Haukeli – Kristiansand 3 Std. 26 Min. (236 km)
Hirtshals – Hjørring 20 Min. ( 25 km)
Unterkunft
SunriseSunset
Nun kann man deutlich entspannter die Strecke zur Fähre angehen. Die Fähre in Kristiansand fährt um 16:30 Uhr ab. Spätester Hafen-Check In: 60 Minuten vor der Abfahrt. Überfahrtsdauer: 3 h 15 m. Die eine Stunde die man vor Abfahrt am Hafen sein soll ist nicht so eng zu sehen, sowohl bei meiner ersten Überfahrt in 2015 als auch in 2018 kamen wenige Minuten vor Abfahrt noch Fahrzeuge auf die Fähre.
Heute hatte ich ja viel Zeit, von Haukeli nach Kristiansand sind es nur gut 200 km. Und so eine knifflige Strecke wie über das Haukelifjell stand auch nicht mehr an. Lediglich der kurze Anstieg, immerhin 12%, ab Haukeli auf dem [Rv 9], wenige Kilometer lang. Kurzes Frühstück, packen und dann zum Auto. Ja heiliger Bimbam, der ganze Parkplatz war total verschneit, man stapfte durch einige Zentimeter Neuschnee und es schneite heftig. In den paar Sekunden in denen ich das Gepäck im Kofferraum verstaute wehte es einigen Schnee herein. Dann das Auto vom Neuschnee befreien, ging gut, man musste nicht kratzen. Dann den Wagen zurückgesetzt, Vorwärtsgang, tssssssssss, die Reifen drehen durch, es ist topfeben an der Stelle. Ein wenig vor und zurück, aber da ging nix. Ich habe mir dann die große Schaufel, die außen am Hotel steht, geholt und rings um das Auto den Schnee weg geschaufelt, püh, da wird einem gleich warm. Wieder ins Auto gesetzt, nichts geht.
Da sah ich einen Traktor-Fahrer der auf den Nebenstraßen den Schnee weg fräste, ich lief zu ihm hin und fragte, ob er mir helfen könnte. Ja, nee, eigentlich nicht. Ich solle mich ans Hotel wenden. Nun gut, dann wieder an die Rezeption und mein Problem geschildert, ja, kein Ding, sie ruft jemanden an der hilft. Ich wartete draußen, schaufelte noch mal etwas, probierte es noch mal, das hatte aber keinen Zweck. In Nullkommanix war das Auto wieder zugeschneit. Keine Ahnung wie lange ich wartete, obwohl ich absolut nicht in Zeitnot war, man ist doch etwas unruhig. Dann kam der Traktor-Fahrer und räumte erst mal die Zufahrt frei. Er stieg aus und ich fragte, ob er ein Seil hat. Ich hatte nämlich in der Zwischenzeit schon die Abdeckung vorne im unteren Spoilerbereich entfernt und den Haken eingedreht in den man dann ein Seil hätte einhängen können. Nee, ein Seil hätte er nicht, bzw. nur eins von so ca. 50 cm Länge. Das würden wir, die Rezeptionsdame war nun auch dazu gekommen, schon so „schaukeln“, meinte er. Ok dachte ich, probieren geht über studieren. Gleich auf Anhieb klappte es natürlich nicht, aber man merkte es kam schon etwas Bewegung in die Sache. Dann noch mal vorne etwas schieben und zack, stand das Schüsselchen auf der geräumten Spur. Veldig bra (sehr gut). Meine letzten 100 NOK in Scheinen wollte ich dem Traktor-Sjafør vermachen, aber er war nicht zu erweichen. Die Rezeptionsdame meinte, dass sie ihn dafür entlohnen würde. Ok, dann bedankte ich mich tausend Mal und fuhr los.
Die [E134] die ich kreuzte war gut geräumt, aber der [Rv 9], uiuiui, da war schon längere Zeit kein Räumfahrzeug mehr gefahren und auch kein Auto, zumindest nicht auf meiner Spur. Zuerst steigt die Straße noch moderat an, aber flott werden die 12%-Steigung erreicht, incl. zweier Spitzkehren vom Feinsten. Zunächst benutzte ich mit den linken Rädern die eine Reifenspur der Gegenseite und weil auf Sicht keiner kam fuhr ich dann komplett auf der linken Spur. Die Spitzkehren fuhren sich ohne den kleinsten Durchdreher. Irgendwann hat man dann die Steigungsstrecke mit den vielen Kurven geschafft und von da an fährt man im Prinzip von knapp 900 Höhenmeter der See entgegen. Wirklich knifflig wurde es nicht mehr.
Nun stellte sich nur noch die Frage, ab wann würde der Schneefall in Regen übergehen und der Schnee auf der Straße in Schneematsch. Denn selbst auf 900 m waren es nur bescheidene 0 °C. So dauerte es auch nicht so arg lange, gefühlt vllt. eine halbe Stunde und der Punkt war erreicht. Und eins steht fest, die Bergfahrt mit 12%-Steigung auf ungeräumter Spur war deutlich einfacher zu fahren als im Schneematsch, der das Auto wie in Spurrinnen ständig „schwimmen“ lässt, da muss man deutlich vorsichtiger fahren.
Selbst die äußerst konservative Prognose des Navi lässt mich lange vor Abfahrt der Fähre in Kristiansand ankommen. Da sehe ich einen kleinen Umweg nach Kristiansand und biege auf eine kleinere Straße ab. Sehr kurvig, Berg und Tal, dann öffnet sich die enge Schlucht und bietet einen Blick auf einen See und ein kleines Dorf auf einem Bergrücken. Das sah gut aus, da könnte man hin fahren und mal schauen, ob sich dort ein guter Blick auf den See bietet. Aber gar nicht nötig, etwas weiter am See entlang sehe ich Leute direkt am Ufer entlang laufen. Da ist ein kleiner geräumter Weg, ja super. Also zum Seeufer gefahren und einen kleinen Spaziergang absolviert. Wunderbar, die Sonne kam sogar mal kurz durch die Wolken und so sah alles gleich viel „hyggeliger“ aus.
Trotzdem war es für die direkte Fahrt ans Terminal noch zu früh. Also erst mal an den Bahnhof gefahren, ein paar Fotos schießen und eruieren, ob man Material für Daheimgebliebene abgreifen kann. Weiter in die Stadt, ziellos. Wenn man parken will ist überall das Parkschwein zu füttern. Dann bot sich plötzlich der Anblick von einer schönen Stelle am Ufer und dann auch noch mit blauem Himmel. Da muss sich doch ein Plätzchen finden lassen, wo man mal die Karre für ein paar Minuten abstellen kann. Ja, gibt es. Und die Ecke da ist wirklich nett. Der genaue Name des Viertels ist mir schon wieder entfallen, muss ich später noch mal nachschlagen. Dort hat es auf jeden Fall jede Menge Restaurants und Kneipen und das alles um eine kleine Wasserfläche gruppiert. Wenn ich noch mal so viel vor der Zeit in Kristiansand ankommen sollte, dann wäre das der Platz wo man sicher was Leckeres zu essen bekommen würde. Unterwegs hatte ich nämlich nur einen Salat gegessen. Dort wunderte ich mich zuerst noch, warum aus der Tankstelle eine Frau mit zwei Packen Blumen in Plastikfolie umschlagen kam. Als ich drinnen saß und den Salat, mit „reke“ (also „Würmchen“, sprich Krabben), verknabberte, trabte wieder jemand mit Blumen aus dem Laden. Ja klar, das hatte ich doch die letzten Tage schon häufiger gesehen: „Husk, søndag, morsdag“, also am Sonntag ist Muttertag. Ja ja, Muttertag fällt von Land zu Land auf sehr unterschiedliche Tage.
Es waren also ein Sack voll schöner Fotos in der Kiste, da kann man nun beruhigt zum Terminal fahren. Das Ticket hatte ich schon griffbereit, da fragt mich das junge Mädel am Checkin, ob ich „Markus“ sei. Total perplex sagte ich „ja“, das Ticket war gar nicht von Nöten. Bleibt ja nur eine Möglichkeit, sie checkt das Nummernschild während man an das Häuschen heran fährt oder eine Kamera scannt das Schild und präsentiert ihr die Bordkarte, denn die hatte ich in wenigen Sekunden in der Hand. Es standen schon zwei Schlangen Autos da. So arg viele kamen dann gar nicht mehr dazu. Kaum war ich ausgestiegen konnte man um einen kleinen Berg die Fähre sehen, das müsste also eine recht pünktliche Überfahrt werden.
Die Fähre „parkte“ flott ein und es ergoss sich ein nicht enden wollender Strom an Fahrzeugen, schon beim Einlaufen hatte man auf der vollen Breite LKWs draußen an Deck stehen sehen. Meine Reihe fuhr als erstes los. Ich hatte kaum geparkt und mein Zeugs gesammelt, da fuhren auch schon die letzten Fahrzeuge auf. Auf meiner Seite waren zwei Fahrspuren komplett leer, die ganzen Zwischendecks sowieso. Und das zeigte sich dann logischerweise auch innen, gähnende Leere überall, sowohl in den Bereichen wo man noch mal extra zahlen muss und etwas separiert vom „Holzklasse-Volk“ sitzt, als auch im restlichen Bereich wo man sich frei setzen kann. Also sonntags scheint es deutlich ruhiger zu sein als freitags.
Kaum war ich auf das oberste Deck nach draußen geklettert klappte auch schon die Anlandeklappe hoch und die Leinen wurden losgemacht, deutlich vor der Zeit. Also wenn jemand ohne Ticket auf den letzten Drücker kommt, dann ist Essig. Die letzten Sonnenstrahlen tauchen die Stadt in ein freundliches Licht. Was ein Unterschied zur letzten Überfahrt, da goss es in Strömen, das Außendeck hatte ich da glaube ich gar nicht aufgesucht. Zwischenbemerkung: mir gegenüber am Tisch sitzt eine Frau die hat während sie sich gesetzt hat, vor vielleicht 20 Minuten, noch kein einziges Mal Luft geholt sondern nur „geschnattert“, die Begleitung hört gespannt zu. Faszinierend.
Da ich beabsichtige heute Abend in Hjørring wieder in das Restaurant zu gehen wo ich auch letztes Mal war (Cafe Chic Oldschool; Jernbanegade 3), habe ich an Bord nur einen Fruchtsnack zu mir genommen und die fettigen und total ungesunden - aber vermutlich nicht unleckeren - Pølser mit einem Berg von Pommes plus „rot+weiß“ links liegen lassen.
Die vom Kapitän in seiner Ansage angekündigte etwas unruhige Überfahrt hat sich bisher nicht eingestellt, das Schiff (er bezeichnete es als „Vessel“ und nicht als „ship“) läuft sehr ruhig mit minimalen Schwankungen. Laut Ansage soll die „Vessel“ um 19:45 Uhr in Hirtshals ankommen, das wäre in 30 Minuten.
Ach ja, die gewünschten Fahrpläne der Fähren Kristiansand-Hirtshals und Larvik-Hirtshals habe ich ergattert.
Ja, was eine Pleite, das Cafe Chic Oldschool hat sonntags geschlossen. Und an einem Restaurant direkt neben dran haben sie auch gerade den Laden dicht gemacht, um 20:45 Uhr. Die Dänen scheinen früh zu Bett zu gehen. Dann forschen Schrittes wieder zurück in die Fußgängerzone. Beim lokalen Italiener brennt immerhin noch Licht, ein Gast ist nicht auszumachen, aber draußen steht ein Schild, das bis 22 Uhr offen wäre, immerhin.
Keine Ahnung wie der Pizzabäcker das gemacht hat, aber so schnell hatte ich eine georderte Pizza noch nicht auf dem Tisch stehen. Geschmacklich lag das zwischen sättigend, recht fad und es hätte deutlich schlimmer kommen können. War aber schließlich mein Fehler, hätte checken müssen ob das Cafe Chic Oldschool auch an Sonntagen geöffnet hat. Vor allen Dingen muss man die Öffnungszeiten auch im Hinblick auf die Schließungszeit im Blick haben.