nicht zum ersten Mal, streut ein paar Witze ein. Ich glaube zum Schluss gewinnen alle Teams ein paar Freidrinks.

Es ist Zeit für den abendlichen Alleinunterhalter. Das Repertoire ist das gleiche wie an den Abenden zuvor. Noch ist Happy Hour, vielleicht lässt sich die akustische Not mit zwei Mojitos (zwei Getränke zum Preis von einem) etwas lindern. Das ist jetzt etwas gemein, aber ich schwöre fleißig zu applaudieren.

Ich blicke aus dem Fenster (Richtung Osten) und sehe deutlich Lichter, das müsste Norge sein, es ist 22:42 Uhr isländischer Zeit, kann ich ja auf dem GPX-Tack überprüfen. Gegen 22:54 Uhr sieht man jede Menge rot blinkende Objekte in östlicher Richtung, könnten Offshore-Windräder sein.

Morgen kommt das Schiff um 10 Uhr Schiffszeit an (11 Uhr deutscher Zeit), die Kabine solle man um 9 Uhr räumen. Jetzt ist es 23 Uhr, Zeit zu gehen.

Wieder eine sehr geruhsame Nacht, absolut keine Schaukelei. Am Frühstücksbuffet war es lebhaft aber immer noch überschaubar. Auf den Fluren standen schon einige Koffer und Taschen herum, ohne große Bewachung. Da ich gestern kein einziges Mal an der frischen Luft war, jetzt die letzte Gelegenheit sich noch mal die Seeluft um die Nase wehen zu lassen. Land war auch schon in ferner Sicht. Dann die Kabine räumen, sich auf eine noch frei Bank auf Deck 5 setzen und etwas lesen. Es wuselten immer mehr Leute herum und schleppten viel Zeugs. Kaum einer dürfte mit weniger gehen als er gekommen ist. Was da teilweise aus dem „Sjóbúðin - Tax and Duty free shop“ raus geschleppt wurde, alle Achtung.

Kurzer Blick nach draußen, huch, wir laufen ja schon die Anlegestelle im Hafen in Hirtshals an. Dann mal alles zusammen suchen und zum Aufgang marschieren der auf die Fahrzeugdecks führt. Hatte mir wieder nicht so genau gemerkt, welche Tür ich denn nun im Treppenhaus nehmen muss. Aber es galt eh noch zu warten, es dauerte noch eine ganze Weile bis das Autodeck geöffnet wurde. Alles lief sehr gesittet und ohne Hektik ab. Ich Hasenhirn bin dann doch glatt wieder einen Stock zu tief gelaufen, was prinzipiell nicht ganz falsch war, denn wenn man auf dem Zwischendeck steht und das heruntergelassen ist, dann sind beide Stockwerke im Treppenhaus völlig passend. Also, OK, wieder ein Stockwerk höher. Und potzblitz, das ganze Zwischendeck war voll geparkt. Da musste man sich und sein Gepäck schon millimetergenau durch die eng geparkten Autos bugsieren. Aber es drängte ja nichts, wir würden hier alle zum Schluss runter fahren. Kaum hatte ich alles verladen und mich ins Auto gesetzt da startete irgend so ein <piiiiiiiep> doch tatsächlich seinen Wagen und verpestete die Luft. Selbst wenn er unter uns stand, es ging noch längst nicht mit dem Rausfahren los.

Dann wurde die Rampe des Zwischendecks abgelassen, das geht wirklich im absoluten Schneckentempo von statten, aber da stehen ja auch einige Tonnen (Auto-)Blech drauf. Dann ein Wink eines Mitarbeiters, es geht los. Ich meine dieses vom Schiff runter fahren ist auf den Fähren die zwischen Hirtshals und Norge verkehren anders gelöst, da hängen über jeder Spur kleine rote Lampen und wenn die auf grün gehen, na dann geht es halt los. Finde ich deutlich besser und geregelter.

Am dänischen Zoll stand niemand, keine Kontrolle. Ich kann mich aber auch nicht daran entsinnen, dass es nach der Überfahrt von Norge nach Hirtshals irgendwann schon mal Kontrollen gegeben hätte.

Der Verkehr auf der Autobahn läuft gut, zu mehr als 105 km/h Tempomat kann ich mich nicht durchringen, das ist gegenüber Ísland eh schon fast ein Geschwindigkeitsrausch. Außerdem habe ich es nicht so super weit zur heutigen Unterkunft. Es liegt nicht unweit der Autobahn, in einem kleinen Weiler an einer Landstraße. Das ist hier aber ziemlich nobel. Ein schönes Zimmer, geräumig, kleines Tischchen mit Stuhl, zwei Sessel und Couchtisch, nett. Und dabei günstiger als alle Hotels auf Ísland.

Auweija, was ist denn jetzt los, hupende Autos, das wird doch nicht… Doch, es ist eine Hochzeitsgesellschaft. Du kriegst die Tür nicht zu. Kurze Zeit später, ein Soundcheck, „da fliegt dir doch das Blech weg“. Dann ist aber wieder Ruhe. Gegen 17 Uhr hört man dann wieder Musik, aber sehr gedämpft. Mal sehen wie lange das geht.

Morgen also ca. 760 km bis nach Hause.

Bei einem Anruf zu Hause erfahre ich was gerade auf Ísland los ist, davon habe ich nichts mitbekommen.

Reykjanes: Grindavík evakuiert, Magma könnte unter der Stadt lauern

Der Küstenort Grindavík wird zu Stunde evakuiert, nachdem sich am Abend der Verdacht erhärtete, dass der Magmaintrusionsgang unter dem Ort liegen könnte. Die letzten heftigen Erdbeben hatten sich direkt in Grindavík ereignet. Der isländische Zivilschutz hat die Notfallphase ausgerufen. Bewohner haben drei bis vier Stunden Zeit, ihre Sachen zu packen und den Ort zu verlassen. Das Rote Kreuz betreibt seit dem Abend mehrere Auffangstationen. Alle Evakuierten werden gebeten, sich in einer der Auffangstationen zu registrieren, oder wenn sie bei Verwandten unterkommen, sich unter der Nummer 1717 zu registrieren, damit niemand verloren geht.

Hilfsbedürftige erhalten beim Verlassen ihres Hauses Unterstützung, nach der Räumung fährt die Polizei Streife, um Plünderungen zuvorzukommen. Das von der Polizei angeforderte Küstenwachschiff Þór befindet sich auf dem Weg nach Grindavík.
Die Ausfallstrassen sind derzeit alle gesperrt, um unnötigen Verkehr zu unterbinden, jeder der den Ort verlässt, muss sich bei den Sperrposten ausweisen. Bis drei Uhr heute Nacht soll die Evakuierung abgeschlossen sein.
Das Erdwärmekraftwerk Svartsengi, in unmittelbarer Nachbarschaft der Blauen Lagune gelegen und seit Tagen im Fokus, weil es die Strom- und Heisswasserversorgung auf der Halbinsel gewährleistet, war am Abend vollständig evakuiert worden. Der Kraftwerksbetrieb kann per Computer ferngesteuert werden.

Grosse Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung
Wie so oft in Notzeiten, ist die Hilfsbereitschaft der Landsleute gross. In den sozialen Medien wurden sofort Betten und Zimmer für Evakuierte angeboten, die niemanden haben, bei dem sie unterschlüpfen können. Auch Weide- und Stallplätze für Pferde stehen überall im Süden des Landes bereits zur Verfügung.
Das Katzenheim Kattholt in Reykjavík kündigte an, Katzen aus Grindavík aufzunehmen, deren Besitzer evakuieren müssen und die Katze nicht mitnehmen können. DÍS, der isländische Tierschutzbund, forderte in einer Mitteilung, alle Tiere müssten aus der Gefahrenzone gebracht werden, also auch Nutztiere wie Schafe und Pferde.

Magma wandert offenbar nach Süden
An den Sundahnjúkargígar hat es am Abend ein starkes Auseinandergleiten von Erdschichten gegeben. Dies könnte Experten zufolge darauf hindeuten, dass die Magma dicht unter der Erdoberfläche angekommen ist. Das Südende der Kraterreihe befindet sich etwa einen Kilometer vom nördlichsten Punkt Grindavíks und 1500 Meter vom Erdwärmekraftwerk entfernt.
Nach Angaben der Erdbebenabteilung beim Wetterdienst hat sich die Erdbebenaktivität am Abend stark verändert: nachdem am Nachmittag Beben der Stärke M5,2 an den Sundhjnúkargígar aufgezeichnet worden waren, sind die Beben nach Süden in Richtung Grindavík gewandert. Es besteht die Möglichkeit, dass sich die Magmaintrusion ebenfalls unter die Stadt geschoben hat. Die Magmamenge wird als erheblich bezeichnet, und als weitaus grösser als im grössten Magmagang beim Ausbruch am Fagradalsfjall.

Flughafen hat vorgesorgt
Am Flughafen Keflavík stehen drei Dieselaggregate bereit, falls die Stromversorgung durch eine Eruption ausfällt. Für heute Nacht werden zwei Flugzeuge erwartet, zur Zeit geht der Flughafenbetrieb unverändert weiter. Im Fall eines Ausbruchs wird ein Kreis von 220 Kilometern um die Ausbruchsstelle gezogen, innerhalb dieses Kreises ist jeder Luftverkehr untersagt, bis der isländische Wetterdienst eine Vorhersage zum Aschefall veröffentlicht. Das passiert in der Regel innerhalb von einer Stunde, danach entscheiden die Fluggesellschaften über ihr weiteres Vorgehen, berichtet Vísir.

Eine sehr entspannte Heimfahrt. Quasi kein Stau.

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