Unterkunft
SunriseSunset
Position der MS Norröna.
| Tag | Hafen | Ankunft | Abfahrt |
|---|---|---|---|
| Sa | Hirtshals | 15:00 | |
| So | auf See | ||
| Mo | Tórshavn | 07:30 | 13:00 |
| Di | Seyðisfjörður | 09:00 |
Tja, das wird schon ein ziemlich harter Ritt. 1.047,4 km am Stück. Die Fähre legt um 15 Uhr ab und man soll 1,5 Stunden vor Abfahrt an der Fähre sein. Für die Strecke werden 10:34 Stunden veranschlagt (laut Routenplanung von OSM). Also 3 Uhr Abfahrt. Wenn man nun alle in den letzten Jahren bei solchen Fahrten an den Tag gelegten Verhaltensweisen über die Wupper kippt und mal richtig, also so richtig, auf die Tube drückt, dann kann man sicherlich ein paar Stunden verkürzen. Aber, muss das sein? <grübel>
Gegen 4 Uhr bin ich kurz wach geworden. Ursprünglich hatte ich den Wecker für 5 Uhr gestellt und wollte um halb sechs los. Aber die Unruhe trieb mich raus aus den Federn und kurz vor halb fünf ging es auf die Piste. Die 3-spurige Autobahn lag fast komplett ausgestorben da, man hätte voll auf die Tube drücken können (und dürfen), aber der Tempomat wurde wieder auf 110 km/h eingestellt. In der Ruhe liegt die Kraft.
Gerade habe ich mir in der Bibliothek der MS Norröna einen Kaffee geholt, mich ans Notebook gesetzt und da rattern die Maschinen los. Es ist 15 Uhr (dänischer Zeit, also 14 Uhr färöischer Zeit). Nun stellt sich die Frage, schlürfe ich den Kaffee schnell wech und spurte wieder zurück in die Kabine, werfe passende Kleidung an, schnappe die Kamera und mache ein paar Bilder von der auslaufenden Fähre oder bleibe ich auf meinen vier Buchstaben sitzen. Ich meine, es ist nur eine auslaufende Fähre und kein Weltwunder. Man muss ja nicht alles knipsen. Also schaue ich aus dem Fenster, sitze im Trockenen und stimme mich ein auf eine völlig unbekannte Sprache. Ein paar Tische weiter sitzt eine kleine Gruppe älterer Herrschaften, ist lustig am erzählen und laut lachen, aber ich verstehe nichts, kein Wort. Letztens hatte ich mir ja einen isländischen Film im Original angeschaut (mit Untertiteln natürlich) und würde sagen, das was die Leute da sprechen ist auf jeden Fall kein isländisch. Das Schiff verlässt gerade den Hafen und geht schwer in eine Rechtskurve, das Schiff vibriert kurz, die Gläser in den Halterungen scheppern etwas. Nun folgt eine scharfe Linkskurve. Die See ist recht ruhig, so könnte es von mir aus bleiben.
Auf einem Monitor hatte ich vorhin eine Linie auf einer Seekarte gesehen die wohl die Route der Fähre zeigt, wo ich aber nicht erkennen konnte, ob das die Route der vergangenen Tour war oder der kommenden. Auf jeden Fall führte sie unmittelbar an der norwegischen Küstenspitze vorbei. Nun wird die Fahrt etwas verlangsamt, so scheint es mir.
Gerade ertönt eine Durchsage im Bordlautsprecher, es könnte auch chinesisch sein. Ich warte auf die englische Ansage. Ein paar Stichworte: „Moderate“, „13-18 m/s“, „comfortable sailing“. Und es gibt auch noch eine ganz kurze Ansage auf Deutsch. Am Montag um 7:30 Uhr laufen wir in Tórshavn ein. Die Wetterbedingungen sollen moderat sein. Die Uhrzeit wird heute Nacht um eine Stunde zurück gestellt. Das ist ja gleich eine doppelte Herausforderung, denn auf meiner „Superuhr“ des Mobilgerätes kann ich die Uhrzeit gar nicht um- oder einstellen. Nun, dann orientiere ich mich eben an den Borduhren. Der Bon für meinen Kaffee zeigt übrigens in der Tat die Uhrzeit der Føroyar. Macht ja auch keinen Sinn die Uhr an Bord mehrmals auf einer Überfahrt umzustellen.
Wo ich doch erstaunt war, es sind vorhin schon etliche Fahrzeuge auf die Fähre gefahren. Insgesamt sollen ja 800 Fahrzeuge drauf passen. Einen Eidgenossen habe ich gesehen, einen Franzosen, ein paar Polen, Litauer und neben Isländern und Färörern sonst nur noch Landsleute.
Das Schiff fährt im Moment nicht sehr schnell ist mein subjektiver Eindruck, aber ich bin ja nur eine Landratte.
In Hirtshals hatte ich die Zeit genutzt und habe mir eine Regenhose und -Jacke gekauft. Und es blieb noch Zeit eine sehr leckere Kürbiscremesuppe zu essen. Als ich aus dem Café raus ging hatte ich eine nette und witzige Begegnung. Ein Pärchen ging gerade über die Straße und die Frau sprach mich treffsicher auf Englisch an und wollte wissen, ob ich da gerade was gegessen habe, ich bejahte und sagte „The soup was good“, sie verstand „… was super good“, ich korrigierte noch mal. Dann hob sie den einen Arm in die Luft und fragte ob ich das auch machen kann, ich dachte, ok, die ist irgendwie nett, das Spiel mache ich mit, stellte meine Tüte mit den Klamotten ab und fragte was ich mit dem anderen Arm machen soll und sie hob ihren auch in die Höhe, ich nahm meinen auch hoch und dann kam sie langsam auf mich zu und umarmte mich. Die Welt ist doch irgendwie nicht so böse. Dann fragte sie, was ich hier so mache und ich sagte ich fahre gleich mit der Fähre nach Ísland. „Nein!?“, nach Ísland, hier kann man mit der Fähre nach Ísland fahren? Und dann der Knaller, es stellte sich heraus die beiden sind Norweger und sind mit der Fähre von Kristiansand nach Hirtshals gefahren. Die Smyril Line kannten sie auch nicht. Verrückt.
Also das Schiff fährt wirklich nicht schnell. Auf meinem Bon für den Kaffee steht bei VAT „0,00“, hmm, keine Steuer auf den Kaffee. Warum das jetzt?
Beim Kauf des Wifi-Coupons habe ich einen Fehler gemacht, obwohl ich extra noch mal nachgefragt hatte ob denn meine Annahme stimmt und wenn man den 7-Tagepass nimmt dann 3,5 Tage auf der Hinfahrt und 3,5 Tage auf der Rückfahrt hat. Ja, ja, so war die Ansage. Als ich dann den Coupon an einem anderen Schalter wirklich kaufte und meine Annahme noch mal wiederholte kamen dann doch Zweifel bei der Servicekraft auf, ob das wirklich stimmt. Es stimmte nicht, die 7 Tage laufen sobald man den Code aktiviert hat. Aber mein Kauf wurde flugs storniert und ich nahm dann den passenden Coupon. Naja, nicht wirklich passend, denn der läuft nur 55 Stunden und das reicht nicht bis Ísland. Also irgendwie sind die Tarife nicht wirklich auf die konkreten Reisezeiten angepasst. Nun, sei es drum. Ausprobiert habe ich die Verbindung noch nicht. Es kam der Hinweis es gäbe auch „schwarze“ Zonen, wo es gar keinen Empfang gäbe. Ich wollte da jetzt nicht den Schlaumeier raushängen und sagen, dass es „weisse“ Flecken seien. Wer weiß, vielleicht werden solche Orte länderspezifisch mal schwarz und mal weiss benannt.
Eben poppte eine Meldung auf meinem Mobiltelefon auf, dass ich jetzt im „Maritim“-Netz wäre. Ich glaube das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich den Flugmodus einschalte. Ein älterer Herr am Tisch neben mir hat gerade sein Smartphone gezückt (und hält es so hoch in die Luft, dass ich den Text lesen kann) und ist in den „Einstellungen“ zugange, vermutlich macht er das gleiche. Über dieses Netz zu telefonieren soll angeblich sündhaft teuer sein.
Ich merke an, die Fähre schippert immer noch recht gemütlich vor sich hin. Vermutlich wird das sehr gute Gründe haben, vllt. laufen wir so nicht unbedingt in schwerere See. Die übrigens derzeit immer noch vergleichsweise ruhig ist, man sieht fast keine Schaumkronen, geschweige denn etwas was man ernsthaft Wellen nennen könnte.
Die Kabine ist übrigens recht nett, so hatte ich es mir auch vorgestellt bzw. die Bilder im Katalog sehen ähnlich aus und spiegeln nicht etwas vor was nicht real wäre. Nur hatte ich anfangs vergeblich nach einer Temperaturregelung gesucht, weil mir deuchte, dass es zum Schlafen zu warm sein könnte. Dann hatte ich mich mal für ein paar Minuten aufs Bett gelegt und die Äuglein geschlossen, als ich sie öffnete sah ich an der Decke einen großen Regler für die Temperatur. Na, siehe da, auch das ist geklärt.
Hier in der Bibliothek/Cafeteria ist ein ständiges Kommen und Gehen. Alle Durchsagen erfolgen übrigens auch auf Deutsch, bemerkenswert, das hätte ich nicht erwartet. Gerade wurde angekündigt, dass man ab jetzt einen Tisch im Restaurant „Munkestova“ buchen kann. So richtig weiß ich noch nicht, was ich heute Abend essen soll. Hängt auch ein wenig davon ab, wie das Wetter so wird, also wellenmäßig gesehen. Ein wenig mehr Wind und Wellen sind ja schon noch angekündigt. Noch ist etwas Zeit bis ich eine Entscheidung treffen muss. Jetzt lege ich erst mal eine Pause ein.
Nach Schiffszeit (16:50 Uhr) wäre es jetzt noch nicht unbedingt Zeit für das Abendessen, aber was weiß mein Magen schon von der (kommenden) Zeitverschiebung. Also Aufbruch ins „Nóatún“. Dort hat es verschiedene Dinge zur Auswahl, Burger, Pizzen, Salate, so steht es an Tafeln an der Wand. Das ist mir zu abstrakt. Ich schaue in die Auslage. Aha, ah so, das sieht ja appetitlich aus. Eine Kombination aus Lachsbrot und Rekebrot, üppigst belegt. Da wird gar nicht lange gefackelt, das ist gebongt. Dazu noch ein dunkles Färöisches Bier. Hmm, das Brot ist wirklich sehr lecker. Das Bier, leider einen Tick zu warm, deshalb gebe ich hier noch keine endgültige Bewertung ab. Nachdem ich zu Ende gegessen habe kommt eine Servicekraft und deckt jede Menge Deckel von dampfenden Schüsseln ab. Ja Sackzement, da hätte ich etwas geduldiger sein müssen, es wurde das Buffet eröffnet. Nun, es gibt ja noch zwei Abende wo man sich drauf einstellen kann, wenngleich das Brot schon ein Genuss war.
Nun, der Abend ist lang. Zeit ein Buch zu lesen, was für ein Luxus, so was habe ich ja schon eine Ewigkeit nicht mehr gemacht. Der Titel „Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück“, von François Lelord. In Nullkommanix habe ich die Hälfte durch, sehr kurzweilig.
Davon hatte ich im Internet schon gelesen, es gibt Themenreisen der Smyril Line, z. B. die „Crime Cruise“. Und wie unschwer zu sehen war sind hier heute Abend welche unterwegs. Während ich in der Bibliothek saß und mir noch ein Bierchen genehmigte fand wohl die Eröffnungsveranstaltung statt. In hörweite des Moderators bekam ich einiges mit. Der Schiffs-Host sprach auch ein paar Worte, in deutsch. Er erwähnte z. B. dass wir auf dem Weg zu den Føroyar 4xx Passagiere wären, aber dann auf dem Weg nach Ísland nur noch 2xx (die genauen Zahlen habe ich schon wieder vergessen). Und alleine auf der jetzigen Fahrt seien 1xx Passagiere der „Crime Cruise“ zuzurechnen. Demnach ist das Schiff wohl fest in deutscher Hand.
Das Schiff läuft derweil, toi-toi-toi, sehr ruhig. Ich bin begeistert und hatte es mir deutlich schlimmer vorgestellt, aber wir haben ja auch erst einen Bruchteil der Strecke zurück gelegt. Als ich nach dem Essen auf einem Monitor schaute waren wir in der Nähe des Lindesnes fyr, also dem südlichsten Punkt von Norge.
Den neuen GPS-Logger habe ich in der Kabine direkt am Fenster liegen, aber es blinkt nicht (blau). Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, dann loggt er so auch nicht. Das wäre natürlich eine herbe Enttäuschung, denn genau in dem Punkt habe ich mir doch ganz andere Qualitäten erwartet. Ich überlege noch wann ich den GPS-Logger wirklich auf die Zeitzone der Føroyar umstelle. Macht wohl Sinn wenn ich das morgen mache, dann wenn auch die Zeitumstellung statt fand. Darf ich nur nicht vergessen auch die Kamera umzustellen, damit alles zusammen passt. Da sind die Fahrten in Skandinavien doch deutlich einfacher, da gibt es diesbezüglich nichts umzustellen.
So richtig müde bin ich noch nicht, aber die letzten beiden Tage waren schon fordernd, also ab in die Koje. Die See ist übrigens immer noch sehr ruhig, das Schiff schwankt fast gar nicht.