Unterkunft
SunriseSunset
Heute also das erste Konzert um 20:00 Uhr im Kulturhuset mit Ola Kvernbergs Steamdome und im Anschluss um 22:00 Uhr Janove.
Fast schon Routine, Frühstück im Hotel, Fahrt zum Flughafen, Bordingpass aus dem Automaten ziehen, Gepäckstück am Schalter aufgeben, Security-Check, warten, endlich Mal Zeit die ZEIT zu lesen. Das Wetter ist wieder traumhaft, strahlend blauer Himmel, bis die Sonne aber hinter den hohen Bergkuppen aufgeht dauert es noch eine Weile. Irgendwann brandet sie dann ganz unvermittelt durch die großen Scheiben und es kommt auch keiner, der sie wieder mit Jalousien ausknipst.
Zum Bording wird rechtzeitig ausgerufen, man muss durch den Zoll und seinen Pass zeigen, kurze Gesichtskontrolle, alles gut, Zutritt zum Gate 20 gewährt.
Das Gate füllt sich schnell, lautes Stimmengewirr, alleine an den vielen Instrumenten kann man einige Musiker erkennen, es spielt ja am ersten Abend eine vielköpfige Band.
Beim gestrigen Checkin per Internet standen gerade Mal noch drei Plätze zur Auswahl, leider kein Fensterplatz mehr. Das ist der „Preis“ den man zahlen muss, wenn man kein Smartphone hat und erst abends eincheckt. Aber so ist das dann halt. Ärgerlich ist dann nur, dass jemand am Fenster sitzt, der die ganze Zeit auf das Tablet schaut und sich einen Film rein zieht. Kann man diese Strecke wirklich so oft geflogen sein, dass die vorbei ziehende Natur kein Blick mehr Wert ist?
Der Service verteilt kurz nach dem Start Kaffee und Tee, zum Glück gibt es nicht mehr, man hat kaum einen Millimeter um sich zu bewegen, Sardinen in der Büchse haben mehr Platz.
Man merkt recht schnell wie es draußen dunkler wird, die Sonne scheint aber noch durch die Fenster auf der linken, westlich gelegenen Seite. Entsprechendes Wetter vorausgesetzt sehe ich die Sonne erst wieder auf dem Rückflug am Sonntag.
Landung in Longyearbyen, es hat -1 °C.
Bin wieder in der Baracke 5, diesmal aber im zweiten Stock und mit Blick auf die andere Hangseite mit dem Gruvelaget. Schon bei der Ankunft am Flughafen war es stockdunkel.
Beim Einloggen ins WiFi wird man gleich auf eine Internetseite von Hurtigruten-Svalbard gelenkt. Dort war ich schon am buchen der Nordlysfahrt am Freitag, aber zum Glück habe ich gesehen, dass auf der Bestätigungsseite was von 05.02.2019 stand und nicht 01.02.2019. Da buche ich das lieber gleich an der Rezeption, das ist sicherer. Denn die Wahrscheinlichkeit für Nordlicht steigt genau morgen Abend laut Vorhersage auf das Level G2, das war jetzt in den letzten Wochen wo ich das regelmäßig geprüft hatte eher selten der Fall. Vielleicht habe ich ja hier endlich Glück auf die ganz große Himmelsshow.
So, die Tour morgen ist gebucht, sie endet um 19:30 Uhr, das ist zwar knapp für 20 Uhr ins erste Konzert, weil vorher soll es ja auch noch was zu essen geben. Da die Tour am Raddison-Hotel beginnt und endet läge es natürlich nahe, dann dort noch etwas zu ergattern, kaum anzunehmen, dass das Konzert wirklich pünktlich beginnt und bis zum Kulturhuset ist es ja nur ein kurzer Fußweg.
Die Klamottenfrage war nicht einfach vor dem Aufbruch, kalt ist es wirklich nicht, aber es weht ein Lüftchen und es schneit ganz leicht. Nur einen Pullover zu nehmen war schon mal korrekt, die zweiten dicken Handschuhe habe ich gleich auf dem Zimmer gelassen, unnötig die Dinger.
Aber nur in Jeans, das ist auch nicht der wahre Herbert, also dann über die Jeans doch die „arktische“ Hose drüber. Alles in allem eine gute Wahl.
Auf dem Flug hatte ich mich ein wenig mit meiner Sitznachbarin unterhalten und ich bin mir sicher, sie auch schon früher auf dem PolarJazz Festival gesehen zu haben. Sie bestätigte auch, dass sie schon mehrmals hier war. Da fragte ich sie einfach, ob ihr nicht auch der Fotograf aufgefallen war, der an allen Konzerten da ist und Bilder ohne Ende schießt und sie auf seinem Flickr-Account veröffentlicht. Sie wusste zwar wen ich meine, aber seinen Namen wusste sie nicht, womit ich ihr schon mal einen Schritt voraus war. Allerdings wundere ich mich, dass er nicht nur Bilder vom PolarJazz-Festival schießt, sondern in ganz Norge und auch im Ausland unterwegs ist. Kein Problem sagte sie, sie habe hier eine, ich erinnere mich nicht mehr genau, war es eine Nichte oder Tochter, die könnte sie fragen. Da dachte ich schon, nun gut, was nützt mir das wenn sie dann fragt und es weiß, wie soll ich es dann erfahren.
Ich sitze noch keine Viertelstunde in der „Svalbar“, da taucht sie mit Freundinnen auf und berichtet mir sie hätte mit dem Fotograf gesprochen, ja er sei zwei Mal die Woche auf Konzerten unterwegs. 😎
Ein wahrer Burger-Fan bin ich nun wirklich nicht aber der „Svalbar“-Burger der hier gereicht wird war mir in guter Erinnerung. Also einen „Svalbar“-Burger und ein Svalbar Bryggeri IPA für den frühen Abend geordert. Sehr lecker.
Tja jetzt ist es ja noch arg früh, noch knapp zwei Stunden bis das erste Abendkonzert beginnt. Mit einem zweiten Øl kann man noch etwas Zeit überbrücken, aber es böte sich auch die Gelegenheit sich noch mal die Beine zu vertreten, immerhin habe ich nun fünf Tage von früh bis spät in der Reisschüssel gesessen. Also noch in Ruhe das Øl geniessen und dann noch mal an die frische Luft.
Die ganze Zeit lief echt super Musik im Hintergrund und jetzt „Ebony & Ivory“ mit Paul McCartney, schlimmer könnte es nicht kommen. --- Es ist vorüber und die gute Musik wird fortgesetzt.
Das IPA ist leer und es geht noch mal kurz um den Block, die Temperatur liegt bei 0,0 °C, gefühlt wie -5,4 °C, was eine Schande. Auf meinem kurzen Ausflug habe ich denn auch die Svalbar Bryggeri ausgemacht, sinniger oder unsinnigerweise steht auf der Rückseite des Gebäudes ein Schild.
Auf dem Rückweg bin ich einen etwas anderen Weg gegangen, mit einem Streckenabschnitt den ich vorher noch nie genommen hatte. Beim Betreten dieses Abschnitts stand ein Schild, dass hier keine LKW fahren dürfen, ok dachte ich, dann dürfte das ja für Fußgänger möglich sein. Erst nach ein paar weiteren Metern sah man, dass da vier große Bauzäune standen, je auf meiner Seite des kleinen Bachlaufs und auf der anderen. Aber man konnte natürlich schon drum herum gehen, es war nur dazu gedacht, dass keine Fahrzeuge einfach weiter fahren und dann den Graben runter rauschen. Der kleine Abhang war wirklich nicht steil, aber der Schnee war verharscht und es hat gereicht sich auf den Appel zu legen. Aber nix passiert, außer ein kleiner blauer Fleck am Arm. Ich sag's ja immer, diese blöden Touristen die unbedingt da laufen müssen, wo sie nicht sollen und es dann trotzdem tun. Also „selbern“ Schuld… 😎
Es ist nun 20:04 Uhr und das Foyer des Kulturhuset ist nur übersichtlich gefüllt, ich habe sogar noch einen Sitzplatz gefunden und schreibe etwas.
Es gibt einen Programmwechsel, zuerst tritt Janove auf und dann erst Ola Kvernbergs Steamdome (was sich später als eine sehr gute Entscheidung heraus stellte). Die ersten beiden Songs von Janove zünden noch nicht wirklich, das Publikum kommt erst langsam in Fahrt, aber dann rockt es schon ziemlich gut. Alle Songs sind auf Norwegisch, aber ich verstehe kein Wort, der Gesang ist im Vergleich zur Musik zu leise. Die Ansagen zwischendurch sind besser verständlich. Nach knapp 1,5 h ist Schluss, eine Zugabe gibt es nicht.
Kurz darauf ertönt die Stimme des Festival-Leiters, der verkündet, dass nun alle den Saal verlassen müssen. Das gab es bisher noch nie. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann lag das daran, dass wohl für Janove Einzelkarten erworben werden konnten und man natürlich sicher stellen will, dass die Gäste nicht einfach im Konzertraum bleiben und sich auch noch das nächste Konzert genehmigen.
Ok, dann also alle raus. Keine Ahnung wann es genau wieder los ging, irgendwas nach 22 Uhr. Vom ersten Sound an hat mir das unheimlich gut gefallen was die sieben jungen Männer da abgeliefert haben. Zu dem Zeitpunkt ist mir dann auch aufgefallen, dass nicht nur Janove im Flugzeug nur zwei Sitze von mit entfernt saß sondern auch einige der Ola Kvernbergs Steamdome Leute in nächster Umgebung, Ola z. B. direkt hinter mir. Man stelle sich das mal vor, man würde in Deutschland im Flieger sitzen und ein bekannter Musiker sitzt einfach so nebendran, da würde doch sicherlich Chaos ausbrechen, aber hier, Fehlanzeige, alles völlig normal. Es gibt keine Spezialbehandlung für die VIPs, der ganze Flieger ist Economy, es gibt kein Business, geschweige denn First Class.
Das was Ola Kvernbergs Steamdome gespielt haben kann ich schwer umschreiben. Gesang gab es schon mal gar keinen, was durchaus ein Pluspunkt sein kann. Ungewöhnlich war auch, dass es zwei Schlagzeuger gab und dann noch einen zusätzlichen Perkussionisten. Die Stücke die gespielt wurden waren von epischer Länge, nicht so die üblichen 3-4 Minuten-Einheiten. Eine Stimme (per SMS) aus der Heimat (die sich die Jungs mal auf Spot_fy angehört hatte) meinte das sei aber ein ganz schönes „Gedudel“. Gut möglich das das sogar stimmt, aber hier auf der Bühne, live, das war ein Erlebnis. Wie es bei den restlichen Zuschauern ankam war mir nicht so klar, es war alles längst nicht so euphorisch wie bei Janove vorher, außerdem hatte sich der Zuschauerraum auch schon etwas gelichtet, was aber auch daran liegen kann, dass sicher einige Leute am nächsten Tag wieder arbeiten müssen und nicht bis nach Mitternacht ausharren.
Eine Zugabe wurde gespielt, hätte ich nicht gedacht, dass das übrig gebliebene Publikum doch so begeistert war und eine forderte. Die Zugabe habe ich fast von Anfang an aufgezeichnet, das waren alleine knapp 10 Minuten, das ist auch das einzige Video, dass ich vorerst auf die Homepage stelle.
Kurz nach Mitternacht war dann Ende für den ersten Abend. Ich habe mich mal vorsichtshalber doch wieder komplett angezogen, also die Winterhose drüber und auch wieder die dicken Schuhe, allerdings ohne extra Socken. Die Außentemperatur wurde mit -1,nochwas°C angezeigt, gefühlt wie -7,nochwas°C. Bis ich im Zimmer ankam war ich doch ganz schön ins Schwitzen geraten. Kurz vor ein Uhr dann Nachtruhe.