4 Std. 02 Min. (218 km) über Fähre Jondal – Tørvikbygd
4 Std. 46 Min. (251 km) über Fähre Utne – Kvandal
4 Std. 41 Min. (279 km) über Granvin (Hardangerbrua und Vallaviktunnel)
Unterkunft
SunriseSunset
Bis Odda gibt es erstmal keine (sinnvolle) Wahlmöglichkeit, denn der [E134] in Richtung Haugesund zu folgen ist nicht möglich, weil die Straße im Winter gesperrt ist. Nach Odda hat man dann die Wahl, entweder durch den Folgefonntunnelen und über die Fähre Jondal – Tørvikbygd (sonntags fährt die Fähre immer zur Stunde 20) oder weiter am westlichen Hardangerfjord und über die Fähre Utne – Kvandal (sonntags fährt Fähre immer zur halben Stunde). Beide Varianten bin ich schon gefahren.
Also Zeit für eine dritte Möglichkeit, nämlich am östlichen Hardangerfjord entlang und dann über die Hardangerbrua und durch den Vallaviktunnel nach Granvin. Dem [Rv 13] folgt man dann bis Voss und stößt dort auf die [E16]. Das Hurtigruten Schiff legt um 21:30 Uhr ab. Eins oder zweimal bin ich ja schon in Bergen gestartet, kann mich aber nicht mehr daran entsinnen, ob man da Abends schon oder noch was zu Essen bekommt. Aber letztlich wäre mir das eh zu spät. Also muss ich mir was in der Stadt suchen. Auf einer Seite die die besten 10 Restaurants auslobt steht der Satz „… here are Bergen’s best places to have lunch, dinner, and many Instagram moments“. Das wäre also schon mal die Liste der Restaurants die ich auf jeden Fall meiden sollte. Irgendwelche Pappnasen in der Nähe zu haben die ihr Essen auf Instagram posten, nein Danke, da lege ich keinen Wert drauf.
Zum Glück steht das Bryggeriet nicht auf dieser Liste. Es wäre also eine Möglichkeit, <argh> das kann doch nicht wahr sein, die haben sonntags geschlossen. Nette Leute aus dem Forum haben mir Tipps für Restaurants gegeben, da werde ich mich entscheiden.
Noch ein paar Infos zum Hurtigrutenterminal. Für das Navi wichtig ist „Hurtigruteterminalen, Nøstegate 30, N-5010 Bergen“. Von der Seite hurtigwiki.de stammen folgende Infos: „Ab 13:00 Uhr ist es möglich, das Gepäck am Terminal einzuchecken. Im Terminal befinden sich auch kostenpflichtige Schließfächer. Der eigentliche Check-in beginnt etwa um 15:00 Uhr und das Boarding ab etwa 16:00 Uhr. Die Kabinen können gegen 18:00 Uhr betreten werden.“ Mal schauen, ob ich dann das Auto schon gegen 15 Uhr an Bord bringen kann und die restliche Zeit dann noch etwas Bergen breit treten kann.
Auch heute wieder erst ab 8 Uhr Frühstück, aber es war ja keine Eile angesagt. Selbst die lange Strecke über die Hardangerbrua beträgt nur ca. 280 km. Temperaturmäßig konnte es nicht arg kälter gewesen sein, draußen sah man, dass der Balkon nass war. Bei der Abfahrt war es noch nicht ganz hell. Das Hotel liegt, zumindest laut Navi, auf ca. 800 m ü. d. M., also ging es zumindest heute noch ca. 200 Höhenmeter nach oben. Beim Start waren es draußen +1 °C, wie gestern Abend auch schon. Kälter als 0 °C wurde es heute nicht mehr und nur auf ein paar Kilometern lag Schnee auf der Straße, sonst nur komplett geräumte Straßen.
Ab Odda dann also östlich am Hardangerfjord entlang, die Straße kannte ich noch nicht. Sie ist deutlich kurvenreicher und schmäler als die Westuferstraße. Bevor es dann über die Hardangerbrua ging bin ich noch mal kurz von der Straße abgebogen, mitten an einem Kreisel im Tunnel und habe einen Parkplatz angesteuert. Von dort aus ging es am Hang einen Weg nach unten, immer die Brücke im Blick. Im Moment habe ich die Zahlen nicht im Kopf, aber sie ist glaube ich kürzer als die Hålogalandsbrua. Aber definitiv nicht minder imposant. Auf der Brücke hat es nicht nur zwei Fahrspuren für Fahrzeuge sondern auch einen richtig breiten Weg für Fußgänger und Fahrradfahrer. Der Weg den ich entlang lief führte direkt in den Tunnel hinein, der dann unmittelbar auf die Brücke übergeht. Es war mehr oder weniger windstill und somit überhaupt kein Problem sich auf der Brücke aufzuhalten. So etwa 1/3 der Strecke über die Brücke bin ich wohl gelaufen, es fing an zu regnen. Aber so schnell wie es anfing hörte es auch wieder auf.
Dann weiter in Richtung Bergen, das Navi schlug die Strecke über Voss vor, aber ich wählte den Weg über Norheimsund. Kurz nach Norheimsund liegt der Steinsdalsfossen. Dieses Mal ohne Eis und Schnee, also habe ich doch mal angehalten und bin vom Parkplatz aus hin gelaufen. Der Wasserfall sprudelte recht heftig. Kurz hinter dem Fall steigt die Straße ja noch mal ordentlich an. Die Strecke bin ich ja schon zweimal gefahren, in umgekehrter Richtung. Speziell die zweite Fahrt war heftig, da lag so viel Schnee, selbst in Norheimsund auf Meereshöhe, dass es nicht möglich war überhaupt auf den Parkplatz für den Steinsdalsfossen zu gelangen. Mit meiner flachen Flunder setzte ich gleich auf und war froh wieder auf die Straße zurück zu kommen. Heute, wie gesagt, alles grün, kein Krümel Schnee, nicht mal Reste.
Am Furedalen skicenter Parkplatz (ungefähr 450 m ü. d. M.) war auch nur noch wenig Schnee zu sehen. In dem Skigebiet dürfte es wohl Essig gewesen sein Ski zu fahren.
Wie sollte es anders sein, in Bergen schüttete es heftig. Das Auto habe ich am Hurtigrutenterminal geparkt, auf einer Spur die dafür ausgeschildert war. Von dort aus bin ich ins Zentrum gelaufen. Wo das Ridderen lag hatte ich noch im Kopf und bin schnurstracks dort hin. Aber es hatte noch geschlossen, es öffnete erst gegen 16:30 Uhr. Ich hatte mir das ja schon vorher auf G__gle Streetview angeschaut und es war kaum auszumachen. So von der Straßenseite aus sah das alles irgendwie nicht wirklich einladend aus, etwas versteckt und unscheinbar. Aber es hatte durchaus großartige Rezensionen. An die andere Empfehlung aus dem Forum erinnerte ich mich nicht mehr und musste erst mal nachschauen. Ja, klar, „Bryggeloftet & Stuene“, es liegt in unmittelbarer Nähe, bei der Bryggen. Die Karte sah gut aus und es hatte auch offen. Es war, ob der Zeit, recht leer. Ich wurde platziert und bekam die Karte. Nun komme ich zum ersten Punkt den ich heute gelernt habe. Ich habe in meinem Leben noch keine zwei Leute, am Nachbartisch, so heftig schmatzen hörbar essen gehört wie diese beiden. Hammerhart.
Das bestellte Essen war großartig, Danke dafür für den Tipp aus dem Forum. Nun war ja immer noch ewig Zeit, und ein Øl wäre ganz nett. Dummerweise hatte ich mir die Tipps für Kneipen nicht notiert. Also dann noch mal durch ein paar Schauer gelaufen. Gelandet bin ich dann im Pingudingens (Pingvinen) [1], der genaue Name ist mir gerade entfallen. Auf jeden Fall gab es da ein Austmann IPA, das mir ja auch empfohlen wurde, es kommt von einer Brauerei aus Trondheim. Und wieder ein Treffer, sehr lecker das Bräu. Und hier gab es wieder etwas zu lernen. Beim Blick auf die beiden Türen für die „Örtchen“ dachte ich mir nur, was ist das denn für eine Diskriminierung, die Tür für die „boys“ war deutlich schmäler als für die „ladies“. Des Rätselslösung, die Jungs dürfen hier nur kleine Geschäfte erledigen, der gesamte Raum war nicht größer als eine aufgeklappte große Tageszeitung.
„En Øl til“, zu 98 NOK für 0,3 l, aber es war lecker. Dann zurück zum Terminal. Einchecken. Die junge Dame am Schalter spricht Deutsch, ist Deutsche. Sie meint, ich solle mit dem Borden des Autos noch bis ca. 19:30 Uhr warten, sie hätten heute 13 Fahrzeuge an Bord und es könnte sonst Stunden dauern, bis man dann vom Schiff runter käme, wenn man falsch geparkt sei. Ich gebe ihr da prinzipiell Recht, aber stundenlang, nun. Hinter mir stand nur noch ein weiteres Auto. Der Fahrer stieg aus und wir sind ins Gespräch gekommen. Er sprach ein paar Brocken Deutsch, wir haben uns dann aber doch lieber auf Englisch unterhalten. Ja, die Reifen auf meiner Kiste seien ja gut, sagte er. Das beruhigt mich etwas, täuscht aber nicht darüber hinweg, dass die Karre einfach zu niedrig liegt und leicht aufsitzen kann oder schlicht die „Schlappen“ zu breit sind. Er fragte noch wo ich hin will, ich sagte bis Ålesund und dann weiter bis Trondheim und Tromsø. Hmm, da wäre heute auf der Strecke über das Saltfjellet aber der Teufel los gewesen, sagte er. Ja, das hatte ich schon per Zufall auf einem Monitor auf dem Schiff gesehen, wobei für mich nicht ersichtlich war, um welche Strecke es sich handelt. Die Strecke war wohl für mehrere Stunden gesperrt. Das hatte ich ja schon die letzten 1-2 Wochen mehrfach auf der WebCam beobachtet. Dumm ist nur, dass das eine sehr lange Tour wird, ca. 800 km, also wenn da die Straße mehrere Stunden gesperrt wäre, wäre nicht so prickelnd. In Trondheim muss ich auf jeden Fall spätestens 7 Uhr auf die Piste. Und dann, wird schon werden.
Bin dann erst mal mit meinem Gepäck so auf das Schiff und habe die Kabine bezogen. Das erste Mal überhaupt habe ich mir die Sicherheitsbelehrung angeschaut, die so ja nur in Bergen gezeigt wird. Sie ist obligatorisch, so die Ansage. Und, ja, nach dem Abspielen des Videos wurde die Kabinennummer notiert.
Mittlerweile ist es echt eine Zumutung auf dem Panoramadeck eines Hurtigruten-Schiffes. Kaum ein Passagier der kein Smartphone in Betrieb hat wo es nicht pausenlos pömpt und schnarrt, f-ü-r-c-h-t-e-r-l-i-c-h. Und das Schlimme ist, das sind ja keine 14-jährigen Kids sondern ältere gesetzte Herrschaften. Ob die auch wissen, dass wenn sie auf dem offenen Meer sind irgendwann im Netz des Schiffs landen könnten und dann heftige Gebühren auflaufen? Ich erinnere mich, dass ich mal vor Jahren einen Internetzugang auf einem Hurtigruten-Schiff noch für „umme“ bekam. Und das funktionierte nicht nur in den Häfen. Mir war nie klar, wie das finanziell funktioniert. Heutzutage kostet der Zugang zum Internet eine Gebühr, bin mir nicht sicher, wie viel. Aber es geht auch mal ohne.
Was mir ehrlich gesagt auch auf den Wecker geht ist, dass wenn man an der Bar ein Bier bestellt (oder einen Kaffee oder etwas zu essen im Bistro), die immer die Bordkarte haben wollen, was soll der Mist? Und ein weiterer Gast an der Bar machte eine Bemerkung darüber, dass man ja wohl heute kaum noch mit physischem Geld bezahlt. Ich meinte darauf hin nur: „Jeg kommer fra tyskland!“. Mir geht der ganze elektronische Zahlungs-Mist echt auf die Nerven.
Mittlerweile ist es knapp 23 Uhr. Ich sitze auf Deck 7. Es hat sich gelehrt und ist ruhiger geworden. Es steht noch ein halbes Øl zum Verzehr bereit. Marke: Mack, dunkel (mørk). Die gespielte Musik war ganz nett. Mal sehen wie die Überfahrt so wird, noch schützen vorgelagerte Inseln etwas. Nächster Halt ist Florø um 03:30 Uhr. Und gerade wo ich das schreibe fängt das Schiff an zu schaukeln.
1 Nachtrag 18.03.2020: Auf der Homepage von Pingvinen sehe ich, dass die mit foodora kooperieren. Tja, sorry Leute, euch werde ich keinen Besuch mehr abstatten. Unternehmen die solche ausbeuterischen Dienste wie foodora, Deliveroo, Airbnb oder uber unterstützen werden von mir ignoriert. In meinen Augen sind das moderne Sklaventreiber die ihre, tja, was denn eigentlich, es sind ja gar keine Mitarbeiter sondern freelancer, ausbeuten, ein absoluter Dorn im Auge. Leute, wenn ihr solche ausbeuterischen Systeme unterstützt dann spart ihr vielleicht auf den ersten Blick ein paar Kröten, aber mittel- und langfristig wird sich das rächen.