Sa 26.01.2019 Hahnstätten – Puttgarden – – Rødbyhavn – Öresundbrücke – Malmö
„108+“
Da stand die Reisschüssel also pikobello in der Garage und dann das, fast den ganzen Tag hat es geregnet. Als ich eben aus dem Auto ausstieg war es zum Glück schon dunkel, sieht vermutlich nicht schön aus.
Obwohl der Tempomat auf 108 später auch mal auf 109 und in Danmark auch auf 110 stand war ich um ca. 18:45 Uhr in Malmö. Am dänischen Zoll war eine kleine Stockung von wenigen Minuten und der schwedische Zoll hat mich einfach durch gewunken, ja was ist denn nun los? In Danmark lag etwas Schnee, soweit man das in der Dunkelheit und im teilweise dichten Nebel erkennen konnte. Und in Malmö liegt auch eine feine Schicht Schnee, bei um den Gefrierpunkt.
Das „Picolo Mondo“ hat wieder geöffnet, aber schon von außen sah man, alles belegt, selbst in der Eingangstür standen schon wartende Gäste. Also direkt weiter ins Victors. Da hatte es noch einige freie Plätze.
Die Wettervorhersage heute früh war ja ziemlich ernüchternd, für viele Orte in Sverige waren starke Temperaturanstiege (um bis zu 20 °C) zu sehen, vielleicht werden sie sich wie schon ein paar Mal in den letzten Tagen nicht bewahrheiten. Mal schauen was die Vorhersage später so zu melden hat.
Erkältungsmäßig geht es schon wieder ziemlich gut, das Essen hat zumindest fast seine volle Kraft entfaltet. Was will man mehr.
Morgen erwarte ich eigentlich Schnee in der Landschaft ab Malmö.
So 27.01.2019 Malmö – Halmstad – [26] – Gislaved – [27] – Rosenlund – [157] – Ulricehamn – [46] – Borgunda – [26] – Mariestad – Karlstad – [61] – Fageråsmotet – [E45] – Sunne, „Hotell Frykenstrand; Sure Hotel Collection by Best Western“
„Perfekter Start“
Wenn man jetzt mal den Anreisetag nach Sverige abzieht und den heutigen Tag als ersten „richtigen“ Reisetag zählt, dann war das ein perfekter Start. Zwar hatte es über Nacht angefangen zu regnen und einiges an Schnee war dahin gemeuchelt, ab kaum hinter Malmö war die Landschaft dann doch recht schnell verschneit, was, wenn ich mich recht entsinne, nur 2015 so war. Bis Halmstad fuhr ich auf der [E20], und entgegen des gut gemeinten Rates des Navis, bin ich dann dort von der Autobahn runter und war in Nullkommanix im Schlaraffenland. Nicht nur, dass bereits hier der Inlandsvägen beginnt, sondern auch die Straßenverhältnisse waren genauso so wie ich es frühestens erst morgen erwartete hätte, nämlich eine geschlossene Schneedecke auf der Straße und in der Landschaft richtig ordentlich Schnee, auch auf den Bäumen lag etwas.
Dieser Zustand hielt zwar nicht die gesamte folgende Strecke, aber man darf ja auch nicht schon am ersten Tag ein perfektes Wetterszenario erwarten. Sonne gab es zum Beispiel keine zu sehen.
Ein absolutes Schmankerl kam noch mal so ca. 50 km vor dem Ziel. Das Navi muss schon ganz schön verwirrt gewesen sein, weil ich pausenlos anders fuhr als es vorgab, aber dann folgte ich ihm, weil es bei der kürzesten Strecke etwas anderes vorschlug als die Schilder auf der Straße, die sicherlich die breitere und bequemere, dafür aber auch längere Strecke empfahlen. Kaum war man dann runter von der breiten und fast schneefreien Straße, war man auf einem Weg mitten durch den Wald und die Straße schlug einen Haken nach dem anderen, immer wieder in wilder Berg- und Talfahrt. Man musste pausenlos schalten und schneller als 60 km/h war kaum drin. Aber es machte einen Höllenspaß. Urplötzlich dann mitten im Wald eine kleine Abzweigung, da war ich schon einem anderen, etwas vorsichtig fahrenden Auto, ein wenig hinter her gefahren und fuhr dem einfach nach, bis ich noch mal einen Blick aufs Navi warf und sah, hoppa, da will ich gar nicht hin, also noch mal 3-4 Meter zurück gesetzt und in die richtige Richtung.
Zwischendurch hatte das Navi mal eine Ankunftszeit von ca. 21:30 Uhr als Lacher parat. Auf einer Strecke von 585 km war ich insgesamt 09:03 h unterwegs, incl. 01:16 h für tanken, Radkästen vom Schnee befreien und spätes Mittagsmal. Und um 16:46 Uhr war ich am Hotel. Selbiges liegt etwas außerhalb der kleinen „Stadt“ Sunne. Die schwedische Wikipedia-Seite sagt es hätte 2015 5.026 Einwohner gehabt, die englische Seite sagt es wären 10.000 in 2010 gewesen, so oder so, es ist überschaubar.
Die Temperatur liegt bei -7 °C. Das Zimmer im Hotel ist nett, längst nicht so groß wie in Malmö, aber immer noch viel Platz, zwei Betten je an der Wand, ein großer Schreibtisch und eine Heizung die man abdrehen kann und die dann auch tatsächlich kälter wird. Purer Luxus.
Heute früh hatte ich im Hotel in Malmö noch versucht die aktuellen Bilder hochzuladen, aber durch gewisse technische Umstände hat jAlbum noch mal das ganze 2019er Zeugs neu codiert, was zwar relativ flott ging, das aber dann alles wieder hochzuladen, das hätte Stunden gedauert, zumindest bei der sehr langsamen Internetverbindung. Hier im Hotel Frykenstrand war dann der Rest super flott übertragen.
Bilder habe ich heute gar keine geschossen, es war einfach zu trübe, fast die ganze Zeit schneite es. Lediglich diese abenteuerliche Fahrt durch den Wald zum Schluss habe ich gefilmt.
So ein Pech aber auch, in Malmö im Hotel konnte man den Fernseher nicht mit einer HDMI-Quelle befeuern, es war zumindest kein Anschluss zu sehen. Nun findet sich hier im Hotel in Sunne auch kein solcher Anschluss, lediglich eine olle Scart-Buchse ist vorhanden, dabei sieht das Gerät gar nicht so alt aus. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass es spezielle „Hotel-TVs“ gibt die erst gar keine weiteren sinnvollen Anschlüsse mehr haben, echt schade. So konnte man sich die Bilder schon mal in ordentlich groß angucken.
Nun war ich gerade im Restaurant des Hotels, noch mal die paar Kilometer zurück ins Städtchen wollte ich nicht fahren. Obwohl es jetzt keine ungewöhnliche Zeit war, kurz nach 19 Uhr, war das gesamte Restaurant leer. Aber egal. So hatte es auch Plätze direkt an den Fenstern mit Blick auf den Övre Fryken, wobei vermerkt sei, dass man nichts vom See sah, denn es war ja schon stockdunkel. Aber draußen hat es noch eine kleine Terrasse, etwas illuminiert, dann noch einen kleineren Weg, etwas Uferstreifen und ab da verschluckt schon die Dunkelheit jeden Lichtstrahl. Morgen früh wird hier auch das Frühstück eingenommen, da dürfte mehr zu sehen sein.
Ach ja, zu essen gab’s ein Shrimpsbrot. Ich hatte da jetzt nicht viel erwartet, einen Berg mit Salat und darin dann ein paar „Engerlinge“ versteckt, alles ertränkt in einer fetten Mayo. Aber nein, potzplitz, ein riesiger Teller mit etwas Salat und einer wirklich stattlichen Anzahl leckerer Shrimps, das alles auf einer mit Mayo bestrichenen großen Brotscheibe. Sehr lecker. Also ganz das Gegenteil von dem was ich in einer Rezension auf Booking.com gelesen hatte, da wurde über teureres und schlechtes Essen gemeckert.
Und dazu gab es ein in Sunne gebrautes „Fryken Hafre IPA“, hmmmm, das war gut, selbst aus der Flasche. Hat immerhin 6,5% „Strom“. Leider macht es keinen Sinn sich davon mal ein paar Flaschen mitzunehmen, die würden die Lagerung bei starken Minusgraden des Nächtens nicht gut überstehen.
So, der Abend bietet noch etwas Zeit, mal schauen, ob man sich die Beine etwa hier am Hotelgelände vertreten kann, allzu weit wird man vermutlich nicht kommen.
Mo 28.01.2019 Sunne – Sveg – [84] – [315] – [316] – Klövsjö – Östersund
„Umwege“
Der Versuch den Inlandsvägen heute ein ganzes Stück links (im wahrsten Sinne des Wortes, denn ich bin westlich quasi parallel gefahren) liegen zu lassen gelang im Prinzip schon ganz gut, aber nicht auf der eigentlich angedachten Strecke. In Malung bin ich wie vorgesehen korrekt auf die 66 gefahren und dann später zur [311] gewechselt. Das Navi wollte mich die ganze Zeit wieder auf den rechten Pfad führen und hätte mich zu der Jahreszeit mehrfach in unpassierbare Streckenabschnitte geführt.
An einer Verzweigung bot sich eine gute Gelegenheit am Straßenrand anzuhalten und mal wieder die Reifenkästen von Schnee und Eis zu befreien, nicht das letzte Mal für heute. An der Stelle war auch noch klar, dass ich eine ganze Weile der [311] folgen muss. Das Navi hatte dann auch plötzlich ein Einsehen und wollte mich endlich nicht mehr zurück nach Malung schicken. Aber wenn man sich die weitere vorgeschlagene Strecke ansah wurde klar, dass ich dann in Mora raus kommen würde, dabei würde ich sogar wieder etwas in Richtung Süden fahren. Hmmm, aber die weitere Strecke auf der [311] nahm gar kein Ende und führte immer weiter nach Westen und die Straße die ich als über Glöte führend entdeckte war von der Darstellung nur eine graue Straße, auf so einer war ich glaube ich hier oben noch gar nicht unterwegs. Egal, lange Rede kurzer Sinne ich bin in Richtung Mora gefahren, was jetzt nicht bedeutete, dass mir Straße und Gegend nicht gefallen hätten, ganz im Gegenteil, es war ein Traum.
Nicht mehr weit von Mora entfernt sah ich einen Wegweiser nach Sveg, ja hallo, da will ich doch auch vorbei, besser gesagt sah der ursprüngliche Plan sogar vor in Sveg wieder auf den Inlandsvägen zu treffen. Also bei der nächsten Gelegenheit erst mal anhalten und in einer vernünftigen Papierstraßenkarte die Lage peilen. Ja, das wird gemacht, also doch nicht bis zum bitteren Ende nach Mora, sondern über eine Straße deren Nummer mir jetzt entfallen ist in Richtung Sveg. Das war dann der zweite Umweg an diesem Tag.
Kaum war ich auf der Strecke unterwegs - das Navi jammerte natürlich gleich wieder rum und „schrie“ pausenlos „Bitte wenden!“, natürlich schrie es nicht, der säuselnden Dame hatte ich schon am ersten Tag den Saft abgedreht, das hält ja keiner aus, das ständige Gebrabbel - kam eine dringende Nachricht die sich dann auch stimmlich bemerkbar machte und die Beifahrerin meinte dass sich die Straßensituation geändert hätte und ob ich nicht dringend einer Umleitung folgen wollte. [Was ein Bandwurmsatz].
Nein, zum Teufel, will ich nicht! Aber das Gezicke nahm kein Ende, pausenlos die gleiche Meldung, obwohl ich doch jedes Mal höflich ablehnte. Also gut, soll sie ihren Willen bekommen. Zufälligerweise war diese Umleitung aber genau der Weg den ich wirklich nach Sveg nehmen wollte, ihr erster Vorschlag führte nämlich auch wieder in Richtung Mora. Boa ey. Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass die erste Prognose für die Ankunftszeit bei der Abfahrt heute früh in Sunne bei 01:11 Uhr lag? Da muss man wirklich starke Nerven haben.
Ab Sveg dann also wieder auf dem Inlandsvägen. Und prompt hatte ich einen großen LKW vor mir, fast komplett in weiß, nur ein kleines blaues Band war oben um die Silos angemalt. Dem fuhr ich ewig hinterher, nicht die leiseste Chance den zu überholen, auch nicht auf kerzen geraden Strecken. Selbst in einigem Abstand war man in einer großen Schneewolke eingehüllt. Da musste man sich in Geduld üben oder einfach mal kurz anhalten und die Radkästen… man kennt das ja schon. Unterwegs noch ein kurzer Tankstopp und wieder auf die Piste.
Kurz vor Östersund zoomte ich noch mal auf die gesamte Reststrecke und dachte mir, da muss es doch auch einen direkten Weg geben als noch mal so einen großen Bogen zu fahren. Und in der Tat, das Navi war willig und spuckte eine um 2 km kürzere Strecke aus, wo man aber davon ausgehen konnte, das die nicht eine Sekunde schneller zu fahren sein wird. Was sich letztlich nicht wirklich überprüfen ließ. Aber es war eine sehr schöne Strecke, kleinere Straßen, fast immer in Sichtweite des Frösjön und da es gerade erst dämmerte konnte man davon auch noch was sehen. So kam ich also dieses Mal aus einer ganz anderen Richtung nach Östersund rein. Das Hotel war schnell gefunden. So gegen halb fünf war ich da, mit all den Umwegen nicht schlecht.
Kurz das ganze Zeugs aufs Zimmer bringen und dann die Gretchenfrage, weil im Zimmer war es sehr warm, soll man sich jetzt wirklich warm einpacken um die übliche Runde zu drehen? Ja, da muss man durch. Und es hat sich gelohnt, gut eingepackt, bin ich weiter gelaufen als je zuvor. Am Bahnhof West über die Fußgängerbrücke rüber und dann ganz am Ufer entlang bis zu der langen Straßenbrücke, dort dann unter zwei Unterführungen durch und auf die andere Straßenseite und wieder zurück, laut GPS-Logger immerhin in Summe gut 5 km. Der letzte Umweg für heute. Denn das Motto lautet ja immer noch „Man reist nicht, um anzukommen, sondern um zu reisen. – J.W.v.G.“.
Was wirklich faszinierend war, der Blick war so frei wie selten, trotzdem es schneite, aber der Schnee war so fein, das er letztlich die Sicht nicht wirklich versperrte. Als ich zurück im Hotel war hatte ich auf meiner neuen Mütze eine schöne weiße Schicht, was ich mal als gutes Zeichen deute, die Wärmedämmung der Kappe ist gut.
Dann lieber wieder die Klamotten gewechselt und das ganze dicke Zeugs ausgezogen, denn damit wäre man in einem Restaurant ziemlich schnell zerflossen. Eigentlich wollte ich ja mal was Neues ausprobieren, aber das Restaurant meiner Wahl war nicht zu finden. Beim Check der Internetseite kam dann auch ein Fehler. Also ganz „tolle“ Empfehlung auf Tripadvisor, echt jetzt.
Tja, was soll ich sagen, bin dann wieder im Tre Rum gelandet. Mir gefällt es da immer wieder und die Pizza war lecker. Das lokale IPA, selbst wenn wieder aus der Flasche, auch. Morgen wird es auch ohne ewig lange künstliche Umwege eine lange Tour, deshalb ist jetzt Feierabend.
Di 29.01.2019 Östersund – Puoltikasvaara
„Geschenke“
Heute gab es ganz viele Geschenke.
Geschenk #1:
Nach dem ich mich durch den morgendlichen Berufsverkehr in Östersund gedrängelt hatte und auf dem Inlandsvägen war warf ich mal einen Blick in den Himmel und stellte fest, dass er zumindest in Richtung Osten wolkenfrei war. Von Sonne war natürlich so früh (ca. 07:45 Uhr) noch nicht die Rede. Die Temperatur lag bei -11 °C bei der Abfahrt und fiel auf -13 °C etwas außerhalb von Östersund.
Geschenk #2: Etwas später lugte dann die Sonne ganz weit in der Ferne durch die Wolken, nur einen Moment, phantastisch. Wieder eine Weile später sah man dann die Baumwipfel gülden beschienen. Man kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
Geschenk #3: An einigen Stellen sieht man immer mal wieder die Bahngleise der Inlandsbanan und überquert sie auch mehrfach. Ich fahre also so dahin und bin an einer Stelle wo die Bahngleise für einige hundert Meter direkt und nah an der Straße entlang führen und es kommt plötzlich etwas großes aus dem Wald gefahren. Ein LKW, etwa mit Holz beladen konnte es nicht sein. Es war eine Lok mit zig Wagons, beladen mit Holz. Und das Glück konnte gar nicht größer sein, auf der anderen Straßenseite war ein Parkplatz den ich ansteuerte und den ganzen Vorgang filmen konnte. Mal sehen was da aufgezeichnet wurde.
Geschenk #4: Am Halteplatz Fiandberg war ich unachtsam vorbei gefahren, wollte mir das aber nicht entgehen lassen und habe mitten auf der Straße gedreht. Die Situation habe ich ja nun schon oft fotografisch fest gehalten, aber es hat sich trotzdem gelohnt, denn erst da ist mir aufgefallen, dass es eine Nebensonne hat (die genau in der Straßenschneise stand die im 90° Winkel zur Straße in den Wald verschwindet), die zweite Nebensonne konnte man nicht sehen. Zwar war die Nebensonne nicht so intensiv wie in 2015 in Suomi, vermutlich weil die Sonne schon zu hoch war, keine Ahnung, aber trotzdem ein faszinierendes Ereignis.
Geschenk #5: Da die Straßenführung nicht wirklich einfach nur kerzengerade von Süden nach Norden führt, sondern viele Haken schlägt, hat man die Sonne mal rechts im Seitenfenster, mal im Rückspiegel oder auch mal durch das Fahrerfenster. Wenn es im Winter einen Nachteil gibt, dann der, dass man wirklich nur an wenigen Stellen mal anhalten kann, um eine paar Fotos zu schießen. Es hat schon relativ viele Parkplätze (Buchten am Straßenrand), aber die liegen halt nicht alle so praktisch gelegen. Aber manchmal hat man Glück und man muss nur ein paar wenige Meter zurück laufen.
Gegen 13 Uhr, die Sonne schien noch wunderbar, dachte ich, so gegen 14 Uhr wird sie wohl langsam hinter den Hügeln verschwinden, aber nur wenige Minuten später war Ende, aber nicht schlimm, der Tag war sonnentechnisch schon perfekt.
Eben sehe ich auf der GPS-Log-Aufzeichnung, dass die höchste Stelle auf ca. 553 m lag, das hatte ich gar nicht mitbekommen. Gestern waren es sogar 720 m.
Ach ja, temperaturmäßig ging es gegen Ende der Fahrt auf -18 °C zu.
Die restliche Strecke von ca. 100 km zog sich etwas hin. Die Lodge wurde schon 20 km vorher ausgeschildert. Das man sie erreicht hatte merkte man schon daran, dass man die weitere Brücke neben der Straße sah, bin mir nicht sicher welche Funktion sie hat oder hatte, von der Inlandsbanan ist sie aber nicht, vllt. war es früher die Straßenbrücke.
Vor dem Hotel sah ich keine weiteren Autos parken. In den Rezeptions- und Restaurantbereich eintretend war alles leer bis auf eine junge Frau die gerade den großen Ofen mit Holz befeuerte. Der Temperaturunterschied konnte größer also nicht sein. Ich erhielt den Zimmerschlüssel, besser gesagt ein Schlüsselchen, der an einem vergleichsweise großen Geweih hängt, schon mal ein netter Einfall.
Mein Zimmer liegt in einem anderen Gebäude, der Schnee auf der Veranda knirscht herrlich. Jedes Zimmer hat einen eigenen Eingang. Das Zimmer ich recht geräumig, eigentlich ein Doppelzimmer. Es hat ein großes Sofa mit einem klitzekleinen langen Tisch davor, originelle Idee.
Kurz auspacken und dann zurück in den Restaurantteil, potzblitz, da waren fast alle Tische belegt, nur noch einer war frei, direkt am großen Ofen, da sage ich natürlich nicht nein. Zu Essen gab es das Tagesgericht, zuerst eine Tomatensuppe, die war schon mal sehr lecker, recht feurig. Dann gab es ein Stück Lachs mit Fenchel und ja, was war das eigentlich, Gemüse-Dingens halt. Ich war sehr angetan, hätte ich nicht erwartet hier draußen in der Wildnis. Nach dem Essen habe ich dann den Platz am Tisch gewechselt, direkt am Ofen war es dann doch zuuu warm.
Statt sich nun aufs Zimmer zu verziehen blieb ich sitzen und schreibe nun hier. Was wirklich schade ist, dass man von der Straße aus niemals vermuten würde, dass es hier so urgemütlich ist, überhaupt, dass geöffnet ist.
Das Bierchen ist leer, übrigens noch ein übrig gebliebenes Jul Öl namens Arboga. Zeit zu packen und durch die Kälte aufs Zimmer zu verschwinden.
Frühstück gibt es morgen erst ab 8 Uhr, alles voll entschleunigt hier oben. Aber die Strecke morgen ist vergleichsweise kurz, nur 422 km, statt wie heute 752 km. Laut Wetterbericht soll es morgen hier um 8 Uhr -26 °C sein, ich bin gespannt, das wäre eine Premiere, so kalt hatte ich es auf Skandinavien-Touren bisher wissentlich noch nicht. Für Tromsø sind -7 °C prognostiziert, bei Sonnenschein. Also beste Voraussetzungen für Nordlichter. Longyearbyen macht mir allerdings etwas Kopfzerbrechen, es sind nur lausige -3 °C vorhergesagt, ja zum Donnerwetter noch mal, das kann doch nicht wahr sein.
Mi 30.01.2019 Puoltikasvaara – Svappavaara – [E45] – Karesuando/Karesuvanto – [E8] – Suomi – Kilpisjärvi – Skibotn – [E6] – Tromsø
„60“
2017 hatte ich an einem Tag das Motto 48, weil es draußen -24 °C hatte und ich im wohl temperierten Auto mit 24 °C saß. Die heutige Zahl setzt sich zusammen aus -30 °C draußen (mindestens, denn kältere Temperaturen zeigt es nicht an) und 30 °C, die ich mir kurz nach Fahrtantritt eingestellt hatte.
Als ich beim Frühstück saß sagte die Besitzerin, dass es -30 °C hätte. Das hätte ich nicht gedacht, denn beim Gang vom Zimmer über die Veranda in den Frühstücksraum kam mir das nicht so kalt vor. Gestern Abend waren es ja nur -18 °C gewesen.
Beim Frühstück bin ich wieder den Leuten von gestern Abend begegnet. Bei den beiden Schweizer-Deutsch-Franzosen habe ich mich mal dazu gesetzt. Tochter und Vater machen eine Woche Urlaub hier. War sehr nett sich mit ihnen zu unterhalten. Untereinander sprachen sie Französisch, sie sprach akzentfrei Deutsch, er Schwyzerdütsch, das ich verstehen konnte. Da es eh erst ab 8 Uhr Frühstück gab und wir uns lange unterhielten, bin ich erst recht spät los gekommen, es war ja auch keine Eile angesagt heute.
Da war ich dann schon etwas gespannt, wie die Reisschüssel nun anspringen wird, und ob. Die Fahrertür war auf jeden Fall schon mal recht schwergängig und fiel nicht gleich ins Schloss. Die Kupplung hat sich nur mit sehr viel Kraftaufwand durch drücken lassen. Die Temperaturanzeige sagte „---“, auf dem Navibildschirm stand sinngemäß, das bei den tiefen Temperaturen Teile des Audio-Systems nicht zur Verfügung stehen würden. Ehrlich gesagt war das zu dem Zeitpunkt nicht meine Topsorge.
Sonst ziehe ich morgens vor Fahrtantritt meine Jacke immer aus, Handschuhe, Schal und Mütze tun es auch in den ersten Minuten, es dauert nicht lange bis es warm genug ist. Aber heute habe ich die Jacke angelassen, -30 °C, das ist eine andere Hausnummer.
Druck auf den Powerknopf, der Motor springt mit leichter Verzögerung an, das Auto schüttelt sich etwas, hört sich ziemlich ungewöhnlich an. Der Rückwärtsgang legt sich gut ein, die Kupplung los lassen und dann kommt sie in 2-3 Sekunden zurück.
Habe ich schon gesagt, dass es wirklich, also wirklich arschkalt in der Kiste ist.
Dann vom Parkplatz auf die Straße, so knapp 100 m, die Kupplung ist sehr gewöhnungsbedürftig, aber es läuft. Nach einer Weile erscheint dann -30 °C in der Bordanzeige. Die Heizung jetzt schon auf volle Pulle zu stellen ist witzlos, das pustet sonst wie aus der Gefriertruhe.
Die Scheiben laufen von innen an, erst mal den defrost einschalten. Nach einer gefühlten (kalten) Ewigkeit kommt so was wie warme Luft aus dem Gebläse. Die Außentemperatur pendelt zwischen „---“ und -25 °C ein, meistens aber eher nahe der -30 °C.
Das Wetter ist phantastisch, bis die Sonne über den Horizont kommt dauert es zwar so bis ca. 10 Uhr, aber es ist trotzdem schon schön hell. Es ist quasi komplett weiß in der Landschaft, alle Bäume und Sträucher sind mit Schnee und Raureif bedeckt. Verkehr auf der Straße, sehr dünn.
Irgendwann ist es soweit, dass ich die Innenraumtemperatur auf 30 °C stelle, schööööön warm.
Bei meiner Fahrt 2015 hier hatte ich auch sehr schönes Wetter, aber heute ist es einfach nicht zu überbieten. Der Blick reicht ewig, die Sonne taucht ferne Berge in orange leuchtende Gebilde.
Dann folgte die Fahrt durch Suomi. Weil ich es nicht bemerkt hatte, das die Zeit des Navis sich automatisch auf finnische Zeit umgestellt hatte, die Borduhr aber nicht, war ich kurzzeitig etwas irritiert über die unterschiedlichen Prognosen des Navis und meiner eigenen.
Auf den letzten Metern in Suomi ändert sich die Landschaft schon leicht, es wird bergiger und in der weiten Ferne kann man schon schroffe norwegische Berge erkennen, besonders heute bei der guten Fernsicht.
Die Grenze zu Norge glaubte ich schon ungeprüft zu passieren, aber eine Ampel ging auf rot und ich hielt an. Ein Zöllner kam und fragte das Übliche. Es dauerte nur ein paar Minuten und ich zog von dannen. Es war wie mit der Linie gezogen, kaum war ich über die Grenze da stieg die Temperatur ziemlich rasant an, bis ich in Skibotn auf Meereshöhe war, legte die Temperatur um immerhin 20 °C zu.
Erst hier stellte ich auch fest, dass mich das Navi über eine Fähre nach Tromsø schicken wollte und zwar mit einem gehörigen Umweg zu der Strecke die ich beabsichtigte zu fahren.
Die Temperaturaussichten für Longyearbyen sind konstant bei knapp unter dem Gefrierpunkt. Da muss man ja schon froh sein, wenn es nicht wieder regnet.
Morgen liegt nicht viel an, der Flieger geht 12:20 Uhr und kommt um 14:00 Uhr an, bis zum ersten Konzertabend habe ich noch kein weiteres Programm. Von heute gibt es erst mal nur Bilder, alle Videos zu verarbeiten würde bis mitten in die Nacht dauern, die werden dann später nach geliefert, vermutlich erst zu Hause, auf dem PC geht das deutlich schneller.
Do 31.01.2019 FLY Tromsø – – – Longyearbyen
„Coole Show“
Heute also das erste Konzert um 20:00 Uhr im Kulturhuset mit Ola Kvernbergs Steamdome und im Anschluss um 22:00 Uhr Janove.
Fast schon Routine, Frühstück im Hotel, Fahrt zum Flughafen, Bordingpass aus dem Automaten ziehen, Gepäckstück am Schalter aufgeben, Security-Check, warten, endlich Mal Zeit die ZEIT zu lesen. Das Wetter ist wieder traumhaft, strahlend blauer Himmel, bis die Sonne aber hinter den hohen Bergkuppen aufgeht dauert es noch eine Weile. Irgendwann brandet sie dann ganz unvermittelt durch die großen Scheiben und es kommt auch keiner, der sie wieder mit Jalousien ausknipst.
Zum Bording wird rechtzeitig ausgerufen, man muss durch den Zoll und seinen Pass zeigen, kurze Gesichtskontrolle, alles gut, Zutritt zum Gate 20 gewährt.
Das Gate füllt sich schnell, lautes Stimmengewirr, alleine an den vielen Instrumenten kann man einige Musiker erkennen, es spielt ja am ersten Abend eine vielköpfige Band.
Beim gestrigen Checkin per Internet standen gerade Mal noch drei Plätze zur Auswahl, leider kein Fensterplatz mehr. Das ist der „Preis“ den man zahlen muss, wenn man kein Smartphone hat und erst abends eincheckt. Aber so ist das dann halt. Ärgerlich ist dann nur, dass jemand am Fenster sitzt, der die ganze Zeit auf das Tablet schaut und sich einen Film rein zieht. Kann man diese Strecke wirklich so oft geflogen sein, dass die vorbei ziehende Natur kein Blick mehr Wert ist?
Der Service verteilt kurz nach dem Start Kaffee und Tee, zum Glück gibt es nicht mehr, man hat kaum einen Millimeter um sich zu bewegen, Sardinen in der Büchse haben mehr Platz.
Man merkt recht schnell wie es draußen dunkler wird, die Sonne scheint aber noch durch die Fenster auf der linken, westlich gelegenen Seite. Entsprechendes Wetter vorausgesetzt sehe ich die Sonne erst wieder auf dem Rückflug am Sonntag.
Landung in Longyearbyen, es hat -1 °C.
Bin wieder in der Baracke 5, diesmal aber im zweiten Stock und mit Blick auf die andere Hangseite mit dem Gruvelaget. Schon bei der Ankunft am Flughafen war es stockdunkel.
Beim Einloggen ins WiFi wird man gleich auf eine Internetseite von Hurtigruten-Svalbard gelenkt. Dort war ich schon am buchen der Nordlysfahrt am Freitag, aber zum Glück habe ich gesehen, dass auf der Bestätigungsseite was von 05.02.2019 stand und nicht 01.02.2019. Da buche ich das lieber gleich an der Rezeption, das ist sicherer. Denn die Wahrscheinlichkeit für Nordlicht steigt genau morgen Abend laut Vorhersage auf das Level G2, das war jetzt in den letzten Wochen wo ich das regelmäßig geprüft hatte eher selten der Fall. Vielleicht habe ich ja hier endlich Glück auf die ganz große Himmelsshow.
So, die Tour morgen ist gebucht, sie endet um 19:30 Uhr, das ist zwar knapp für 20 Uhr ins erste Konzert, weil vorher soll es ja auch noch was zu essen geben. Da die Tour am Raddison-Hotel beginnt und endet läge es natürlich nahe, dann dort noch etwas zu ergattern, kaum anzunehmen, dass das Konzert wirklich pünktlich beginnt und bis zum Kulturhuset ist es ja nur ein kurzer Fußweg.
Die Klamottenfrage war nicht einfach vor dem Aufbruch, kalt ist es wirklich nicht, aber es weht ein Lüftchen und es schneit ganz leicht. Nur einen Pullover zu nehmen war schon mal korrekt, die zweiten dicken Handschuhe habe ich gleich auf dem Zimmer gelassen, unnötig die Dinger.
Aber nur in Jeans, das ist auch nicht der wahre Herbert, also dann über die Jeans doch die „arktische“ Hose drüber. Alles in allem eine gute Wahl.
Auf dem Flug hatte ich mich ein wenig mit meiner Sitznachbarin unterhalten und ich bin mir sicher, sie auch schon früher auf dem PolarJazz Festival gesehen zu haben. Sie bestätigte auch, dass sie schon mehrmals hier war. Da fragte ich sie einfach, ob ihr nicht auch der Fotograf aufgefallen war, der an allen Konzerten da ist und Bilder ohne Ende schießt und sie auf seinem Flickr-Account veröffentlicht. Sie wusste zwar wen ich meine, aber seinen Namen wusste sie nicht, womit ich ihr schon mal einen Schritt voraus war. Allerdings wundere ich mich, dass er nicht nur Bilder vom PolarJazz-Festival schießt, sondern in ganz Norge und auch im Ausland unterwegs ist. Kein Problem sagte sie, sie habe hier eine, ich erinnere mich nicht mehr genau, war es eine Nichte oder Tochter, die könnte sie fragen. Da dachte ich schon, nun gut, was nützt mir das wenn sie dann fragt und es weiß, wie soll ich es dann erfahren.
Ich sitze noch keine Viertelstunde in der „Svalbar“, da taucht sie mit Freundinnen auf und berichtet mir sie hätte mit dem Fotograf gesprochen, ja er sei zwei Mal die Woche auf Konzerten unterwegs. 😎
Ein wahrer Burger-Fan bin ich nun wirklich nicht aber der „Svalbar“-Burger der hier gereicht wird war mir in guter Erinnerung. Also einen „Svalbar“-Burger und ein Svalbar Bryggeri IPA für den frühen Abend geordert. Sehr lecker.
Tja jetzt ist es ja noch arg früh, noch knapp zwei Stunden bis das erste Abendkonzert beginnt. Mit einem zweiten Øl kann man noch etwas Zeit überbrücken, aber es böte sich auch die Gelegenheit sich noch mal die Beine zu vertreten, immerhin habe ich nun fünf Tage von früh bis spät in der Reisschüssel gesessen. Also noch in Ruhe das Øl geniessen und dann noch mal an die frische Luft.
Die ganze Zeit lief echt super Musik im Hintergrund und jetzt „Ebony & Ivory“ mit Paul McCartney, schlimmer könnte es nicht kommen. --- Es ist vorüber und die gute Musik wird fortgesetzt.
Das IPA ist leer und es geht noch mal kurz um den Block, die Temperatur liegt bei 0,0 °C, gefühlt wie -5,4 °C, was eine Schande. Auf meinem kurzen Ausflug habe ich denn auch die Svalbar Bryggeri ausgemacht, sinniger oder unsinnigerweise steht auf der Rückseite des Gebäudes ein Schild.
Auf dem Rückweg bin ich einen etwas anderen Weg gegangen, mit einem Streckenabschnitt den ich vorher noch nie genommen hatte. Beim Betreten dieses Abschnitts stand ein Schild, dass hier keine LKW fahren dürfen, ok dachte ich, dann dürfte das ja für Fußgänger möglich sein. Erst nach ein paar weiteren Metern sah man, dass da vier große Bauzäune standen, je auf meiner Seite des kleinen Bachlaufs und auf der anderen. Aber man konnte natürlich schon drum herum gehen, es war nur dazu gedacht, dass keine Fahrzeuge einfach weiter fahren und dann den Graben runter rauschen. Der kleine Abhang war wirklich nicht steil, aber der Schnee war verharscht und es hat gereicht sich auf den Appel zu legen. Aber nix passiert, außer ein kleiner blauer Fleck am Arm. Ich sag's ja immer, diese blöden Touristen die unbedingt da laufen müssen, wo sie nicht sollen und es dann trotzdem tun. Also „selbern“ Schuld… 😎
Es ist nun 20:04 Uhr und das Foyer des Kulturhuset ist nur übersichtlich gefüllt, ich habe sogar noch einen Sitzplatz gefunden und schreibe etwas.
Es gibt einen Programmwechsel, zuerst tritt Janove auf und dann erst Ola Kvernbergs Steamdome (was sich später als eine sehr gute Entscheidung heraus stellte). Die ersten beiden Songs von Janove zünden noch nicht wirklich, das Publikum kommt erst langsam in Fahrt, aber dann rockt es schon ziemlich gut. Alle Songs sind auf Norwegisch, aber ich verstehe kein Wort, der Gesang ist im Vergleich zur Musik zu leise. Die Ansagen zwischendurch sind besser verständlich. Nach knapp 1,5 h ist Schluss, eine Zugabe gibt es nicht.
Kurz darauf ertönt die Stimme des Festival-Leiters, der verkündet, dass nun alle den Saal verlassen müssen. Das gab es bisher noch nie. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann lag das daran, dass wohl für Janove Einzelkarten erworben werden konnten und man natürlich sicher stellen will, dass die Gäste nicht einfach im Konzertraum bleiben und sich auch noch das nächste Konzert genehmigen.
Ok, dann also alle raus. Keine Ahnung wann es genau wieder los ging, irgendwas nach 22 Uhr. Vom ersten Sound an hat mir das unheimlich gut gefallen was die sieben jungen Männer da abgeliefert haben. Zu dem Zeitpunkt ist mir dann auch aufgefallen, dass nicht nur Janove im Flugzeug nur zwei Sitze von mit entfernt saß sondern auch einige der Ola Kvernbergs Steamdome Leute in nächster Umgebung, Ola z. B. direkt hinter mir. Man stelle sich das mal vor, man würde in Deutschland im Flieger sitzen und ein bekannter Musiker sitzt einfach so nebendran, da würde doch sicherlich Chaos ausbrechen, aber hier, Fehlanzeige, alles völlig normal. Es gibt keine Spezialbehandlung für die VIPs, der ganze Flieger ist Economy, es gibt kein Business, geschweige denn First Class.
Das was Ola Kvernbergs Steamdome gespielt haben kann ich schwer umschreiben. Gesang gab es schon mal gar keinen, was durchaus ein Pluspunkt sein kann. Ungewöhnlich war auch, dass es zwei Schlagzeuger gab und dann noch einen zusätzlichen Perkussionisten. Die Stücke die gespielt wurden waren von epischer Länge, nicht so die üblichen 3-4 Minuten-Einheiten. Eine Stimme (per SMS) aus der Heimat (die sich die Jungs mal auf Spot_fy angehört hatte) meinte das sei aber ein ganz schönes „Gedudel“. Gut möglich das das sogar stimmt, aber hier auf der Bühne, live, das war ein Erlebnis. Wie es bei den restlichen Zuschauern ankam war mir nicht so klar, es war alles längst nicht so euphorisch wie bei Janove vorher, außerdem hatte sich der Zuschauerraum auch schon etwas gelichtet, was aber auch daran liegen kann, dass sicher einige Leute am nächsten Tag wieder arbeiten müssen und nicht bis nach Mitternacht ausharren.
Eine Zugabe wurde gespielt, hätte ich nicht gedacht, dass das übrig gebliebene Publikum doch so begeistert war und eine forderte. Die Zugabe habe ich fast von Anfang an aufgezeichnet, das waren alleine knapp 10 Minuten, das ist auch das einzige Video, dass ich vorerst auf die Homepage stelle.
Kurz nach Mitternacht war dann Ende für den ersten Abend. Ich habe mich mal vorsichtshalber doch wieder komplett angezogen, also die Winterhose drüber und auch wieder die dicken Schuhe, allerdings ohne extra Socken. Die Außentemperatur wurde mit -1,nochwas°C angezeigt, gefühlt wie -7,nochwas°C. Bis ich im Zimmer ankam war ich doch ganz schön ins Schwitzen geraten. Kurz vor ein Uhr dann Nachtruhe.
Fr 01.02.2019 Longyearbyen
„Ausbaufähig“
Um 20:00 Uhr starten die Abendkonzerte im Kulturhuset mit GURLS und um 22:00 Uhr Sol Heilo.
Spät aufgestanden, spätes Frühstück, dann im Frühstücksraum sitzen geblieben, relaxen, schreiben. Es ist jetzt knapp 11 Uhr und draußen wird es langsam, naja, hell, kann man noch nicht wirklich sagen, es dämmert aber.
Auf der YR-Seite lese ich einen Artikel über die arktische Kälte in Teilen der USA. Und der Trump gibt auch mal wieder seinen Senf dazu: „In the beautiful Midwest, windchill temperatures are reaching minus 60 degrees, the coldest ever recorded. In coming days, expected to get even colder. People can’t last outside even for minutes. What the hell is going on with Global Waming? Please come back fast, we need you!“
Da möchte man wirklich schreien über so einen Unfug, was für ein Vollpfosten! Schlimmer noch dass so viele Idioten, sorry, anders kann man die nicht nennen, den auch noch gewählt haben und vermutlich noch mal wählen werden. Man fragt sich wirklich ist der so beschränkt oder steckt da Methode dahinter. Herr, lass Hirn regnen…
Antworten auf Twitter auf seinen Post lauten:
„It’s 122 degrees in Australia right now you freaking idiot. Fish are washing up dead on the beaches from the heat.“
„Next he'll tell Australia to build a wall to keep the heat out.“
Dem ist nichts hinzuzufügen. Mit „122 degrees“ sind übrigens °F (Grad Fahrenheit) gemeint, das entspricht ziemlich genau 50 °C. Ganz ehrlich, mir wären +40 °C schon zu viel. Gegen Kälte kann man heute was tun, gute Klamotten gibt es genügend, aber gegen brutale Hitze… Wenn man mal in der Badehose da sitzt sind die Möglichkeiten ausgeschöpft, ohne Klimaanlage ist da Ende Gelände. Und der Trump will den Klimawandel zurück. Amerikaner, besinnt euch und kickt den Idioten in den Orkus.
Jetzt ist es 12 Uhr, doch langsam mal Zeit die Hufe zu schwingen.
Foto-Shooting-Tour von Nybyen bis zum UNIS-Gebäude. Temperatur liegt bei -3,nochwas°C, es ist quasi windstill. In der Svalbar bietet das „dagens“, also das Tagesgericht, „Fredagsbiffen“. Was ein Frevel, Freitag und auf der Karte steht Fleisch, aber Rom ist weit, was der Pope dazu sagen würde interessiert hier keinen, zum Glück. Was auch immer das Fredagsbiffen ist, das ist gebongt. --- Ja sapperlot, das ist feinstes Filet mit einer leckeren Sauce dabei, potzblitz. Und das für 12 Euro „Ebbes“, sensationell! Das IPA kostet 84 NOK, also ca. 8,70 €, für einen halben Liter, ein absolutes Schnäppchen.
Ein erneuter Check der Vorhersage für nordlys bringt etwas widersprüchliche Ergebnisse, die Seite sagt es wäre bewölkt, was es vorhin augenscheinlich nicht war, allerdings liegt der Ring in dem potentiell Nordlichter auftreten können eher südlich von Svalbard und er driftet mit der Zeit auch weiter ab nach Süden. Sei es drum, es kommt wie es kommt oder auch nicht. Die Tour mit dem Snowcat in die freie Wildnis sollte schon ein Abenteuer für sich sein.
YR sagt bzgl. Wolken „lettsyket“, also leicht bewölkt.
Der Konzertabend heute beginnt mit „GURLS“, die übrigens auch schon gestern angereist sind, dann kommt „Sol Heilo“, was auch immer genau das bedeutet, irgendwas mit „Sonne“. Aha, da steht es ja, „Goldregenpfeifer“, ich bin gespannt.
Schlagartig kommt Stimmung auf in der Svalbar, es füllt sich. Bis zum Treffpunkt für die nordlystur ist es noch etwas Zeit und der Weg von hier aus auch nur ein Katzensprung.
Tja, das Fazit der nordlystur ist, Nordlicht gesehen haben wir, aber auf aller, aller unterster Stufe, es war nur ein Hauch, ganz tief über dem Horizont. Alle meine Versuche es fotografisch festzuhalten sind gescheitert, allerdings vermutlich auch, weil ich irgendwas falsch gemacht hatte. Denn an der Stelle wo wir einen Halt am alten Landeplatz gemacht hatten, wo man einen eingeschneiten Motorblock einer abgestürzten Militärmaschine aus dem zweiten Weltkrieg sehen konnte, war es durch die Scheinwerfer hell genug und man kann auf den Fotos fast nichts erkennen. Selten dämlich.
Zwar soll Svalbard der, für Normalsterbliche, einzige Ort auf der Welt sein, an dem man auch während des Tages (in der Polarnacht zwischen Mitte November und Ende Januar) Polarlichter sehen kann, aber das es hier jeden Tag was am Himmel zu beobachten gibt wäre natürlich ein Trugschluss. Auf diese Situation stellen sich natürlich auch diese Nordlicht-Touren ein. Erster Halt, am Polarbär-Achtung-Schild an der Straße zur Grube 7. Das ist immer ein Fotomotiv. Der nächste Halt war dann besagter alter Landeplatz mit den Resten des zerstörten Flugzeugs. Von dort aus konnte man auch die Grube 7 sehen, ebenfalls eine alte Taubanesentrale (Seilbahnzentrale der Kohletransport-Anlage), die zwar lange nicht mehr in Betrieb ist, aber als erhaltenswertes Kulturgut erhellt mitten in der Landschaft steht. Auch zu sehen waren vier Hunde-Dingens, und Longyearbyen war mehr oder weniger die ganze Zeit in Sichtweite.
An einer Stelle an der wir anhielten war augenscheinlich nichts zu sehen, was nicht an der Dunkelheit lag. Wir standen auf einem „Pingu“ (äh, nee, Mist, hieß das wirklich so. Wenn man danach sucht kommt nur was mit einem Stofftier). Egal, diese „Dinger“ hat es sehr häufig auf Svalbard, insgesamt gibt es 20.000 davon. Im Prinzip herrscht ja hier Permafrostboden, aber irgendwo in der Tiefe fließt trotzdem Grundwasser und an einigen Stellen sucht sich dieses Wasser einen Weg an die Oberfläche und bildet dann wie bei Vulkanen eine leichte Erhebung die aus Eis besteht. Da meistens dann doch auch Schnee und Erde drauf liegt sieht ein ungeübtes Auge das natürlich nicht. Ja, klar, die Dinger heißen natürlich Pingo.
Bei der Gelegenheit habe ich Tour-Guide Marie gefragt, wann man denn eigentlich mal die LKW sehen kann, die die Kohle von Grube 7 entweder an den Hafen zum Abtransport oder zum Energiverket zur lokalen Energiegewinnung bringen. Sie sagte, eigentlich ständig würden diese LKW fahren, uns sei sogar einer auf der Straße begegnet, aber sie seien eher unscheinbar. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann arbeiten derzeit in der Grube etwa zwanzig Leute, da dürfte sich die geförderte Menge an Material auch in Grenzen halten.
Also im Prinzip wird das umgesetzt, was ich vor Jahren gelesen hatte, die Kohleindustrie wird zurück gefahren, viele Mineure wurden entlassen. Aber wieso wurden dann gerade erst 60 neue Unterkünfte gebaut, wollte ich von ihr wissen. Sie meinte, es herrscht akuter Wohnungsmangel hier. Grund sei das Lawinenunglück, bin mir nicht mehr sicher, war das Ende 2016 oder 2017. Da sind zwar nicht so viele Häuser zerstört worden, aber trotzdem wurden viele Behausungen geschlossen.
Beim Thema Kohle kamen wir auch auf Energie zu sprechen und ich erwähnte, dass ich 2018 einen Tesla-SUV hier gesehen hätte. Ja, darüber haben sich alle lustig gemacht. Und jetzt kommt der Knaller, der Typ der den fährt ist ein Politiker von der Miljøpartiet De Grønne („Die Grünen“). Das schlägt natürlich dem Fass den Boden aus.
Am letzten Halt gab es was Heißes zu trinken, entweder Kaffee oder, Gedächtnis hilf mir auf die Sprünge, es sei eine lokale Spezialität, wie hieß das noch? Hauptzutat ist auf jeden Fall Solbær. Es schmeckt ein wenig nach Glühwein, nur ohne Alkohol.
Erwähnt werden sollte noch, diese Tour fand in einem Snowcat statt. Naja, genau genommen zog das Snowcat (also eine Art Pistenraupe) einen ebenfalls auf Raupen gezogenen großen Anhänger. Darin wurde man ordentlich durchgerüttelt.
Die Tour war ziemlich pünktlich zu Ende, vom Endpunkt am Radisson Blu Polar Hotel sind es nur wenige Meter zum Kulturhuset. Auch heute war um 20 Uhr noch nicht allzu viel los. Direkt vor der Bühne hatte es drei vom restlichen Auditorium etwas abgetrennte Stuhlreihen. Fand ich jetzt von der Atmosphäre her etwas uncool, weil man dann als normaler Zuschauer noch etwas weiter vom Geschehen entfernt war.
Der Abend wurde eingeleitet von GURLS, drei junge Frauen, Sax, Kontrabass und Gesang. Das ganze kam dem Begriff „Jazz“ schon sehr nahe. Der Auftritt war nicht sehr lange, geschätzt vielleicht eine gute Stunde, es gab eine Zugabe. Hat mir sehr gut gefallen. Dann wieder das gleiche Spiel wie gestern Abend, alle raus aus dem Saal. Lange Wartezeit, dürfte ca. eine dreiviertel Stunde gedauert haben, bis es mit Sol Heilo weiter ging. Um es kurz zu machen, bis auf einen Song hat mir das nicht gefallen. In meiner Erinnerung das mit Abstand, für meinen Geschmack, schlechteste Konzert in vier Jahren. Fast zum Glück muss man sagen, war weit vor Mitternacht Schluss.
Wie zur Versöhnung war kurz bevor ich wieder an der Unterkunft ankam etwas Nordlicht zu sehen, etwas stärker und näher als vorhin während der Tour.
Sa 02.02.2019 Longyearbyen
„Geht doch“
Um 18:00 Uhr ist eine Ölprobe, äh, Bier-Verkostung gebucht. Und zwar in der nördlichsten Brauerei der Welt, der „Svalbard Bryggeri“. In der Gebühr von ca. 40 € sind fünf Ölproben enthalten. Dauer ca. 1,5 h.
Das erste Abendkonzert um 20:00 Uhr im Kulturhuset mit Eberson. Dann um 22:00 Uhr Hellbillies. Um Mitternacht zum Abschluss im Huset der Circus Dos Mosquitos. Im Prinzip liegt das Huset ja auf dem Nachhause-Weg und im Huset [2] war ich bisher noch nie. Es soll ja einen legendären Weinkeller dort haben mit über 20.000 Flaschen Wein.
2 Restaurant med nordiske smaker, med inslag av lokale råvarer i kombinasjon med Vinkjellern som er blant Skandinavias største med over 20.000 flasker. Arktiske nature som ligger rett utenfør døren. Velkomen til Huset og Svalbard.
Heute war es bewölkt und der Wind pfiff um die Nase. Am Nachmittag zeigte das Wetterdisplay -3 °C und gefühlt -9,nochwas°C, was hinkommen mochte. Zum verspäteten Mittagessen, also fast schon zur Essenszeit des middag war ich in der Svalbar und nahm das „dagens“, also das Tagesgericht. Wieder sehr schmackhaft, Geflügelschenkel mit Kartoffelspalten, Gemüse und einer Sauce und das wieder zum sehr günstigen Preis.
Trotzdem ich ja später noch die „Ölprobe“ (Ølsmaking på 78 grader nord), also die Brauerei-Führung bei der „Svalbard Bryggeri“ hatte, stimmte ich mit einem IPA ein. Zum Glück hatte ich die Uhrzeit noch mal geprüft, ich hatte 17 Uhr im Kopf abgespeichert, aber es startete ja erst um 18 Uhr. Zeit noch mal die Hufe zu schwingen und das überflüssige Stativ auf dem Zimmer los zu werden. Der Weg zur Bryggeri ist recht lange, 3,5 km, mit langsamen Schritten war ich dann ein paar Minuten früher angekommen, zeitgleich mit zwei anderen Teilnehmern, aus Polen. Wir waren gerade die Treppe in das Probierzimmer hoch gelaufen, hatten uns kurz vorgestellt und gesetzt, kamen die beiden anderen Teilnehmer. Ida, die Vortragende, bat diese beiden sich am bereits präparierten Tisch zu uns zu setzen. Darauf die gerade angekommene Frau (die sich später als Anneliese vorstellte), nein, da setzt sie sich nicht hin, aber in was für einem Ton, ich dachte, na das wird ja lustig.
Ida war sichtlich auch not amused und um Fassung bemüht. Sie versuchte klar zu machen, dass man während der Führung nicht wie die drei Erstangekommenen die ganze Zeit in den Brauraum runter gucken muss, aber das störte Anneliese nicht und setzte sich an den Nachbartisch. Ida räumte dann das Holzbrett mit den fünf kleinen Probierglässchen um, leicht frostige Stimmung. Aber ich glaube Ida hatte da schon zickigere Gäste und startete einfach mit ihrem Vortrag.
Die ganze Story kreiste um den Gründer der Brauerei Robert Johansen, eigentlich arbeitet er zu 100% als Pilot, die Brauerei selbst betreiben drei Leute Vollzeit. Frühere Jobs waren nicht minder aufregend, U-Boot-Fahrer für Touristen in Italien, Hot-Dog-Verkäufer auf den Lofoten. Ein Teil dieser Geschichten hatte ich ja schon in einem deutschen TV-Beitrag gesehen in dem Robert kürzlich zu sehen war. Speziell die fast sechs Jahre dauernde notwendige Gesetzesänderung die notwendig war, damit er hier auf Svalbar überhaupt Bier brauen durfte, muss wohl sehr nervenaufreibend gewesen sein. Die Staatsministerin Erna Solberg persönlich soll Robert nach der Erteilung der Lizenz gesagt haben, dass er nun nicht mehr ihre Leute nerven soll, was wohl aber freundlich gemeint sein muss.
Der Grund warum man hier keinen Alkohol herstellen durfte ist nicht schwer zu verstehen. Als die Tätigkeiten hier vor gut 100 Jahren in den Minen aufgenommen wurden, war das ein einziger Männerhaufen, Frauen gab es keine. Es war eine sehr harte Arbeit, Alkoholmissbrauch an der Tagesordnung. Da wurde das Herstellen von Alkohol einfach verboten. Noch heute ist es so, dass alle Leute die hier fest Leben jedes Jahr ein Kontingent an unterschiedlichen Alkoholika bekommen, für Hochprozentiges, für Champagner und Wein und für Bier. Wenn man das im Supermarkt kauft und meines Wissens nach hat nur der COOP einen solchen Bereich wo man es überhaupt kaufen kann, dann muss man seine Karte (wie eine Kreditkarte) vorweisen und es wird vermerkt. Aber Ida sagt, das wäre alles OK. Zu Hause trinke man eher selten, man geht aus in die Kneipen und trifft sich mit Leuten. Und da kann man trinken so viel man will.
Eigentlich war der Plan das Bier für den lokalen Markt hier in Longyearbyen zu brauen, es war und ist das einzige lokal hergestellte Produkt. Wenngleich (fast) alles was man dazu noch benötigt aus der ganzen Welt heran gekarrt werden muss. Das einzige was von hier stammt ist das Wasser.
Ein paar (schon wieder veraltete) Fakten von der Homepage:
Tall & sånt:
• Spitsbergen øl er 94 % Svalbard og kun 6% import.
• 16 % av vårt fantastiske vann kommer fra den 2.000 år gamle Bogerbreen.
• Bryggeriet er 750 kvm. stort, med 6,5 m høyde.
• Bryggehuset tar 2.000 liter og har en årlig kapasitet på 1 million liter.
• 4 tanker á 4.000 liter, med en maks. årlig kapasitet på 250.000 liter.
• Vi produserer i 0,33 boks i tillegg til 30 liter keykeg for utelivsbransjen.
• Boksmaskinen har kapasitet på 2.000 stk per time.
• Det går med 3 liter vann for å produsere 1 liter øl.
• Vi bruker 450 kg malt for å lage 2.000 liter øl med 4,7 vol-%.
• Vårt mål er å produsere 150.000 liter øl i 2016.
Figuren & Zeug:
• Svalbard-Bier ist 94% Svalbard und nur zu 6% importiert.
• 16% unseres fantastischen Wassers stammt vom 2000 Jahre alten Bogerbreen.
• Die Brauerei ist 750 m² groß, mit einer Höhe von 6,5 m.
• Das Brauhaus fasst 2.000 Liter und hat eine Jahreskapazität von 1 Million Litern.
• 4 Tanks à 4.000 Liter mit einer max. Jahreskapazität von 250.000 Litern.
• Wir produzieren in 0,33 Büchsen zusätzlich zu 30 Liter Keykeg für die Nightlife-Industrie.
• Die Abfüllmaschine hat eine Kapazität von 2.000 Stück pro Stunde.
• Mit 3 Liter Wasser wird 1 Liter Bier produziert.
• Wir verwenden 450 kg Malz, um 2.000 Liter Bier mit 4,7 Volumenprozent herzustellen.
• Unser Ziel ist es, 2016 150.000 Liter Bier herzustellen.
Irgendwann erhielten sie einen Anruf von Norwegian Airlines, sie hätten gerne 9.000 Büchsen Pilsener pro Monat. Das muss eine Herausforderung gewesen sein, denn von der Bestellung bis zur Lieferung der Rohware können mehrere Tage vergehen. Dann wollte Norwegian noch mehr Ware, schwenkte aber auf IPA um, welches sich schneller herstellen lässt.
Beim Thema Jahreszeiten stellte sich heraus, dass der „Sommer“ gar nicht so toll ist. a) Die Stadt würde überflutet von den Kreuzfahrtschiff-Touristen, es gibt Schiffe die kippen 6.000 Leute von Bord. b) Die ewige Sonne, die schlimmstenfalls genau nachts richtig stört. c) Temperaturen die wahrlich kein Sommerfeeling aufkommen lassen. Jeder ist froh, wenn er im Sommer wirklich wo hin kann wo auch Sommer ist.
Eigentlich sollte die Veranstaltung ja um 19:30 Uhr enden, es wäre noch genügend Zeit gewesen in Ruhe zum Kulturhuset zu laufen. Beim Blick auf die Uhr war es dann plötzlich 19:58 Uhr. Aber Ida fuhr auch wieder zurück in die Stadt und nahm Anneliese und Begleitung und mich in ihrem Lieferwagen mit. Ich saß im Gepäckraum 😎
Wie angenommen, es war noch genügend Zeit bis der Konzertabend begann. Erste Band war Eberson. Ja, gut, das war schön. In der Pause hatte ich mich mit den beiden Ungarn (also Anneliese und Begleitung) etwas unterhalten. Irgendwie ein seltsames Pärchen, Details möchte ich jetzt hier keine weiter ausbreiten.
Gestern Abend war mir ein Mann im Publikum aufgefallen, wo ich mir noch dachte, das Gesicht kenne ich. Als ich vorhin an der Wand im Probierraum der Brauerei ein Foto von Robert sah, wusste ich wer es war, der Brau-Chef selbst. Und auch heute Abend war er auf den Konzerten zu sehen.
Zweites Konzert war dann Hellbillies. Purer unverschnörkelter Rock, Klasse. Der Saal war brechend voll und die Stimmung am Kochen. Bei vielen Liedern wurde lauthals mitgesungen, auch von jungen Leuten, die zur Geburtsstunde der Songs vermutlich noch gar nicht auf der Welt waren. Incl. einiger Zugaben war dann um ca. Mitternacht Ende. Es standen schon Busse bereit die die weiter feierlaunige Gesellschaft zum Huset brachte, zu „Circus Dos Mosquitos“. Ich genehmigte mir noch ein IPA in der Svalbar, sozusagen auf dem Weg. Sich nicht mehr so dick angezogen zu haben zahlte sich aus, man kochte nicht mehr bei der Ankunft in Nybyen.
So 03.02.2019 Longyearbyen – – – Tromsø
„Südwärts“
Nun sitze ich in der Lobby und warte auf den Bus der um 12:45 Uhr zum Flugplatz fährt, der Flieger startet um 14:55 Uhr. Das Wetter ist trüb und immer noch recht warm, das Thermometer an der Eingangstür zeigt etwas unter dem Gefrierpunkt. In den nächsten Tagen soll es erst wieder etwas kälter werden.
Fazit aller bisherigen Konzerte (0=übel; 10=top)
2019 ★★★★
7 – Torsdag 31. jan. | 20:00 | Janove | Kulturhuset
10 – Torsdag 31. jan. | 22:00 | Ola Kvernbergs Steamdome | Kulturhuset
9 – Fredag 1. feb.  | 20:00 | GURLS | Kulturhuset
1 – Fredag 1. feb.  | 22:00 | Sol Heilo | Kulturhuset
8 – Lørdag 2. feb.  | 20:00 | Eberson | Kulturhuset
8 – Lørdag 2. feb.  | 22:00 | Hellbillies | Kulturhuset
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7,16
2018 ★★★★
10 – Torsdag 1. feb. | 20.00 | Silya and the Sailors | Kulturhuset
10 – Torsdag 1. feb. | 20.00 | Bernhoft | Kulturhuset
7 – Fredag 2. feb.  | 20.00 | Anneli Drecker | Kulturhuset
10 – Fredag 2. feb.  | 20.00 | Gåte | Kulturhuset
5 – Lørdag 3. feb.  | xx.00 | Unni Wilhelmsen | Kroa
7 – Lørdag 3. feb.  | xx.00 | Ida Jenshus | Gruvelaget
9 – Lørdag 3. feb.  | 20.00 | Erlend Ropstad | Kulturhuset
6 – Lørdag 3. feb.  | 22.00 | Sondre Justad | Kulturhuset
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8
2017 ★★★★★
10 – Torsdag 2. feb. | 20.00 | Tonbruket | Kulturhuset
8 – Torsdag 2. feb. | 22.00 | Sivert Høyem | Kulturhuset
9 – Fredag 3. feb.  | 20.00 | Ane Brun | Kulturhuset
10 – Fredag 3. feb.  | 22.00 | Jaga Jazzist | Kulturhuset
8 – Lørdag 4. feb.  | 20.00 | Fay Wildhagen | Kulturhuset
10 – Lørdag 4. feb.  | 20.00 | Highasakite | Kulturhuset
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9,16
2015 ★★★★★
8 – Torsdag 5. feb. | 20.00 | Vidar Johnsen | Radisson Blu Polar Hotel
9 – Torsdag 5. feb. | 22.00 | Violet Road | Radisson Blu Polar Hotel
8 – Fredag 6. feb.  | 20.00 | Emilie Nicolas | Radisson Blu Polar Hotel
10 – Fredag 6. feb.  | 22.00 | Bugge Wesseltoft & The Organ Club | Radisson Blu Polar Hotel
9 – Lørdag 7. feb.  | 20.00 | Árstíðir | Kulturhuset
10 – Lørdag 7. feb.  | 22.00 | Bo Kaspers Orkester | Kulturhuset
9 – Lørdag 7. feb.  | 00.00 | Morten Abel | Kulturhuset
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9
So rein statistisch ging es ja nun in 2019 bergab.
Pünktliche Abfahrt des Flybussen. Es waren an den unterschiedlichen Haltestelllen noch keine 10 Leute eingestiegen. Komisch, früher war der Bus deutlich voller. Am Flughafen war das Gate quasi leer, man kam beim Checkin sofort dran. Auch der Warteraum war fast noch komplett leer. Aber es dauerte nicht lang und dann war er komplett gefüllt.
Laut der Ansage des Kapitäns starteten wir etwas verspätet in Longyearbyen, wann wir genau in Tromsø gelandet sind habe ich gar nicht registriert weil ich ganz fasziniert war wie Sekunden nach der Landung scharenweise die Smartphones gezückt wurden und es sofort überall pömpte und schnarrte und die Finger wie wild am Wischen waren. Man hätte glauben können wir seien von einer einjährigen Mission vom Mond zurückgekommen und hätten nun das erste Mal wieder Kontakt zur Zivilisation.
Im Flieger waren die kompletten Bands von Eberson, GURLS, Hellbillis und Sol Heilo.
Am Zoll in Tromsø wurden die Norweger von einem dritten Beamten verarztet, das ging flott, die anderen beiden Schlangen waren etwas zähflüssiger, aber letztlich ist das alles wurscht, denn man trifft sich eh am Gepäckband wieder und da stand ich keine Minute bis die Tasche kam. Schnurstracks an die Bushaltestelle und direkt vor meiner Nase fuhr mein Bus vor, perfekt. An der Umsteigehaltestelle Giæverbukta musste ich dann aber ca. 30 min auf meinen Anschluss warten, man kann aber die Zeit angenehm im vente rom (Warteraum) verbringen.
Die Nordlys-App zeigt für heute Abend gar keine schlechten Werte an, aber deshalb extra auf den Storsteinen hoch und dann „lodert“ es doch nicht oder erst später, muss nicht sein. Wenn es doch noch ernst wird, dann ist der Platz hinter dem Hotel auch ideal, da ist es vergleichsweise dunkel und man hat auch einen großen Sichtradius.
Außerdem sitzt man dann nicht verpackt in wärmenden Klamotten während des Essens herum.
Habe gerade Mal die Karte mit den Drinks studiert, ein Aperol Spritz kostet 135 NOK, also ca. 13,94 €. Aua.
Ein paar Stücke in der fiskesuppe (Fischsuppe) waren etwas zäh, Punktabzug in der B-Note. Wie schade, dass es im EGON kein Øl von der „Svalbard bryggeri“ gibt, das wäre das I-Tüpfelchen. Eine Kneipe in der es in Tromsø zu haben ist wäre das Lugar 34. Hin marschiert, geschlossen. Den Weg zur „Ølhallen“ kann man sich eh sparen, weil, sonntags geschlossen. Also in die gågate (Fußgängerzone) von Tromsø. Die erste Kneipe („Solid“) gehört mir. Hm, es hat noch jule øl. Andere Kneipen oder Restaurants an denen ich vorbei kam waren dunkel. Diese hier hat auch sonntags offen, bis 2 Uhr früh. Das habe ich nicht vor auszuschöpfen.
Entgegen der Tradition zieht es hier irgendwo wie Hechtsuppe. Aber, ich habe mir ja einen nydelig (niedlich, reizenden) neuen Pullover gekauft, in der Unterkunft auf Svalbard. Der ist mollig warm. Der Einkauf von Klamotten ist für mich in etwa so spannend wie eine Zahnwurzelbehandlung beim Zahnarzt. Insofern war das natürlich eine erstklassige Gelegenheit, man geht quasi direkt am Shop vorbei, in dem es die üblichen Dinge zu kaufen gibt. Dann hängt da ein genser (Pullover), der schön aussieht, in meiner Größe vorhanden ist und kein Vermögen kostet. Anprobiert, passt, gekauft. Eine Sache von fünf Minuten, herrlich.
Die Nordlys-App sagt für jetzt (20:30 Uhr) 38% und für in 3 Stunden 64% nordlys-Wahrscheinlichkeit voraus. Das könnte also ein langer Abend werden. Der 33er Bus fährt vom Zentrum Minute 10 und Minute 40 in Richtung Unterkunft.
Morgen dann wieder eine vergleichsweise kurze Autofahrt von ca. 424 km. Das Hurtigruten Schiff legt um 20:30 Uhr von Svolvær ab. Die Windvorhersage für die Überfahrt von Svolvær nach Nesna sagt sehr ruhige Verhältnisse voraus, sehr schön.
Mo 04.02.2019 Tromsø – Svolvær
„Grandios“
Auf einer Strecke von gut 400 km kann wettermäßig ja einiges passieren, aber die Vorhersage für Svolvær war ganz passabel, sogar Sonne soll zu sehen sein, wobei ich trotzdem so spät dort ankommen werde, nee, ich bin ja schon angekommen, also zeitlich jetzt nicht alles durcheinander werfen. Also es wurde gerade düster als ich ins Städtchen fuhr. Aber unterwegs war es wieder traumhaft. Nicht wirklich der komplett blaue Himmel, aber nichtsdestoweniger jede Menge Gelegenheiten anzuhalten und Fotos zu schießen.
Die Aktion mit der Hålogalandsbrua (Hållogalandbrücke) ist nicht ganz so gelaufen wie geplant, wenn auch erst alles lief wie ausbaldovert. Nämlich an dem Kreisel nicht weiter auf die Brücke zu fahren und damit direkt in die Mautstation, sondern erstmal weiter auf der alten Straße den Fjord entlang in Richtung Narvik, dann gleich rechts eine kleine Seitenstraße rein. Läuft alles wie geplant, die Straße gabelt sich ein paar Mal, ich bleibe in der Spur und komme im Prinzip genau an der Stelle heraus wie geplant, nämlich da, wo man wieder auf die [E6] trifft. Den Umweg hätte ich mir sparen können, denn die Mautstation ist logischerweise erst ca. 100 m später. Aber egal, ich parke kurz das Auto, um zu checken, wo denn der Fuß- und Radweg ist. Es ist keiner zu sehen. Also, dann doch mit dem Auto über die Brücke und versuchen die Lage zu peilen.
Ah, auf der rechten Seite, südlich gelegen, verläuft der Fuß- und Radweg, aber just an der Stelle wo der Weg beginnt oder endet, ist eine kleine Baustelle. Ok, dann erst Mal über die Brücke, was ein Trumm. Es weht ein sehr heftiges Stürmchen, wenn ich da also wirklich zu Fuß drauf will, dann muss ich auf jeden Fall die dicke Hose drüber ziehen.
Auf der anderen Seite der Brücke verläuft der Weg noch durch einen kleinen Tunnel (Karistrandtunnelen) und endet dann am Kreisel an dem man früher auf die alte Fjordstrecke abgebogen ist. Aber dort in der Nähe gab es keine Möglichkeit den Wagen zu parken. Ihn wo anders zu parken hätte bedeutet, dann erst Mal ein ganzes Stück auf der viel befahrenen Straße zu laufen, insgesamt locker erst mal ein guter Kilometer (genauer gesagt sind es 1,2 km) bis man überhaupt auf die Brücke gekommen wäre. Das war mir einfach zu viel Aufriss.
Also wieder über die Brücke zurück und noch mal den AutoPass feuern lassen. Dann wieder direkt nach der Mautstation abgefahren und den Weg gesucht, der direkt unter der Brücke endet. Hat soweit auch geklappt. Aber ab einem Punkt wo es mit dem Auto nicht mehr weiter geht, ist dann der Weg auch explizit für Fußgänger und Radfahrer gesperrt, die scheinen da also mit diesen Kleinigkeiten noch nicht fertig zu sein. Echt schade. Aber das war es mir Wert, dass mal ausprobiert zu haben.
Also dann wieder zurück bis nach Bjerkvik und dort dann in Richtung Lofoten. Die tiefste Temperatur heute lag kurzfristig bei -18 °C, je weiter ich mich meinem Ziel nähere, desto wärmer wird es, aber es bleibt unterhalb des Gefrierpunktes und es liegt ziemlich viel Schnee.
In Svolvær war ich dann irgendwas nach 16 Uhr. Auto geparkt und etwas am Hafen entlang gelaufen. Also ich sage mal, dass man den Kern von Svolvær in einer halben Stunde gesehen hat. Das Schiff kommt erst gegen 18:30 Uhr. Was tun? Beim Rumstromern war ich nur über Restaurants gestolpert, das war mir zu blöd, da jetzt nur was zu trinken. Aber am „torget“, dem Zentrumsplatz, hat es ein Restaurant im ersten Stock und im Parterre ist eine Kneipe, das „Telegrafen“. Bevor ich rein bin, dachte ich mir, es wird doch keine Raucherkneipe sein, zum Glück nicht. Drin sitzen die die immer da sitzen, es ist ein größeres Wohnzimmer. Zu Essen gibt es „Toast“, „Røkt Hvalplatte“ und „Bacalao“. Geräucherte Walplatte, also ich weiß nicht, das muss nicht sein, und Stockfisch, das ist natürlich die Spezialität, da habe ich mich bisher noch nicht ran getraut.
Aber der Plan ist eh auf dem Hurtigruten-Schiff zu essen, laut Online-Information läuft es gerade in den Hafen ein und dürfte damit wie geplant ankommen. Länger halte ich diese Country-Musik die hier läuft auch nicht mehr aus, das ist die reinste Folter.
Das Schiff lag schon im Hafen als ich aus der Kneipe kam. Dann noch flugs ein paar Klamotten umpacken und dann nix wie aufs Schiff. Kabine 533. Kurz die Akkus vom Fotoapparat zum Laden eingestöpselt, denn beide waren leer genudelt, da waren wohl doch einige längere Videos dabei, mit Bildern alleine habe ich an einem Tag noch keinen Akku leer gezogen. Aber es gab ja auch heute wirklich sehr viel zu sehen.
Der Magen knurrt schon etwas, der Burger von heute Mittag war zwar nicht schlecht aber auch nicht so üppig gewesen. Zuerst sah es so aus, als ob es gar kein Reker-Salat gäbe, aber er sah hier optisch nur etwas anders aus, als ich ihn kannte. Aber er wurde auch hier frisch zubereitet und war ausgesprochen lecker und sehr reichlich. Dazu erst mal nur ein Wasser, in der Kneipe hatte ich mir ja schon ein Øl gegönnt.
Zwei Tische weiter saßen ein paar Landsleute die die ganze Räumlichkeit an ihren Geschichten teilhaben ließ. Dann der Hit, zwei ältere Damen kommen und reden im tiefsten saarländischen Dialekt miteinander. Es hätte nur noch der Spruch „Kumm, geh' fort“ gefehlt.
Noch war etwas Zeit bis das Schiff ablegen würde, Gelegenheit sich gut anzuziehen und auf Deck zu gehen. Hinter den Bergen von Svolvær zogen ganz leichte Nordlichter auf, diese wurden intensiver und auch großflächiger und begannen auch noch für eine kurze Zeit zu tanzen. Einfach faszinierend. Das Ganze hat vllt. eine halbe Stunde gedauert, dann war mit bloßem Auge nix mehr zu sehen. Und dann kann man es vergessen, das noch mit der Kamera einfangen zu wollen. Selbst ein Stativ bringt da nix, weil sich das Schiff ständig bewegt. Ganz Eifrige halten trotzdem mit Smartphone und Blitz die Szenerie fest. Eine Frau meinte noch, sie hätte doch extra eine Aurora-App die ihr die Bilder so schön macht. Das sind dann die wie Anneliese die mir stolz auf ihrem Smartphone Nordlicht-Bilder zeigen wollte und ich dachte, boa, da hatten die aber deutlich mehr Glück, denn sie waren am gleichen Abend wie ich unterwegs, unwahrscheinlich, dass sie so viel mehr gesehen haben sollen. Auf ihrem Foto war da was leicht Grünes zu sehen. Nutzlos da jetzt was Ehrliches zu zu sagen, sie war ganz stolz drauf.
Bin nun auf dem obersten Deck, das Schiff hat gerade in Stamsund fest gemacht. Es schneit, etwas womit ich nun überhaupt nicht gerechnet hätte. Und es liegt auch schon ordentlich viel Schnee. Fast überall um mich herum spricht es Deutsch. Und was da für ein Unfug erzählt wird, das geht auf keine Kuhhaut, ich setze mich erst mal um.
Gerade habe ich mir die Videos mal angeschaut. Ja, genau, das hatte ich ganz vergessen, es gab heute eine Elchsichtung. Der große Brocken stand über dem Bogen am Tunneleingang und blickte etwas unschlüssig, ich hatte keinen Dunst was passieren würde. Er stieg dann den Berg weiter hoch, also alles noch mal glimpflich abgegangen.
Bisher habe ich hier abends auf dem obersten Deck ja schon einige schrottige Musik ertragen, aber so lange ich nun hier sitze dudelt irgendeine deutschsprachige Schlager-Pop-Musik, wie grässlich ist das denn. Dagegen hilft vielleicht noch ein Mack-Øl, laut Karte soll es auch ein Porter geben. --- Nein, es hilft nicht. Seit eineinhalb Stunden spielt die gleiche Band, <ARGH>. Man müsste das nächste Mal echt das Noise-Cancelling-System mitnehmen.
Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, dann kommt nach Stamsund nur noch offenes Meer, bis Bodø in der späten Nacht. Jetzt ist es fast Mitternacht und es läuft sehr ruhig, man merkt kaum, dass man auf einem fahrenden Schiff ist.
Di 05.02.2019 Nesna – Levang – Trondheim
„so mittel gut“
Gestern in Svolvær habe ich für ein Øl in der Kneipe 80 NOK gezahlt, ein geradezu sensationell günstiger Preis. Nun sitze ich in der „Trondjhem Microbryggeri“ und auf dem Kassenbon stehen 111 NOK. Und das schlimmste ist, das „IPA“ das die „Svalbard Bryggeri“ braut ist um Längen besser und kostet vor Ort (natürlich steuerbefreit) in der Kneipe irgendwas um die 75 NOK.
Aber noch mal zurück zum gestrigen Geschehen. Die Überfahrt war absolut ruhig, nicht die geringste Schaukelei, von den Ladetätigkeiten in Bodø mitten in der Nacht habe ich absolut nichts mitbekommen.
Frühstück war wieder fantastisch. Wettermäßig war es durchwachsen, stark bewölkt, aber während des Frühstücks konnte man im Osten mal kurz die Sonne durch die Wolken scheinen sehen. Wie üblich wurde natürlich die Polarkreistaufe auf dem obersten Deck, draußen, zelebriert. Es hatte sich eine ansehnliche Menge versammelt und schlürfte für schlappe 99 NOK ein Glas schäumendes Etwas. Gegen Einnahme eines Löffels Lebertrans gab es dann auch das ausgelobte Geschenk, was auch immer das war.
Ok, ich verfeinere noch mal die Analyse des „IPA“, der Geschmack ist nicht schlecht, aber was fehlt ist Kohlensäure, die Brühe schmeckt einfach abgestanden.
Beim Anlaufen von Nesna wurde die See etwas rauher und ich hoffte, dass das nun auch gut gehen wird, was auch der Fall war. Meine weitere Fähre nach Levang fuhr ca. eine halbe Stunde später. Es schneite wie wild und der Wagen war in der Wartezeit gut verschneit. Die Überfahrt dauerte nicht lange. Auf der kleinen Fähre standen sonst nur noch ein LKW und drei weitere Autos. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Fähre mit einer „schwarzen“ Null betrieben werden kann.
Zwar fuhr ich als erster von der Fähre runter, aber ich wartete und ließ die anderen vor. Der LKW fuhr dann eine Weile vor mir, eine große Schneewolke hinter sich herziehend. Das war schon mal eine anstrengende Strecke zu Beginn. Das Navi meinte dann ich müsste in soundsoviel Metern abbiegen, aber das Straßenschild mit der Richtungsangabe Mo i Rana und Mosjøen stand schon einige hundert Meter vorher. Da hat also das Navi immer noch nicht die neue Strecke intus, die ich 2015 schon gefahren war.
Es folgte dann recht unvermittelt ein fast 11 km langer Tunnel. Etwas Schonzeit vor Wind und Wetter, denn danach windete und schneite es immer noch heftig. Man kommt dann irgendwann auf die [E6], die aber nichts weiter ist als eine schmale, kurvige Landstraße, Kilometer um Kilometer.
Jetzt ein „Pale Ale“, welches „nur“ 84 NOK kostet. Hmm, nee, also das ist nicht der wahre Herbert, hier braucht man definitiv nicht mehr hingehen. Und zwar weder des Biers wegen noch des Essens. Der Burger von der Wochenkarte war nämlich auch nicht der Brüller, für schlappe 219 NOK kein gutes Preisleistungsverhältnis. Den einzigen Pluspunkt den der Laden bisher verbuchen kann ist, dass die Musik erstaunlich passabel ist. Und die Location selbst ist auch nett, ja doch.
Die [E6] ist auf einer langen Strecke immer noch eine Baustelle. Auch bei den aktuellen Witterungsverhältnissen wird an vielen Streckenabschnitten eifrig gebaut. Die Bauzeit wird bis 2021 angegeben, da gibt es wohl noch einiges zu tun. Aber wenn das mal fertig ist, dürfte es sich da deutlich entspannter und flotter fahren lassen.
So kurz (ca. 50 km) vor Trondheim dachte ich noch was ist es da im Süden an einigen Stellen noch so hell am Himmel und vermutete es sei die Sonne die sich da durch die Wolken kämpft, aber dafür war es schon viel zu spät und die Erleuchtung ging viel zu weit in den Himmel. Das konnten also nur Polarlichter sein. Da es bewölkt war konnte man ein „tanzen“ nicht ausmachen.
Irgendwas gegen 18:45 Uhr muss ich dann wohl an der Unterkunft angekommen sein. Das „Parkschwein“ muss man dann noch bis 20 Uhr füttern und hat bis morgen früh 8 Uhr Ruhe. Wie auch schon in 2015 gibt es im Hotel kein Frühstück sondern einen Rabatt-Gutschein in einer Bäckerei.
Das restliche „Pale Ale“ wartet darauf getrunken zu werden. Ok, wech mit dem Zeugs…
Mi 06.02.2019 Trondheim – Kristiansund
„ja, doch“
Es stellt sich die Frage welche Rechtfertigung unser hochverehrter O. dafür hat, dass er seinen Neffen hat in der „Trondjhem Microbryggeri“ ins offene Messer, sprich ins schlechte Bier, hat rennen lassen? Gelten würde, a) er war noch nie da, b) als er das letzte Mal da war, gab es das Etablissement noch nicht oder c) das letzte Mal hat das Øl noch so gut geschmeckt, dass man davor noch nicht warnen musste. Ich bin auf seine Version gespannt.
Wieder im Hotel zurück gluckerte es immer noch, es hörte sich an, als ob ständig irgendwo Wasser läuft und das durch die Wand rauscht. Wie sich dann heraus stellte war es die Heizung, wenn man sie zu drehte hörte auch das Gluckern auf. Dann war es himmlisch still.
Fast Punkt 8 Uhr bin ich zur Hoteltür raus und habe mir in der Bäckerei „Godt Brød Trondheim“ etwas zum Frühstücken geholt, dazu hat man vom Hotel einen Bon mit einem Rabatt, weil es dort kein Frühstück hat. Die Bäckerei liegt fast um die Ecke. Zwei junge Bäcker standen in der offenen Backstube und bereiteten Backwaren zu. Neu war meiner Meinung nach ein kleiner weiterer Tresen, an dem Sandwiches frisch zubereitet wurden. Und Kaffee to-go war mir auch neu. Die leckeren Teile die ich hier bei der letzten Gelegenheit erstanden hatte waren entweder schon aus oder heute nicht im Angebot. Es gab nur Rosinenbrötchen, davon habe ich mir drei genommen und einen Kaffee to-go. Die Brötchen waren lecker, schön saftig. Auch hier wieder das Urteil, da merkte man, dass das keine Fabrikware war, sondern vom Bäcker deines Vertrauens.
Es war bei Abfahrt in der Stadt mit -9 °C ziemlich frisch, der Verkehr war mäßig, in der Kernstadt waren eh vergleichsweise wenig PKW unterwegs, dafür viele Busse. Eine der Hauptverkehrsstraßen war umgestaltet, es gab auf beiden Seiten Radwege und dann einen kompletten Haltebereich für gleich mehrere Busse, quasi mitten auf der Straße, so dass Autos auf jeden Fall anhalten müssen. Aber eine City-Maut, so wie z. B. in Oslo, gibt es meines Wissens nach (noch) nicht.
In Richtung Osten war es fast wolkenfrei, die Sonne kündigte sich orangerot an. Auf der schnell breiter werdenden Ausfallstraße kommt man gut voran. Nun suchte ich einen Platz um die schöne Wettersituation zu fotografieren und fuhr einfach bei der nächsten Gelegenheit ab. Da wo ich dachte führte die Straße aber nicht hin. Das war aber nicht schlimm, denn ich sah ein Hinweisschild für Granåsen.
Das war mir bekannt, dort sind zwei Sprungschanzen die man auf einer Webcam sehen kann. Also geht es dahin. Direkt von der Straße ab ist ein riesiger Parkplatz, dort standen nur eine gute handvoll Autos. Der Knaller war, dort feuerten zwei Schneekanonen volles Rohr, dabei lag da echter Schnee genug herum, irre. Allerdings muss man sagen, dass vor 2-3 Wochen auf der Webcam zu sehen war, dass der vorher üppig liegende Schnee dahin gemeuchelt war. Und LKWs karrten Schnee heran, somit scheinen die den Schnee also für schlechte Zeiten auf Vorrat zu produzieren.
Dann wieder zurück auf die [E6] und dem heutigen Tagesziel Kristiansund entgegen. Schon kurz hinter Trondheim fiel die Temperatur ständig weiter, zwischenzeitlich auf -18 °C. Auch die Zwanzigermarke wurde geknackt, für kurze Zeit hatte es -22 °C. Auch wenn es um Oppdal heute wohl den höchst gelegenen Punkt der Strecke hatte war zu dem Zeitpunkt die Temperatur schon wieder am steigen. Innerhalb kürzester Zeit auf 0 °C.
An einem Fotohalt stellte ich fest, dass das Auto nicht einfach nur total verdreckt war, das war offensichtlich, nein es war auch großflächig – mutmaßlich von Tauben – verk___t. Was für eine Sauerei. Dass die Karre auf so einer Fahrt total verdreckt nach Hause kommt ist nix Neues, aber diese Placken, geht ja gar nicht. In Kristiansund hatte ich zuerst getankt und bin dann erst auf die Idee gekommen, vllt. doch in eine Waschstraße zu fahren, die Temperaturen sind ja mit um den Gefrierpunkt kein Hinderungsgrund, außerdem steht das Auto später recht warm an Bord des Schiffes.
An einer Tankstelle mit Waschanlage fuhr ich ab, ging in den Shop und fragte, ob ich eine „bilvask“ (Autowäsche) haben kann – jetzt mal unbenommen der Tatsche, ob man wirklich so fragt, ein Norweger würde das evtl. anders formulieren, denn genau genommen will ich ja keine Auto-Wäsche sondern die Karre soll sie bekommen. Es kam die Gegenfrage, ob ich auch die Spezialbehandlung XY haben wollte. Was das sein könnte hatte ich allerdings nicht verstanden und bat um Aufklärung. Dann fragte mich die Fachkraft, ob ich „German“ wäre, ich sage, ja. Und dann traue ich meinen Ohren nicht, in breitestem Sächsisch erklärt er mir dann, dass mit diesem Asphaltentferner nicht nur der Asphalt sondern auch das Salz entfernt wird. Es wird noch besser, nun schaltet sich auch noch die zweite Servicekraft hinter dem Tresen ein und stimmt seinem Kollegen ebenfalls auf Sächsisch zu. Ich dachte ich bin im falschen Film.
Jetzt habe ich also auch mal eine norwegische Auto-Waschanlage von innen gesehen. 😎 Das Ergebnis war ordentlich.
In der Nähe des Hurtigruten-Terminals habe ich geparkt und bin in „die Stadt“ gelaufen. Es ist alles sehr übersichtlich. Im Hafen liegt ein altes Hurtigruten-Schiff, die „Nordstjernen“. Gegen 16 Uhr war ich wieder am Auto zurück, es begann zu schneien, immer heftiger. Gegen 16:30 Uhr sollte das Schiff ja ankommen und in der Tat, da bog es auch schon um „die Ecke“ und steuerte die Mole an. Nun schnell die Karre an Bord, an der Rezeption die Kabinenkarte besorgen (das Mädel dort fragte etwas irritiert, ob ich nicht schon mal an Bord war, ja, das war ich 😎) und an Deck. Denn die Lichtverhältnisse waren noch gut und auch das Auslaufen konnte noch mit guter Beleuchtung gefilmt werden.
Nun sitze ich in einem Bereich auf Deck 7 in dem Pianobar-Musik gespielt wird, also nicht live sondern aus der Konserve, aber das macht nix, es ist herrlich, warum hatte ich das vorgestern nicht schon entdeckt. Und hier kann man genauso wenig draußen sehen wie ein Stock höher. 😎 Jetzt spielt sogar das e.s.t., ja großartig.
Meine Kabine liegt auf Deck 2, ziemlich weit am Bug, das bedeutet, selbst bei mäßigem Seegang wie jetzt rauscht und bollert die See so stark, dass es relativ laut und unruhig ist. Mal sehen wie das schlafenstechnisch so wird.
Es ist 22:44 Uhr und auf Deck 7 ist schon alles ausgestorben, auch die Musik wurde ausgestellt, <hmpf> Bin mir nicht sicher, ob ich noch ein Øl ergattern könnte, das geht aber nur auf Deck 8, also hurtig mal eine Ebene nach oben… Ja, der Bartender ist noch auf Sendung. Es spielt noch Musik, „I'm a soul man“, das kann sich hören lassen. Es sitzt nur noch eine handvoll Passagiere da. Wenn man es richtig deutet, dann schüttet es draußen. Die Wettervorhersage für morgen, Bergen, na, dreimal darf man raten, es soll regnen. In Haugesund auch, selbst für Haukeli ist am Samstag Regen bei +1 °C vorhergesagt. Das ist krass, denn das liegt ziemlich hoch, knapp 1.000 Meter, wenn ich mich nicht täusche.
Seit Kristiansund fahren wir die ganze Zeit so nahe an der Küste entlang, dass man immer irgendwo Lichter an Land sieht, die See ist weiterhin ruhig.
Es spielt Musik von vor den üblen 80ern, guter Bartender 😎 Er pfeift, leicht schräg, dazu, cool. Das gibt extra Punkte in der Kür. So, jetzt sei der letzte Satz für heute notiert. Ende Gelände.
Do 07.02.2019 Bergen – Haugesund
„kein Regen, doch Regen“
Die See war über Nacht weiter ruhig geblieben, aber die Wellen schlugen laut an den Bug, unruhiger Schlaf deshalb. Der Frühstücksraum war gut gefüllt und komischerweise war der hintere Teil noch nicht geöffnet, trotzdem konnte ich ausnahmsweise einen Fensterplatz ergattern. Aber es war nicht die Sonnenseite, die andere Seite allerdings auch nicht, es ist sehr trüb, die See ist weiterhin gnädig. Nach dem ausgiebigen Frühstück habe ich schon mal das Zeugs gepackt und die Kabine geräumt, um 10 Uhr soll sie geräumt sein.
Um 10:30 startet auf Deck 8 die Musikstunde, die Hinweise des Guides per Ansage sind lustig formuliert, man möge doch seine Mobiltelefone beim späteren Verlassen des Decks wieder einschalten und könnte dann auch wieder dem Gefängnis des Mundes Worte entweichen lassen.
Es kommt auch zum Vortrag von „Morning Mood“ [1], Peer Gynt Suite No. 1, Opus 46, ist das nicht herrlich… Da kann es draußen noch so ungemütlich sein, da geht trotzdem die Sonne auf. Edvard Grieg ist gleich zwei Mal vertreten. Das zweite Grieg-Stück ist ebenfalls aus Peer Gynt Suite No. 1, Opus 46, „Åses Død“ („The Death of Åse“). Dieses Mal hat es neben den norwegischen Titeln nur englische Übersetzungen. Eine sehr schöne Zusammenstellung der Musik, tusen takk.
Der Guide verkündet am Ende, dass man nun wieder seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen kann, das Mittagessen wird serviert. Also ich habe noch keinen Hunger, allerdings wird heute nur bis 13:00 Uhr etwas zu bekommen sein.
Bisher habe ich ja mittags eher selten was gegessen, jetzt hier auf dem Schiff hat man ja Zeit. Nach dem Essen könnte man glatt ein Mittagsschläfchen machen.
Heute scheint das Schiff fast pünktlich an zu kommen, es ist 13:49 Uhr und der Hafen von Bergen ist schon zu sehen. Zu bemerken ist, es regnet nicht! Ja hallo, was ist denn hier kaputt? 😎
Hatte nicht genauer auf die Uhr geschaut, aber ich glaube wir waren sogar etwas früher angekommen, planmäßige Ankunft war ja erst 14:30 Uhr. Aus Bergen heraus war man flott, der übliche Feierabendverkehr hatte wohl noch nicht eingesetzt. Da ich dem Navi abgewöhnt hatte mir Routen unter Benutzung von Fähren vorzuschlagen, ich diesen Umweg aber nicht fahren wollte, also erst mal die Optionen geändert und dann konnte man auch die Route wählen bei der man nur eine Fähre nutzt, die von Halhjem nach Sandvikvåg. Und nur wenige Minuten später nach dem ich am Fähranleger ankam lief auch schon die Fähre ein, perfektes Timing. Diese Strecke bin ich ja schon mal gefahren.
Ab 01.01.2019 kann man die Fähre auch mit AutoPass bezahlen, allerdings stand da noch ein Hinweis am Kassenhäuschen, den ich nicht so genau zu deuten wusste. Aber die Dame im Häuschen hat mich mit dem brikke durch gewunken. Die Zahlstation hatte ich allerdings noch nicht ausmachen können, evtl. kommt sie erst auf der anderen Uferseite. Kaum hatte ich den Wagen verlassen, die Fähre hatte schon abgelegt, ging bei einem Wagen die Alarmanlage an. Ich dachte sofort, das ist bestimmt meine Reisschüssel, denn auf der Fähre von Nesna nach Levang sah ich von innen alle vier Blinker munter vor sich hin blinken, die Alarmanlage hatte ich allerdings nicht gehört. Einmal auf- und wieder zu schließen behob damals das Problem. Heute ging ich erst mal vom obersten Deck wieder nach unten, um zu prüfen, ob es wirklich wieder meine Schüssel war. Und so war es. Also auf- und wieder zu schließen. Keine 20 Sekunden später ging das Gejaule wieder los. Man was ein Sensibelchen. Es half nix, ich hatte schnell ein paar Fotos geschossen und ging dann wieder zurück ins Auto. Jetzt sitzt man fast 40 Minuten in der blöden Schüssel rum. Vermutlich deutet irgendein Bewegungsmelder im Auto das Geruckel, im Zusammenhang mit dem Stillstand des Fahrzeugs, als Diebstahlversuch.
Dann eben noch mal kurz die Augen zu und etwas „power napping“. Die Fähre legt an und es schüttet wie aus Kübeln, bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt.
Bei dem Wetter habe ich keine weiteren Fotostopps eingelegt. Das Navi hatte mich gut zum Ziel gebracht. Heute bin ich ja in keinem Hotel untergekommen, sondern in einem Appartement. Zum Glück hatte ich mir das Ganze schon mal im Internet angeschaut und wusste wie das Gebäude aussieht, denn nach einer Hausnummer habe ich lange gesucht. Es ist ein Neubau. Die Frage die sich mir stellte, wie komme ich nun in das Haus und in die Wohnung. Nicht lange gefackelt und die Nummer angerufen die bei der Buchung angegeben war. Die Stimme am anderen Ende entschuldigte sich sofort dafür, dass evtl. die Reinigung der Wohnung noch im Gange sei. Das Zugangsprozedere wurde beschrieben und voila, Sesam öffne dich. Als ich die Wohnungstür aufschloss war die Reinigungskraft gerade mit letzten Handgriffen beschäftigt. Jetzt galt es alle Norwegisch-Kenntnisse zusammen zu kratzen, denn sie war Polin und sprach wohl kein Englisch, aber wir kamen klar. Sie sei heute erst gegen 16:30 Uhr aus Polen wieder zurück gekommen und sofort vom Besitzer zum Dienst gebeten worden, um die krank gewordene andere Kraft zu ersetzen. Das Timing war perfekt, als ich meine Sachen aus dem Auto holte begegnete sie mir schon. Alles tip-top in Ordnung.
Noch mal kurz checken wie ich zu Fuß in die Stadt komme und wo die Kneipe liegt wo ich hin will. Habe die dann auch auf Anhieb gefunden, aber es ist wirklich nur eine Kneipe, da gibt es nix zu Essen. Aber kein Problem, hier hat es eine Kneipe, Restaurant und „Nattklubb“ nach der Anderen. Wenn sich nix finden lässt, einen EGON hat es hier auch, als Notnagel. Aber war nicht nötig, bin in der „MM Cafe og Bar“.
Eigentlich ist ja Energie in Norge deutlich günstiger als bei uns, so wird ungeniert für die Raucher draußen vor Restaurants und Kneipen mit Wärmestrahlern geheizt. Aber in Restaurants und Kneipen ist man bei der Beleuchtung sehr sparsam, es ist so schummerig, dass man kaum die Karte lesen kann. Das ist natürlich geflaxt, die sparen da bestimmt keinen Strom, das ist auch in Sverige so Usus, bei der Beleuchtung wird im Zweifelsfall eher etwas zu wenig als zu viel eingesetzt.
Als Pivo habe ich ein „Skudenes IPA“ gewählt, obwohl es aus der Flasche kommt, schmeckt es um Längen besser als das in Trondheim. Und zu Essen gab es „Torskefilet“, da hatte ich mich ja bisher noch nie ran getraut. Hmm, war das lecker.
[1] Komischerweise gibt es hier gar keinen Originaltitel dazu, der deutsche Titel der mir in Erinnerung ist lautet aber in der Tat „Morgenstimmung“.
Fr 08.02.2019 Haugesund – Røldal – Haukeli
„Großes Geschenk“
Grau und trist war es bei der Abfahrt in Haugesund. Ach ja, noch ein Wort zum Appartement. Es liegt im vierten Stock des Gebäudes, alles ist eingerichtet für Menschen mit Beeinträchtigungen. Zwei Leute können hier bequem und mit viel Platz unterkommen.
Der absolute Knaller war der Monitor, ich schätze mal 50″ oder größer, das Typenschild habe ich mal fotografiert es aber noch nicht ausgewertet. Aber die Größe war nicht alles, das war nicht einfach Full-HD, das dann aufgeblasen wird, das war 4K, Hölle was ein Bild. Sich darauf die Fotos oder die Videos anzuschauen, grandios.
Eine Bäckerei habe ich auf der Fahrt durch die Innenstadt von Haugesund auf die Schnelle nicht ausgemacht, aber ich habe was Besseres gefunden, an einer Tankstelle gab es etwas typisch Norwegisches zu kaufen, ein „mat pakke“ (Essenspaket), in dem Fall vier üppig belegte Brote, eins mit Lachs, eins mit einer aufgeschnittenen Bulette, eins mit Salami und eins mit gek. Schinken und Käse, je mit Blattsalat und weiterem Beiwerk. Alle sehr lecker, natürlich nicht alle auf einmal.
Ruckzuck hatte es heftig angefangen zu schütten, nicht so schön. Und obwohl man schnurstracks ins Landesinnere fuhr ging es nicht bergauf, ewig fuhr man an unterschiedlichen Fjorden entlang. Plötzlich tauchte eine Bohrplattform am Ende eines Fjords auf, was ein Trumm von Stellage und nur wenige hundert Meter weiter noch eine, irgendwas mit Panama stand dran. Die werden doch nicht solche Plattformen in Norge bauen oder warten und dann wieder durch die halben Weltmeere zurück schippern.
Irgendwann war dann auch der letzte Fjord zu Ende und es ging endlich bergauf und dann dauerte es auch nicht lange und der Regen ging in Schnee über und es lag auch wieder jede Menge Schnee in der Landschaft. Den ganzen weiteren Tag, egal wie hoch ich auch kam, kälter als -2 °C wurde es nicht, selbst nicht auf über 1.000 m.
Einig Fotohalte folgten, denn ab und zu lugte sogar die Sonne etwas durch die Wolken. Am Rødal Skizentrum, direkt nach dem Tunnel, war etwas Betrieb. Vereinzelt wedelten ein paar Skifahrer die Hänge herunter. Allerdings war das Wetter jetzt nicht so traumhaft, dass es sich gelohnt hätte mit einem Sessellift nach oben zu fahren und die Aussicht zu genießen. Also ging es weiter. An der Stelle nach Rødal wo ich letztes Jahr fürs Kolonnekjøring in der Schlange stand war heute alles ok. Die Straße schraubt sich ab da immer weiter nach oben.
Weil ich an der Haukeliseter fjellstue bisher immer vorbei gefahren war, ich musste ja immer die Fähre in Kristiansand erreichen, hielt ich dieses Mal an. Genehmigte mir einen Kaffee und zwei außerordentlich leckere kanel (Zimt) Teilchen. Super fluffig und locker. Und wie ich so gemütlich da saß kam draußen über der Ebene die Sonne heraus, grandios. Nun aber jetzt ruckzuck die beiden Teilchen runter gedreht, damit man diese Wetterepisode auch fest halten kann. Dann noch schnell die warmen und breiten Winterstiefel angezogen, auf die lange Skihose hatte ich verzichtet, es war fast windstill und ich wollte ja auch keine ewig lange Tour unternehmen, was vermutlich eh nicht möglich war, denn abseits der kleinen Straße würde man vermutlich tief im Schnee versinken, selbst da wo Skilangläufer eine Spur gezogen hatten.
Und genau so war es, man sank knöcheltief ein, das war anstrengend so zu laufen. Und es zog sich auch langsam wieder zu. Also weiter auf die Piste. Nächster Halt dann am Haukelifjell Skisenter. Da stehen eine handvoll Lifte in der Gegend herum, alles Tellerlifte soweit ich das sehen konnte. Es war wenig los, die Piste direkt vor meiner Nase war minutenlang auf der gesamten einsehbaren Strecke komplett leer. Dann wedelten mal wieder 2-3 Leute runter, fuhren an den Skilift, 0 (in Worten Null) Minuten Wartezeit dort, und fuhren wieder nach oben. Gegenüber den Alpen sind das hier ja diesbzgl. wahrhaft paradiesische Zustände, allerdings sind die Abfahrten auch eher überschaubar lang und eher sanft, denn super steil.
Und wieder weiter zum Tagesziel Haukeli. Kurz am Hotel einchecken, schönes Zimmer, geräumig, zwei Sessel und kleines Tischchen. Erst mal kurze Pause auf dem Zimmer. Es fängt an zu schneien. Klamotten anwerfen und mal die Lage peilen, ob und wo man ein paar Schritte um den Block gehen kann. Und ja, es führt ein breiter, bestens geräumter, Fußgänger- und Radweg runter zur Tankstelle, ca. 800 m zu Fuß. Aber da hat es auch einen SPAR mit einer Postfiliale. Endlich eine Gelegenheit „frimerker“ (Briefmarken) zu kaufen. Der Schalterbeamte versichert mir, dass das Porto für eine Postkarte „Europa“ schlappe 21 NOK beträgt. Ich habe noch alte Briefmarken, die so ultra alt eigentlich nicht sein dürften, damals kosteten sie noch 13 NOK. Donnerschlag, das ist aber eine gesalzene Preiserhöhung. Die Homepage https://www.posten.no/priser sagt in der Tat 21 NOK für bis 20 g nach Europa, Unterscheidungen nach Briefen und Postkarten gibt es wohl keine. Aber digitale Übermittlungen hin oder her, es gibt ja auch noch nicht elektronisch angebundene Leute. Und wo es hin führt, wenn Leute die Briefpost nicht mehr benutzen haben wir ja auf Svalbard gesehen. Da wird einfach ein Postflieger gestrichen und dann ist das Geschrei groß.
Am Hotel hat es auch einen „Joker“ (Lebensmittelladen) dort habe ich mir mal ein paar hopfenhaltige Getränke gekauft, für den Abend. Denn der Plan ist, nicht im Hotel zu Abend zu essen, sondern ins „Nachbar“-Dorf nach Hovden zu fahren. Das sind 28 km Wegstrecke. Jetzt nicht unbedingt der Rede wert. Aber es geht direkt ab Hotel heftig nach oben (12% Steigung) mit ein paar schönen Serpentinen wie in den Alpen, dann geht es mehr oder weniger auf einem Level von 960 m recht gerade aus nach Hovden. Die Steigung war perfekt zu meistern, kein Rutschen oder Schlingern, auf der komplett verschneiten Straße, denn es schneite immer noch. Unterwegs hatte es schon ein paar nette Schneeverwehungen.
Im Restaurant habe ich erst mal gefragt, ob ich etwas zu essen bekommen kann, denn es saßen nur zwei größere Gruppen da, das sah etwas aus wie eine kleinere geschlossene Gesellschaft. Nein, nein, das geht klar. Ich hatte dann kaum bestellt, kam auch schon das Essen. Ich hatte mir Biffsnadder ([Beef]Steak-Leckerei) bestellt, aber da wusste ich noch nicht ganz genau was das eigentlich ist, klar, biff ist Fleisch, das wusste ich auch, aber was genau, das habe ich mal auf mich zukommen lassen. Der Teller stand dann auf dem Tisch, das sah schon mal sehr gut aus und roch auch so. Und dann, hmm, das war wirklich lecker, Filet in Streifen geschnitten, dazu gedünstetes Gemüse und Pommes, mit Beilagensalat. Alles sehr gut und nicht unscharf gewürzt. Eine sehr gute Wahl. Der Epplemost (Apfelsaft) war auch gut.
Dann wieder die gleiche Strecke zurück. Es schneite immer noch. Und obwohl in meiner Richtung kurze Zeit vorher ein Schneepflug vorbei gefahren war, hatten sich schon wieder einige Schneeverwehungen angesammelt. Aber alles halb so wild. Es fuhr sich perfekt, auch die steile Strecke bergab, mit den Serpentinen. Schade, dass die Strecke so kurz war. Aber zum Haukelifjell wollte ich nicht noch mal zum Spaß hoch, denn da war schon in Haukeli ausgeschildert, dass es da Kolonnekjøring hat. Das muss natürlich nicht sein. Also das Auto wieder geparkt und noch mal einen Spaziergang gemacht, dieses Mal noch etwas weiter als nur bis zum SPAR. Es schneite immer noch, nicht sehr wild aber ziemlich stetig.
Jetzt, kurz vor Mitternacht hat es aufgehört zu schneien. Was sich später nicht als korrekt heraus stellte, man konnte den Schneefall im Schein der Straßenlampen einfach nur nicht mehr so gut sehen.
Beim Sichten der Wettervorhersagen erscheinen ja auch immer vier Artikel die sich ums Wetter drehen, da waren heute zwei von Interesse
Artikel über Svalbard, das Bild zeigt einen alten Friedhof („Auf Svalbard treffen beide, Lebende und Tote, auf die Klimaveränderungen“):
Und noch ein Artikel über Svalbard („Im schlimmsten Fall kann es zehn Grad wärmer werden“)
Sa 09.02.2019 Haukeli – Rjukan – Haukel
„knapp verfehlt“
Ach ja, vielen Dank auch für das Feedback per Mail, Blog und Telefon. 😎 Sehr nett, das.
Frühstück gibt es erst ab 8 Uhr, also heute früh keine Eile. Den ganzen Abend hatte ich gestern komische Geräusche im Zimmer gehört und heute früh bestätigte sich meine Vermutung, es waren Dachlawinen. Das davon auch mein geparktes Auto betroffen sein könnte, war mir gar nicht in den Sinn gekommen. Der Rezeptionist hatte mich dann auch gleich angesprochen und mich gebeten das Auto umzuparken. Ja Heiland, da waren schon ganz schöne Massen runter gerauscht. Die Fläche wo mein Auto stand war noch nicht abgerutscht.
Das Frühstück war mengenmäßig nicht so üppig aber auf den zweiten Blick war es doch sehr abwechslungsreich.
Dann Abfahrt in Richtung Rjukan, eine Wegstrecke ca. 90 km. Wie die aussehen würde, welche Steigungen, welches Gefälle, wie klein und schmal oder groß und breit die Straßen sein würden, ich hatte keine Ahnung. Zurück blickend kann man sagen, es war alles dabei. Bevor man in den Ort Rjukan rein kommt sieht man noch von der steil im Hang verlaufenden Straße das ehemalige Wasserkraftwerk Vemork. Nach meinen Informationen kann man es im Winter nicht besuchen, ja kann es noch nicht mal erreichen. Im Sucher der Kamera sah ich allerdings Leute am Gebäude und auf meiner Bergseite einen kleinen Parkplatz wo auch Leute standen. Also bin ich da bei nächster Gelegenheit auch runter gefahren. Das erste was ich dann konkret sah, war ein norwegischer Soldat bewaffnet bis an die Zähne, aber er war alleine. Ihn ansprechen wollte ich nicht, auch wenn er meinem Blick nicht auswich. Auf der Brücke stehend vernahm ich Stimmen aus der Schlucht. Da waren ein paar Leute am Klettern, in einem gefrorenen Wasserfall. Auf Ideen kommen die Leute. Die kleine Straße schlängelte sich den Berg hoch. War es vorher noch fast sonnig und hell gewesen, kam jetzt eine Nebelwand das Tal hoch gezogen und es wurde feuchtkalt. Am Gebäude angekommen stellte ich fest, da ist eine Ausstellung zu besichtigen. Und ich hatte mein Portemonnaie im Auto gelassen, weil ich davon ausging, da gibt es eh nix zu gucken. Also zog ich wieder ab. Auf dem Rückweg fragte ich dann einen anderen Soldaten was sie da machen, er antwortete: „An Exercise“. Na, da war ich beruhigt. Im Auto stellte ich dann fest, ich hatte den Geldbeutel doch dabei gehabt. Na das fängt ja gut an heute.
Dann weiter runter nach Rjukan. Dort gibt es den Sonnenspiegel zu begutachten. Naja, wenn a) die Sonne scheint und b) dann auch nur eine Stunde lang im Winter. Punkt a) war schon mal nicht erfüllt und ob der Zeitraum gerade angesagt war, war nicht zu ermitteln. Aber eine coole Idee ist es schon. Weil im Tal im Winter kein direktes Sonnenlicht scheint hatte schon jemand vor über hundert Jahren die Idee so eine Konstruktion zu installieren. Nun hat es vor ein paar Jahren ein Künstler in die Hand genommen und das durchgezogen. Die drei Spiegel werden quasi automatisch der Sonne nachgeführt und sie wird dann immer auf einen zentralen Punkt im Ort gelenkt. Die Temperatur kann dann lokal da unten im Tal um 3-4 °C steigen.
Der eigentliche Höhepunkt der heutigen Reise sollte aber der Gaustatoppen sein, er ist 1883 m hoch und kann auch von so fußlahmen Leuten wie mir bequem erreicht werden. Mit dem Auto fährt man hoch zum Parkplatz Stavsro (auf 1173 m) und dann mit einer Flachbahn ca. 850 m in den Berg und dann mit einer Standseilbahn 1045 m hoch. Das war der Plan. Aber mit dem Auto, genau genommen mit meiner Reisschüssel, auf so ein Höhenlevel zu kommen, das ist die Hürde die zu nehmen ist. Der größte Teil der Strecke ist eine ganz normale Straße die alle anderen „Normalos“ nehmen um zum darunter liegenden Skigebiet zu gelangen. Bis dahin alles völlig normal. Aber dann wird die Straße zu einem einspurigen Weg und steiler, alleine wenn da schon einer entgegen käme, da wäre ich aufgeschmissen, da würde ich nie wieder anfahren können. Es kommt aber keiner entgegen ich komme gut voran. Dann kommt ein kleiner, wirklich ein kleiner, Parkplatz in Sicht, aber der ist schon gefüllt, kein Platz mehr. Der Weg macht eine Kurve und wird noch steiler, ich werde langsamer, bleibe stehen und dann komme ich nicht mehr vorwärts.
Der Versuch zum Parkplatz am Tunneleingang für den Gaustatoppen zu kommen ist mir ja nicht gelungen. Allerdings war ich wirklich fast angekommen. An der Kurve im rot umrandeten Kasten ging es noch mal etwas steiler nach oben und ich bin etwas langsamer gefahren, weil es hätte ja jemand entgegen kommen können. Der Weg (Straße kann man nicht sagen) war ja hier nur einspurig. Tja und dann ging es nicht mehr vorwärts, die Reifen drehten durch und ich musste den Rückzug andrehen. Im Rückwärtsgang ging es dann bis zu der Stelle wo sich die Straße gabelt (dort wo Grosetåe steht). Nur wenige hundert Meter, aber es war sehr spannend. 😎
Rückwärts wieder den Weg runter, schmachvoll, aber was wollte ich machen. Es hakelte ein paar Mal, genauere Details spare ich mir, einen Adrenalin-Kick gab es auf jeden Fall gratis auf dieser abenteuerlichen Rückwärtsfahrt. Dann also doch ein Abstecher zum allgemeinen Skigebiet. Dort kurzer Spaziergang auf einem Weg der auch von Langstreckenläufer genutzt werden konnte und der so platt gewalzt war, dass man mit meinen breiten Winterschuhen nicht einsank. Es schneite teilweise heftig. Den Versuch in der „Alphütte“ was zu essen habe ich schnell wieder aufgegeben. Lange Schlange am Tresen, alle Sitzplätze belegt, nee, so hungrig war ich dann doch nicht.
Ach ja, in Rjukan hatte ich ja vorher noch im Auftrag Erkundigungen zur Rjukanbanen einziehen sollen, aber mehr als das ich alles mal fotografiert habe, übrigens deutlich mehr Material als was ich hier veröffentliche, war nicht drin. Da gab es keinen Fahrplan, nix.
Nach der Gaustatoppen-Tour bin ich dann noch zum Endbahnhof, oder Startbahnhof, je nach Sichtweise, gefahren, nach Mæl. Auch hier nix Fahrpläne, sondern nur viele Fotos.
Für die Rückfahrt wollte ich eigentlich nicht wieder die gleiche Strecke fahren zumal man davon ausgehen musste, dass der Regen die Straßenverhältnisse nicht gerade verbesserte. Allerdings hatte ich auch keine Ahnung welche Straßen mich auf der Alternativen erwarten würden. Zeitlich war ich nicht in Not, wenn ich um 18 Uhr wieder in Haukeli war, dann wäre das völlig in Ordnung gegangen und die Alternative sprach von einer Ankunft um ca. 20 Uhr bei Wahl der Alternative, also wäre man in Wirklichkeit sicherlich deutlich früher dort gewesen. Also fuhr ich die Alternative, die das Navi sogar recht schnell von selbst anbot. Dann schnarrte die Navi-„Tante“, dass sich die Bedingungen auf der Strecke geändert hätten und ob man eine neu Route wählen möchte. Was nun der Grund war, erfuhr man nicht, Dreckding. Und simsalabim, es bot mir wieder die Stecke an die ich gekommen war. Nun gut, da war ich nun schon eine ganze Weile in die Falsche Richtung gefahren, aber egal, umdrehen und wieder zurück nach Rjukan.
Die Straße am Ende von Rjukan steigt dann recht schnell wieder an, aber man konnte gut fahren. Der Regen ging wieder in Schnee über, alles war ok. Plötzlich hatte ich mehrere andere Autos vor mir die fast im Schneckentempo fuhren, warum, war mir nicht klar. Die Autos hatten norwegische Kennzeichen, die Einheimischen fahren aber eigentlich alle ziemlich zügig, ohne natürlich zu „heizen“. Klar, kann auch sein, dass es Touris mit Mietwagen waren. Einige Fahrzeuge bogen ab, andere konnten auf freier Strecke überholt werden. Dann bog ich ab auf eine Nebenstraße, heidernei, da lag ordentlich viel Schnee und ein langes Stück ist sie schmal und sehr kurvenreich, entlang eines Sees. Und am Ende würde die Straße dann auch noch mal ordentlich steigen, bevor sie dann quasi in Haukeli wieder endet. Langsam wurde es auch düster und es schneite immer noch. Gute Landung in Haukeli.
Und als ob ich heute noch nicht genug gefahren wäre nur ein kurzer Zwischenhalt am Hotel und wieder nach Hovden zum Abendessen gefahren. Eigentlich hätte ich noch mal das Biffsnadder essen sollen, das war sicher kaum zu toppen, ich entschied mich dann aber dann doch für den „Viltburger“. Der war auch sehr üppig und lecker, aber trotzdem ganz geschafft hatte ich ihn nicht, obwohl ich mittags gar nix gegessen hatte. Auf der Rückfahrt nach Haukeli hatte es ausnahmsweise mal nicht geschneit.
So 10.02.2019 Haukeli – Kristiansand – – Hjørring
„Überraschungen“
Heute hatte ich ja viel Zeit, von Haukeli nach Kristiansand sind es nur gut 200 km. Und so eine knifflige Strecke wie über das Haukelifjell stand auch nicht mehr an. Lediglich der kurze Anstieg, immerhin 12%, ab Haukeli auf dem [Rv 9], wenige Kilometer lang. Kurzes Frühstück, packen und dann zum Auto. Ja heiliger Bimbam, der ganze Parkplatz war total verschneit, man stapfte durch einige Zentimeter Neuschnee und es schneite heftig. In den paar Sekunden in denen ich das Gepäck im Kofferraum verstaute wehte es einigen Schnee herein. Dann das Auto vom Neuschnee befreien, ging gut, man musste nicht kratzen. Dann den Wagen zurückgesetzt, Vorwärtsgang, tssssssssss, die Reifen drehen durch, es ist topfeben an der Stelle. Ein wenig vor und zurück, aber da ging nix. Ich habe mir dann die große Schaufel, die außen am Hotel steht, geholt und rings um das Auto den Schnee weg geschaufelt, püh, da wird einem gleich warm. Wieder ins Auto gesetzt, nichts geht.
Da sah ich einen Traktor-Fahrer der auf den Nebenstraßen den Schnee weg fräste, ich lief zu ihm hin und fragte, ob er mir helfen könnte. Ja, nee, eigentlich nicht. Ich solle mich ans Hotel wenden. Nun gut, dann wieder an die Rezeption und mein Problem geschildert, ja, kein Ding, sie ruft jemanden an der hilft. Ich wartete draußen, schaufelte noch mal etwas, probierte es noch mal, das hatte aber keinen Zweck. In Nullkommanix war das Auto wieder zugeschneit. Keine Ahnung wie lange ich wartete, obwohl ich absolut nicht in Zeitnot war, man ist doch etwas unruhig. Dann kam der Traktor-Fahrer und räumte erst mal die Zufahrt frei. Er stieg aus und ich fragte, ob er ein Seil hat. Ich hatte nämlich in der Zwischenzeit schon die Abdeckung vorne im unteren Spoilerbereich entfernt und den Haken eingedreht in den man dann ein Seil hätte einhängen können. Nee, ein Seil hätte er nicht, bzw. nur eins von so ca. 50 cm Länge. Das würden wir, die Rezeptionsdame war nun auch dazu gekommen, schon so „schaukeln“, meinte er. Ok dachte ich, probieren geht über studieren. Gleich auf Anhieb klappte es natürlich nicht, aber man merkte es kam schon etwas Bewegung in die Sache. Dann noch mal vorne etwas schieben und zack, stand das Schüsselchen auf der geräumten Spur. Veldig bra (sehr gut). Meine letzten 100 NOK in Scheinen wollte ich dem Traktor-Sjafør vermachen, aber er war nicht zu erweichen. Die Rezeptionsdame meinte, dass sie ihn dafür entlohnen würde. Ok, dann bedankte ich mich tausend Mal und fuhr los.
Die [E134] die ich kreuzte war gut geräumt, aber der [Rv 9], uiuiui, da war schon längere Zeit kein Räumfahrzeug mehr gefahren und auch kein Auto, zumindest nicht auf meiner Spur. Zuerst steigt die Straße noch moderat an, aber flott werden die 12%-Steigung erreicht, incl. zweier Spitzkehren vom Feinsten. Zunächst benutzte ich mit den linken Rädern die eine Reifenspur der Gegenseite und weil auf Sicht keiner kam fuhr ich dann komplett auf der linken Spur. Die Spitzkehren fuhren sich ohne den kleinsten Durchdreher. Irgendwann hat man dann die Steigungsstrecke mit den vielen Kurven geschafft und von da an fährt man im Prinzip von knapp 900 Höhenmeter der See entgegen. Wirklich knifflig wurde es nicht mehr.
Nun stellte sich nur noch die Frage, ab wann würde der Schneefall in Regen übergehen und der Schnee auf der Straße in Schneematsch. Denn selbst auf 900 m waren es nur bescheidene 0 °C. So dauerte es auch nicht so arg lange, gefühlt vllt. eine halbe Stunde und der Punkt war erreicht. Und eins steht fest, die Bergfahrt mit 12%-Steigung auf ungeräumter Spur war deutlich einfacher zu fahren als im Schneematsch, der das Auto wie in Spurrinnen ständig „schwimmen“ lässt, da muss man deutlich vorsichtiger fahren.
Selbst die äußerst konservative Prognose des Navi lässt mich lange vor Abfahrt der Fähre in Kristiansand ankommen. Da sehe ich einen kleinen Umweg nach Kristiansand und biege auf eine kleinere Straße ab. Sehr kurvig, Berg und Tal, dann öffnet sich die enge Schlucht und bietet einen Blick auf einen See und ein kleines Dorf auf einem Bergrücken. Das sah gut aus, da könnte man hin fahren und mal schauen, ob sich dort ein guter Blick auf den See bietet. Aber gar nicht nötig, etwas weiter am See entlang sehe ich Leute direkt am Ufer entlang laufen. Da ist ein kleiner geräumter Weg, ja super. Also zum Seeufer gefahren und einen kleinen Spaziergang absolviert. Wunderbar, die Sonne kam sogar mal kurz durch die Wolken und so sah alles gleich viel „hyggeliger“ aus.
Trotzdem war es für die direkte Fahrt ans Terminal noch zu früh. Also erst mal an den Bahnhof gefahren, ein paar Fotos schießen und eruieren, ob man Material für Daheimgebliebene abgreifen kann. Weiter in die Stadt, ziellos. Wenn man parken will ist überall das Parkschwein zu füttern. Dann bot sich plötzlich der Anblick von einer schönen Stelle am Ufer und dann auch noch mit blauem Himmel. Da muss sich doch ein Plätzchen finden lassen, wo man mal die Karre für ein paar Minuten abstellen kann. Ja, gibt es. Und die Ecke da ist wirklich nett. Der genaue Name des Viertels ist mir schon wieder entfallen, muss ich später noch mal nachschlagen. Dort hat es auf jeden Fall jede Menge Restaurants und Kneipen und das alles um eine kleine Wasserfläche gruppiert. Wenn ich noch mal so viel vor der Zeit in Kristiansand ankommen sollte, dann wäre das der Platz wo man sicher was Leckeres zu essen bekommen würde. Unterwegs hatte ich nämlich nur einen Salat gegessen. Dort wunderte ich mich zuerst noch, warum aus der Tankstelle eine Frau mit zwei Packen Blumen in Plastikfolie umschlagen kam. Als ich drinnen saß und den Salat, mit „reke“ (also „Würmchen“, sprich Krabben), verknabberte, trabte wieder jemand mit Blumen aus dem Laden. Ja klar, das hatte ich doch die letzten Tage schon häufiger gesehen: „Husk, søndag, morsdag“, also am Sonntag ist Muttertag. Ja ja, Muttertag fällt von Land zu Land auf sehr unterschiedliche Tage.
Es waren also ein Sack voll schöner Fotos in der Kiste, da kann man nun beruhigt zum Terminal fahren. Das Ticket hatte ich schon griffbereit, da fragt mich das junge Mädel am Checkin, ob ich „Markus“ sei. Total perplex sagte ich „ja“, das Ticket war gar nicht von Nöten. Bleibt ja nur eine Möglichkeit, sie checkt das Nummernschild während man an das Häuschen heran fährt oder eine Kamera scannt das Schild und präsentiert ihr die Bordkarte, denn die hatte ich in wenigen Sekunden in der Hand. Es standen schon zwei Schlangen Autos da. So arg viele kamen dann gar nicht mehr dazu. Kaum war ich ausgestiegen konnte man um einen kleinen Berg die Fähre sehen, das müsste also eine recht pünktliche Überfahrt werden.
Die Fähre „parkte“ flott ein und es ergoss sich ein nicht enden wollender Strom an Fahrzeugen, schon beim Einlaufen hatte man auf der vollen Breite LKWs draußen an Deck stehen sehen. Meine Reihe fuhr als erstes los. Ich hatte kaum geparkt und mein Zeugs gesammelt, da fuhren auch schon die letzten Fahrzeuge auf. Auf meiner Seite waren zwei Fahrspuren komplett leer, die ganzen Zwischendecks sowieso. Und das zeigte sich dann logischerweise auch innen, gähnende Leere überall, sowohl in den Bereichen wo man noch mal extra zahlen muss und etwas separiert vom „Holzklasse-Volk“ sitzt, als auch im restlichen Bereich wo man sich frei setzen kann. Also sonntags scheint es deutlich ruhiger zu sein als freitags.
Kaum war ich auf das oberste Deck nach draußen geklettert klappte auch schon die Anlandeklappe hoch und die Leinen wurden losgemacht, deutlich vor der Zeit. Also wenn jemand ohne Ticket auf den letzten Drücker kommt, dann ist Essig. Die letzten Sonnenstrahlen tauchen die Stadt in ein freundliches Licht. Was ein Unterschied zur letzten Überfahrt, da goss es in Strömen, das Außendeck hatte ich da glaube ich gar nicht aufgesucht. Zwischenbemerkung: mir gegenüber am Tisch sitzt eine Frau die hat während sie sich gesetzt hat, vor vielleicht 20 Minuten, noch kein einziges Mal Luft geholt sondern nur „geschnattert“, die Begleitung hört gespannt zu. Faszinierend.
Da ich beabsichtige heute Abend in Hjørring wieder in das Restaurant zu gehen wo ich auch letztes Mal war (Cafe Chic Oldschool; Jernbanegade 3), habe ich an Bord nur einen Fruchtsnack zu mir genommen und die fettigen und total ungesunden - aber vermutlich nicht unleckeren - Pølser mit einem Berg von Pommes plus „rot+weiß“ links liegen lassen.
Die vom Kapitän in seiner Ansage angekündigte etwas unruhige Überfahrt hat sich bisher nicht eingestellt, das Schiff (er bezeichnete es als „Vessel“ und nicht als „ship“) läuft sehr ruhig mit minimalen Schwankungen. Laut Ansage soll die „Vessel“ um 19:45 Uhr in Hirtshals ankommen, das wäre in 30 Minuten.
Ach ja, die gewünschten Fahrpläne der Fähren Kristiansand-Hirtshals und Larvik-Hirtshals habe ich ergattert.
Ja, was eine Pleite, das Cafe Chic Oldschool hat sonntags geschlossen. Und an einem Restaurant direkt neben dran haben sie auch gerade den Laden dicht gemacht, um 20:45 Uhr. Die Dänen scheinen früh zu Bett zu gehen. Dann forschen Schrittes wieder zurück in die Fußgängerzone. Beim lokalen Italiener brennt immerhin noch Licht, ein Gast ist nicht auszumachen, aber draußen steht ein Schild, das bis 22 Uhr offen wäre, immerhin.
Keine Ahnung wie der Pizzabäcker das gemacht hat, aber so schnell hatte ich eine georderte Pizza noch nicht auf dem Tisch stehen. Geschmacklich lag das zwischen sättigend, recht fad und es hätte deutlich schlimmer kommen können. War aber schließlich mein Fehler, hätte checken müssen ob das Cafe Chic Oldschool auch an Sonntagen geöffnet hat. Vor allen Dingen muss man die Öffnungszeiten auch im Hinblick auf die Schließungszeit im Blick haben.
Di 12.02.2019 Grinsted – Kolding – Hamburg – Bremen – Leverkusen – Köln – Hahnstätten
„Der normale Wahnsinn“
Filmreife Szene an einer Autobahn-Tankstelle: An der gegenüberliegenden Zapfsäule steigt eine junge Frau, die gerade von der Kasse kommt, in ihren Wagen ein und macht dann was? Sie klappt die Sonnenblende runter und fängt an sich die Augenbrauen zu, wie nennt man das, färben. Hinter ihr steht eine Geschlechtsgenossin im Auto und wartet, dass sie tanken kann. Was soll man da nun als männlicher Zeitgenosse tun. Sagt man dazu nun einen Ton ist man gleich ein Macho-Schwein. <argh>
Die Erlebnisse als Hörbuch