Unterkunft
SunriseSunset
MoonriseMoonset
In 2024 war ich ja seit Ewigkeiten mal wieder in Lillehammer und an dem Hotel gab es auch nichts anzusetzen. Es bot sogar einen kostenlosen Parkplatz an, so nah im Zentrum eine feine Sache. Trotzdem habe ich mir für dieses Jahr eine andere Unterkunft gesucht. Es ist das „Aksjemøllen“. Wie der Name schon sagt, war es früher mal eine Mühle. Dem Anschein nach hat es ca. 11 Stockwerke und ist mit einer auffällig gelben Farbe gestrichen, also auf keinen Fall zu verfehlen. Direkt gegenüber ist zwar ein Parkhaus, aber da wurde mannigfach von abgeraten, es sei sehr eng. Naja, bisher habe ich immer ein Platzerl für mein Schüsselchen gefunden. Westlich der Bahngleise gibt es einen großen Parkplatz (Lurhaugen parkering), der schnell durch eine Unterführung zu erreichen ist. Ab 17 Uhr gebührenfrei bis 9 Uhr.
Sollten die Wetterverhältnisse wieder so top sein wie in 2024 werde ich erneut die [27] am Rondane National Park vorbei über das Venabygdsfjellet fahren. Die vergleichsweise kurze Tagesstrecke sollte es dann auch ermöglichen bei Venabu mal eine Pause einzulegen. Vorher, auf der eher kargen Hochebene, hat es prinzipiell einen Rastplatz. Auf StreetView ist er allerdings im Winter (Mai 2023) noch komplett verschneit. Es gibt noch einen weiteren Rastplatz, aber der dürfte auch eher nicht benutzbar sein. Noch etwas weiter kommt das Spidsbergsæter.
Verkehrsbedingungen auf vegvesen:
Venabygdsfjellet [Fv27]
Dovrefjell [E6]
Das Hotel liegt zwar mitten in der Stadt, aber es ist total ruhig hier. Selbst der Glockenschlag des Doms ist nicht zu hören.
Das Frühstück ist klein aber fein. Das Interieur des Frühstücksraums passt eigentlich gar nicht zu einem Pilgerort. Also zumindest nicht in meiner Vorstellung. Das müsste hier ja eher karg und pragmatisch sein. Stattdessen sieht das eher fürstlich aus, die Stühle sind massiv, mit Polster und Schnitzereien. Alles passt zusammen und ist fast schon prunkvoll. Der Preis war ebenfalls sehr moderat, mit Frühstück und noch einem Parkplatz direkt am Hotel, eine unschlagbare Kombination.
Die heutige Tour ist wieder kurz (336 km), es ist keine Eile geboten. Der Verkehr in Trondheim ist sehr moderat, flugs ist man aus der Stadt draußen.
Die Temperaturen schwanken im Laufe der Fahrt von -10° C und +2° C, das ist doch schon mal ein sehr großer Fortschritt in die richtige Richtung. Nicht davon zu reden, dass es viel blauen Himmel hat und bereits in Trondheim sieht man im Osten die Sonne aufblitzen. Ja, ich gebe zu, die Kombination blauer Himmel und Sonne ist schon eine feine Sache, natürlich nur eisgekühlt.
Am Dovrefjell angekommen halte ich an üblicher Stelle, es hat -7° C, für einen kleinen Spaziergang sollte man da schon richtig präpariert sein. Die dicken Schuhe werden angeschnallt, die schon seit der Abfahrt in Trondheim im Fußraum des Beifahrersitzes liegen und damit etwas vorgewärmt sind, denn alles was hinten im Kofferraum liegt ist auch nach Stunden noch mehr oder weniger eisgekühlt.
Und die großen Spikes werden untergeschnallt, sicher ist sicher. Es geht über die [E6], der Weg ist gangbar, ein paar Mal steckt man dann aber doch bis zum Knie im Schnee. Direkt wo ich laufe sieht man eine Spur von einem Tier. Da ich von so was absolut keine Ahnung habe bleibt es eher ungewiss was das wohl war. An einer Stelle liegt sehr viel verwehter Schnee, das bringt nix, kein Fortkommen mehr. Ich drehe um. Zurück am Parkplatz gehe ich ein Stück in die andere Richtung. Aber auch hier ist das Stapfen durch den tieferen Schnee eher anstrengend.
Weitere Zwischenhalte werden eingelegt, das Wetter ist umwerfend, windstill, die Sonne scheint, Wolken hat es auch, aber alles spielt famos zusammen. Dann entdecke ich die Stelle die wohl als Moschusochsen Aussichtspunkt fungiert. Man sieht das eigentlich ziemlich klar von der [E6] aus, ist mir früher noch nie aufgefallen. Nun, dann will ich mal versuchen dahin zu fahren. Nee, jetzt wirklich, schon wieder diese APCOA-Mafia-Brüder. Nein Danke.
Jetzt habe ich mich etwas verheddert, die Abfahrt zur [29] habe ich verpasst, direkt auf der [E6] wollte ich nicht drehen, fahre also in die Einfahrt zum „Gautåsætre“ rein, passe nun aber peinlichst darauf auf hier an der richtigen Stelle zu drehen. Das Wetter ist so genial.
Das kurze Stück zurück auf der [E6] und rein auf die [29], da wird die Straße doch schon gleich anders, komplett mit einer festen Schneedecke versehen. Wenn man weiß was einen erwartet fährt man nicht mehr ganz so frisch von der Leber weg drauf los. Die 12% Steigung im letzten Jahr sind bei mir lebhaft in Erinnerung geblieben. Ich fahre zu und die 12% stehen förmlich auf meiner Stirn geschrieben. Im Prinzip gilt als letzte Maßnahme einfach wieder umzudrehen, auch wenn das dann ein mega Umweg wäre. Zeitlich wäre es egal, mich drängt nichts. Am Sohlbergplassen halte ich trotzdem an. Der Blick ist einfach grandios, die Stille, das muss man eine Weile auf sich einwirken lassen.
Die 12% warten. Die ersten Meter sind nicht die steilsten, da darf man sich nicht in Sicherheit wiegen. Aber, es liegt viel Split, der hilft gewaltig. Meter um Meter geht es nach oben. Den „Sportmodus“ im Wägelchen hatte ich auch vorher wieder deaktiviert. Die Reifen drehen nicht durch, nicht ein Quäntchen. Ja, den heftigsten Abschnitt habe ich tatsächlich geschafft. Yeah! Und dann dieser Blick, das ist in Worte nicht zu fassen. Aber wo mal anhalten um das bildlich festzuhalten. Guck da, eine kleine geräumte Einbuchtung an einem großen Parkplatz, das reicht um die Schüssel sicher zu parkieren und nicht im Weg zu stehen.
Was für ein Blick, die Freude ist nicht zu beschreiben. Die Temperatur liegt auf ca. 1.000 m auch hier wieder höher als in tieferen Lagen, verrückt. Es ist absolut windstill. Es hat gefühlt deutlich mehr Verkehr als im letzten Jahr, ständig fahren Autos vorbei. Was mich nicht davon abhält auch noch mal auf offener Strecke anzuhalten.
Am Spidsbergsæter halte ich an. Wirklich was anfangen kann man da als Fußgänger nicht. Das ist die Welt der Langläufer. Noch bin ich auf der Hochebene, die Blicke in Richtung Südwesten sind klar und deutlich und reichen sehr weit, die Sonne spielt schon mit leicht rötlichen Farben.
Ein allerletzter Halt auf einem völlig freien Parkplatz der super geräumt ist. Die Eindrücke aufsaugen, abspeichern.
Nun beginnt der Abstieg, von ca. 1.000 m auf 200 m runter, bei gemäßigten 8% und einmal 9% Gefälle. Auch hier hilft viel Split. Es ist keiner hinter mir, ich fahre sehr schaumgebremst, „better safe than sorry“. Die letzten Kilometer nach Lillehammer fahre ich eigentlich mehr oder weniger per Autopilot. Der heutige Tag war einfach einmalig.
Und wir wollen ja morgen nicht wieder auf den letzten Tropfen im Tank fahren. Tanken, auch wenn er längst noch nicht leer ist, auch das ist erledigt. Einchecken im Hotel. Bilder runter laden. Auf in den „Heim Gastropub“. Dort sitze ich nun seit ca. 18 Uhr, jetzt ist es 20:30 Uhr. Lecker Essen, lecker Øl, es gab in der Tat noch Juleøl und ein IPA.
Mal so ein allgemeiner Einschub. Da lernt man mehrere tausend Kilometer von zu Hause Leute aus der Heimat kennen, die das gleiche Ereignis dort hingespült hat. Man (ich) gibt seine Adresse der Homepage bekannt auf der man die aktuelle Reise verfolgen kann. Eine Sache die ich nicht leichtfertig jedem Hansel gebe und dann kommt da irgendwie kein Feedback. Stattdessen sind vermutlich tausend Kanäle auf Facebook, Whatsapp, Instagram und diesem ganzen anderen asozialen Gedöns viel wichtiger. Obwohl man dort Menschen folgt mit denen man noch nie persönlich, über mehrere Tage, ein Wort gewechselt hat. Das gibt mir irgendwie sehr zu denken und ich denke mir nur, WTF. Wieso laufen alle Leute diesen asozialen Medien hinter her. Ich verstehe es einfach nicht. Einschub Ende.
Die Wettervorhersage für morgen ist schon wieder durchmischt, leichter Schneefall, bewölkt, aber nur sehr schwacher Wind. Erst am Sonntag wieder Sonne pur.